Originaltitel: The Perfect Game Episodennummer: 3x05 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 19. Oktober 2018 (Netflix) Drehbuch: Tonya Kong Regie: Julian Holmes Hauptdarsteller:
Charlie Cox als Matt Murdock/Daredevil,
Deborah Ann Woll als Karen Page,
Elden Henson als Foggy Nelson,
Jay Ali als Ray Nadeem,
Wilson Bethel als Benjamin Poindexter,
Vincent D'Onofrio als Wilson Fisk.
Gastdarsteller:
Danny Johnson als Benjamin Donovan,
Peter Halpin als Theo Nelson,
Holly Cinnamon als Julie Barnes,
Joe Jones als Felix Manning,
Heidi Armbruster als Doctor Eileen Mercer,
Cameron Mann als Young Benjamin Poindexter,
Conor Proft als Teenage Benjamin Poindexter,
Gary Hilborn als Coach Bradley,
Dennis Carnegie als Agent Fremont,
David Anthony Buglione als Agent Johnson,
Venida Evans als Callahan,
Ethel Fisher als Wobschall u.a.
Kurzinhalt:
Wilson Fisk erfährt, dass Matt Murdock dem Angriff im Gefängnis entkommen ist – und beschließt, ihn von anderer Seite aus anzugreifen. Er ruft daraufhin das FBI zu sich und meint es wäre an der Zeit, sich ihnen gegenüber wieder einmal kooperativ zu zeigen und ihnen einen weiteren früheren Geschäftspartner auszuliefern: Matt Murdock, bei dem es sich um einen korrupten Anwalt handeln würde. Daraufhin stürmt das FBI Matts Wohnung, und befragt sowohl Karen als auch Foggy. Karen traf sich indes kurz davor mit Felix Manning – der ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt hat. Seither fürchtet sie um ihr Leben. Foggy vertraut sie wenig später dann auch an, dass sie einst Wilson Fisks Assistenten Wesley ermordet hat. Wilson Fisk knöpft sich indes Benjamin Poindexters psychologisches Gutachten vor, liest sich frühere Aufzeichnungen seiner Psychotherapeuten durch – und unternimmt so einen Ausflug in dessen Vergangenheit…
Review:
Nach dem vorläufigen Highlight "Überraschungen" war ich mit "Das perfekte Spiel" leider wieder deutlich weniger glücklich. Am besten fand ich noch Karens geschockte Reaktion auf Felix Mannings Warnung ("I don't fix problems, I make them disappear"), sowie ihre Beichte an Foggy (nachdem sie ihm ein paar Dollar gezahlt hat, um ihn zu "engagieren" und so das Anwaltsgeheimnis zu sichern). Wie sie diese Tat aus der ersten Staffel hier nun einholt, gefiel mir ausgesprochen gut. Ganz nett war auch, am Ende zu erfahren, dass Matt während das FBI seine Wohnung durchsuchte, draußen hockte und alles mithörte. Die Rückblenden waren dank der netten schwarz/weiß-Bilder zumindest nett inszeniert. Und auch wenn ich mit Poindexter überwiegend wieder mal nichts anfangen konnte, so gab es doch einzelne ganz nette Momente, die sich eingeschlichen haben. Wie zum Beispiel, als er in der Rückblende während seiner Zeit bei der Selbstmord-Hotline das vorgegebene Drehbuch verlässt und den Kerl fragt, ob er schon mal daran gedacht hat, statt Selbstmord lieber einen Mord zu begehen. Oder aber jener Moment, wo sein Date bemerkt, mit wem sie es zu tun hat.
Von diesem Punkten abgesehen fand ich "Das perfekte Spiel" aber leider ziemlich furchtbar. Mein Hauptproblem war dabei, das ich mit Benjamin Poindexter als Figur nach wie vor herzlich wenig anfangen kann. Ok, er ist also ein kleiner Monk, ein Spanner/Stalker, und dass er einen psychischen Schaden hat, ist spätestens seit "Der Fluch der guten Tat" klar. Leider aber hat es die Serie bislang aber nicht geschafft, mir zu vermitteln, warum mich das bzw. er interessieren soll. In "Das perfekte Spiel" wird also nun in erschöpfender Ausführlichkeit (und erschöpfend ist hier wirklich genau das richtige Wort) seine Vorgeschichte aufgerollt. Zugegeben, vom Ansatz her war das ganz nett gemacht, wie Wilson Fisk den Bericht liest, und daraufhin in seinen Geist bzw. seine Vergangenheit vordringt. Auch optisch war es, wie schon angesprochen, nett. Inhaltlich konnte ich damit aber überwiegend nichts anfangen. So störte ich mich allein schon am Bezug, den man hier zwischen Waisenkindern und Soziopathie herstellt. Generell fand ich die Therapiesitzungen bzw. den Einblick in diesen offensichtlich kranken zuerst kindlich-, dann jugendlichen, dann erwachsenen Geist nicht interessant – weshalb mich diese ewig lange Rückblende sehr rasch zu langweilen begann. Der nächste große Kritikpunkt ist die Wendung, dass Wilson Fisk hier nun Matt Murdock anpatzt. Ich hab echt keine Ahnung, was die Macher damit bezweckt haben, mich hat das einfach nur genervt. Weil ist ja eh klar, dass sich alles aufklären und Matt nicht ins Gefängnis wandern wird. Weshalb ich diesen ganzen Nebenplot mit extrem verhaltenem Interesse verfolgte. Und auch Wilson Fisks Plan gegen Daredevil macht mir jetzt schon Sorgen – klingt das doch ebenfalls nach etwas, dass so überhaupt nicht nach meinem Geschmack wäre. Jedenfalls: So groß mein Bedauern über die Absetzung nach "Das perfekte Spiel" war, so sehr sollte sich "Das perfekte Spiel" als erfolgreiche Kur dagegen erweisen.
Fazit:
Auf den bisherigen Höhepunkt der Staffel folgt sogleich der (bisherige?) Tiefpunkt. Ich kann mit Poindexter bislang herzlich wenig anfangen, und auch "Das perfekte Spiel" konnte daran wieder einmal nichts ändern. Und da der Schwerpunkt diesmal ziemlich eindeutig auf ihm lag, litt die Episode dann eben auch recht stark an meinem Desinteresse – an dem sie leider trotz der ausführlichen Rückblenden auch nichts ändern konnte. Im Gegenteil, fand ich diese doch zutiefst langweilig. Zudem störte ich mich an der Verbindung, die man hier zwischen Waisenkindern und soziopathischem Verhalten herstellt. Und auch mit der Idee, dass Fisk Matt Murdock als korrupten Anwalt denunziert, konnte ich wenig bis gar nichts anfangen. Immerhin waren die Rückblenden, wenn schon sonst nichts, optisch nett anzusehen, aufgrund der schönen schwarz/weiß-Bilder. Auch einzelne Einstellungen – wie das "Tribunal" – stachen hervor. In erster Linie ist es aber Karen, die "Das perfekte Spiel" für mich noch ansatzweise zu retten vermochte. Angefangen bei ihrem Besuch von Felix Manning, über ihre Nervosität während der Befragung durchs FBI, bis hin zu ihrem Geständnis an Foggy, wo sie eine alte Tat wieder einholt. Alles rund um sie war wirklich stark. Mit dem Rest konnte ich hingegen leider wenig bis gar nichts anfangen.