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Doctor Who - 11x03: Rosa Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) BBC

Originaltitel:Rosa
Episodennummer: 11x03
Bewertung:
Erstausstrahlung UK: 21. Oktober 2018
Erstausstrahlung D: -
Drehbuch: Chris Chibnall
Regie: Mark Tonderai
Hauptdarsteller: Jodie Whittaker als The Doctor, Tosin Cole als Ryan Sinclair, Mandip Gill als Yasmin Khan, Bradley Walsh als Graham O'Brien.
Gastdarsteller: Vinette Robinson als Rosa Parks, Joshua Bowman als Krasko, Trevor White als James Blake, Richard Lothian als Mr. Steele, Jessica Claire Preddy als Waitress, Gareth Marks als Police Officer Mason, David Rubin als Raymond Parks, Ray Sesay als Martin Luther King u.a.

Kurzinhalt: Eigentlich wollte die Doktorin ihre drei Begleiter Ryan, Yaz und Graham nach ihrem kleinen Abenteuer im Weltall wieder ins Sheffield der Gegenwart zurückbringen – doch die TARDIS hat wieder einmal eigene Pläne. So landen sie vielmehr im Alabama des Jahres 1955 – und das just wenige Tage, bevor Rosa Parks verhaftet wurde, weil sie ihren Sitzplatz im Bus nicht einem Weißen überlassen wollte. Nach ihrer Ankunft bemerkt die Doktorin jedoch seltsame Energiesignaturen, die darauf hinweisen, dass sich ein weiterer Zeitreisender ganz in der Nähe aufhält. Als sie diesen aufspüren, stellt sich heraus, dass er eben dieses bedeutende Ereignis verhindern will. Allerdings ist es ihm aufgrund einer chemischen Konditionierung unmöglich, andere zu verletzen oder sie gar zu töten, weshalb er dabei kreativ zu Werke gehen muss. Die Doktorin, Ryan, Yah und Graham, die allesamt vom offenen, himmelschreienden Rassismus erschüttert sind, den sie rund um sich beobachten müssen, setzen indes alles daran, dass die Geschichte ihren bekannten Lauf nimmt…


Review: Episodenbild (c) BBC Von den ersten beiden Folgen der neuen "Doctor Who"-Ära war ich ja nur bedingt begeistert. Mit "Rosa" ist es Chris Chibnall und seinem Team allerdings gelungen, bereits mit der dritten Episode einen absoluten "instant classic" hinzulegen. Und das, obwohl ich bislang eigentlich bei "Doctor Who" jene Episoden, die in der Zukunft spielten, jenen die in der Vergangenheit angesiedelt waren, überwiegend vorzog. Hier jedoch ist es gelungen, eine Geschichte zu erzählen, die einerseits – gerade auch in der heutigen Zeit – ungemein wichtig ist. Gerade jetzt, wo der Rassismus leider wieder auf dem Vormarsch zu stehen scheint, mit der Thematisierung des damaligen Alltagsrassismus und einerseits dem Aufzeigen, dass es trotz aller jüngeren Rückschläge dennoch insgesamt in die richtige Richtung geht, zugleich jedoch daran erinnern, dass uns diese Entwicklung nicht einfach so in den Schoß gefallen ist, sondern dafür von mutigen Vorreitern wie Rosa Parks gekämpft werden musste. Und das nicht einfach nur an jenem Abend, wo sie sich weiterte, ihren Sitzplatz einem Weißen zu überlassen, sondern vielmehr an jedem verdammten Tag. Und auch, wie "Rosa" den damals vorherrschenden Alltagsrassismus zum Vorschein bringt (der ja leider auch heutzutage immer noch nicht ausgestorben ist), fand ich überaus erschreckend.

Als Fan von "New Who" ist es ja manchmal leicht, zu vergessen, dass die Serie ihren Ursprung ja eigentlich als Edutainment-Programm hat: Sprich, Kindern innerhalb einer Fernsehsendung Wissen zu vermitteln. "Rosa" gelingt nun das Kunststück, eben diesen Gedanken wieder aufleben zu lassen, ohne dass man als Zuschauer je das Gefühl hat, in einer Geschichtsstunde zu sitzen. Auf grandiose Art und Weise wird hier ein wichtiges Ereignis aus der Vergangenheit aufgerollt, dessen Bedeutung für die Gegenwart thematisiert, und dabei vor allem auch einer wichtigen Gestalt der Bürgerrechtsbewegung in den USA auf wundervolle und zum Ende hin auch richtiggehend berührende Art und Weise Tribut gezollt. Aber auch die damalige Ära hat man, was Kostüme, Gebäude usw. betrifft, sehr gut und glaubwürdig eingefangen. Angetan hatte es mir darüber hinaus auch die Wahl des Bösewichts. Einen "White Supremacist" als Widersacher zu präsentieren, ist leider so zeitgemäß wie passend. Schön fand ich zudem, dass dieser nicht einfach hergehen und Rosa Parks töten oder verletzten konnte. Aufgrund seiner moralischen Konditionierung (was wiederum an "Uhrwerk Orange" erinnerte) ist es ihm nämlich nicht möglich, andere zu verletzen – weshalb er bei seinem Versuch, die Vergangenheit zu verändern, kreativ zu Werke gehen muss. Der daraus resultierende Wettstreit zwischen ihm und der Doktorin und ihre Begleiterin, und wie man gegenseitig versucht, sich auszumanövrieren, sprach mich ungemein an. Das war einfach mal was anderes. Wie ich es generell schön fand, dass es nicht gilt, die Menschheit – im Sinne von Menschenleben zu retten, sondern vielmehr, so könnte man argumentieren, ihre Seele. Das machte die gesamte Episode, und insbesondere dann das Finale, wesentlich spannender, als wenn irgendwelche Außerirdischen zum x-ten Mal drohen, die Erde zu vernichten, die Menschheit zu unterjochen, oder ähnliches. Und überhaupt, das Ende. Unterlegt mit Andra Days mitreißenden Hymne "Rise Up" (die schon den Trailer zu "Birth of a Nation" untermalte) beschert man "Doctor Who" hier einen der besten, wichtigsten, emotionalsten und gänsehauterzeugendsten Momente der gesamten Serie. Wahnsinn!

Fazit: Episodenbild (c) BBC Bereits in der dritten Folge seiner Ära haut Chris Chibnall (wenn er auch an dieser Folge selbst nicht direkt involviert war) einer der absolut besten "Doctor Who"-Folgen aller Zeiten raus. "Rosa" schafft vor allem einen grandiosen Spagat aus Geschichtsvermittlung, packender Story und Gesellschaftskritik. Die Episode ist dabei sowohl Portrait einer als auch Denkmal für eine außergewöhnliche Frau, und macht Mut. Einerseits, da die Folge deutlich macht, dass trotz aller kürzlichen Rückschritte, und auch wenn zweifellos noch längst nicht alles perfekt ist, wir als Zivilisation allgemein und die Gesellschaft der USA im Besonderen nichtsdestotrotz seit den 50ern ein paar gewaltige Schritte nach vorn gemacht hat. Und andererseits, da sie aufzeigt, dass eine einzelne Person – am richtigen Ort und zur richtigen Zeit – Dinge in Bewegung setzen kann, die letztendlich die Welt (zum Besseren) verändern. Gerade auch in unserer heutigen Zeit kann diese Message nicht oft genug wiederholt werden. "Rosa" prangert den damaligen wie heutigen Alltagsrassismus an, und sowohl das Beste als auch das Erschreckendste ist, wie aktuell sie – auch wenn sie Ereignisse erzählt, die sich vor über 60 Jahren abgespielt haben – noch wirkt. Mit einer packenden Handlung, einem so originellen wie abscheulichen Bösewicht, der plausiblen Nachbildung der damaligen Ära, der bedeutungsvollen Thematik, der angebracht harschen Gesellschaftskritik, dem klaren Statement gegen Unterdrückung und Intoleranz sowie vor allem auch einem ungemein emotionalen, erhebenden und gänsehauterzeugenden Finale (nicht zuletzt dank Andra Days "Rise Up"), zählt "Rosa" zu den insgesamt besten, vor allem aber wichtigsten, Stunden an TV-Unterhaltung, die uns im Jahr 2018 bislang beschert wurden.

Wertung: 5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © BBC)




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