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The Long Night of Centauri Prime Drucken E-Mail
Titel: "The Long Night of Centauri Prime"
Bewertung:
Autor: Peter David
Übersetzung: -
Umfang: 280 Seiten
Verlag: Del Rey
Veröffentlicht: 07. Dezember 1999
ISBN: 0-345-42718-1
Setting: 2262 - 2266
Relevanz: Hoch.
Spoiler? Ja, bis inklusive "Der letzte Blick zurück"
Wo erhältlich? Sowohl das Original als auch die Neuausgabe sind vergriffen, jedoch werden immer wieder Exemplare des Romans auf ebay oder dem amazon marketplace angeboten.
 

Kurzinhalt: Londos Schicksal hat sich erfüllt: Er ist der neue Imperator von Centauri Prime. Doch ist er in dieser Funktion letztendlich nur eine Marionette der Drakh, und seine persönliche Freiheit aufgrund des ihn ständig überwachenden Keepers höchst eingeschränkt. Und so ist er letztendlich dazu verdammt, ihre Befehle auszuführen – und die Bevölkerung gegen die Allianz aufzustacheln. Nur kurz nachdem er sein Amt antritt lernt er auf den Straßen die junge Senna kennen, bei der es sich um Lord Refas Tochter handelt. Er fühlt sich für das Schicksal der jungen Frau, die jeglichen Status verloren hat, verantwortlich, und nimmt sie zu sich in den Palast auf. Dafür muss er den von ihm verhassten Durla als Innenminister akzeptieren. In den folgenden zwei Jahren seiner Regentschaft gelingen ihm immer wieder kleine Siege gegen seine Peiniger, mindestens genauso oft muss er jedoch auch schmerzhafte Niederlagen einstecken. Und letztendlich kommt er an der Erkenntnis nicht vorbei, dass sich jeder, der sich in seiner näheren Umgebung aufhält, damit in große Gefahr begibt…

Review: Die "Legions of Fire"-Trilogie, die in Fankreisen auch oft einfach Centauri-Trilogie genannt wird, war nach J. Gregory Keyes Psi-Corps-Trilogie die zweite, die zu "Babylon 5" erschienen ist. Und so wie im dortigen letzten Band wagt Autor Peter David – der bereits mit seinem Drehbuch zu "Drei Frauen und Mollari" sowie seinem großartigen Roman zum TV-Film "Der erste Schritt" sein großartiges Gespür für Londo Mollari unter Beweis gestellt hat (ich behaupte, dass – nach JMS, natürlich – niemand diese tragische Figur besser versteht, als er) und sich damit für diese Trilogie als die absolute Idealbesetzung erweist (nicht zuletzt, als er bereits bei "Star Trek" viel Erfahrung mit Lizenzromanen gesammelt hat, und dort ebenfalls für einige der besten Einträge verantwortlich war), ebenfalls den Blick in die Zukunft. Nach dem Prolog, der die Ereignisse aus "Die Bürde des Imperators" zuerst aus Sicht des Drakh und danach aus jener Londos schildert, schließt er die Lücke zwischen der fünften Staffel und "Waffenbrüder", und erzählt, wie es Londo in der Zwischenzeit ergangen ist. Vor allem dieser Teil des Romans bestach für mich, vor allem aufgrund des zuvor genannten Gespürs von Peter David für die Figur. Er stellt Londo Mollari auch wirklich als genau die tragische Figur dar, die er ist, und vor allem am Ende, wenn er die große Gefahr erkennt, in der seine treuen Freunde aufgrund ihrer Nähe zu ihm schweben, und sie fortschickt, um einsam und verlassen die Bürde des Throns zu tragen, kam ich wieder einmal nicht umhin, mit ihm mitzufühlen.

Und doch geht es bei "The Long Night of Centauri Prime" nicht nur um Londo, sondern wird auch den Personen in seinem Dunstkreis Aufmerksamkeit geschenkt. Einige von ihnen, wie z.B. Durla, lernen wir hier zum ersten Mal kennen (wobei durch dessen Faszination mit Mariel auch hier ein direkter Bezug zur Serie besteht), andere sind uns bereits aus den Serien und Filmen bekannt. Wie z.B. Senna – jene junge Frau, die in "Der erste Schritt" das Kindermädchen für Luc und Lyssa (die Kinder des von Londo in "Duell unter Freunden" ermordeten Jugendfreundes Urza Jaddo) war, und der hier mit ihrer Verwandschaft mit Lord Refa noch einmal eine größere Verbindung zur Serie angedichtet wird. Sie mag für sich genommen nicht die interessanteste Figur aus dem Ensemble sein, erweist sich aber als ideale Kandidatin, um Londo mit den Augen einer außenstehenden Person, die nichts von seinem inneren Konflikt weiß, zu betrachten – und eben dies war dann eben sehr wohl wieder interessant. Noch mehr freute ich mich aber über den neuerlichen Auftritt von Timov, die im Verlauf des Romans sowohl Londo als auch dem Leser ihre Aufwartung macht. Ich mochte sie ja aufgrund ihrer aufrichtigen Art schon immer; sie nimmt sich kein Blatt vor dem Mund und sagt, was Sache ist. Auch hier wertete sie den Roman – für den kurzen Teil, in dem sie anwesend war – für mich auf. Neben Londo steht aber natürlich in erster Linie noch Vir im Mittelpunkt des Geschehens. Auch hier glänzt Peter Davids Charakterisierung. Die grundsätzlich bekannte Naivität und Unbeholfenheit ist zwar vorhanden, jedoch vergisst David eben auch nicht darauf, dass sich die Figur im Verlauf der Serie weiterentwickelt hat, und an seinen Erlebnissen gewachsen ist. All dies kulminiert dann schließlich in einem wunderbaren Dinner, das einen überaus traurigen Ausgang nimmt – und Londo und Vir letztendlich zu Figuren auf zwei unterschiedlichen Seiten des Spielbretts macht, auch wenn sie eigentlich das gleiche Ziel verfolgen.

Zugegebenermaßen werden Actionfreaks bei "The Long Night of Centauri Prime" nicht auf ihre Kosten kommen. Zudem ist die Handlung, wenn man es genau betrachtet, doch ein wenig dünn. Der Roman beantwortet zwar die Frage, was zwischen "Der letzte Blick zurück" und "Waffenbrüder" geschehen ist – tut dies jedoch mit einem wenig spektakulären "Nicht viel". Das wird sicher nicht jedem schmecken. Mich hat der Roman jedoch aufgrund der tollen Charakterisierung, Peter Davids Gespür für die Figuren, den wunderbaren Dialogen ("The Alliance is the light. Let your people look at it in anger... so that they will be blind to the shadows around them."), dem Humor (Londo zu Durla, nachdem dieser zögerlich meint, dass es ihm natürlich eine Ehre wäre, einen Schuss für Londo abzufangen und sein Leben für den Imperator zu geben: "Let us both hope you have the opportunity."), sowie Peter Davids generell wieder einmal grandiosem Schreibstil, aber von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann gezogen. Der einzige Kritikpunkt, an dem leider auch ich nicht vorbeikomme, sind die kleineren Fehler in der Chronologie. So behauptet David, zwischen "Die Bürde des Imperators" und dem Dinner aus "Der letzte Blick zurück" würden eineinhalb Jahre liegen – wie auch immer er auf die Idee kommt (oder möglicherweise war das auch einfach missverständlich formuliert). Und das Ende des Romans spielt eigentlich unmittelbar vor "Waffenbrüder", und damit im Dezember 2066, und nicht, wie dort behauptet, 2067. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob die Dracula-Verbindung notwendig war. Letztendlich sind das jedoch vernachlässigbare Details, die meinem Lesevergnügen keinen Abbruch taten.

Fazit: Peter David hat bereits bei der Romanfassung von "Der erste Schritt" sein Gespür für Londo Mollari unter Beweis gestellt, und erweist sich sowohl deshalb, als auch aufgrund seiner früheren Erfahrung mit Lizenzromanen (für "Star Trek") sowie generell seinem schriftstellerischen Talent als Idealbesetzung, um die Geschichte der Centauri-Republik im Allgemeinen und Londo Mollari im Besonderen weiterzuerzählen. Neben seinem tollen Schreibstil, zahlreichen wunderbaren Dialogen, dem feinen Humor, sowie dem besagten Gespür für die Figuren erweist sich jedoch das Konzept der Trilogie als seine größte Stärke. Denn wie schon "Final Reckoning" vor ihm erzählt die "Legions of Fire"-Trilogie nicht einfach nur weitere Geschichten aus dem "Babylon 5"-Universum, sondern setzt vielmehr die dort erzählte Geschichte fort, und schließt somit die Lücke zwischen "Der letzte Blick zurück" und den Zukunfts-Szenen aus "Tausend Jahre durch die Zeit" (bzw. hier erstmal bis "Waffenbrüder") zu füllen. Klar konnte man sich die groben Eckpunkte bereits aus der Serie zusammenreimen, doch hier nun näher ins Detail zu gehen und diese Lücke gefüllt zu sehen, fand ich ungemein interessant und reizvoll. Und dies dann auch noch aus der begnadeten Feder von Peter David erzählt zu bekommen, ist dann halt der Jackpot. Da sieht man auch gerne über kleinere Ungereimtheiten bei der Chronologie hinweg.

Bewertung: 4.5/5 Punkten
Christian Siegel





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