Mit: Graham Verchere, Judah Lewis, Caleb Emery, Cory Gruter-Andrew, Tiera Skovbye, Rich Sommer, Jason Gray-Stanford, Shauna Johannesen u.a.
Kurzinhalt:
Seit Jahren schon treibt in Cape May ein Serienmörder sein Unwesen. Davey Armstrong, der während der Sommerferien als Zeitungsjunge arbeitet, ist nach einem Besuch beim benachbarten Polizisten Wayne Mackey davon überzeugt, dass es sich bei ihm um den besagten, berüchtigten "Cape May Slayer" handelt. Anfangs wollen seine Freunde Eats, Woody und Curtis nichts davon hören – ist Davey, Sammler verschiedenster obskurer Zeitschriften, doch für seine Verschwörungstheorien bekannt. Doch es ist Sommer, den Jungs ist fad, sie haben sonst nichts zu tun – und so lassen sie sich von Davey letztendlich doch anstecken, und beginnen damit, Wayne auszuspionieren. Und je länger sie das tun und je mehr Hinweise sie sammeln, desto mehr scheint sich Daveys Verdacht doch tatsächlich zu erhärten. Und wo entwickelt sich das, was als lustiges Ferienprojekt begann, schon bald zu einem gefährlichen Katz- und Mausspiel…
Spoiler-Warnung!
Leider ist "Summer of 84'" wieder einmal einer jener Filme, zu deren Besprechung ich in Spoiler-Territorium vordringen muss. Das nachfolgende Review enthält demnach Spoiler sowohl zu "Summer of '84", als auch leichte, angedeutete Spoiler zu "Turbo Kid" und "Anna and the Apocalpyse". Lesen auf eigene Gefahr! Eltern haften für ihre Kinder!
Review:
"Turbo Kid" habe ich ja geliebt. "Summer of '84" ist diesem nun in mancher Hinsicht sehr ähnlich, und in anderer wiederum völlig anders. Letzteres gerade auch was die Art und Weise betrifft, wie die nostalgischen Elemente eingebaut werden. "Turbo Kid" wirkte ja wie ein Film, der in den 80ern gedreht und danach dreißig Jahre irgendwo in einem Keller verstaubt ist, nur um jetzt gefunden zu werden. "Summer of '84" hingegen spielt – ähnlich wie "Donnie Darko", "Super 8", die "Es"-Neuverfilmung, "Super Dark Times", und natürlich "Stranger Things" (sowie noch viele weitere) – direkt in den 80ern, und stellt in bester "Goonies"-Manier eine Gruppe von Freunden in den Mittelpunkt, die sich in den Sommerferien auf ein gefährliches Abenteuer begeben. Was jedoch "Summer of '84" sowohl von den zuvor genannten als auch den 80er-Filmen denen er Tribut zollt abhebt, ist der tragische Ausgang. Denn hier hat Daveys Entscheidung, seinen Nachbarn auszuspionieren, ernste und nachhaltige Konsequenzen. Sein bester Freund wird ermordet, seine anderen Freunde wenden sich von ihm ab, und das Mädel auf das er steht zieht in eine andere Stadt um.
Über den Monolog am Anfang und am Ende wird diese Entwicklung wunderschön vermittelt: Die Worte sind identisch, jedoch der Ton ein gänzlich anderer: Zu Beginn fröhlich-optimistisch, am Ende niedergeschlagen. Wie auch schon Filme wie "Stand By Me" vor ihm arbeitet "Summer of '84" damit den Wechsel von der Kindheit ins Erwachsenenleben – und zugleich auch den Verlust der Unschuld – sehr schön aus. Auch optisch konnte mir der Film sehr gut gefallen. Die Kinderdarsteller liefern allesamt solide bis gute Leistungen ab (wenn ich auch zugegebenermaßen in den vergangenen Jahren von Gleichaltrigen auch schon mal besseres gesehen habe; es mag böse klingen, auch wenn's nicht so gemeint ist, aber ein bisserl hatte ich den Eindruck, "Summer of '84" hätte die zweite Wahl der zuvor genannten Serien/Filme abgekriegt). Und vor allem auch der Score von Le Matos hatte es mir wieder einmal angetan. Jedoch, 100%ig begeistert hat mich der Film leider nicht. Dies lag einerseits daran, dass der tragische Ausgang für mich leider nicht wie ein Schock kam, sondern viel zu absehbar war. Einerseits, da sie ja in "Turbo Kid" bereits etwas Ähnliches gebracht hatten. Vor allem aber aufgrund dieser einen Szene, wo Woody seine Mutter zudeckt. Das war einfach eine dieser dermaßen aufgesetzten Szenen, die uns einprügeln sollen, was für ein guter, lieber Junge er ist, dass mir in diesem Moment klar war: Der geht drauf. Und danach wartete ich letztendlich den ganzen Film eigentlich nur mehr darauf, bis es endlich passiert. Dadurch fehlte – im Gegensatz zu "Anna and the Apocalypse", wo mich der ersten Todesfall noch eiskalt erwischt hatte – leider die gewünschte, schockierende Wirkung. Auch mit dem übertrieben uneinsichtigen Verhalten der Eltern tat ich mir schwer. Schon klar, Davey ist der klassische "boy who cried wolf", der halt schon immer ein Faible für Verschwörungstheorien hatte. Aber letztendlich ist es ja nicht mehr nur er, sondern auch seine Freunde, die diese Vermutung äußern. Und die Indizien die er heranschafft sollten doch zumindest ausreichend sein, um mal das Interesse der Eltern zu wecken. Ja selbst wenn ich vielleicht noch verstehen könnte, dass sie deshalb nicht gleich zur Polizei laufen – aber dass sie ihn dazu zwingen, sich bei Wayne zu entschuldigen (und diesen damit auf ihren Verdacht aufmerksam zu machen), war mir dann doch zu übertrieben.
Zudem war der Film insofern viel zu vorhersehbar, da von Anfang an klar war, dass Davey mit seinem Verdacht recht hat. Was das betrifft, folgt "Summer of '84" nun mal dem Muster aus "Meine teuflische Nachbarn" – den er für meinen Geschmack ohnehin viel zu deutlich kopiert (und auch dort hatte ich mit der die Paranoia vor den fremden, schrägen Nachbarn bestätigende Auflösung ja so meine Probleme), im direkten Vergleich jedoch den Kürzeren zieht. Oder auch, dass sich Wayne am Ende in ihrem Haus versteckt. Das war halt sonnenklar. Vor allem aber war mir einzelnes im Film doch zu dumm. Wie z.B., dass die Polizei am Ende keinen Personenschutz für die Kinder abstellt, obwohl der von ihnen entlarvte Mörder noch frei herumläuft. Vor allem aber: Welcher Serienmörder hängt sich die Familienfotos seiner Opfer ins verfickte Vorzimmer? Wenn's unten im Keller hängen, oder von mir aus noch im Schlafzimmer. Aber bekommt der echt nie Besuch? Von Nachbarn, Freunden, Familie, Lieferanten, Handwerkern, und vor allem auch seinen Kollegen? Und selbst wenn nicht, warum sollte er dieses Risiko eingehen? Sorry, aber da musste ich echt den Kopf schütteln.
Fazit:
Aufgrund einzelner (aber teilweise halt sehr großen) Dummheiten und der die schockierende Wirkung des Finales reduzierenden Vorhersehbarkeit war ich von "Summer of '84" leider nicht ganz so angetan, wie ich das im Vorfeld gehofft hatte. Aus meiner Sicht ist er (mit Ausnahme des noch wesentlich dämlicheren "Super Dark Times") den zuvor genannten, ähnlich gelagerten Filmen und Serien, sowie auch ihrer vorangegangenen Regiearbeit, "Turbo Kid", klar und deutlich unterlegen. Ein gelungener und nicht zuletzt auch aufgrund des hervorstechenden Endes sehenswerter Eintrag in die stetig wachsende Liste der 80s-Nostalgie-Filme ist "Summer of '84" aber schon.