Kurzinhalt:
Vor rund fünfzig Jahren, kurz vor dem Ausbruch der Klonkriege, startete die Republik ein extragalaktisches Flugprojekt, um die unbekannten Regionen zu erforschen. Doch die sechs Dreadnoughts wurden von Thrawn abgefangen und zerstört. Nun laden die Chiss Luke Skywalker und Mara Jade ein, um nach den Überresten der gescheiterten Expedition zu suchen. So wollen die Chiss, die sich – obwohl Thrawn damals eigenmächtig handelte – für den Verlust verantwortlich fühlen, den Opfern Tribut zollen. Luke und Mara nehmen die Einladung an, müssen jedoch schon bald erkennen, dass sie damit nicht allein sind. Auch ein ihnen unbekannter Mann, der sich als Botschafter der Neuen Republik ausgibt, sowie die neu gegründete 501. Legion des Imperiums der Hand, schließen sich der Suche nach dem extragalaktischen Flugprojekt an. Doch als man die sechs an einen Gestell in der Mitte befestigten Dreadnoughts findet und an Bord geht, erleben die Besucher eine unerwartete Überraschung – denn einige wenige haben den damaligen Angriff überlebt…
Review:
Gerade auch, wenn man erst vor kurzem die beiden Thrawn-Trilogien gelesen hat, fällt "Die Verschollenen" im direkten Vergleich doch etwas ab. Da sich der Roman - statt den Filmen, die immer auf ein großes Ensemble setzten – auf wenige Figuren, und dort in erster Linie halt auf Luke und Mara konzentriert, fehlt einfach der epische Charakter, der eben diese so auszeichnete. Wie diese generell einem "Star Wars"-Film näher waren, als es bei "Die Verschollenen" der Fall ist. Auch die Geschichte ist längst nicht so ausgeklügelt, wie es dort der Fall war. Und vor allem in der ersten Hälfte hätte das Erzähltempo da und dort etwas höher sein können, bzw. leistet sich Zahn den einen oder anderen Sidestep, dessen Sinnhaftigkeit man in Frage stellen könnte (wie z.B. den kurzen Besuch auf Nirauan). Von diesen Punkten abgesehen hat aber auch "Die Verschollenen" wieder sehr gut gefallen. Er erweist sich als durchaus gelungenes und interessantes Sequel zur zweiten Thrawn-Trilogie, bzw. natürlich insbesondere zu "Die Kundschafter" (der erst ein paar Jahre nach "Die Verschollenen" geschrieben und veröffentlicht wurde), wo die Geschichte eben dieses extragalaktischen Flugprojekts erzählt wurde (leider ist es mittlerweile schon wieder so lange her, dass ich den gelegen habe, dass wie ich fürchte nicht viel hängengeblieben ist, so dass sich die beiden Romane in meinem Fall nur bedingt gegenseitig ergänzen konnten). Sehr schön fand ich dabei vor allem, Luke und Mara gemeinsam in Aktion zu erleben. In weiterer Folge bekamen sie dazu aufgrund einer üblen Wendung ja nicht mehr allzu viel Gelegenheit. Zudem waren die betreffenden Stellen schon bei der zweiten Thrawn-Trilogie meine Favoriten. Insofern gefiel es mir, hierzu nun quasi noch einen Nachschlag zu erhalten.
Zudem ist die Handlung, obwohl sie sich auf einen Roman konzentriert, sehr gut aufgebaut, und kann mit der einen oder anderen netten Offenbarungen und überraschenden Wendung aufwarten. Neuerlich – wenn auch halt diesmal in kleinerem Umfang (nämlich nur einem Roman, statt gleich der) hatte ich den Eindruck, dass es Timothy Zahn sehr gut gelingt, sich eine Geschichte auszudenken, und die einzelnen Figuren auf dem Schachbrett so zu positionieren, dass sie im weiteren Verlauf der Geschichte auf überaus natürliche Art und Weise an genau die richtige bzw. gerade benötigte Stelle gebracht werden können. Wie sich die einzelnen Elemente in weiterer Folge zusammenfügen, konnte mir jedenfalls wieder einmal sehr gut gefallen. Schön fand ich auch die Art und Weise, wie die 501. Legion der Sturmtruppen hier auftritt. Anstatt in der Entwicklung des Legends-Universums wieder einen Schritt zurück zu machen und sie bzw. das Imperium wieder als Bösewichte zu inszenieren, erweisen sie sich als ebenso helden- und ehrenhafte Protagonisten, wie Luke und Mara. Sie kämpfen halt lediglich für eine andere – aber eben nicht mehr der Gegen- - Seite. Zudem ist die Action sehr abwechslungsreich, wobei mir vor allem die Kämpfe innerhalb der Dreadnoughts sehr gut gefallen konnten Darüber hinaus profitiert der Roman davon, dass zu dem Zeitpunkt die Prequel-Trilogie fast schon abgeschlossen war, so dass Timothy Zahn mehrere Anspielungen auf eben diese einbauen und so dafür sorgen kann, dass die Original-Trilogie und das Legends-Universum stärker wie aus einem Guss wirken. Vor allem der Auftritt des Droidekas – der Luke und Mara vor eine ordentliche Herausforderung stellt, aus der sie nur mit List und Cleverness entkommen – hatte es mir diesbezüglich angetan. Und generell ist "Die Verschollenen" halt gewohnt gut geschrieben, und gelingt es Timothy Zahn wieder einmal, das typische "Star Wars"-Flair einzufangen. Insgesamt ist also auch "Die Verschollenen" wieder ein sehr guter und empfehlenswerter Roman – aus meiner Sicht ist er aber nichtsdestotrotz Zahns schwächster Beitrag zum Legends-Kanon.
Fazit:
Vor allem im Vergleich zu den beiden Thrawn-Trilogien muss man bei "Die Verschollenen" im Besonderen sowie den Zahn-Einzelromanen im Allgemeinen halt schon ein paar Abstriche machen. Wo die beiden Trilogien mit der Art und Weise begeisterten, wie es Zahn gelang, ein großes Ensemble zu meistern und dabei eine epische Geschichte zu erzählen, sind diese nun mal halt doch irgendwie kleiner, reduzierter. Bei "Die Verschollenen" liegt der Fokus eben auf Luke und Mara, und auch wenn ich die Fortführung ihrer Geschichte aus der zweiten Thrawn-Trilogie (wo mir ihre gemeinsamen Momente ja auch schon ganz besonders gut gefielen) zu gefallen weiß, fehlten mir Han, Leia, Chewie und Konsorten halt schon ein wenig. Generell kann die Geschichte im direkten Vergleich mit den Trilogien halt nicht ganz mithalten. Sieht man von diesen Abstrichen ab, bietet aber auch "Die Verschollenen" wieder sehr gute "Star Wars"-Unterhaltung, die neben den gelungenen Anspielungen auf die Prequel-Trilogie vor allem mit der tollen Dynamik zwischen Luke und Mara bestach. Von den beiden hätte ich auch in weiterer Folge gern noch mehr gelesen – aber das ist eine andere Geschichte. Letzten Endes wirkt "Die Verschollenen" zwar ein bisschen wie ein zwar kurzweiliger, aber doch auch etwas überflüssiger Epilog zur zweiten "Thrawn"-Trilogie, Fans von Timothy Zahn und/oder dem Gespann Luke-Mara kommen jedoch auch hier wieder voll und ganz auf ihre Kosten.
Bewertung:
3.5/5 Punkten
Christian Siegel
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