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Foundation and Chaos Drucken E-Mail
Solides, wenn auch unnötiges, Prequel Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 08 September 2018
 
Titel: "Foundation and Chaos"
Deutscher Titel: "Foundation und Chaos"
Bewertung:
Autor: Greg Bear
Umfang: 401 Seiten (inkl. Nachwort)
Verlag: Harper Collins
Veröffentlicht: 1998
ISBN: 978-0-06-105640-6
Kaufen: Taschenbuch (E), Taschenbuch (D)
 

Kurzinhalt: Hari Seldons Foundation-Projekt geht in die entscheidende Phase. In Kürze sollen sowohl die erste Foundation auf Terminus, die sich angeblich mit der Schaffung der Enzyklopädia Galactica befassen soll, als auch die streng geheime zweite Foundation, die aus sogenannten "mentalics" besteht, gegründet werden. Mit ihrer Hilfe sollen die drohenden 30.000 Jahre Chaos nach dem unvermeidlichen Untergang des Imperiums auf "nur" 1.000 Jahre reduziert werden. Doch just in dieser kritischen Phase droht dem Foundation-Projekt gleich von mehreren Seiten aus Gefahr. Der neue erste Minister des Imperiums ist einer von Hari Seldons größten Kritikern, und strebt an, ihn als Verräter vor Gericht zu stellen. Zudem macht er mit seiner rechten Hand Jagd auf die mentalics, aber auch auf Roboter – und ohne die Hilfe von Daneel droht das Foundation-Projekt zu scheitern. Und dann ist da noch eine Gruppe abtrünniger Roboter, welche die Einmischung ihrer Art in die Angelegenheit der Menschen ein für alle Mal beenden will. Schließlich übersteht Hari Seldon zwar sowohl den Prozess als auch einen Anschlag auf sein Leben unbeschadet – verliert jedoch ob der Offenbarung, dass es Mutanten mit starker mentaler Begabung gibt, den Glauben an seinen "Seldon-Plan"…

Review: "Foundation and Chaos" ist jedenfalls wieder ein wesentlich besserer Roman – und eine würdigere "Fortsetzung" von Isaac Asimovs "Foundation"-Saga – als der grauenhafte Vorgänger "Foundation's Fear". Im Gegensatz zu Gregory Benfords Versuch, bei dem ich mich nie wirklich im von Asimov geschaffenen Universum fühlte, fügt sich "Foundation and Chaos" stimmig in dieses ein. Zugegeben, mit den Sims, die von Gregory Benford im Vorgänger eingeführt wurden, tat ich mir immer noch schwer. Es fällt mir einfach schwer, die Existenz solcher detaillierter KI-Nachbildungen echter, historischer Figuren von der Erde zu akzeptieren, wenn wiederum die Erde selbst, geschweige denn ihr Standort, im Meer der Mythen und Legenden versunken ist. Allerdings nervt uns Greg Bear immerhin nicht mehr mit seitenlangen philosophischen Diskussionen zwischen den beiden, und setzt sie generell sparsam genug ein, dass ich so halbwegs über diesen Widerspruch hinwegsehen konnte. Zudem muss ich gestehen, den Ablauf des Prozesses von Hari Seldon aus dem ersten Foundation-Buch teilweise ein bisschen anders in Erinnerung zu haben, als es hier geschildert wird. Da ich allerdings weder Zeit noch Muße hatte, jetzt extra deshalb die ersten paar Kapitel aus "Foundation" nochmal nachzulesen, kann ich es nicht untermauern, und muss es somit bei einer Vermutung bzw. Anmerkung (die jedoch keine Auswirkung auf Urteil und Wertung hat) belassen. Viel schwerer wiegt ohnehin, dass mir bei "Foundation and Chaos" irgendwie die großen, neuen Ideen fehlten. Was Isaac Asimovs Reihe ausgezeichnet hat – und zugegebenermaßen, bei aller berechtigter Kritik am insgesamt einfach nur furchtbaren Buch, auch bei "Foundation's Fear" anzuerkennen ist – sind die besonderen Einfälle, die jedem Roman der Reihe irgendwie eine eigene Identität geben. Seien es die Zeitsprünge über Jahrhunderte hinweg, der Aufstieg und Fall von Imperien, die Suche nach der Erde und damit einhergehend ein Blick in die Vergangenheit – bzw. aus unserer Sicht natürlich Zukunft – der Menschheit… insbesondere waren es aber die Beschreibungen unterschiedlicher, faszinierender (und oftmals erschreckender) Gesellschaftsformen, die mich ansprachen – und die auch in Asimovs eigenen Prequels zu finden waren. Auf etwas Ähnliches muss man hier leider verzichten.

Dennoch legt Greg Bear legt ein inhaltlich solides Prequel vor, das sich stimmig in Asimovs Werke einfügt, und diese grundsätzlich sehr gut ergänzt. Interessant fand ich auch, wie er sich hier praktisch den ersten paar Kapiteln des ersten "Foundation"-Buchs näher widmet und was die Beschreibung der Ereignisse betrifft stärker ins Detail geht, und damit Asimovs erstes Buch erweitert. Das war durchaus ein netter Einfall. Die Figuren verhalten sich zudem wie aus den früheren Romanen gewohnt, und sind klar und deutlich wiederzuerkennen. Da die Ereignisse hier nach "Forward the Foundation" spielen, entsteht durch das Wiedersehen zwischen Hari und Daneel, bzw. auch Dors, kein Kontinuitätsfehler. Zudem widmet er sich – wesentlich stärker als es bei Asimovs Büchern der Fall war – dem Wirken von Daneel. Am besten gefiel mir aber der Teil mit Haris "Glaubenskrise", als die einzelnen Wesen mit extrem starken psychischen Kräften (was das Auftauchen des Maulwurfs ein paar Jahrhunderte später widerspiegelt) in ihm die Überzeugung wecken, dass sein Plan zum Scheitern verurteilt ist – da die Psychohistorie zwar die Entwicklung von Gesellschaften vorhersagen kann, nicht jedoch von Individuen. Was im Normalfall kein großes Problem ist, da diese aus Sicht des größeren Ganzen keinen großen oder zumindest langfristigen Einfluss haben. Solche Mutanten, welche die Fähigkeiten haben, andere Menschen zu beeinflussen und sich zu Tyrannen aufzuschwingen, könnten jedoch den Seldon-Plan ruinieren. Die Mischung aus Verzweiflung und Erleichterung, die Hari ob dieser Erkenntnis verspürt, fand ich überaus ansprechend. Und mit Daneels Hilfe wurde dann ja doch noch eine Lösung für eben dieses Problem gefunden, welche auch die Entwicklungen aus "Foundation and Empire" bzw. "Second Foundation" vorbereitete. Dennoch, die ganz großen neuen, faszinierenden Ideen haben mir gefehlt. Was diesen Aspekt betrifft, ist leider auch "Foundation and Chaos" keine würdige Fortsetzung von Isaac Asimovs "Foundation"-Saga.

Fazit: Rein oberflächlich betrachtet ist "Foundation and Chaos" ein solides Sequel/Prequel/Sidequel/Whateverquel zu Isaac Asimovs "Foundation"-Reihe. Im Gegensatz zum furchtbaren Vorgänger von Gregory Benford fügt sich "Foundation and Chaos" schlüssig in die bisherige Erzählung ein, verursacht keine nennenswerten Kontinuitätsfehler, und gibt vor allem auch zu Hari Seldons Gerichtsverhandlung sowie generell dem Anfang der Foundation-Saga ein paar nette, interessante Hintergründe. Neben der stärkeren Auseinandersetzung mit Daneel hatten es mir dabei vor allem Haris Zweifel am Ende angetan. Vor allem aber ist "Foundation and Chaos" kurzweilig, und hält – wieder: im Gegensatz zum Vorgänger – mit rund 400 Seiten den Leser nicht über Gebühr auf. Was dem Roman nur leider gänzlich fehlt, sind die markanten neuen Ideen. Ich fand "Foundation's Fear" grauenhaft, aber zumindest was das betrifft hat er gegenüber Greg Bears Eintrag die Nase vorn. Bear bedient sich auf überaus gelungene Art und Weise aus dem Schaffen seiner Vorgänger, verabsäumt es aber leider, eigene Einfälle einzubringen und Akzente zu setzen. "Foundation and Chaos" verströmt nichts von jener Faszination, welche Isaac Asimovs Bücher so auszeichneten, und die dafür sorgte, dass sie noch länger in Erinnerung bleiben bzw. man sich auch über das Lesen hinaus Gedanken über sie macht. Man könnte also auch sagen: Er ist die Blockbuster- bzw. Popcorn-Variante des "Foundation"-Universums, und als solche nicht grundsätzlich schlecht, aber halt auch längst nicht so faszinierend und zum Nachdenken anregend, wie die Werke, derer er hier Tribut zollt.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel






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