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Die Körperfresser kommen Drucken E-Mail
Tolles Remake zum 50er-Paranoia-Klassiker Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 13 Dezember 2018
 
Advents-SPECiAL

 
Die Körperfresser kommen
Originaltitel: Invasion of the Body Snatchers
Produktionsland/jahr: USA 1978
Bewertung:
Studio/Verleih: Solofilm/United Artists
Regie: Philip Kaufman
Produzent: Robert H. Solo
Drehbuch: W.D. Richter, nach dem Roman von Jack Finney
Filmmusik: Denny Zeitlin
Kamera: Michael Chapman
Schnitt: Douglas Stewart
Genre: Science Fiction/Thriller
Kinostart Deutschland: 26. Januar 1979 (BRD)
Kinostart USA: 22. Dezember 1978
Laufzeit: 105 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Donald Sutherland, Brooke Adams, Jeff Goldblum, Veronica Cartwright, Leonard Nimoy u.a.


Kurzinhalt: In einem Park in San Francisco entdeckt Elizabeth Driscoll eine seltsame Pflanze, und nimmt sie nach Hause. Am darauffolgenden Tag wirkt ihr Freund auf einmal wie ausgewechselt, ist er doch seltsam ruhig, gefühlskalt und teilnahmslos. Sie erzählt Matthew Bennell davon, der so wie sie im Gesundheitsamt arbeitet. Am nächsten Tag verfolgt sie ihren Freund, und sieht, wie er sich mit Unbekannten trifft. Auch Matthew hat eine seltsame Begegnung: In der Wäscherei, die er regelmäßig besucht, behauptet der Besitzer, dass seine Frau nicht wirklich seine Frau sei. Noch denkt sich Matthew nichts dabei, tut dies als Paranoia ab, und gibt auch Elizabeth den Rat, sich mit seinem Freund – und Therapeuten – Dr. Kibner zu treffen. Als ihn jedoch seine Freunde Jack und Nancy Bellicec, die eine Sauna betreiben, zu sich rufen, sieht er eine der Pflanzen, die sich gerade in Jack zu verwandeln scheint, mit eigenen Augen. Daraufhin schließen sich Matthew, Elizabeth, Jack und Nancy zusammen, und suchen nach einem Weg, die Invasion aufzuhalten…

Review: Szenenbild. Das Original kam bei mir ja auch über sechzig Jahre immer noch sehr gut an. Problematisch fand ich nur die politischen Untertöne, da sich der Film schon recht stark der damals vorherrschenden Kommunisten-Paranoia bediente, um seine eigene Effektivität zu steigern – und diese sogleich bekräftigte. Schon allein aufgrund der Tatsache, dass das Remake über 30 Jahre später und damit außerhalb der McCarthy-Ära entstanden ist, fällt dieser Kritikpunkt schon mal weg. Aber auch davon abgesehen ist mit "Die Körperfresser kommen" eine tolle Weiterentwicklung des Originals gelungen. Auffällig ist dabei vor allem der Wechsel des Schauplatzes. In "Die Dämonischen" fielen die "pod-people" – ganz 50er-Jahre-typisch (siehe u.a. "Kampf der Welten" und "Invasion vom Mars") – über eine Kleinstadt her. Diesmal erwischt es jedoch mit San Francisco gleich eine der größten Metropolen der USA (und zugleich auch eine meiner amerikanischen Lieblingsstädte, die ich in Film- und Fernsehen immer wieder gerne sehe; auch das bringt dem Film einen kleinen, subjektiven Pluspunkt ein). Was genau genommen aufgrund der größeren Anonymität, die in einer Großstadt (im Vergleich zum Land) herrscht, eigentlich auch von vornherein mehr Sinn ergibt, da die Sporen so länger Zeit haben, sich unbemerkt zu verbreiten, ehe es auffällt.

Eine weitere gelungene Erweiterung war auch schon die Credits-Sequenz, wo wir sehen, wie sich diese Sporen auf einem fremden Planeten lösen, daraufhin Jahrtausende durchs all reisten, und hier nun schließlich auf der Erde langen. Einerseits weil es als kleine Backstory nett war, und andererseits, als die Szenen sehr nett gemacht/getrickst waren. Überhaupt sticht die Inszenierung von "Die Körperfresser kommen" positiv ins Auge. Einerseits mit einzelnen auffälligen Momenten wie z.B. der Szene mit dem Türspion, und andererseits durch nette Einfälle wie die teilweise Verwendung schräger Kameraperspektiven, die auch optisch vermitteln, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Auch der –ungewöhnlich-experimentelle – Score von Denny Zeitlin hatte es mir angetan, unterstützte er die unbehagliche Stimmung des Films perfekt. Die Besetzung sticht ebenfalls positiv hervor. Donald Sutherland war damals bereits ein angesehener Name, der den Film mit seiner Präsenz zweifellos aufwertet. Brooke Adams war mir hingegen bislang nicht geläufig, überzeugte mich hier jedoch mit ihrer charmanten Ausstrahlung. Jeff Goldblum war damals noch weitgehend unbekannt, sollte sich in weiterer Folge jedoch zu einem Kultstar entwickeln, weshalb auch seine Anwesenheit den Film durchaus aufwertet. Veronica Cartwright durfte sich unmittelbar nach "Die Körperfresser kommen" vom "Alien" terrorisieren lassen, und ist ebenfalls ein wohlbekanntes Gesicht. Und zu Leonard Nimoy brauche ich ja wohl nichts mehr sagen. Ihn hier (wieder – siehe z.B. auch die "Columbo"-Folge "Zwei Leben an einem Faden") mal als Bösewicht zu erleben, war schon ziemlich cool (wobei er mir für einen solchen Sporenmenschen fast schon etwas zu viel Emotionen zeigt; ich kann aber verstehen, dass er – nach Spock – nicht schon wieder in eine emotionslose Rolle schlüpfen wollte). Und auch der nette kleine Gastauftritt von Kevin McCarthy, dem Hauptdarsteller des Originals, sei lobend erwähnt.

Szenenbild. Eine Stärke, die sich "Die Körperfresser kommen" mit Die Dämonischen" teilt, ist der gelungene, langsame Spannungsaufbau. Interessant fand ich dabei die Unterschiede beim Einstieg. Die erste Szene ausblendend, ist die Gefahr bei "Die Dämonischen" zu Beginn noch wenig greifbar, da wir von dieser nur über Augenzeugenberichte erfahren. Hier sind wir hingegen praktisch von Anfang an "live" dabei, da Elizabeth gleich zu Beginn die Blume im Park findet und nach Hause bringt, und ihr Freund wohl eines der ersten Opfer der Sporen sein dürfte. Über den Film hinweg entwickelt die Geschichte dann eine nette, dichte Atmosphäre, und wird das Geschehen immer düster und auswegloser. Eben dies bringt uns dann auch zur größten Stärke des Remakes zum Original: Weil dort war das vergleichsweise fröhliche (oder zumindest hoffnungsfrohe) Ende doch ein ziemlicher Bruch. Im Gegensatz zu Don Siegel hatte Philip Kaufman aber die Möglichkeit, die Geschichte genau so (düster) enden zu lassen, wie es eigentlich damals schon gedacht gewesen wäre. Letztendlich ist dies auch der Hauptpunkt, warum mir "Die Körperfresser kommen" noch die Spur besser gefallen konnte als "Die Dämonischen".

Fazit: "Die Körperfresser kommen" ist ein tolles Update zum ohnehin schon starken SF-Thriller aus den 50ern, der die Vorlage bot. Positiv ist dabei u.a., dass man zwar die Grundidee und die Eckpunkte der Handlung beibehält, darauf aufbauend aber eine neue, eigenständige Geschichte erzählt, die sich in ein paar wesentlichen Punkten – wie z.B. dem Schauplatz (Metropole statt Kleinstadt) – unterscheidet. Besonders positiv stach dabei für mich das neue, wesentlich düstere Ende ins Auge (welches ja auch beim Original schon so geplant gewesen wäre; hier konnte Don Siegels ursprüngliche Vision somit also nun endlich umgesetzt werden). Aber auch der Rest der Produktion sticht hervor, angefangen vom tollen (mit seinem langsamen Spannungsaufbau gefallenden) Drehbuch über die hochwertige und atmosphärisch dichte Inszenierung und der hochkarätigen Besetzung bis hin zur ungewöhnlichen Filmmusik. Das Original ist und bleibt zwar trotzdem sehenswert, für mich persönlich ist "Die Körperfresser kommen" jedoch die noch einmal um die Spur gelungenere Variante der Geschichte.

Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1978 United Artists)


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