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Westworld - 2x08: Die Lebenden und die Verdammten Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: Kiksuya
Episodennummer: 2x08
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 10. Juni 2018 (HBO)
Erstausstrahlung D: 11. Juni 2018 (Sky)
Drehbuch: Dan Dietz & Carly Wray
Regie: Uta Briesewitz
Hauptdarsteller: Evan Rachel Wood als Dolores Abernathy, Thandie Newton als Maeve Millay, Jeffrey Wright als Bernard Lowe, James Marsden als Teddy Flood, Tessa Thompson als Charlotte Hale, Ingrid Bolsø Berdal als Armistice, Clifton Collins Jr. als Lawrence, Fares Fares als Antoine Costa, Luke Hemsworth als Ashley Stubbs, Katja Herbers als Emily, Louis Herthum als Peter Abernathy, Zahn McClarnon als Akecheta, Simon Quarterman als Lee Sizemore, Talulah Riley als Angela, Rodrigo Santoro als Hector Escaton, Angela Sarafyan als Clementine Pennyfeather, Gustaf Skarsgård als Karl Strand, Shannon Woodward als Elsie Hughes, Ed Harris als Man in Black, Anthony Hopkins als Dr. Robert Ford.
Gastdarsteller: Ben Barnes als Logan Delos, Julia Jones als Kohana, Martin Sensmeier als Wanahton, Irene Bedard als Wichapi, Booboo Stewart als Etu, Jasmyn Rae als Maeve's Daughter, Sarah Alami als New Kohana, Aaron Fili als Roland u.a.


Kurzinhalt: Der Indianer-Häuptling Akecheta trifft auf William, der sich schwer verletzt durch die Prärie zieht und schließlich zusammenbricht. Er beschließt, ihm das Leben zu retten, und bringt ihn in ihr Camp. Dort reagiert Maeves Tochter auf Williams Ankunft verängstigt – Akecheta erklärt ihr aber, dass sie keine Angst haben muss. Er setzt sich zu ihr und beginnt, ihr seine Lebensgeschichte mitzuteilen. Er erzählt ihr von seinen einfachen und beschaulichen Anfängen, als er noch seine alte, friedliche Persönlichkeit hatte, und mit seiner geliebten Frau Kohana in ihrem Stamm lebte. Von den Veränderungen, die man danach an seinem Programm vorgenommen hat, um ihn gewalttätiger zu machen. Wie man ihm zum Anführer eines kleinen Stammes aggressiver Indianer machten, die immer die selben Hosts ermordeten, um den Gästen eine Zielscheibe zu bieten. Wie er sich als er wieder in sein altes Lager zurückkehrte und Kohana erblickte an sein früheres Leben erinnerte, und sich somit dessen bewusst wurde, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Wie er Kohana eines Nachts entführte, um sie zu einer Tür zu bringen, von der er dachte, dass sie diese in eine andere – bzw. die richtige – Welt führen würde, diese jedoch mittlerweile verschüttet war. Wie Kohana kurz darauf von Menschen in Anzügen verschleppt wurde – und von seiner nachfolgenden, unermüdlichen Suche nach ihr, die ihn eines Tages auch in die andere Welt führen sollte, wo ihm schließlich die Wahrheit ihrer Existenz offenbart wurde…

Review: Episodenbild (c) Netflix "Die Lebenden und die Verdammten" ist eine doch eher ungewöhnliche "Westworld"-Folge. Sie ist zugleich wesentlich fokussierter als auch linearer, als man das sonst von der Serie gewohnt ist. Zwar schauen wir zwischendurch immer wieder mal kurz in der Zentrale – wo Maeve darauf wartet, repariert zu werden – vorbei (wobei sich am Ende offenbart, dass auch dieser Handlungsstrang mit jenem rund um Akecheta unmittelbar in Verbindung steht). Davon abgesehen konzentriert sich die Episode aber auf Akecheta, und die Aufrollung seiner Lebensgeschichte. Eben dieser Fokus erlaubt es "Westworld" einerseits, das zuletzt aufgrund der Rebellion der Hosts ein bisschen in den Hintergrund gerückte Thema der Ausbeutung und des Missbrauchs der künstlichen Wesen wieder näher zu thematisieren, und andererseits den Zuschauer so richtig in das Leben und Leiden von Akecheta eintauchen zu lassen. Das Ergebnis ist für mich ganz klar die bisherige Sternstunde der Serie. Selten ist es "Westworld" gelungen, mich ähnlich zu packen, zu faszinieren und vor allem auch emotional zu berühren, wie hier. "Die Lebenden und die Verdammten" kondensiert die sich über die erste Staffel erstreckende Entwicklung des "Erwachens" von Maeve und Dolores auf eine einzige Episode – weshalb die Folge grundsätzlich auch für sich genommen und vom Rest der Serie losgelöst sehr gut funktioniert. Denn das interessante und mitreißende an der Folge ist Akechetas – vom Rest weitestgehend unabhängige – Geschichte.

Die Folge funktioniert dabei auf mehreren Ebenen. Mit der Erkenntnis, dass sich die Welt um ihn herum – aber auch er sich selbst – verändert hat, widmet man sich der Frage nach Realität, Identität und Wahrnehmung auf eine schon fast Philip K. Dick'sche Art und Weise. Seine Erlebnisse haben teilweise etwas Surreales, welche die Künstlichkeit seiner Existenz und seiner Umgebung unterstreichen. Auch eine historische Allegorie lässt sich hineininterpretieren: Wie sich die amerikanischen Ureinwohner aufgrund der Invasion durch Weiße dazu gezwungen sahen, ihr friedlich-beschauliches Leben hinter sich zu lassen, und brutal gegen die Eindringlinge vorzugehen (was Akechetas veränderter Programmierung entspricht). Dann ist da der – recht generische, jedoch zugleich auch höchst effektive – Racheplot: Der Mann, dem seine Frau genommen wurde, und der nun Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um sie wieder zu finden, bzw. sich an den Verantwortlichen zu rächen. Nur mit dem bedrückenden Twist, dass Akecheta letztendlich machtlos ist, da er unter der Kontrolle eben jener steht, an denen er sich rächen will. Und dann ist da noch die tragische Liebesgeschichte, die sich durch die Episode zieht: Akecheta, der seine geliebte Kohana zuerst verliert, sie dann wiederfindet, nur damit sie ihm neuerlich genommen wird. Schließlich "überwindet" er sogar den Tod, um in die andere Welt zu wechseln und dort nach ihr zu suchen. Doch seine Queste hat nicht etwa ein Happy End, sondern führt ihn vielmehr in jene Lagerhalle, wo die ausrangierten Hosts herumstehen – wie defekte Spielzeuge, für die sich niemand mehr interessiert. Das wirklich tragische – und perfide – an der Sache bringt Akecheta im Verlauf der Episode schön auf den Punkt: Für die Gäste und die Schöpfer mögen Westworld, die darin lebenden Figuren, sowie die dort ablaufenden Geschichten "fake" sein, eine Illusion, eine Fantasie. Doch die Hosts an sich wurden darauf programmiert, zu fühlen, zu lieben – und zu leiden. Für sie ist das, was sie dort erleben (müssen), real. Sowohl Freude, Liebe und Glückseligkeit, als auch Schmerz, Verlust und Tod. Selbst in der Auftaktfolge "Das Original" wurde dies aus meiner Sicht nicht so eindringlich und prägnant auf den Punkt gebracht, wie hier.

Episodenbild (c) Netflix Dem starken Narrativ sowie so manchem dramaturgischen Höhepunkt (Akechetas Begegnungen mit Logan und später Ford, wie er und Kohana ihre Programmierung überwinden und sich wiederfinden, sowie die gerade erwähnte Szene in der Lagerhalle) gesellen sich in diesem überaus starken Drehbuch von Dan Dietz und Carly Wray dann auch noch die eine oder andere einprägsame und wunderschön formulierte Dialogzeile hinzu ("But there was a ghost in her place." / "What is he to you?" "A burden only I can bear." / "For everybody in this place there was someone who mourned their loss. Even if they didn’t know why. We were all bound together. The living and the damned."). Die schauspielerischen Leistungen müssen ebenfalls positiv erwähnt werden, wobei mich vor allem Zahn McClaron beeindruckte. Auch inszenatorisch konnte "Die Lebenden und die Verdammten" wieder einmal begeistern – wobei sich "Westworld" diesbezüglich ja generell kaum Blöße gibt. In diesem Fall hatten es mir vor allen die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen (insbesondere von der Wüste) angetan. Und Ramin Djawadi veredelt die Schlüsselstelle der Episode mit einem Gänsehaut erzeugenden Cover von Nirvanas "Heart-Shaped Box" (und auch seine restliche Musik war wieder einmal überaus gefällig). Komplettiert wird der überragende Gesamteindruck dann schließlich vom Twist am Ende. Ich muss gestehen, 100%ig habe ich die Bedeutung von Maeves letzten Worten immer noch nicht verstanden. Aber jedenfalls ist "Westworld" hier ein weiterer ganz großer, überraschender Moment gelungen, der mir den Mund offenstehen ließ.

Fazit: In "Die Lebenden und die Verdammten" ist es "Westworld" aus meiner Sicht zum ersten Mal gelungen, das volle dramaturgische Potential der Serie auszuschöpfen. Hier war wirklich alles dabei: Von interessanten Offenbarungen zur Geschichte des Parks, über die bewegende Leidensgeschichte von Akecheta, bis hin zum überraschend-faszinierend-verwirrenden Twist am Ende. Sehr gut gefiel mir an der Folge auch, dass es ihr gelang, mich sowohl intellektuell als auch emotional anzusprechen. Akechetas Geschichte war einerseits ungemein interessant und vielschichtig, bot jedoch in der Art und Weise, wie man hier den Blick auf das Leid der – sich ihrer Existenz bewussten – Hosts fokussiert (und quasi die Entwicklung von Dolores und Maeve auf eine einzige Episode komprimiert), sowie vor allem auch der Geschichte rund um seinen Versuch, Kohana zu retten, eine ungemein mitreißende Story, die mich rasch in Beschlag nahm, und bis zuletzt nicht mehr los ließ. Dazwischen eingestreut sind zahlreiche interessante Momente und dramaturgische Höhepunkte, die mir noch lange in Erinnerung bleiben werden. Aber es ist nicht nur die Story. Auch die Dialoge erschienen mir hier wieder einmal ganz besonders schön geschrieben zu sein. Und auch alle anderen Komponenten der Produktion – angefangen bei den schauspielerischen Leistungen, über die starke Inszenierung durch Uta Briesewitz, bis hin zu Ramin Djawadis wieder einmal wunderschön-eindringlicher Musik – liefen hier zur absoluten Bestform auf. Insgesamt beschert dies "Westworld" die erste – wohlverdiente – Höchstwertung.

Wertung: 5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 HBO)




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