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Die Nacht der lebenden Toten Drucken E-Mail
Wegweisend – aber nicht makellos Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 02 Oktober 2018
 
Halloween-SPECiAL

 
Es
Originaltitel: Night of the Living Dead
Produktionsland/jahr: USA 1968
Bewertung:
Studio/Verleih: Laurel Group/Cinema Service International/Splendid Film
Regie: George A. Romero
Produzenten: Karl Hardman & Russell Streiner
Drehbuch: John A. Russo & George A. Romero
Filmmusik: -
Kamera: George A. Romero
Schnitt: George A. Romero
Genre: Horror
Kinostart Deutschland: 22. November 2018
Kinostart USA: 04. Oktober 1968
Laufzeit: 96 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Duane Jones, Judith O'Hea, Karl Hardman, Marilyn Eastman, Keith Wayne, Judith Ridley u.a.


Kurzinhalt: Barbra besucht mit ihrem Bruder Johnny das Grab ihres Vaters, als plötzlich ein anderer Mann mit blassem Gesicht auf die beiden zukommt. Zwischen diesem und Johnny kommt es schließlich zu einem Gerangel, woraufhin Johnny gegen einen Grabstein fällt und das Bewusstsein verliert. Daraufhin wendet sich der Angreifer Barbra zu. Diese flüchtet sich in ein nahegelegenes Haus, wo sie auf Ben trifft. Da die langsam schlurfenden, blassen Menschen die sie verfolgen immer zahlreicher werden, beginnt Ben damit, das Haus zu barrikadieren. Kurz darauf stellt sich heraus, dass sich fünf Leute im Keller des Hauses verschanzt hatten: Das junge Pärchen Tom und Judy, sowie das Ehepaar Harry und Helen und deren junge Tochter Karen. Als sie einen Fernseher finden und es ihnen gelingt, diesen in Betrieb zu nehmen, bekommen sie langsam einen Eindruck der furchterregenden Ereignisse, die sich außerhalb des Hauses abspielen: Die Toten erwachen wieder zum Leben, und haben Appetit auf frisches Menschenfleisch. Mit jener Minute wird die Anzahl der lebenden Toten, die das Haus umstellen, zahlreicher. In dieser angespannten Situation gehen die Wogen auch innerhalb des Hauses zunehmend hoch…

Review: Szenenbild. Vor fünfzig Jahren kam George A.Romeros erster Zombie-Streich in die US-Kinos – und sein Einfluss auf das Horrorgenre kann gar nicht groß genug eingeschätzt werden. Quasi über Nacht fügte Romero dem Genre neben den damals bekannten Monstern – Vampire, Geister, Mumien, Kreaturen usw. – ein neues hinzu, dass seither aus diesem nicht mehr wegzudenken ist, und vor allem auch seit der Renaissance in diesem Jahrtausend dieses (mit-)dominiert. Klar kann man jetzt sagen, wenn nicht George A. Romero, dann wäre wohl früher oder später jemand anders auf die Idee gekommen. Und doch wage ich zu bezweifeln, ob Zombies ohne seine Beiträge zum Genre jemals eine ähnliche Popularität und Breitenwirkung entwickelt hätten. Ich behaupte jedenfalls, ohne "Night of the Living Dead" und seine beiden Nachfolger hätte es auch "28 Days Later", "World War Z", "The Walking Dead" usw., oder so coole und originelle Variationen des Themas wie "The Girl With All the Gifts" (um nur ein Beispiel herauszugreifen) nie gegeben. Von den zahlreichen billigen Nachahmern ganz zu schweigen. Und wer weiß, ohne die Möglichkeit, mit einem relativ günstig zu drehenden Zombie-Film ins Genre einzusteigen, wäre so manche Horror-Karriere vielleicht im Keim erstickt werden. Insofern kann der wegweisende Charakter von "Night of the Living Dead" für das Horrorgenre gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Wobei George A. Romero in "Night of the Livind Dead" erstmal nur den Grundstein legte, und die Formel in weiterer Folge bei "Dawn of the Dead" perfektionierte. So wird der Begriff "Zombie" hier noch mit keinem Wort erwähnt; vielmehr ist von "Ghouls" die Rede. Diese sind auch noch nicht ganz so hirntot wie ihre Nachfolger. So hantieren die Ghuls mit einfachen Werkzeugen wie Steinen oder Tischbeinen, und setzen diese zum Angriff ein. Die Grundlagen sind hier aber schon vorhanden: Es handelt sich um (kürzlich verstorbene) Untote, die wieder zum Leben erweckt wurden, und nun, ohne nennenswerte Gehirnfunktion, von ihrem Instinkt nach frischem Menschenfleisch angetrieben werden. Ihre Bedrohlichkeit beziehen sie dabei in erster Linie aus ihrer Masse. Denn wenn mal eine große Gruppe von ihnen ein Haus umstellt und unaufhaltsam versucht, sich Zutritt zu verschaffen, ist trotz ihrer langsamen Bewegungen guter Rat teuer. In eben diesem Setup sehe ich dann auch die nächste, zentrale Stärke des Films. Solche Belagerungsszenarien mit Menschen, die auf engstem, kleinem Raum zusammengepfercht werden, während draußen irgendeine Art und Bedrohung lauert, sind – richtig umgesetzt – ja immer sehr reizvoll, und was das betrifft macht George A. Romero hier wirklich so ziemlich alles richtig. Die zunehmend angespannte Stimmung im Haus fand ich dann letztendlich auch wesentlich spannender (und bedrohlicher), als das Geschehen außerhalb. Was ebenfalls hervorsticht, ist der teilweise dokumentarische Ansatz, den "Night of the Living Dead" verfolgt. Die Umsetzung steht diesem zwar teilweise im Weg (dazu gleich mehr), aber vom Grundgedanken her ist die Idee, dem Geschehen hier durch die Newsberichte mehr Plausibilität zu verleihen (ähnlich, wie dies Jahrzehnten zuvor dem berühmten Radio-Hörspiel von Orson Welles gelang), genial. Zumal man so trotz des schmalen Budgets auch einen kleinen Einblick in die Ereignisse außerhalb des Hauses erhielt, und sich das Geschehen rund um Barbra, Ben & Co. somit nur als kleines Puzzlestück eines wesentlich größeren Bildes offenbarte.

Szenenbild. Nicht minder revolutionär als die Wahl der Monster war jedoch auch jene des Helden. Vorreiter wie Sidney Poitier haben es zwar in Filmen wie "In der Hitze der Nacht" vorgemacht, dennoch waren afroamerikanische Hauptdarsteller im Kino der 60er noch die absolute Ausnahme – und im Horrorgenre sowieso. Auch dies sticht bei "Night of the Living Dead" somit überaus positiv hervor. Zumal es George A. Romero auch die Gelegenheit gibt, seinen Film um eine interessante sozialkritische Komponente zu erweitern, die für mich dann auch die letzte wesentliche Stärke darstellt. Die Situation im Haus wäre, mit zwei Alphamännchen, ja schon angespannt genug. Erschwerend kommt aber halt noch hinzu, dass sich Harry vor allem auch aufgrund seiner Hautfarbe so gegen Ben aufzulehnen scheint. Die ständig mitschwelenden rassistischen Untertöne finden dann schließlich im Abschlussgag ihren Höhepunkt. Ich habe den Film mittlerweile doch einige Male gesehen, und bin mir immer noch unsicher, ob der Redneck-Schütze hier dachte, einfach einen weiteren Zombie (oder Ghoul) auszuschalten, oder er nicht vielmehr genau wusste, auf wen er hier schießt – und somit die Gelegenheit für einen rassistisch motivierten Mord nutzte. Wie der dramatische Ausgang des Geschehens generell zu den interessantesten – und mutigsten – Aspekten des Films zählt.

Jedoch, die Wertung macht es schon deutlich: Trotz allen Lobs und dem unbestreitbaren, wegweisenden Charakter des Films, tue ich mir schwer, ihn – getrennt von seinem Einfluss, rein als für sich stehendes filmisches Werk betrachtet – als Meisterwerk zu klassifizieren. Einer meiner wesentlichen Kritikpunkte ist dabei Barbra. So positiv der Film bei der Behandlung der Rassenthematik auch hervorstechen mag, so problematisch erweist er sich, wenn es um die Darstellung der Frauen geht. Diese sind nämlich generell eine Hürde, völlig hysterisch, und mit der Situation überfordert. Vor allem die Darstellung des weiblichen Aushängeschilds des Films, Barbra, geht mir regelmäßig gegen den Strich. Schock in allen Ehren, aber derart nutz- und hilflos hätte man sie nun wirklich nicht darstellen müssen. Und die anderen Frauen hinterlassen ohnehin von vornherein nicht wirklich Eindruck. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls etwas durchwachsen. Während Duane Jones mit seiner charismatischen Performance besticht, Karl Hardman seinen abscheulichen Konkurrenten sehr überzeugend spielt, und ich Judith O'Dea für Barbra auch keinen Vorwurf machen kann (letztendlich spielt sie ja nur, was geschrieben war), ist Keith Wayne nun wahrlich nicht der beste Schauspieler der Welt. Er wirkt leider völlig teilnahmslos und so, als würde er seinen Text von einem außerhalb des Bildes verborgenen Schild ablesen. Das niedrige Budget wird zwar grundsätzlich recht gut umschifft, macht sich aber zumindest an einer Stelle ordentlich bemerkbar: Den zuvor erwähnten Newsberichten. Der Film heißt ja "Night of the Living Dead" und spielt auch überwiegend während einer einzigen Nacht. Dementsprechend müsste es in den Liveaufnahmen von Wissenschaftlern, Militär und Miliz ebenfalls stockdunkel sein. Stattdessen ist leider viel zu offensichtlich, dass diese Szenen unter Tags aufgenommen wurden. Ein weiteres Problem ist das teils dämliche Verhalten der Protagonisten. Vor allem jene Szene, wo Tom irrtümlich Benzin verschüttet, dieses dann anzündet und kurz darauf das Auto mit dem sie fliehen wollten in Flammen steht, animiert mich bei jeder Sichtung aufs Neue zum ungläubigen Kopfschütteln. Der größte Knackpunkt ist aber: So sehr ich den Film auf intellektueller Ebene als wegweisenden Genrefilm anerkennen kann, so gelang er es dennoch bei all meinen bisherigen Sichtungen nicht, mich wirklich zu packen, erschrecken oder gar zu verstören. Und damit scheitert "Night of the Living Dead" aus meiner Sicht leider bei einer zentralen Anforderung an das Genre.

Fazit: Szenenbild. "Night of the Living Dead" war – als allererster Zombiefilm – für das Horrorkino zweifellos wegweisend. Darüber hinaus sticht für mich fünfzig Jahre später vor allem die afroamerikanische Hauptfigur hervor. Auch die gesellschaftskritischen Untertöne zeichnen George A. Romeros Regiedebüt aus. Und durch die Einbindung der Nachrichtensendungen verleiht er dem Geschehen hier einerseits mehr Plausibilität, und lässt uns so zudem auf budgetschonende Art und Weise einen Blick auf das größere Ganze werfen – von dem das Geschehen im Haus nun mal nur ein kleiner Teil ist. Und das erschütternde Ende fasziniert mich mit der sich aufdrängenden Frage der Motivation des Schützen jedes Mal aufs Neue. Allerdings: So angenehm progressiv der Film bei seinem afroamerikanischen Hauptdarsteller auch sein mag, so rückständig ist er bei der Darstellung seiner weiblichen Figuren. Vor allem Barbra wurde mir viel zu hilflos und hysterisch dargestellt. Die offensichtlich bei Tag entstandenen News-Aufnahmen drücken zudem auf die Glaubwürdigkeit, und reißen einen aus der Illusion. Auch das eine oder andere dumme Verhalten der Protagonisten macht sich negativ bemerkbar. Vor allem aber fand ich den Film, so leid mir das auch tut, bei allen bisherigen Sichtungen nur leidlich spannend. Da hilft auch der unbestreitbar wegweisende Charakter des Films nichts.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Splendid Film)


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