Originaltitel:Twice Upon a Time Episodennummer: 11x00 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 25. Dezember 2017 Erstausstrahlung D: 10. Januar 2018 Drehbuch: Steven Moffat Regie: Rachel Talalay Hauptdarsteller: Peter Capaldi als The Doctor, Pearl Mackie als Bill Potts, Matt Lucas als Nardole. Gastdarsteller:
David Bradley als First Doctor,
Mark Gatiss als The Captain,
Jenna Coleman als Clara,
Matt Lucas als Nardole,
Nikki Amuka-Bird als Helen Clay,
Toby Whithouse als German Soldier,
Lily Travers als Polly,
Jared Garfield als Ben Jackson,
Nicholas Briggs als Voice of the Daleks u.a.
Kurzinhalt:
Der zwölfte Doktor versucht nach wie vor, seine Regeneration zu unterdrücken. Nach zwölf Time-Lord-Leben hat er genug, und sieht die Zeit gekommen, die ewige Ruhe anzutreten. Auch der allererste Doktor wehrte sich vor langer Zeit dagegen, zu regenerieren. Nun treffen beide im ewigen Eis des Südpols aufeinander. Kurz darauf beginnt plötzlich die Zeit still zu stehen, und auf einmal steht ein Soldat aus dem ersten Weltkrieg vor ihnen, der gerade kurz davor stand, von einer Kugel getroffen zu werden. Die beiden Doktoren erkennen jedoch schon bald, dass sie für den Stillstand der Zeit nicht verantwortlich sind. Vielmehr scheint dafür jenes Raumschiff verantwortlich zu sein, dass plötzlich über ihnen schwebt, und sie hochteleportiert. Die dortige Computerintelligenz stellt sich als Testimony vor, und speichert die Erinnerungen von Personen kurz vor ihrem Tod. So kommt es auch zu einem Wiedersehen mit Bill Potts. Doch der Doktor vermutet hinter all dem finstere Absichten, und tritt zusammen mit seiner ersten Inkarnation, dem Captain aus dem ersten Weltkrieg sowie Bill Potts die Flucht an…
Review:
Für seine letzte Folge als Showrunner von "Doctor Who", sowie dem aller-(bzw. zumindest vorerst; weil dass frühere Doktoren ev. für Specials zurückkommen, hat es in der Vergangenheit ja schon mal gegeben, insofern, was weiß man?)letzten Auftritt von Peter Capaldi als Zwölfter Doktor hat sich Steven Moffat etwas ganz besonderes ausgedacht. Und nein, damit meine ich nicht den Auftritt von seinem guten Freund und oftmaligen Kollaborateur Mark Gatiss, der bei allem Verständnis und aller Liebe doch auch ein bisschen selbstverliebt, vor allem aber auch relativ unwichtig erscheint, sondern vielmehr von David Bradley, der hier (zum zweiten Mal nach dem Dokudrama "Ein Abenteuer in Raum und Zeit") in die Rolle des allerersten Doktors (ursprünglich gespielt von William Hartnell) schlüpft. Nun sind sich bei "Doctor Who" ja schon mal zahlenmäßig näherstehende Inkarnationen des Doktors aufeinandergetroffen, aber einen solchen Schulterschluss hat es noch nicht gegeben. Und auch wenn ich erst mit "New Who" eingestiegen bin und mich persönlich nichts mit dem ersten Doktor verbindet, fand ich die Idee schon sehr charmant – und die Art und Weise, wie man hier den Anfängen der Serie Tribut zollt, für das Ende einer Ära auch überaus passend und angemessen.
Schade nur, dass David Bradley kaum etwas zu tun bekommt. Er hat schon seine Momente, und mir gefiel auch, wie man die damaligen politischen Einstellungen kritisch hinterfragt bzw. aufs Korn nimmt (was z.B. die Rolle von Frauen oder auch von Farbigen betrifft). Aber eine entscheidende Rolle im Geschehen spielt er leider nicht. Letztendlich ist und bleibt der zwölfte Doktor die treibende Kraft hinter dem Special, was zwar angesichts der Tatsache, dass es Peter Capaldis Abschied ist, voll und ganz verständlich ist, dem Auftritt von David Bradley als ersten Doktor aber irgendwie doch auch etwas Dekoratives, zweckmäßiges verleiht, das ich ein wenig schade fand. Wenn ich schon beim Kritisieren bin, sei auch noch einmal auf den Captain hingewiesen, dessen Rolle ich sogar noch unwichtiger fand. Gut, ok, durch seinen Familiennamen ergibt sich eine Verknüpfung zur langjährigen Geschichte der Serie, zudem diente er als Verknüpfung zu jenem geschichtlichen Ereignis, von dem man hier erzählen wollte: Der Weihnachtswaffenstillstand im Jahr 1914. Und der war tatsächlich ein erhebender Moment, und ließ die Capaldi-Ära mit einer überaus versöhnlichen Note ausklingen. Fast noch besser fand ich persönlich aber, dass der Doktor hier die Erinnerungen an Clara zurückgewinnt. Normalerweise bin ich zwar kein Freund davon, frühere, tragische Status Quo-Veränderungen später durch eine Deus Ex Machina wieder aufzuheben, aber Claras Verlust, wenn es auch nur die Erinnerungen an sie waren, war ein derart schwerer, bedauerlicher Schlag, dass es mich freute, dass man hier die letzte vernünftige Gelegenheit nutzte, um dies wieder zu revidieren. Sehr nett fand ich zudem, dass sich alles rund um Testimony (wenn mich die Idee dahinter auch ein bisschen an die Seelenjäger aus "Babylon 5" erinnerte) als "gutartig" herausstellt (überaus witzig auch die geschockt-ratlose Reaktion des Doktors, als er erkennt, dass diesmal kein böser Plan zu vereiteln ist). Zudem gab man Peter Capaldi zum Abschied ein paar wichtige Aussagen mit auf dem Weg, wie "Everybody's important to somebody somewhere" (!!), oder auch die Brandrede vor seiner Regeneration, wo man zwar kritisieren könnte, dass Steven Moffat aus ohnehin kaum verhohlenem Subtext Text macht, und seine Message mit dem Holzhammer serviert. Zugleich kann ich ihm angesichts der Tatsache, dass ich mit seinen bzw. den Worten des Doktors hier voll und ganz übereinstimme, aber auch nicht böse sein, dass er diese letzte Chance zur Predigt genutzt hat.
Fazit:
"Der Doktor fällt" wäre zwar der dramatischere Abschluss der Capaldi- und zugleich Moffat-Ära gewesen, dennoch ist auch "Aus der Zeit gefallen" für beide ein gelungener Abschied. Die Idee, den allerersten Doktor zurückzubringen, fand ich – auch ohne einen direkten Bezug zu ihm zu haben – überaus nett; zugleich fand ich es aber auch etwas schade, dass er nicht mehr zu tun bekam. Noch schlimmer erwischt es Mark Gatiss' Captain, der wie ich fand generell keine nennenswerte Rolle im Geschehen spielt. Die treibende Kraft bleibt auch bei seinem letzten Auftritt wieder einmal der zwölfte Doktor. Peter Capaldi spielt ihn noch einmal mit voller Intensität und Spielfreude, und Steven Moffat schrieb ihm zum Abschluss noch einige schöne, wichtige Zitate auf den Leib. Auch der Abschied von Nardole und Bill war gelungen. Am meisten freute ich mich aber über das kurze Wiedersehen mit Clara, und darüber, dass der Doktor hier nun seine Erinnerungen an sie wieder zurückbekam. Jedenfalls: Auch wenn die zehnte Staffel leider sehr durchwachsen und insgesamt doch eher enttäuschend gewesen sein mag, gehen die Capaldi- und Moffat-Ära mit "Aus der Zeit gefallen" zumindest auf gelungene und zufriedenstellende Art und Weise zu Ende. Jetzt heißt es gespannt darauf warten, wie sich Chris Chibnall und Jodie Whittaker schlagen werden!