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Out of the Darkness Drucken E-Mail
Titel: "Out of the Darkness"
Bewertung:
Autor: Peter David
Übersetzung: -
Umfang: 266 Seiten
Verlag: Del Rey
Veröffentlicht: 31. Oktober 2000
ISBN: 0-345-42720-3
Setting: 2274 - 2279
Relevanz: Hoch.
Spoiler? Ja, bis inklusive "Der letzte Blick zurück"
Wo erhältlich? Sowohl das Original als auch die Neuausgabe sind vergriffen, jedoch werden immer wieder Exemplare des Romans auf ebay oder dem amazon marketplace angeboten.
 

Kurzinhalt: Vir Cotto führt die sogenannten Legionen des Feuers an, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Centauri Prime vom Einfluss der Drakh zu befreien. Dies erfordert nicht nur das eine oder andere Opfer von ihnen, sondern zwingt sie auch zu terroristischen Attacken, um die Kriegsbemühungen der Drakh zu sabotieren und so ihren Zeitplan hinauszuzögern, bis sie selbst dazu bereit sind, sich zu offenbaren, und den Krieg gegen die Drakh zu eröffnen. Vor allem Mariels Rolle in diesen Plänen lastet nach wie vor schwer auf Virs Gewissen. Nach Jahren der Vorbereitungen treten sowohl die Pläne der Drakh als auch die Vorbereitungen von Vir in die entscheidende Phase. Auslöser des offenen Konflikts ist dann aber vielmehr David Sheridan. Dieser erhielt, wie von Londo bei seinem Besuch auf Minbar gewünscht, eine alte centaurische Urne, die angeblich heiliges Wasser beinhalten soll. In Wahrheit befindet sich darin jedoch vielmehr ein Keeper der Drakh. Als David die Urne öffnet, hängt sich der Keeper an seinen Hals, und beginnt damit, ihn zu kontrollieren. Er zwingt ihn dazu, nach Centauri Prime zu reisen. Auf diese Weise wollen die Drakh Sheridan und Delenn zum Planeten locken, um an ihnen ein Exempel zu statuieren. Als Sheridan und Delenn tatsächlich in die Falle tappen und sich in die Höhle des Löwen begeben, ist die Zeit für die Legionen des Feuers gekommen, sich zu offenbaren. Doch um David zu retten, werden sie auch Hilfe von unerwarteter Seite benötigen…

Review: Auch knapp 20 Jahre nach dem Ende der Serie wird in den diversen "Babylon 5"-Fangruppen auf Facebook (und natürlich auch in anderen Sozialen Medien, sowie Online Foren) immer noch in regelmäßigen Abständen die Frage gestellt: Was genau geschah denn eigentlich mit David Sheridan, und Londos Geschenk in "Der letzte Blick zurück" – der Urne, in der ein Keeper schlummert? Wer die Serie aufmerksam verfolgt hat, der kann sich die Antwort darauf in etwa zusammenreimen: Man erinnere sich an die Szenen aus der Zukunft in "Ranger Eins" und "Tausend Jahre durch die Zeit" zurück, wo es Sheridan achtzehn Jahre in die Zukunft verschlägt, und er einem überaus zornigen und rachsüchtigen Imperator Mollari gegenübersteht. "Our son is safe", sagt Delenn Sheridan in der Zelle. Setzt man diese Szenen nun mit Londos Geschenk in Verbindung, zeichnet sich ein recht eindeutiges Bild ab: Sheridan und Delenn folgten Londos Wunsch, und überreichten David zu seinem sechzehnten Geburtstag die Urne, woraufhin der Keeper von ihm Besitz ergriff, was dann wieder im weiterer Folge, um ihrem Sohn zu helfen, Sheridan und Delenn nach Centauri Prime führte, wo sie gefangengenommen wurde. Und für alle, denen dieses Bild trotzdem noch zu unscharf und ungenau ist, gibt es "Out of the Darkness". Die erste Hälfte des Romans knüpft dabei noch an "Armies of Light and Dark" an, und erzählt von den Vorbereitungen – auf allen Seiten – zu jener schicksalhaften Nacht, wo Centauri Prime endlich vom Einfluss der Drakh befreit wird (auch wenn dafür ein schrecklicher Preis zu zahlen ist), und sich Londos Schicksal erfüllt. Wir sehen, wie Vir weiter wächst und zu jenem Anführer wird, auf den wir in "Tausend Jahre durch die Zeit" für ein paar Sekunden einen flüchtigen Blick erhaschen können – aber auch, wie er dabei zunehmend einen Teil (den vielleicht besten Teil, wie er selbst meint) sich selbst verliert, und mit den Dingen, die er tun musste, um eben dieses Ziel zu erreichen – und den Opfern, die von anderen dafür zu erbringen waren – hadert. Vor allem das, was er Mariel angetan hat, lastet immer noch schwer auf seinem Gewissen.

Wir sehen aber auch, wie er in Senna eine treue Gefährtin und Verbündete findet. Damit gewinnt auch diese von JMS in "Der erste Schritt" vorgestellte und von Peter David sowohl in seinem Roman zum TV-Film als auch dieser Trilogie näher beleuchteten Figur an zusätzlicher Bedeutung. Auch Londos Tagebuch wird weiter fortgeführt, und erlaubt uns, auch an seinen Gedanken zu den Entwicklungen auf Centauri Prime teilzuhaben. Zudem sind einzelne Kapitel auch wieder aus seiner Sicht geschrieben. Auf der anderen Seite haben wir in erster Linie Durla, der ohne es zu wissen die Wünsche der Drakh ausführt, und wo Peter David das Kunststück schafft, ihn noch einmal abscheulicher zu machen, als er das in den ersten beiden Teilen der Trilogie schon war. Und auch auf Minbar sehen wir vorbei, und erfahren dort z.B., dass Loriens Ultimatum was Sheridans restliche Lebenszeit betrifft schwer auf Delenn lastet. Aber auch mit G'Kar und Garibaldi gibt es dort ein Wiedersehen. Vor allem aber lernen wir hier nun zum ersten Mal David kennen. Einen potentiellen Kontinuitätsfehler, der JMS bei der Chronologie der Ereignisse unterlaufen ist, räumt Peter David zudem auf kongeniale Art und Weise aus. Denn: In "Der letzte Blick zurück" meint Londo ja, dass Delenn und John ihrem Sohn die Urne zu seinem sechzehnten Geburtstag geben sollen. Das war im September 2262. Davids genaues Geburtsdatum wird in der Serie nicht genannt, man kann sich aber denken, dass dieses wohl in etwa Anfang 2263 liegen dürfte – was von der offiziellen "Babylon 5"-Enzyklopädie auch bestätigt wird. Das geht sich dann aber mit dem sechzehnten Geburtstag und den Flash Forwards aus "Tausend Jahre durch die Zeit", die Ende 2278 spielen, knapp nicht aus. Des Rätsels Lösung liegt darin, dass die Jahre auf Minbar etwas kürzer sind als Erdenjahre – somit passt es dann wieder.

In der Aufrollung der genauen Ereignisse rund um den Keeper, wie es Sheridan und Delenn nach Centauri Prime verschlug, und die Legionen des Feuers sich gegen die Drakh erheben, liegt dann auch das Herzstück nicht nur dieses Romans, sondern eigentlich auch der gesamten "Legions of Fire"-Trilogie. In etwa ab der Hälfte von "Out of the Darkness" beginnt Peter David dann, eben diese Geschichte im Detail zu erzählen, und fügt somit die einzelnen Mosaiksteine aus mehreren Episoden der Serie zu einem stimmigen und überzeugenden Ganzen zusammen. Dabei baut er teilweise auf den bekannten Szenen auf, und erweitert diese um einige entscheidende Momente, welche sowohl diese an sich, als auch die Episoden, auf denen sie basieren, noch einmal aufwerteten. Mühelos fügt er die Einzelstücke zu einem überaus gefälligen und packenden Bild zusammen, und wechselt zwischen Szenen aus "Tausend Jahre durch die Zeit", "Der erste Schritt", seiner eigenen Romanfassung eben dieses TV-Films (es wäre wohl mal ein interessantes und durchaus lohnendes Experiment, diesen genau an der betreffenden Stelle in "Out of the Darkness" zu lesen, und damit quasi aus den beiden Büchern einen langen, epischen Roman zu machen), sowie gänzlich neuen Szenen, mit denen er die Lücke zwischen diesen einzelnen Elementen füllt. Das Endresultat ist einfach nur fantastisch. In sich schlüssig, packend, und teilweise auch richtiggehend berührend, liefert "Out of the Darkness" hier die ultimative Antwort auf die oben erwähnte Frage, die Teile des selbst heute immer noch wachsenden B5-Fandoms nach wie vor plagen. Zur grundsätzlich schon überaus gefälligen, stimmigen und befriedigenden Geschichte an sich gesellt sich dann auch noch Peter Davids großartiger, gehobener und hochwertiger Schreibstil, der das "Babylon 5"-Universum auch hier wieder um zahlreiche wundervolle Zitate bereichert, und generell dafür sorgt, dass eine überzeugende Geschichte auf nicht minder gefällige Art und Weise erzählt wird. Für mich ist "Out of the Darkness" jedenfalls, neben seiner Romanfassung von "In the Beginning", J. Gregory Keyes Abschluss der Psi-Corps-Trilogie, "Final Reckoning", sowie "The Shadow Within", die absolute Sternstunde unter den "Babylon 5"-Romanen, die sich kein Fan der Serie entgehen lassen sollte.

Fazit: Zwar ist es grundsätzlich möglich (und aus meiner Sicht den B5-Fans auch durchaus zumutbar), sich den ungefähren Ablauf der Ereignisse rund um Davids Keeper aus den betreffenden Szenen, Vorausblicken und Andeutungen aus der Serie zusammenzureimen – wer es jedoch schon immer genau wissen wollte, der kommt an "Out of the Darkness" nicht dabei. Peter David schließt hier somit nicht nur eine der größten Lücken aus dem "Babylon 5"-Kanon, sondern schließt zudem seine eigene, großartige Trilogie auf phänomenale Art und Weise ab. Dabei gelingt es ihm scheinbar mühelos, die Elemente aus einzelnen Episoden zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen, und zwischen den Ereignissen aus "Tausend Jahre durch die Zeit", "Der erste Schritt" und seinem eigenen Beitrag zur Geschichte hin- und herzuwechseln. Zwar profitiert er dabei zweifellos einerseits von JMS grandios erdachter Handlung an sich, vermag es aber halt auch, diese mit seinem unvergleichlichen Schreibstil auf überaus ansprechende Art und Weise aufs Papier zu bringen. "Out of the Darkness" ist somit nicht nur inhaltlich, sondern auch von der Erzählweise her wieder einmal ein absolutes Highlight. Wie er hier die Ereignisse dieses schicksalhaften Tages aufrollt und zugleich Londos tragische Geschichte zu ihrem Ende bringt, ist einfach nur phantastisch – und ein Lesevergnügen, dass sich kein (englischkundiger) "Babylon 5"-Fan entgehen lassen sollte!

Bewertung: 5/5 Punkten
Christian Siegel





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