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Das intellektuelle Kontrastprogramm zu "Armageddon" Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 18 Dezember 2018
 
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Deep Impact
Originaltitel: Deep Impact
Produktionsland/jahr: USA 1998
Bewertung:
Studio/Verleih: DreamWorks/Paramount Pictures/UIP
Regie: Mimi Leder
Produzenten: U.a. David Brown & Richard D. Zanuck
Drehbuch: Bruce Joel Rubin & Michael Tolkin
Filmmusik: James Horner
Kamera: Dietrich Lohmann
Schnitt: Paul Cichocki & David Rosenbloom
Genre: Drama/Science Fiction
Kinostart Deutschland: 14. Mai 1998
Kinostart USA: 08. Mai 1998
Laufzeit: 120 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Téa Leoni, Rubert Duvall, Elijah Wood, Vanessa Redgrave, Morgan Freeman, Maximilian Schell, James Cromwell, Ron Elard, Jon Favreau, Leelee Sobieski, Richard Schiff, Mary McCormack, Dougray Scott, Blair Underwood, Denise Crosby u.a.


Kurzinhalt: Astronomen haben einen Kometen entdeckt, der sich auf Kollisionskurs auf die Erde befindet. Das Weiße Haus beschließt, vorerst mit dieser Information nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, um eine Massenpanik zu verhindern. Doch die aufstrebende Reporterin Jenny Lerner, die eigentlich dachte, einem Sexskandal im Weißen Haus auf der Spur zu sein, zwingt Präsident Beck durch ihre Nachforschungen schließlich, eine Pressekonferenz abzuhalten. Für Jennys Karriere wirkt sich der drohende Weltuntergang erstmal sehr positiv aus (man ist fast dazu geneigt, von einem kometenhaften Aufstieg zu sprechen), denn mit dem Clou, die Story aufgedeckt und bei der Pressekonferenz auch die ersten Fragen an den Präsidenten gestellt zu haben, ist sie für ihren Sender die erste Wahl, um als neue Nachrichtensprecherin über die weiteren Schritte rund um die Katastrophe zu berichten. Leider jedoch misslingt die geplante Rettungsaktion des Space Shuttles Messiah, weshalb man sich nun Plan B zuwendet: Für eine Million Amerikaner wurde ein unterirdischer Lebensraum geschaffen. 200.000 davon wurden vorselektiert, der Rest wird über eine Lotterie ausgewählt. Der Teenager Leo Biederman – einer der beiden Astronomen, die den Kometen entdeckt haben – wurde auserwählt, und heiratet noch schnell seine High School-Freundin Sarah, damit auch sie und ihre Familie mitkommen kann. Als das Militär dann jedoch ihren Eltern verbietet, auf den Bus zu steigen, bleibt auch Sarah zurück. Kurz vor dem drohenden Weltuntergang unternimmt Leo einen verzweifelten Rettungsversuch. Und auch die Crew der Messiah versucht mit einem verzweifelten Plan, den drohenden Weltuntergang doch noch zu verhindern…

Review: Szenenbild. Gelegentlich kommt es vor, dass zwei Projekte in Hollywood mit sehr ähnlicher Thematik gleichzeitig entwickelt werden, grünes Licht erhalten, gedreht werden, und schließlich auch sehr knapp beieinander in die Kinos kommt. Und hier rede ich jetzt nicht von den unzähligen Projekten, die immer dann auftauchen, wenn man versucht, dem aktuellen Trend hinterherzuhecheln (wie die Fülle an Fantasy-Filmen nach den Erfolgen von "Harry Potter" und "Der Herr der Ringe" – wobei letzteres wiederum ein ganz gutes Beispiel für ein solches "Doppelprojekt" ist – oder auch die YA-Welle nach "Die Tribute von Panem"), sondern solche, wo plötzlich zwei Autoren/Studios die gleiche Idee hatten, ohne dass es dafür einen direkten Vorläufer geben würde. "Dante's Peak" & "Volcano", "Antz" & "A Bug's Life", "Mission to Mars" & "Red Planet", "The Truman Show" & "Ed TV", "Friends with Benefits" & "No Strings Attached", "Mirror Mirror" & "Snow White and the Huntsman", "Olympus has Fallen" & "White House Down" – oder eben "Armageddon" und "Deep Impact". In beiden geht es um den drohenden Weltuntergang durch einen Meteor bzw. Kometen – und doch könnten beide, trotz gewisser sich aus der deckungsgleichen Grundidee notgedrungen ergebenden Parallelen, kaum unterschiedlicher sein.

Üblicherweise gibt es in solchen Fällen dann auch immer einen klaren Gewinner und Verlierer. Bei den Kritiken kamen beide letztendlich nicht sonderlich gut an, einspieltechnisch und vom Publikumszuspruch her hat "Armageddon" aber zweifellos die Nase vorn. Nicht jedoch bei mir. Ich schwimme hier nämlich wieder einmal gegen den Strom: "Armageddon" war mir dann doch etwas zu blöd; der nachdenklichere, ernsthaftere und wissenschaftlich akkuratere Zugang von "Deep Impact" liegt mir dann doch mehr. Während "Armageddon" wirklich nur auf Bombast und Spektakel setzt, und sich z.B. an den Zerstörungsorgien (New York, Paris) förmlich aufgeilt, ist der drohende Weltuntergang bei "Deep Impact" eine angemessen triste Angelegenheit. Ich fand den Zugang letztendlich auch wesentlich überzeugender und realistischer. Und nicht zuletzt geht man mit der ersten, gescheiterten Mission in eine deutlich düsterere Richtung, als es sich "Armageddon" je erlaubte – scheint hier doch tatsächlich das Ende von einem Großteil der Menschheit gekommen zu sein. Vor allem stehen hier viel stärker die Menschen und ihre jeweiligen Schicksale im Mittelpunkt. Die Reporterin (und spätere Nachrichtensprecherin) Jenny Lerner, der Teenager Leo Biederman sowie der Astronaut Spurgeon Tanner bilden jeweils die zentralen Figuren jener Cluster, über die wir den Verlauf der Geschichte verfolgen. Damit wird, neben der Helden, die losziehen, um die Erde zu retten, auch ein Blick auf jene Menschen geworfen, die sie zu retten gedenken. Bei Jenny geht es einerseits darum, wie sie karrieretechnisch vom Kometen profitiert, zugleich jedoch privat einige Rückschläge einstecken muss, sowie um die angespannte Beziehung zu ihrem Vater. Letztendlich gibt sie zugunsten jener Kollegin, die sie zuvor ausgestochen hat, und deren Baby ihren Sitzplatz im Helikopter auf. Leo wiederum steckt mitten in einer Teenie-Romanze mit Sarah (wobei "This is your only chance to survive." jetzt nicht unbedingt der romantischste Heiratsantrag aller Zeiten ist). Als diese – da ihre Eltern abgelehnt werden – nicht mitkommt, bricht er auf, um sie zu retten. Und der Mondveteran Spurgeon muss sich nicht nur gegenüber seinen jüngeren Kollegen behaupten, sondern hat zuletzt auch die entscheidende Idee, um die Erde doch noch zu retten (wobei hier, im Gegensatz zu "Armageddon" gleich die gesamte Besatzung ihr Leben dafür geben muss).

Szenenbild. Alle drei Handlungsstränge sind sehr unterschiedlich und machen den Film damit schön abwechslungsreich. Interessanterweise ergibt sich dabei insofern eine Parallele zu "Armageddon" als ich auch hier den ersten Anflug auf den Kometen am mitreißendsten fand. Die Szene war wirklich stark, hochdramatisch, und selbst wenn man schon weiß, wie es ausgeht, habe ich hier mitgefiebert. Und irgendwie, durch den Rahmen der Nachrichtensendung, wirkte das alles auch gleich lebensnaher. Aber auch das Finale war dann sehr packend. Die Besetzung ist zwar nicht ganz so hochkarätig wie bei "Armageddon", kann sich aber durchaus sehen lassen, und bleibt auch von der schauspielerischen Leistung her nicht hinter dem Konkurrenten zurück. Die Weltraumaufnahmen sind ebenfalls fantastisch. Und der Score von James Horner ist auch grandios. Zugegeben, so wie der unmittelbare Konkurrent ist auch "Deep Impact" nicht perfekt. Die Romanze zwischen Leo und Sarah hat für mich nur bedingt funktioniert; der (Wunsch-)Freundin anbieten dass sie dich heiraten soll, damit sie und ihre Familie überleben kann, ist Creep-Level-technisch nicht weit unter dem Typen anzusiedeln, der in "Independence Day" die Präsidententochter gefragt hat, ob sie wirklich als Jungfrau sterben will. Zudem braucht "Deep Impact" schon ein bisschen, ehe er so richtig Fahrt aufnimmt. Die Welle am Ende ist nicht übermäßig gut getrickst. Und das Ende, mit der Rede des Präsidenten, war dann doch etwas dick aufgetragen. Trotzdem bleibe ich dabei: "Deep Impact" > "Armageddon".

Fazit: "Deep Impact" ist quasi das intellektuelle Kontrastprogramm zu "Armageddon" und schneidet bei mir insgesamt – ohne in Verdacht zu geraten, perfekt zu sein – besser ab als der direkte Konkurrent. Während mir dieser doch die Spur zu blöd, zu lang, zu actionlastig und zu übertrieben war, ist "Deep Impact" wesentlich sachlicher, reduzierter, glaubwürdiger – und eben genau deshalb in meinen Augen letztendlich packender. Mir gefällt dabei auch u.a. auch, dass man sich hier nicht nur auf die Helden konzentriert (auch wenn man sich diesen ebenfalls ausgiebig widmet, um ihren heroischen Einsatz – und letztendlich auch ihr Opfer – ausreichend zu würdigen), sondern nicht auf die zahlreiche Leben und Schicksale vergisst, die sich zugleich auf der Erde abspielen, und die es eben zu retten gilt. Durch die drei unterschiedlichen Hauptfiguren bekommt man so eine schöne, abwechslungsreiche Übersicht, wie die drohende Katastrophe die Menschheit beeinflusst. Zudem darf man sich hier, durch das erste Scheitern und den längeren Zeitrahmen, ausgiebig mit der Frage beschäftigen, wie die Menschheit mit dem Eintritt des schlimmsten Szenarios umgehen würde (wobei es mir beim Gedanken, so etwas könnte während Trumps Amtszeit passieren, kalt den Rücken runterlief). Zugegeben, zu Beginn nimmt sich der Film noch etwas viel Zeit, nicht alle Handlungsstränge kamen bei mir gleich gut am, zum Ende hin knickt der Film effekttechnisch leider ein bisschen ein (Stichwort Tsunamiwelle), und das Ende ist dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Insgesamt fand ich "Deep Impact" aber spannender, unterhaltsamer und definitiv zum Nachdenken anregender, als Michael Bays (kommerziell erfolgreicheres) Konkurrenzprodukt.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1998 United International Pictures)


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