Mit: Geneviève Bujold, Michael Douglas, Elizabeth Ashley, Rip Torn, Richard Widmark, Lois Chiles, Hari Rhodes, Lance DeGault, Tom Selleck u.a.
Kurzinhalt:
Dr. Susan Wheeler und ihr Freund Dr. Mark Bellows arbeiten beide im Boston Memorial Hospital. Eines Tages sucht ihre beste Freundin Nancy das Spital auf, um eine Abtreibung durchführen zu lassen. Susan ist am Boden zerstört, als Nancy aus dieser Operation, die eigentlich reine Routine sein sollte, nicht mehr erwacht. Offenbar ist bei der Narkose – genauer gesagt in der Aufwachphase – etwas schief gegangen. Susan beschließt, genauer nachzuforschen, und findet schon bald heraus, dass sich solche Fälle in letzter Zeit zu häufen scheinen – und die hirntoten Patienten daraufhin allesamt ins nahegelegene Jefferson Institute überstellt werden. Als sie diesem einen Besuch abstattet, stößt sie auf eine schreckliche Verschwörung…
Review:
Michael Crichton kann wohl zweifellos als der (literarische) Meister der Wissenschafts-Thriller bezeichnet werden. Interessanterweise ist die Vorlage zu "Coma" aber nicht einmal von ihm; vielmehr verarbeitet er hier einen Roman von Robin Cook. Dafür hat er nicht nur das Drehbuch adaptiert, sondern auch – zum zweiten Mal nach seiner Eigenkreation "Westworld" – hinter dem Regiestuhl Platz genommen. Das Ergebnis ist ein Wissenschafts-Thriller, der zwar zugegebenermaßen etwas braucht, um so richtig in Schwung zu kommen, danach jedoch mit einigen wirklich packenden Momenten auftrumpft. Der Film spielt dabei geschickt mit den ureigenen Ängsten der Zuschauer im Hinblick auf Narkose und Koma. Was, wenn dabei etwas schiefgeht, und wir nie wieder erwachen? Ein überaus beunruhigender Gedanke. Wie man sich in so einer Situation ja generell den Ärzten völlig hilflos ausliefert. Was dies teilweise für schreckliche Folgen haben kann, ist ja leider auch anhand einiger Beispiele aus der echten Welt bestens dokumentiert. Sehr beeindruckend und ikonisch ist zweifellos auch das Set mit den hängenden Koma-Patienten. Ich hatte "Coma" bis zu dieser Sichtung noch nie gesehen, und selbst mir war das dazugehörige Bild geläufig. Definitiv einer jener Aspekte, die sich einem ins Gedächtnis brennen.
Generell baut sich nach dem wie erwähnt noch etwas ruhig-gemächlichem Einstieg mit der Zeit eine wirklich nette Spannung auf. Der erste diesbezügliche Höhepunkt ist die minutenlange Verfolgungsjagd durchs Krankenhaus. Würde man den Film heutzutage drehen, wäre die entsprechende Szene nach spätestens drei Minuten vorbei. Hier nimmt sich Crichton jedoch ausreichend Zeit, um eine dichte Atmosphäre aufzubauen, und den Zuschauer mit Dr. Wheeler mitfiebern zu lassen – und ihm generell genug Zeit zu geben, um sich in ihre Situation hineinzuversetzen. Das Katz- und Mausspiel mit dem Killer kulminiert dann schließlich in einer packenden Szene im Vortragssaal. Aber auch die Flucht aus dem Jefferson Institute wenig später war überaus mitreißend inszeniert. Und auch am Ende, wenn sich Susan unfreiwillig unters Messer begibt und droht, Opfer genau jener Verschwörung zu werden die sie im Begriff war aufzudecken, zieht Crichton die Spannungsschraube nochmal so richtig an. Und auch die Auflösung, was genau es mit der Verschwörung auf sich hat, bzw. was man damit verfolgt, gefiel mir – hier schwingt auch einiges an Kritik am Gesundheitssystem (insbesondere, aber nicht ausschließlich, den USA) mit. Interessant fand ich darüber hinaus, dass Michael Douglas hier doch eher nur eine "unterstützende" Rolle zukommt, während Geneviève Bujold ganz eindeutig im Mittelpunkt steht. Das hatte ich in dieser Form nicht erwartet. Abseits von den beiden gibt es darüber hinaus u.a. mit Rip Torn, Lance DeGault und Tom Selleck (in einer Mini-Rolle) auch noch ein paar weitere bekannte Gesichter zu sehen. Was die negativen Aspekte betrifft, sticht in erster Linie der – zumindest aus heutiger Sicht – extrem vorhersehbare und offensichtliche (vermeintliche) Twist rund um den Hintermann der Verschwörung hervor. Auch den wie bereits erwähnt noch sehr gemächlichen Einstieg – die Handlung plätscherte doch erst mal für eine gute Stunde vor sich hin, ehe sich so richtig Spannung aufzubauen begann – kann ich "Coma" nicht ganz ungestraft davonkommen lassen. Und dass die kurz aufkommende Idee, dass ein Computer hinter all dem stecken könnte, nicht weiterverfolgt wurde, fand ich auch irgendwie schade.
Fazit:
Es verwundert nicht, dass sich Michael Crichton zu Robin Cooks gleichnamigen Buch hingezogen fühlte – ist die Thematik doch derart auf seiner Wellenlänge, das es doch kurz überrascht, zu lesen, dass die Vorlage gar nicht mal von ihm stammt. Zur Adaptierung selbst kann ich mangels des Romans nicht sagen, in jedem Fall gelingt es Crichton aber, darauf aufbauend einen sehr guten Wissenschafts-Thriller zu machen, wo zwar die Identität des Oberbösewichts etwas vorhersehbar war, und wo zudem die Handlung in der ersten Stunde erstmal noch recht ruhig und ohne nennenswerte Höhepunkte vor sich hinplätschert. Dafür zieht Crichton in der zweiten Stunde dann die Spannungsschraube zunehmend an, und präsentiert gleich mehrere ungemein packende Momente, angefangen bei der langen Verfolgungsjagd durchs Krankenhaus, über Dr. Wheelers Ausspionieren des Jefferson Instituts, bis hin zum Finale, wo sie droht, dasselbe Schicksal zu erleiden wie die unzähligen unschuldigen Opfer, derer Schicksal sie aufdeckte. Die Angst, aus solch einer Narkose nicht mehr zu erwachen (bzw. generell den Ärzten hier hilflos ausgeliefert zu sein), wird vom Film zudem perfekt bedient bzw. ausgenutzt. Und das Bild der hängenden Koma-Patienten wird sich wohl bei jedem Zuschauer unweigerlich ins Gedächtnis brennen – war das doch ein wirklich beeindruckendes Set-Design. Insgesamt ist "Coma" jedenfalls ein starker und vor allem in der zweiten Hälfte dann ungemein packender Science-(Fiction-)Thriller!