Originaltitel: Homestead Episodennummer: 7x23 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 09. Mai 2001 Erstausstrahlung D: 08. Februar 2002 Drehbuch: Raf Green Regie: LeVar Burton Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Robert Beltran als Chakotay,
Tim Russ als Tuvok,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Robert Picardo als The Doctor,
Jeri Ryan als Seven of Nine,
Ethan Phillips als Neelix,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Rob LaBelle als Oxilon,
Julianne Christie als Dexa,
Ian Meltzer als Brax,
Scarlett Pomers als Naomi Wildman,
John Kenton Shull als Nocona,
Christian R. Conrad als Miner,
Majel Barrett als Computer Voice u.a.
Kurzinhalt:
Auf der Voyager wird gerade der Tag des Erstkontakts mit den Vulkaniern gefeiert, als die Sensoren in der Nähe talaxianische Lebenszeichen registrieren. Dies führt das Außenteam, bestehend aus Neelix, Tuvok und Tom Paris, zu einem nahegelegenen Asteroidengürtel. Auf einem der größeren Gesteinsbrocken scheinen es sich die Talaxianer häuslich eingerichtet zu haben. Allerdings reagieren sie auf den Besuch äußerst skeptisch und zurückhaltend. In ihrer Zeit auf dem Asteroiden haben sie gelernt, Fremden gegenüber vorsichtig zu sein. Eine Einstellung, die sich leider auch durch jene Aliens zu bestätigen scheint, die im Asteroidengürtel Rohstoffe abbauen – und sich als nächstes Ziel dafür just die neue Heimat der Talaxianer ausgewählt haben. Captain Janeway versucht, zwischen beiden Parteien zu vermitteln, kann jedoch letztendlich auch nicht mehr als eine Verlängerung der Frist herausholen, um die Talaxianer aus ihrer neuen Heimat zu evakuieren. Doch Neelix, der weiß, dass sein Volk schon einmal eine Heimat verloren hat, will nicht einfach so tatenlos zusehen, wie seine Landsleute ein weiteres Mal vertrieben werden – und bereitet sie darauf vor, Widerstand zu leisten…
Denkwürdige Zitate:"You don't think I could make up a story like that, do you?"
(Eine kleine selbstironische Anspielung der Drehbuchautoren auf die "Tuvix"-Folge.)
"I'm not a fighter. I'm just a cook who sometimes imagines himself to be a diplomat." "On the contrary, Mister Neelix. You are much more than that. You are perhaps the most resourceful individual I have ever known."
(Ein wahrlich großes Lob von Tuvok.)
"You wouldn't be planning anything foolish, would you?" "Whatever I do, I promise it won't involve Voyager." "That wasn't my question."
(Da hat der Captain recht.)
Review:
In "Eine Heimstätte" erhält die Geschichte von Neelix einen runden und überaus befriedigenden Abschluss. Dabei macht die Episode in den ersten 35 Minuten noch einen ziemlich normalen, geradlinigen und typischen Eindruck, der nicht wirklich vermuten lässt, welche Wendung den Zuschauer am Ende erwartet. Zwar noch vergleichsweise belanglos, konnte mir auch dieser Teil der Folge schon recht gut gefallen. Die Idee, Neelix nach so langer Zeit auf eine kleine Kolonie seines Volkes treffen zu lassen, hatte schon einen Charme. Sowohl gut gemacht als auch verständlich war zudem ihre Zurückhaltung gegenüber Fremden – immerhin wurde ja auch ihre Heimatwelt von Außerirdischen zerstört. Und auch, dass sie leider in der Vergangenheit gelernt haben, sich nicht zur Wehr zu setzen, kommt schön heraus (und ist dann doch auch irgendwie bedrückend). Umso mehr freut man sich, wenn Neelix – angespornt von Tuvok und unter Duldung von Captain Janeway – aktiv ins Geschehen eingreift, und die Talaxianer dazu animiert, ihre neue Heimat zu verteidigen. Schön auch die passive Lösung, die dafür gefunden wird: Statt die Angreifer zu vernichten, versehen sie den Asteroiden mit einem Schutzschild, der es diesen unmöglich macht, den Abbau wie geplant durchzuführen.
Generell war es schön, zu sehen, wie Neelix einerseits im Verlauf der Serie gewachsen ist, er aber vor allem auch an dieser Aufgabe hier – unterstützt von Tuvoks freundlichen Worten – wächst, und sich zum Widerstandskämpfer und Anführer der Kolonisten aufschwingt. Und der Showdown am Ende, wo dann auch – trotz ihrer ursprünglicher Bedenken aufgrund der obersten Direktive (die jedoch von ihr im Verlauf der sieben Jahre eh schon oft genug verletzt wurde) – auch die Voyager (in Form des Delta Flyers) eingreift, war dann durchaus spannend umgesetzt. Nett fand ich zudem auch schon den Einstieg rund um den "First Contact Day", der auch schön auf den entsprechenden Kinofilm zurückgreift. Die Masken der – unbenannten – Außerirdischen waren ebenfalls wirklich cool. Und auch die Idee, dass man Neelix hier – nachdem das Ende seiner Beziehung mit Kes ja mittlerweile doch eine Weile her ist – mit Dexa einen love interest vorsetzt, gefiel mir. Lediglich kleinere Kritikpunkte trübten den positiven Gesamteindruck der ersten 35 Minuten: So fand ich zugegebenermaßen den Asteroiden jetzt nicht unbedingt so heimelig, dass ich persönlich nachvollziehen kann, dass sie diesen nicht verlassen wollten (bzw. ihm gegenüber einem Planeten der Klasse M den Vorzug geben). Zudem waren die Effekte teilweise etwas durchwachsen – vor allem die Bruchlandung war jetzt nicht übermäßig gut getrickst. Und ein bisschen vorhersehbar und/oder banal war das Geschehen schon auch. Die zuvor erwähnten positiven Aspekte, insbesondere aber starke Einzelmomente (wie eben das Gespräch zwischen Neelix und Tuvok im astrometrischen Labor), machten die Episode aber bereits bis zu diesem Punkt durchaus nett und unterhaltsam.
Dann jedoch vollzieht "Eine Heimstätte" eine Wendung, die zumindest ich bei der Erstsichtung nicht kommen sah: Denn zwar verabschiedet sich Neelix ursprünglich von seinen neuen Freunden, und insbesondere Dexa und ihrem kleinen Jungen Brax, um auf die Voyager zurückzukehren, und den Flug zur Erde mit der Crew fortzusetzen. Dann jedoch kommen ihm Bedenken, ob er die richtige Entscheidung getroffen hat. Naomi Wildman entwächst ihm zunehmend, und auch wenn er auf der Voyager ein neues zu Hause und eine neue Familie gewonnen hat, stellt sich für ihn verständlicherweise die Frage, wo genau die Reise mit der Voyager für ihn hingehen soll. Was erwartet ihn denn auf der Erde? Im gemeinsamen Gespräch mit Kathryn Janeway, der ganz ähnliche Gedanken im Kopf herumspukten, kommt dies sehr schön zur Geltung. All dies kulminiert dann schließlich in einem wunderbar emotionalen Finale, als die Crew dem neu ernannten Botschafter der Föderation bei seinem Abschied die Ehre erweist, und Tuvok ihm sogar seinen Wunsch erfüllt, ihn beim "Tanzen" zu sehen. Ähnlich berührend wie hier am Ende, mit dieser Ehrenbekundung, sowie Tuvoks "Live Long and Prosper", war "Voyager" selten bis nie. Zugleich hat man jedoch, wenn er am Ende Dexa und Brax in die Arme schließt, den Eindruck, dass Neelix nach Hause gekommen ist – und bringt seine ganz persönliche Reise somit zu einem versöhnlichen, glücklichen Abschluss.
Fazit:
Bereits die erste Hälfte von "Eine Heimstätte" ist durchaus gelungen. Wie Neelix hier auf andere Vertreter seines Volkes trifft, die zunehmende Bindung zu Dexa und Brax, der Konflikt mit den Außerirdischen (die jedoch trotzdem auch nicht übertrieben böse sind, und den Talaxianern ja durchaus die Möglichkeit geben wollen, ihre Heimat zu verlassen), und wie Neelix ihnen schließlich dabei hilft, ihre neue Heimat gegen die Angreifer zu verteidigen (und dabei zugleich auch selbst eine neue Heimat gewinnt), war schon nett anzusehen. In erster Linie ist es aber das, was nach dem vermeintlichen Abschied von Dexa und Brax geschieht, was die Episode für mich auszeichnet. Denn dass sich eine langjährige Figur aus der Stammbesetzung auf diese Art und Weise (und nicht etwa durch einen plötzlichen Serientod, wie bei Jadzia, oder auch indem sie sich einfach von einer Folge zur nächsten auflöst, wie bei Pulaski) verabschiedet, hat bei "Star Trek" doch eher Seltenheitswert (passenderweise ist just Neelix frühere Partnerin Kes so ziemlich das einzige andere Beispiel, dass mir dazu einfällt). Seine Überlegungen, die Voyager zu verlassen und sich seinem Volk auf dem Asteroiden anzuschließen, kulminiert dann in einer wunderbar bewegenden Szene, die wohl auch den emotionalsten Moment der gesamten Serie darstellen dürfte. Ja, ich weiß, Neelix war durchaus eine umstrittene (Reiz-)Figur, die nicht bei jedem gut ankam. In dem Fall ist man wohl eher froh und erleichtert, ihn endlich los zu sein. Ich hingegen habe den amüsanten und gutherzigen Talaxianer schon immer gemocht – und hatte demnach am Ende, als sich die Crew aufstellt, um ihm bei seinem Abschied die Ehre zu erweisen, und der sonst so stoische "Mr. Vulkanier" gar kurz das Tanzbein schwingt, echt mit den Tränen zu kämpfen. Ach, wenn das Finale der Serie doch nur halb so berührend gewesen wäre!