Mit: Dakota Johnson, Tilda Swinton, Mia Goth, Chloë Grace Moretz u.a.
Kurzinhalt:
Mitte der 70er wird Susie Bannion in der prestigeträchtigen Tanzakademie in Berlin aufgenommen. Dort mehren sich jedoch schon bald die unheimlichen Vorkommnisse. Immer wieder verschwinden ehemalige Mitglieder der Tanzgruppe spurlos. Darunter u.a. auch Patricia, die davor einen Psychiater aufgesucht und ihm ihren Verdacht anvertraut hat, dass die Akademie von einem Hexenzirkel geführt wird. Daran glaubt Dr. Klemperer als Wissenschaftler natürlich keine Sekunde lang – dennoch ruft ihn das nachfolgende Verschwinden von Patricia auf den Plan, und beginnt er, die Tanzakademie und ihre Mitglieder näher unter die Lupe zu nehmen. In der Zwischenzeit wird immer deutlicher, dass deren Leiterin, Madame Blanc, mit Susie Bannion irgendetwas vor hat…
Review:
Vorab: So wie bei "Bohemian Rhapsody" (als lebenslanger Queen-Fan) bin ich auch beim "Suspiria"-Remake sicherlich nicht objektiv. Immerhin liebe ich das Original, und zähle es zu den besten Horror-Filmen aller Zeiten. Da hat ein Remake natürlich von vornherein immer einen schweren Stand. Generell sind die Reaktionen zu "Suspiria" sehr gespalten. Ähnlich wie "mother!" letztes Jahr, scheinen die meisten den Film entweder zu lieben oder zu hassen. Ich finde mich hier bedauerlicherweise eher in der zweiteren Kategorie wieder – konnte ich doch mit Luca Guadagninos Neuinterpretation nicht wirklich viel anfangen. Und ich verwende bewusst das Wort "Neuinterpretation" und nicht "Remake", da die beiden Filme abseits des Grundkonzepts – ein Hexenzirkel in einer Tanzschule im Berlin der 70er – sowie den Namen der Figuren überhaupt rein gar nichts miteinander gemein haben. Und diese sind so oberflächlich, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass Dario Argento mit einem allfälligen Plagiatsvorwurf weit gekommen wäre, selbst wenn man den Film anders genannt und die Inspirationsquelle nicht erwähnt hätte. Ich gebe zu, dass es der große (bunte) Schatten, den das Original wirft, sicher schwer macht, die Neuinterpretation fair zu bewerten. Zugleich bin ich skeptisch, ob mir der Film letztendlich besser gefallen hätte, wenn er ohne diesen ins Rennen gegangen wäre (sprich, man auf Titel und Figurennamen verzichtet hätte).
Denn unabhängig vom Vergleich zum Original ist "Suspiria" (in der 2018-Version) einfach nicht mein Film. Am schwersten wiegt für mich dabei, dass der Film über null Spannung und Atmosphäre verfügt. Es gab keine einzige Szene, die mich gepackt, geschweige denn dass ich mich auch nur ansatzweise gefürchtet hätte. Damit versagt "Suspiria" als Horrorfilm für mich schon mal an einer absoluten Grundanforderung, die ich an Filme des Genres stelle. Der Film ist auch viel zu lang, und verliert sich teilweise in völlig überflüssig wirkenden Subplots. Diesbezüglich sticht am deutlichsten der rund die Hälfte der Laufzeit einnehmende Handlungsstrang rund um Dr. Josef Klemperer hervor, der wie ein eigener, unabhängiger Film wirkt. Hier konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das jener Film war, den Guadagnino eigentlich machen wollten – aber dann bot man ihm das "Suspiria"-Remake an, und er hat es halt einfach dort gleich eingebaut. Auch die Entscheidung, Dr. Klemperer mit Tilda Swinton zu besetzen, irritiert. Ich bin vermutlich nicht der Einzige, der hier auf eine Offenbarung (und eine Verbindung zu Madame Blanc) wartete, die dann nie kam. Die Tanzszenen sind zwar soweit ganz nett choreographiert, letztendlich war es mir dieser aber doch irgendwie zu viel (und die Idee mit den Bewegungen, die Kräfte hervorrufen, hatten wir erst kürzlich bei "The O.A."). Vor allem aber fand ich die Handlung leider überhaupt nicht interessant, und den ganzen Film – nicht zuletzt auch aufgrund seiner (Über-)Länge, langweilig. Immerhin, einzelne positive Aspekte gibt es dann doch. Der Film ist grundsätzlich gut geschauspielert. Die Sets und deren Design, sowie die Ausstattung an sich, sind teilweise interessant. Die Alptraumszenen waren zudem nett inszeniert. Davon abgesehen stach nämlich inszenatorisch nur mehr das Finale (wo man der starken Farbgebung des Originals Tribut zollt) hervor. Über den Gastauftritt von Jessica Harper habe ich mich auch sehr gefreut. Vor allem aber gab es eine wirklich starke Szene, nämlich die erste längere Tanznummer, und deren Auswirkungen auf eine andere Person. Das war so ziemlich der einzig wirklich gute Moment, der mir vom Film auch noch länger in Erinnerung bleiben wird. Zwei entsprechende Minuten von zwei Stunden zweiunddreißig sind aber halt eine doch eher magere Ausbeute.
Fazit:
Für das (behauptete) Remake des wohl besten italienischen Horrorfilms aller Zeiten sehe ich in erster Linie drei Hauptzielgruppen: Leute, die das Original nicht kennen (oder mögen), Tanzfilm-Fans mit Hang zum Horror, sowie jene illustre Gruppe, der es im Gegensatz zu mir gelingt, in den Film hineingezogen zu werden und ihn verstörend zu finden. Und vor allem von letzter Gruppe scheint es ja doch einige zu geben, wobei aus meiner Sicht auch bei "Suspiria" – wie schon letztes Jahr bei "mother!" – gilt: Probieren geht über Studieren. Ich hingegen konnte leider mit Luca Guadagninos Neuinterpretation wenig bis gar nichts anfangen. Ich konnte nie einen Bezug zu den Figuren aufbauen, fand den Film keine Sekunde lang spannend und/oder gruselig, und in etwa so atmosphärisch wie ein Vakuum. Die Doppelbesetzung von Tilda Swinton, die keine Bedeutung für den Inhalt des Films hat, irritierte mich ebenfalls. Zudem war er mir dann auch entschieden zu lang – was vor allem am völlig unnötigen Subplot rund um Dr. Klemperer liegt, dessen Sinn sich mir nach wie vor nicht erschließt, und der wie ein Fremdkörper bzw. sein eigener Film wirkt. Vor allem aber stellt sich mir angesichts des radikal anderen Zugangs die Frage, warum sie nicht einfach ihr eigenes Ding durchgezogen haben. Dies hätte zwar bedeutet, dass man nicht mit dem ziehenden Namen des beliebten Originals hätte werben können – aber zumindest für mich erwies sich eben dieses als viel zu großer Ballast, unter dessen Gewicht die 2018-Version von "Suspiria" dann endgültig zerbricht.