Kurzinhalt:
Seit siebzig Jahren befinden sich die Hidran und die Klingonen im Kriegszustand. Nun soll die Enterprise zwischen beiden Parteien vermitteln. Auf dem neutralen Planeten Velex soll eine Friedenskonferenz mit Vertretern beider Seiten stattfinden. Doch von Beginn an stehen die Verhandlungen unter keinem guten Stern; nur mit Müh und Not kann Captain Picard bei der Ankunft der Klingonen den Ausbruch eines Scharmützels zwischen den feindlichen Streitkräften verhindern. Auch nachdem man sich auf den Planeten hinuntergebeamt hat beruhigt sich die Lage nicht. Als der Botschafter der Hidran verstirbt, gerät zudem Worf unter Mordverdacht. Nachdem Captain Picard ihn bis zum Abschluss der Untersuchungen erstmal "nur" beurlaubt, nehmen die Hidraner ihn kurzerhand als Geisel. Deanna und Riker untersuchen indes geheimnisvolle Energiesignaturen, die vom Planeten ausgehen – und werden abgeschossen. Und an Bord der Enterprise zeigt Data, der das Kommando inne hat, zunehmend paranoide Tendenzen im Hinblick auf die Klingonen. Davon überzeugt, dass alle anderen unter Gedankenkontrolle stehen, löst er schließlich das Kampf- vom Diskussegment, und nimmt Kurz auf Qo'noS, um die Heimatwelt der Klingonen in Schutt und Asche zu legen…
Review:
"Fremde Widersacher" war leider wieder einmal einer jener "Star Trek"-Romane, wo ich mich nie so recht zu Hause fühlen wollte. Trotz einiger Anspielungen auf frühere Ereignisse aus der Serie, die zeigen, dass die Autoren grundsätzlich mit ihr vertraut sind, wollte ich mich in ihrer Erzählung nie so recht heimisch fühlen. Das liegt einerseits am nicht immer stimmigen Verhalten der Figuren, und andererseits teilweise auch ihren Dialogen. Ein paar Beispiele: Gleich zu Beginn droht mit dem plötzlichen Auftauchen der Klingonen eine Raumschlacht zu entbrennen. Picard gelingt es zwar in letzter Sekunde, diese zu verhindern – hätte er den Hidran das Kommen der Klingonen angekündigt, wäre es jedoch erst gar nicht so weit gekommen. Ein anderes gutes Beispiel sind die Gespräche zwischen Riker und Troi während ihres kleinen Nebenabenteuers. An einer Stelle sagt sie zu ihm "Musst du deine Gesundheit immer auf die leichte Schulter nehmen?", woraufhin er erwidert "Es wäre sehr unhöflich, das mit der Gesundheit anderer zu tun." Klingt das für euch wie Troi und Riker? Mal abgesehen davon, dass ich den Witz generell schwach fand. Es gibt mehrere solche Textstellen, wo ich mir dachte, dass es nicht wirklich zu den betreffenden Figuren passt ("Wir haben tatsächlich dem Teufel einen Besuch abgestattet, und ich versichere ihnen: in der Hölle ist es noch heißer, als man glaubt."). Aber selbst von diesen Unstimmigkeiten abgesehen ist die Handlung aus "Fremde Widersacher" leider größtenteils kein Highlight. So braucht die Geschichte grundsätzlich schon mal einige Zeit, um so richtig Fahrt aufzunehmen. Einzelne Entwicklungen wirken zudem extrem konstruiert, bzw. verfehlen die gewünschte Wirkung. Wie z.B., wenn Worf in Mordverdacht gerät (einem Konzept, dem ich soweit es die Stammbesetzung der diversen "Star Trek"-Serien betrifft, ja generell äußerst skeptisch gegenüberstehe; meiner Erfahrung nach hat das bisher nur in den seltensten Fällen funktioniert), oder auch später die Autoren uns scheinbar überzeugen wollen, dass er ermordet wurde (für wie blöd halten die ihre Leser?).
"Fremde Widersacher" hält sich zudem teilweise mit völlig überflüssigen Nebengeschichten auf. Wozu war z.B. das kurze Techtelmechtel zwischen Riker und Barbara Hollit eigentlich gut – außer, wieder einmal seine unwiderstehliche Anziehung auf Frauen aufzuzeigen und seinen Charakter als Frauenheld zu festigen? Narrativ war das jedenfalls eine Sackgasse. Der Plot von Deanna und Will wiederum wirkt wie ein ziemlicher Fremdkörper. Ich frage mich immer noch, was es mit diesen Hunden auf sich hatte, und warum sie von ihnen gejagt wurden. Ihr Fund der Nanotechnologie mag dann zwar mit der Hauptstory in Verbindung stehen, davon abgesehen wirkt ihre Nebenhandlung aber wie Beschäftigungstherapie. Die Figuren müssen zudem leider teilweise bedauerlich begriffsstutzig agieren, wie z.B., wenn sie nicht schon viel früher auf die Idee kommen, dass das Getreide für die Abstoßung von LaForges Visor-Implantaten verantwortlich ist. Dass sie nicht auch schon früher in Erwägung zogen, dass dieses auch Data beeinfluss hat, will ich ihnen hingegen insofern nicht vorwerfen, als das tatsächlich derart abwegig – um nicht zu sagen unlogisch – war, dass ich da selber auch nie draufgekommen wäre. Ich halte die Erklärung nach wie vor für unplausibel – welche organischen Komponenten soll das Getreide denn bitte schön bei ihm beeinflusst haben? – aber zumindest sorgte sein seltsames Verhalten zum meines Erachtens einzig guten Teil des Romans, nämlich wenn sich Data und ein blinder Geordi zum Ende hin einen Wettstreit um die Kontrolle der Enterprise liefern. Da vermochte mich der Roman tatsächlich noch einmal, halbwegs zu packen. Auch das Finale mit Riker und Picard war dann nett (wenn sich mir auch die Frage stellte, warum Riker nicht versucht, an Datas Ausschalter heranzukommen). Der Weg dorthin war jedoch überaus mühsam.
Fazit:
Auch wenn die Autoren mit Anspielungen auf frühere Ereignisse aus der Serie aufzeigen, dass ihnen diese grundsätzlich durchaus geläufig ist, fühlte ich mich bei ihrem Roman leider nie daheim. Die Figuren, ihre Gespräche, ihr Verhalten, und so weiter… all dies wirkte teilweise einfach irgendwie nicht richtig. Als weitere Kritikpunkte kommen dann noch ein paar ziemlich überflüssig wirkende Nebenhandlungen (Riker & Hollit), bestimmte Entwicklungen die ihre Wirkung bei mir verfehlten (Worf unter Mordverdacht, sowie sein angeblicher Tod) , Offenbarungen die viel zu vorhersehbar waren (die Ursache für die Abstoßung von Geordis Visor-Implantaten), Erklärungen die mir nicht so recht einleuchten wollten (wie konnte das Getreide Data beeinflussen?), sowie generell ein über weite Strecken sehr unspannender Plot. Zum Ende, mit dem Wettstreit zwischen Data und Geordi, bot "Fremde Widersacher" dann zwar kurzzeitig doch noch gute Unterhaltung. Aber so gut, dass er es wert gewesen wäre, sich durch die restlichen, teils recht anstrengenden, 250 Seiten zu kämpfen, war selbst dieser grundsätzlich gefällige Showdown nicht.
Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel
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