Originaltitel: Friendship One Episodennummer: 7x21 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 25. April 2001 Erstausstrahlung D: 25. Januar 2002 Drehbuch: Michael Taylor & Bryan Fuller Regie: Mike Vejar Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Robert Beltran als Chakotay,
Tim Russ als Tuvok,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Robert Picardo als The Doctor,
Jerry Ryan als Seven of Nine,
Ethan Phillips als Neelix,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Ken Land als Verin,
John Prosky als Otrin,
Bari Hochwald als Brin,
Peter Dennis als Admiral Hendricks,
Ashley Edner als Yun,
Josh Clark als Joe Carey u.a.
Kurzinhalt:
Da es mittlerweile gelungen ist, eine stabile, regelmäßige Kommunikation mit der Erde einzurichten, erhält die Erde nun ihren ersten offiziellen Auftrag von der Sternenflotte, seitdem es sie in den Delta-Quadranten verschlagen hat. Captain Janeway und Crew sollen nach der interstellaren Sonde "Friendship One" suchen, die vor mehr als 300 Jahren von der Erde ausgesandt wurde, um mit anderen Zivilisationen in Kontakt zu treten. Es gelingt, deren Spur bis zu einem Planeten zu verfolgen – der jedoch unter einem nuklearen Winter zu leiden scheint. Zudem empfängt man keine Lebenszeichen – es scheint so, als hätten sich die Bewohner selbst ausgelöscht. Mit dem Delta Flyer fliegt ein Außenteam auf die radioaktiv verseuchte Oberfläche, um die Überreste der Friendship One zu bergen. Schon bald stellt sich jedoch heraus, dass der Planet nicht so unbewohnt ist, wie es den Anschein hatte. Von der Strahlenkrankheit gekennzeichnete Überlebende der Katastrophe nehmen Tom Paris, Neelix und Joe Carey als Geiseln. Sie machen die Menschen für das Unglück, dass ihre Welt befiel verantwortlich, und verlangen von Captain Janeway, sie auf einen anderen Planeten umzusiedeln. Da der nächste Planet der Klasse M Lichtjahre entfernt ist, würde eine Umsiedelung drei Jahre in Anspruch nehmen. Zu einem solchen Opfer ist Captain Janeway nicht bereit – und schon gar nicht unter vorgehaltener Waffe. Woraufhin Verin, der Anführer der Überlebenden, seine Drohung wahr macht und eine der Geiseln erschießt…
Denkwürdige Zitate:"I had a cousin who used to transport disulfides from a gas giant. He claimed to love the turbulence. Of course, disulfides are known to cause delusions."
(Neelix, nachdem sie im Delta Flyer doch ordentlich durchgeschüttelt wurden.)
"These people have lived here all their lives without environmental suits." "These people have lived here without much of anything."
(Neelix fasst die Notlage der Überlebenden treffend zusammen.)
Review:
Der Einstieg in die Folge, mit der Rückblende zur Ankunft der an die Voyager-Sonde angelehnte Friendship One im Orbit des Planeten, hat mir noch sehr gut gefallen. Vor allem die Idee, dass solch eine freundlich gemeinte Geste – und wie die Menschen hier friedlich die Hand in die Galaxis ausstreckte – letztendlich eine derartige Katstrophe auslöst (oder zumindest mitbeeinflusst), fand ich auf erschreckend-erschütternde Art und Weise phantastisch. Generell war die Planetenoberfläche fantastisch umgesetzt, vom Set, der Belichtung, dem Schneefall etc. her. Und vor allem die Szene in der finsteren Höhle, wo in erster Linie die Lichter an den Raumanzügen hervorblitzten, stach für mich optisch hervor (wobei die Episode generell von Mike Vejar wieder einmal überaus fein inszeniert ist). Nett finde ich zudem, dass es zum Ende der Serie hin mit der direkten Kommunikation zur Erde doch nochmal eine markante Änderung des Status Quo gab, die hier auch sogleich genutzt wird, um die Voyager auf ihre erste offizielle Mission im Delta-Quadranten zu schicken (wobei ich mich zugleich fragte, warum Janeway nicht mit ihrem Ex-Verlobten Mark Kontakt aufgenommen hat). Und auch die ersten Szenen mit den Überlebenden sind noch sehr spannend umgesetzt.
Leider aber geht "Friendship One" ab der Geiselnahme ein bisschen die Luft aus. Problempunkt Nummer eins dabei ist die Vorhersehbarkeit. Joe Carey mag zwar kein klassisches Rothemd sein, aber wenn er hier auf einmal nach einer halben Ewigkeit wieder auftaucht und sich dem Außenteam anschließt, muss man kein Hellseher sein, um zu vermuten, dass er im Zuge dessen das Zeitliche segnen wird. Dies war leider doch ziemlich klischeehaft, was zusammen mit der Vorhersehbarkeit dieser üblen Wendung doch ziemlich auf deren angepeilter emotionaler Schockwirkung drückte. Punkt zwei ist, dass hier die Opfer zu Tätern werden. Wenn man festgestellt hätte, dass tatsächlich die Friendship One allein unbeabsichtigt diese Katastrophe ausgelöst hat (z.B. in dem sie plötzlich im Orbit auftaucht, und eine Fraktion meint, das wäre ein Angriff, und daraufhin die eigenen Raketen startet), und sich die Menschheit dieser Verantwortung der Taten ihrer Vorfahren hätte stellen müssen, hätte mir das wesentlich besser gefallen, als die Überlebenden auf eine derart aggressive Art und Weise auftreten zu lassen, dass die Frage der Schuld oder Unschuld der Menschheit völlig in den Hintergrund rückt. Vor allem auch die Ermordung von Carey macht es dem Zuschauer leider viel zu leicht, sich gegen sie zu stellen. Zwar wird nicht zuletzt dank der anderen, teils freundlichen Überlebenden sowie dem Plädoyer für Paris und Neelix, ihnen trotz allem zu helfen, halbwegs Ausgewogenheit bewahrt. Dennoch wäre mir hier eine andere Umsetzung lieber gewesen. Der dritte wesentliche Punkt ist dann das für "Star Trek" ja so typische Friede Freude Eierkuchen-Ende. Ja, ich weiß schon, Utopie. Und grundsätzlich halte ich eben dies ja auch für eine der größten Stärken des Franchise. In dem Fall ging mir das mit der Rettung des Planeten aber doch etwas zu schnell und einfach. Und schon brauchen wir uns keine Gedanken mehr darüber machen, was unsere Sonde für einen Schaden angerichtet (oder zumindest mitverursacht) hat, weil jetzt ist ja eh alles wieder gut. Hier lässt "Friendship One" leider viel dramaturgisches Potential ungenutzt liegen.
Fazit:
Der Einstieg in "Friendship One" war ja noch wirklcih vielversprechend. Mir gefiel sowohl diese – natürlich von Voyager inspirierten – Sonde, als insbesondere auch die tragischen, ungewollten Konsequenzen, die sich aus der Ankunft auf dem Planeten ergeben haben. Da reichst du deine Hand zur Freundschaft ins All hinaus, und dann passiert so etwas. Das war schon erschütternd. Leider aber gibt es in weiterer Folge drei zentrale Knackpunkte: Joe Careys Tod war zu typisch und vorhersehbar, und verlor dabei sämtliche emotionale Wirkung. Das aggressive Vorgehen der Überlebenden machte es zudem zu leicht, die Menschen von jeglicher Schuld reinzuwaschen; ich hätte es wesentlich spannender gefunden, wenn sich die Folge näher mit "unserer" Verantwortung in dieser Frage auseinandergesetzt hätte. Das war doch etwas schade. Und vor allem auch den überglücklichen Ausgang des Geschehens sehe ich kritisch. Utopie in allen Ehren, aber das konterkarierte leider völlig den schön-düsteren Einstieg, der mir eben so gut gefallen konnte. Trotz dieser Kritikpunkte war "Friendship One" aber immerhin durchgängig unterhaltsam, und gab vor allem Paris und Neelix wieder einmal Gelegenheit, zu glänzen. Insgesamt ist "Friendship One" schon eine gute Folge, die mich jedoch aufgrund der wirklich interessanten Ausgangssituation, und was man dann letztendlich daraus gemacht hat, doch etwas enttäuschte.