Originaltitel: The Needs of Earth Episodennummer: 1x11 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 18. August 1999 Erstausstrahlung D: 28. April 2000 Drehbuch: J. Michael Straczynski Regie: Mike Vejar Hauptdarsteller:
Gary Cole als Captain Matthew Gideon,
Tracy Scoggins als Captain Elizabeth Lochley,
Daniel Dae Kim als Lieutenant John Matheson,
David Allen Brooks als Max Eilerson,
Peter Woodward als Galen,
Marjean Holden als Dr. Sarah Chambers,
Carrie Dobro als Dureena Nafeel.
Gastdarsteller:
Tony Amendola als Natchok Var,
Bill Mondy als Nix,
Mark Hendrickson als Patron,
Peter Welkin als Trulann,
Tom Wyner als Apriori Flentak u.a.
Kurzinhalt:
Von einem Ranger erfährt Captain Gideon, dass kürzlich ein Flüchtiger vom Planeten Morada VII auf Praxis 9 verhaftet wurde. Dieser hat das gesammelte, wertvolle Wissen seines Volkes gestohlen, und ist bereit, dieses an jemanden, den er dessen würdig erachtet, zu übergeben. Allerdings haben die Moradi bereits Schiffe losgeschickt, um ihn abzuholen und nach Hause zu bringen. Die Zeit drängt daher, und wenn Gideon an die Datenkristalle gelangen will, muss er das Gesetz brechen, und Natchok Var zur Flucht verhelfen. Zusammen mit Dureena stattet er dem Planeten einen Besuch ab, und mit Hilfe eines kleinen Ablenkungsmanövers gelingt es ihnen tatsächlich, ihn zu befreien, und auf die Excalibur zu bringen. Doch gerade als man abfliegen will, springt die Flotte der Moradi ins System, und nimmt die Verfolgung auf. Bevor sie die Excalibur angreifen und vernichten, bittet ihr Anführer aber, sich mit Captain Gideon zu treffen, und möglicherweise doch eine gütliche Einigung erzielen zu können. Wie weit ist Gideon bereit, für das gesammelte Wissen der Moradi zu gehen?
Review:
Wie mittlerweile schon einige Male erwähnt, sind die Episoden mit den grauen Uniformen jene, die zuerst gedreht wurden – und die JMS auch insofern für besser hält, als er hier noch eher seiner Vision der Serie folgen konnte, da die Einmischung durch TNT im Verlauf der Produktion immer größer wurde. Im Hinblick auf "Praxis 9" überraschte mich dies insofern, als ich meinte, den Einfluss von TNT hier wieder wesentlich stärker spüren zu können, als selbst bei manchen Folgen mit den schwarzen Uniformen. Einerseits mit den Alien-Porno zu Beginn (der wohl eine Folge des Rufs nach mehr Sex war – und ähnlich wie bei der Quallen-Kopulation in "Der Quell der Ewigkeit" wäre ich mir hier als TNT-Executive wohl ziemlich verarscht vorgekommen), und andererseits dem Faustkampf auf Praxis 9, der als Ablenkung für Dureena dienen soll. Beides wirkte auf mich aufgesetzt, und empfand ich als doch eher störend. Leider aber war ich auch davon abgesehen von "Praxis 9" nicht wirklich begeistert – was wohl vor allem daran liegt, wie viel hier in einen Topf geworfen wird. Das Plädoyer für Kunst, Gideons Zielstrebigkeit, Dureenas Vergangenheit, die Bedrohung durch die Außerirdischen, und Mathesons Selbstvorwürfe. Für sich genommen waren diese Aspekte teilweise ja nicht einmal schlecht – wollten aber für mich einfach kein stimmiges und überzeugendes Ganzes ergeben, und konnten in dieser Konstellation auch das in ihnen schlummernde Potential teilweise nicht 100%ig entfalten.
Am besten hat mir noch alles rund um die von Natchok Var in Sicherheit gebrachten Kunstwerke gefallen. Natürlich hat der entsprechende Plot ein bisschen einen Touch von "Fahrenheit 451", aber alle paar Jahrzehnte darf man die Bedeutung von Kunst für eine Zivilisation, und dass sie es wert ist, dass man sie beschützt und bewahrt (statt sie zu verbieten oder zu vernichten) ruhig mal hinweisen. Jedenfalls stimme ich was das betrifft mit JMS – wenig überraschend – voll und ganz überein; wäre die Welt doch ohne die Werke von Shakespeare, Michelangelo, Mozart usw. ein wesentlich ärmerer Ort. Insofern fiel es mir – so wichtig die Mission der Excalibur natürlich auch ist – etwas schwer, Gideons gar kritisch-ablehnende Reaktion nachzuvollziehen. Klar ist seine Enttäuschung verständlich, und hatte er halt gehofft, in den Daten einen Hinweis auf ein Heilmittel für die Drakh-Seuche zu finden. Die Bürde, die auf seinem Schultern lastet, ist zweifellos nicht zu verachten. Aber so weit zu gehen, dass er meint, Natchok hätte sein Leben weggeschmissen, hätte man dann doch nicht gehen müssen. Etwas besser fand ich da schon die Hintergrundinformationen zu Dureenas Vergangenheit – wobei diese darunter litten, dass die Verbindung zu ihrem Besuch von Praxis 9 und dem Sklavenverkauf spätestens nach ihrer Aussage, sie hätte an diesem Ort gelernt, zu dienen, eh schon offensichtlich war – und JMS (auf TNT's Geheiß?) dies trotzdem extra nochmal aussprechen (und zugleich Gideon doch eher begriffsstutzig aussehen) ließ. Allerdings hatte ihre Vergangenheit dann abseits der Befreiung der Sklaven keine Auswirkung auf den Plot, und gerät in der zweiten Hälfte der Folge auch völlig in Vergessenheit. Immerhin waren die Szenen mit der giftigen, außerirdischen Atmosphäre gut umgesetzt. Mit der Ankunft der Aliens meint man dann, dass nun langsam Spannung aufkommen könnte, allerdings verlaufen die Verhandlungen angesichts Natchoks Bereitschaft, zurückzukehren, letztendlich eh amikal (und das mit der Ablehnung, direkt mit Fremden zu kommunizieren, hatten wir bei "Babylon 5" halt schon mit den Lumati in "Auf dem Pulverfass"). Dass sie ihn töten, war für mich dann auch keine große Überraschung, weshalb die entsprechende Wendung die gewünschte schockierende Wirkung verfehlte. Und Mathesons Schuldgefühle wirkten auch irgendwie drangepappt, und konnten daher bei mir keine echte (emotionale) Wirkung erzielen.
Fazit:
Insgesamt ist "Praxis 9" ein zwar abwechslungs- und halbwegs kurzweiliger, aber doch ziemlich eigenwilliger Mischmasch, wo die einzelnen Elemente für sich genommen zwar teilweise durchaus überzeugen können, durch den Mix – der teilweise auch zu wenig Zeit dafür lässt, sich vernünftig mit ihnen auseinanderzusetzen – aber an Effektivität verlieren. Am besten fand ich noch Natchoks Mission, die Kunst seines Volkes vor der neuen Regierung in Sicherheit zu bringen – und das Opfer, dass er dafür zu erbringen bereit ist. Zwar keine neue Aussage, aber doch eine, die es immer wieder wert ist, sie zu wiederholen. Dementsprechend tat ich mir jedoch auch mit Gideons ablehnender Haltung eher schwer. Klar ist mir bewusst, unter welchem Druck er steht, aber es ist ja jetzt auch nicht die erste Mission, die im Sande verläuft, und etwas mehr bzw. bereitwilliger hätte er den Wert dessen, was Natchok hier tut, ruhig anerkennen können. Die Story auf Praxis 9 bietet zwar eine interessante Offenbarung rund um Dureenas Vergangenheit, besteht jedoch einerseits für die vermeintlich dummen Zuschauer darauf, sie auszusprechen, und verläuft andererseits in weiterer Folge völlig im Sande. Und Mathesons Schuldgefühle wirken wie ein unbedeutender Nachsatz; ja fast so, als wäre die Episode ohne diese kurze Szene am Ende zu kurz gewesen. Auch daraus hätte man mehr machen können, ja müssen. Und die vermeintlich von bzw. für TNT eingebrachten Elemente – der Alien-Porno sowie der Faustkampf – hätte ich auch nicht gebraucht. Aus meiner Sicht handelt es sich bei "Praxis 9" somit um eine der schwächeren "Crusade"-Episoden.