Mit: Nicolas Cage, Andrea Riseborough, Linus Roache, Ned Dennehy, Olwen Fouéré, Richard Brake, Line Pillet, Bill Duke u.a.
Kurzinhalt:
Der Holzfäller Red Miller lebt Mitte der 80er mit der Künstlerin Mandy – die Liebe seines Lebens – in einem netten kleinen Haus. Doch als eine Sekte, angeführt von Jeremiah Sand, in ihr Dorf kommt, nimmt ihre friedlich-beschauliche Existenz ein jähes Ende. Denn wie es der Zufall so will, fällt Jeremiahs Blick auf Mandy – und sofort ist ihm klar, dass er sie haben muss. Der Kult rekrutiert daraufhin höllische Biker, die Mandy entführen, und Red schwer verletzt zurücklassen. Doch als Mandy auf seinen Charme nicht ganz so reagiert, wie Jeremiah sich das erwartet hat, tötet er sie vor Reds Augen auf brutalste Art und Weise. Red selbst wird zum Sterben zurückgelassen – jedoch gelingt es ihm, der Todesfalle zu entkommen. Nun hat Red nur mehr ein Ziel: den Tod seiner Frau zu rächen. Und so nimmt ein überaus blutiger und brutaler Rachefeldzug gegen Jeremiah und dessen Anhänger seinen Lauf…
Review:
Panos Cosmatos bleibt sich treu: Wer seinen Erstling "Beyond the Black Rainbow" gesehen hat – der hierzulande mangels einer offiziellen Veröffentlichung kaum Beachtung fand – wird sich bei "Mandy" wie zu Hause fühlen: Optisch imposant, aber inhaltlich dünn, und erzählerisch behäbig. Wie schon bei "Beyond the Black Rainbow" ertappte ich mich auch hier wieder dabei, den Filmvorführer fragen zu wollen, ob er die Abspielgeschwindigkeit eh richtig eingestellt hat. Die teils viel zu ausgedehnten Szenen, die vor allem in der ersten Stunde dominierten, sollten wohl eine hypnotische Sogwirkung entwickeln – was jedoch in meinem Fall nie so recht funktionieren wollte. Besonders schlimm war's dann beim Drogen-Trip, wo einfach – da der Rest auch so hypnotisch inszeniert ist – der Kontrast zur restlichen Inszenierung fehlte, und der sich nur durch die optische Spielerei mit den Nachbildern sowie das noch einmal reduzierte Tempo vom Rest unterschied. Angesprochen hat mich in erster Linie wieder die eindrucksvolle, mit starker Farbübersättigung arbeitende Optik. Auch der Synthie-Score von Jóhann Jóhannsson (RIP), der mich wieder einmal wünschen ließ, er hätte "Blade Runner 2049" vertont (wenn man schon aus mir unerfindlichen Gründen nicht Vangelis fragen konnte/wollte), traf genau meinen Geschmack. Und auch wenn der Film teilweise in einem Tempo daher kroch, für das sich selbst eine Schnecke schämen würde, verbreitet er doch auch eine interessante, alptraumhafte und surreale Stimmung, die zum Reiz des Films beiträgt.
Abgesehen von dem noch recht netten (und zwar langsamen, aber nicht ermüdenden) Einstieg sowie einzelnen unfreiwillig (?) komischen, trashigen Momenten ("Let us be special together!") drehte der Film für mich aber erst im letzten Drittel so richtig auf. Einem nach längerer Zeit endlich wieder einmal so richtig entfesselten Nicolas Cage dabei zuzuschauen, wie er ordentlich die Sau rauslässt, machte schon Laune. Schauspielerisch beeindruckend war dabei vor allem die Szene im Badezimmer, aber auch danach wertete er "Mandy" mit seiner intensiven Performance enorm auf. Zudem war ich beim – wenn auch recht generischen – Rache-Plot endlich im Film drin, und wurde vom Geschehen mitgerissen. Die Kills waren schön brutal (und teilweise zumindest ansatzweise originell), und animierten Teile des Publikums – mich eingeschlossen – zu spontaner Beifallsbekundung. Der finale Showdown mit Jeremiah verlief dann zwar eher wieder enttäuschend, und die nachfolgende Szene im Auto sorgte im Publikum für verhalten-unfreiwilliges Gelächter, dennoch fühlte ich mich vom letzten Drittel – endlich – gut unterhalten. Insgesamt hat mir "Beyond the Black Rainbow" aber doch noch die Spur besser gefallen. Den fand ich einfach inhaltlich aufgrund des Settings spannender, interessanter, und vor allem auch rätselhafter; er bot einfach mehr Futter für die Gehirnzellen. Zwar bietet sich auch hier – gerade auch angesichts der surrealen Elemente und Bilder sowie der alptraumhaften Atmosphäre, die Reds Rachefeldzug als Trip in die Hölle darstellt – ein bisschen Interpretationsspielraum, letztendlich erzählt "Mandy" aber einen doch sehr generischen und banalen Racheplot. Da war "Beyond the Black Rainbow" doch noch die Spur vielschichtiger und faszinierender. Dafür erreichte der aber zugegebenermaßen niemals einen ähnlichen Unterhaltungswert, wie "Mandy" im letzten Drittel – was jedoch in erster Linie Nicolas Cage zu verdanken ist. Weil ohne den wäre der Film wohl nicht einmal halb so gut.
Fazit:
"Mandy" war eine ziemliche Geduldsprobe, mit zu vielen zu langen Einstellungen, bei denen ich gern vorgespult hätte – aber das launige letzte Drittel (Cage uncaged!) riss doch nochmal einiges raus. Zumal sich der gesamte Film durch eine tolle Optik, einen geilen Score und eine schöne, alptraumhaft-surreale Atmosphäre auszeichnete. Allerdings ist er längst nicht so tiefgründig, wie er sich hält – die Erzählweise erweist sich letztendlich als Blendwerk, um die nicht sonderlich komplexe und/oder besondere Handlung zu kaschieren. Inwiefern ihm das gelingt, wird maßgeblich davon abhängen, ob man von der hypnotischen Stimmung in den Bann gezogen oder in den Schlaf gewogen wird. Ich lag da irgendwo in der Mitte. Wer vom immer gleichen Horror-Trott aus Hollywood die Nase voll hat, findet in "Mandy" zwar eine überlegenswerte Alternative, der man – wenn schon sonst nichts – zumindest bescheinigen muss, mit ihrer Individualität und Extravaganz hervorzustechen. Letztendlich halte ich ihn aber eher für eine Kuriosität als einen Geheimtipp.