Mit: Kevn McCarthy, Dana Wynter, Larry Gates, King Donovan, Carolyn Jones, Jean Willes, Ralph Dumke, Virginia Christine, Tom Fadden u.a.
Kurzinhalt:
In der amerikanischen Kleinstadt Santa Mira behaupten immer mehr Personen ihre Liebsten wären nicht mehr sie selbst, sondern durch Doppelgänger ausgetauscht worden. Anfangs hält Dr. Miles Bennell für einen akuten Anflug von Paranoia – bis er mit eigenen Augen sieht, wie sich eine Pflanze vermeintlich außerirdischen Ursprungs in das perfekte Abbild eines Menschen verwandelt. Zusammen mit seiner alten Flamme Becky Driscoll und einem befreundeten Ehepaar versucht er, der Invasion der Körperfresser Herr zu werden. Doch diese übernehmen immer mehr Menschen, und haben mittlerweile auch einen Großteil der Behörden in ihrer Gewalt. Als es in Santa Mira mehr Doppelgänger als echte Menschen zu geben scheint, sehen Miles und Becky ihre letzte Chance in der Flucht. Doch wie sollen sie aus der Stadt entkommen?
Review:
Die 50er waren in den USA das Jahrzehnt der Paranoia. Die Angst vor dem bösen Kommunismus wurde dabei zumeist in eine Bedrohung durch Außerirdische umgewandelt. "Das Ding aus einer anderen Welt" (der dann Jahrzehnte später, so wie auch "Die Dämonischen", die Remake-Behandlung erfahren sollte) "Kampf der Welten" und "Invasion vom Mars" (in beiden Fällen kommt die Bedrohung wohl nicht zufälligerweise vom "roten" Planeten) sind nur einige Beispiele dafür. Doch vermutlich kein anderer Film machte von der vorherrschenden, paranoiden Stimmung ähnlich stark gebraucht, und spielte mit ihr (bzw. nutzte sie für seine eigenen Zwecke), wie "Invasion of the Body Snatchers", bzw. bei uns "Die Dämonischen. Don Siegel hat zwar immer wieder behauptet, der Film sei als kritischer Kommentar auf die McCarthy-Ära zu verstehen, aber wenn ein Film die paranoiden Ängste vor den Nächsten derart schürt und bestätigt, wie es hier der Fall ist, fällt es mir ein bisschen schwer, die Kritik darin zu erkennen. Von Parallelen wie der Angst vor dem Kommunisten nebenan, sowie der behaupteten Uniformität des Kommunismus (mit dem Individuum als Teil einer nicht voneinander zu unterscheidenden Masse) ganz zu schweigen. Aus politischer Sicht halte ich "Die Dämonischen" daher schon als ein bisschen bedenklich.
Schafft man es jedoch, diesen Punkt auszublenden, offenbart er sich als phantastischer Science Fiction-Thriller, der selbst heute noch ungemein gut funktioniert. Zugegeben, der Einstieg ist noch eher unnötig und dient in erster Linie dazu, das unpassende Happy (oder zumindest "Hopeful") End (neben den politischen Untertönen für mich der größte Kritikpunkt am Film) vorzubereiten. Aber sobald Dr. Bennell mit seiner Erzählung anfängt, beginnt der Film zunehmend, eine nette Spannung aufzubauen. Als Zuschauer ist einem natürlich von Anfang an bewusst, dass die Berichte über die Doppelgänger der Wahrheit entsprechen, dennoch ist Bennells anfängliche Skepsis voll und ganz verständlich. Und spätestens, wenn der Doktor dann bei seinen Freunden vorbeisieht und man die Knospe (?) entdeckt, die sich langsam in einen Menschen verwandelt, manifestiert sich die Bedrohung durch die außerirdischen Pflanzen (im Übrigen eine spannende Parallele zu "Das Ding aus einer anderen Welt"; wenn auch die Natur der Gefahr hier eine gänzlich andere ist) zunehmend. Einzelne Szenen fand ich dabei überaus effektiv, bzw. generell gut umgesetzt, wie z.B. wenn Jacks Doppelgänger erwacht, und wir das Original noch im Hintergrund sehen. Klar sehen wir in Wahrheit nur im Hinterkopf und klarerweise ein Double, aber anders war das damals halt noch nicht möglich, und ich fand die Szene sehr effektiv gemacht. Großartig dann auch der spätere Moment, als Miles und Becky auf die Straße hinabblicken, und sehen, wie sich die "Körperfresser" wie ferngesteuert auf den Platz zubewegen. Sehr packend fand ich auch die Szene, wo die beiden in seinem Büro in die Ecke gedrängt werden, und wir auch endlich erfahren, was genau die Aliens vorhaben – und dass sie eigentlich meinen, der Menschheit mit der Invasion einen Gefallen zu tun, da unter ihrer Führung endlich Frieden herrschen würde. Hier wird eine ähnliche Mission wie in "Der Tag, an dem die Erde still stand" ins Negative gekehrt.
Auch ihre Flucht ist dann sehr spannend, und mündet zuerst in der tragischen Wendung, als Becky einschläft, und dann ebenfalls von den Aliens übernommen/ersetzt wird, und später jenem unvergesslichen Moment, als Dr. Bennell mitten auf der Autobahn steht und verzweifelt schreit "They're already here! You're next!". Generell hat es mir die Inszenierung durch Don Siegel (und das nicht nur, weil er mein Namensvetter ist) durchaus angetan. Ich habe schon so manch älteren Film gesehen, dem es nicht so gut gelungen ist, auch jahrzehntelang immer noch für Spannung zu sorgen. "Die Dämonischen" hingegen gelingt dies mit Bravour. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls ausgezeichnet, wobei vor allem (der angesichts der Thematik passend besetzte) Kevin McCarthy und Dana Wynter hervorstechen. Die außerirdischen Pflanzen fand ich ebenfalls sehr gut umgesetzt, und die wenigen Effekte wussten ebenfalls zu gefallen. Zugegeben, einzelne Momente sind aus heutiger Sicht unfreiwillig komisch ("If they've taken over the telephone office, we're doomed!" fand ich z.B. höchst amüsant – solch einen Satz könnte man sich heute in einem Film wohl doch eher nicht mehr vorstellen), insgesamt hat "Die Dämonischen" – bei meiner Erstsichtung! – für mich aber auch über sechzig Jahre später sehr gut funktioniert.
Fazit:
Der erste "Invasion of the Body Snatchers"-Film (dem – bisher – drei Remakes folgen sollten) springt auf den damals vorherrschenden Paranoia-Zug auf, und macht sich diese zu Nutze, um eine packende Geschichte über Menschen, die von kalten, gefühllosen (außerirdisch-pflanzlichen) Doppelgänger ersetzt werden, zu erzählen. Im Gegensatz zu so manch anderem Klassiker aus den 50er gelang es "Die Dämonischen" dabei – nicht zuletzt dank Don Siegels hervorragender Inszenierung – auch über sechzig Jahre später bei mir immer noch für Spannung zu sorgen. Der Aufbau der Geschichte ist einfach hervorragend, und die Inszenierung, die schauspielerischen Leistungen, sowie einzelne hervorstechende, denkwürdige Szenen taten ihr Übriges. Der Gedanke, dass geliebte Menschen durch solche Drohnen ersetzt werden, bzw. generell der Verlust der eigenen Identität und Individualität, hat einfach etwas sehr erschreckendes und verstörendes, und grenzt "Die Dämonischen" halt auch recht deutlich von all den anderen Filmen über außerirdische Invasoren (welche die Erde direkt angriffen), die in den 50ern in den USA ja sehr beliebt waren und das SF-Genre dominierten, ab. Wenn die problematischen politischen Untertöne sowie das aufgepappte Happy End nicht wären, würde ich "Die Dämonischen" somit uneingeschränkt und ohne zu Zögern den Meisterwerk-Status verleihen. Ein großartiger Klassiker des Science Fiction-Kinos, den man als Fan des Genres jedenfalls kennen sollte, ist er aber auch so.