Originaltitel: Author, Author Episodennummer: 7x20 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 18. April 2001 Erstausstrahlung D: 18. Januar 2002 Drehbuch: Phyllis Strong and Mike Sussman Regie: David Livingston Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Robert Beltran als Chakotay,
Tim Russ als Tuvok,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Robert Picardo als The Doctor,
Jerry Ryan als Seven of Nine,
Ethan Phillips als Neelix,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Dwight Schultz als Barclay,
Richard Herd als Admiral Paris,
Barry Gordon als Ardon Broht,
Joseph Campanella als Arbitrato, r
Lorinne Vozoff als Irene Hansen,
Juan Garcia als John Torres,
Robert Ito als John Kim,
Irene Tsu als Mary Kim,
Majel Barrett als Computer Voice u.a.
Kurzinhalt:
Das von Reginald Barclac geleitete Pfadfinder-Projekt hat einen Weg gefunden, um eine Echtzeit-Kommunikation zwischen der Erde und der Voyager herzustellen. Alle Crewmitglieder bekommen jeweils drei Minuten spendiert, um mit ihren Liebsten in der Heimat zu sprechen. Anfänglich kann Seven of Nine nicht verstehen, was dies für die Crew bedeutet. Dann jedoch beschließt sie, mit ihrer Tante – dem letzten verbliebenen Familienmitglied – Kontakt aufzunehmen. Währenddessen versucht sich der Doktor als Autor. Er hat eine Holodeck-Simulation programmiert, welche die Abenteuer – und Herausforderungen – eines holographischen Arztes an Bord eines Sternenflottenschiffes erzählt. Die Figuren sind dabei – kaum verhohlene und wenig schmeichelhafte – verzerrte Karikaturen der Voyager-Besatzung, was als Tom Paris das Programm ausprobiert doch für einiges an Missstimmung an Bord sorgt. Anfangs verteidigt der Doktor seine künstlerische Freiheit, dann sieht er aber ein, dass er damit seine Freunde verletzt hat, und beschließt, seinen Holoroman vor der Veröffentlichung noch einmal zu überarbeiten. Doch sein Verleger war vom ersten Entwurf derart begeistert, dass er diesen sofort veröffentlichte. Als der Doktor verlangt, dass er die Kopien wieder einzieht, behauptet dieser, dass der Doktor als Hologramm über keine Rechte verfügen würde. Daraufhin muss ein Schiedsgericht darüber entscheiden, ob der Doktor eine Person ist, und damit als Künstler einen Anspruch darauf hat, über sein eigenes Werk zu bestimmen…
Denkwürdige Zitate:"As our story begins, an anomaly has hurled your ship thousands of light years across the galaxy. Your mission, to uphold your medical and ethical standards as you struggle against the crew's bigotry and intolerance."
(Na bumm!)
"You realize, as a writer I'm a little unsophisticated." "No, I believe the phrase you're looking for is 'low brow'."
(Ob Tom diese Einschätzung wohl lieber ist?)
"That's hardly commendable behavior." "No, it wasn't. But it was human."
(Janeways Aussage bei der Anhörung am Ende.)
Review:
In "Die Veröffentlichung" gelingt es nun endlich, eine dauerhafte Echtzeit-Kommunikation zwischen der Zentrale des Pfadfinder-Projekts und der Voyager zu etablieren (also zumindest vermeintlich; ich bin nämlich schon sehr gespannt – und zugleich skeptisch – ob dies in den letzten paar Folgen nochmal thematisiert bzw. zu sehen sein wird). Als Folge daraus bekommen wir hier nun zu sehen, wie ein paar Crewmitglieder mit ihren Familien zu Hause Kontakt aufnehmen. Harry spricht mit seiner Mutter (die sich, so wie wohl alle Zuschauer, fragen, wo denn bitte schön seine Beförderung bleibt – seit sieben Jahren hervorragenden Einsatz, und immer noch Fähnrich?), B'Elanna beginnt sich mit seinem Vater – nachdem sich dieser bei ihr für sein Verhalten damals entschuldigt – zu versöhnen (eine der seltenen "Voyager"-Szenen, wo man direkt auf eine frühere Episode aufbaut, weil ohne Kenntnis von "Abstammung" macht diese wohl nicht viel Sinn), und Seven of Nine nimmt nach anfänglichem Zögern mit ihrer Tante Irene Hansen Kontakt auf. Insgesamt waren diese Szenen zwar nett, mir fehlten aber auch so Momente wie ein Gespräch zwischen Tom und seinem Vater, oder auch Kathryn mit ihrem Ex-Mann. Sprich: Das volle Potential schöpft diese B-Story in meinen Augen nicht aus.
Die Haupthandlung konnte mir da schon besser gefallen. Zu Beginn ist diese noch äußerst amüsant, mit dem Holoprogramm des Doktors, und der völlig übertrieben ins Böse verzerrten Darstellung der Voyager-Crew. Vor allem die Szene, wo Captain Jenkins (aka Janeway) mal schnell ein verletztes Besatzungsmitglied hinrichtet, damit sich der Doktor dem von ihr bevorzugten Patienten annimmt, stach hier hervor. Aber auch den noch einmal wesentlich größere Aufreißer Lt. Marseille (übrigens ein köstlicher Name) fand ich lustig. Nett waren zudem die Interpretationen von Chakotay als Bajoraner, Harry Kim als Trill, B'Elanna Torres als menschliche Frau, und Tuvok ohne spitze Ohren, dafür aber mit einem an den Spiegel-Spock angelehnten Bart. Und auch das Redesign von 7 of 9 aka 3 of 8 war interessant. Generell muss ich gestehen, dass ich die Geschichte als reine Fiktion, und quasi zum Durchspielen, durchaus interessant fand. Wie ich die Technologie rund um solche Holo-Stories generell wieder einmal sehr reizvoll fand. Immerhin gibt dies den Leuten die Möglichkeit, in die Haut einer anderen Person zu schlüpfen – und das ist eben immer noch der beste Weg, um für den jeweils anderen Empathie zu entwickeln. Klar ist das alles heillos überzeichnet, doch im Kern ist die Anklage des Doktors berechtigt – gerade auch angesichts der letzten Szene, die offenbart, dass solche Hologramme nicht nur für den Notfall eingesetzt werden, sondern die Sternenflotte mit ihnen de facto eine Sklavenrasse geschaffen hat. Insofern muss ich gestehen, so sehr ich die Bedenken der Voyager-Crew auch verstehen konnte, war ich was sein Recht darauf, seine Eindrücke auf diese Art und Weise künstlicher abzubilden, voll auf der Seite des Doktors.
Nachdem sich dieser aus Rücksicht auf seine Freunde und Kameraden dann aber doch noch dazu überreden lässt, das Holoprogramm insofern zu überarbeiten, damit die Ähnlichkeiten zur Voyager-Crew nicht so groß sind, schlägt die Episode dann noch einmal eine ganz andere Richtung ein. Angelehnt an "Wem gehört Data?" kommt hier dann nämlich die Frage auf, ob der Doktor denn überhaupt einen Anspruch auf sein Werk geltend machen kann, wenn er doch von der Föderation nicht als Person anerkannt wird, und damit auch nicht über entsprechende Rechte verfügt. Von der Grundidee zwar interessant, aufgrund der geringen Laufzeit die man der Verhandlung angedeihen lässt, kann diese jedoch längst nicht eine ähnliche Tiefe entwickeln wie bei der besagten TNG-Folge, die hier offenkundig Pate stand. Und das Ende rieht dann nach Drückebergerei. Sie wollten dem Doktor nicht gleich volle Persönlichkeitsrechte zugesehen – nicht zuletzt auch aufgrund der Auswirkungen auf alle Hologramme in der Sternenflotte – erkennen ihn aber als Künstler an und sprechen ihm damit das Recht auf seine Schöpfung zu. Das war halt schon ein bisschen wischi-waschi. Entweder ein positives Urteil, dass den Status Quo völlig auf den Kopf gestellt hätte, oder aber ein negativer Bescheid – und damit ein ordentlicher Tiefschlag – wären mir da bedeutend lieber gewesen.
Fazit:
"Die Veröffentlichung" beginnt als amüsante Erkundung einer alternativen, düsteren Version der Voyager (Marke Spiegeluniversum), über die Frage nach künstlerischer Freiheit, und mündet schließlich in einer "Wem gehört Data?"-artigen Behandlung de Frage, ob der Doktor eine Person – mit allen damit einhergehenden Rechten und Pflichten – ist. Was Letzteres betrifft, kratzt die Episode dabei leider, mangels verbliebener Laufzeit, nur an der Oberfläche, und mündest zudem in einer mutlosen Wischiwaschi-Zwischenlösung, die mich doch eher unbefriedigt zurückließ. Und auch der Idee, dass die Föderation mit Hologrammen – statt wie ich bislang annahm nur in Notfällen auf diese zurückzugreifen – quasi eine neue Sklavenrasse geschaffen hat, hätte man sich ebenfalls ausführlicher widmen können/sollen. Dafür war die Episode aber einerseits sehr abwechslungsreich, und andererseits überaus kurzweilig. Und die persönlichen Gespräche der Crewmitglieder mit ihren Angehörigen im Alpha-Quadranten wertete die Episode für mich ebenfalls auf – wenn man leider auch dort hinter den Möglichkeiten zurückblieb. In einer überwiegend schwachen letzten Staffel sticht "Die Veröffentlichung" aber zweifellos positiv heraus.