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Casting Shadows Drucken E-Mail
Titel: "Casting Shadows"
Bewertung:
Autorin: Jeanne Cavelos
Übersetzung: -
Umfang: 336 Seiten
Verlag: Del Rey
Veröffentlicht: 27. Februar 2001
ISBN: 0-345-42721-1
Setting: November bis Dezember 2258
Relevanz: Mittel.
Spoiler? Ja, bis inklusive der Crusade-Folge "Der Pfad der Sorgen"
Wo erhältlich? Sowohl das Original als auch die Neuausgabe sind vergriffen, jedoch werden immer wieder Exemplare des Romans auf ebay oder dem amazon marketplace angeboten.
 

Kurzinhalt: Galens Ausbildung zum Technomagier wird in Kürze abgeschlossen sein. Sein Lehrer Elric hält ihn dazu an, bei der Einweihungszeremonie einen möglichst originellen Zauberspruch vorzuführen. Lange Zeit ist Galen mit dieser Aufgabenstellung überfordert, dann stolpert er aufgrund der Eigenheiten seiner Sprache, die er für seine Magie verwendet, doch noch auf eine Idee. Galen stellt sich die Zaubersprüche nämlich als eine Art Gleichung vor, die immer aus mindestens zwei Termen besteht. Als er versucht, den Term zur Kontrolle der Gleichung wegzulassen, bildet sich eine immer größer werdende Blase, in der das bekannte Universum nicht zu existieren scheint. Die anderen Technomagier sind ob der potentiell verheerenden Wirkung des Zauberspruchs besorgt, und verbieten Galen ausdrücklich, diesen jemals wieder zu beschwören. Nur kurz nach seiner Einweihungszeremonie schicken sie Galen dann schließlich zusammen mit einer weiteren jungen Technomagierin, Isabelle, auf eine gefährliche Mission: Sie sollen herausfinden, ob die Gerüchte stimmen, die besagen, dass die Schatten zurückgekehrt sind. Damit will der Rat der Technomagier zugleich prüfen, ob Galen auch unter Stress stark genug ist, der Versuchung zu widerstehen, den Zauberspruch der Zerstörung aufzurufen. Als die Mission in einer Katastrophe endet, wird Galen vor eine schreckliche Wahl gestellt…

Review: "The Passing of the Techno-Mages" war die letzte Romantrilogie, die zur Serie "Babylon 5" erschienen ist. Im Zentrum steht Galen – jener Technomagier, den B5-Fans das erste Mal bei "Waffenbrüder" kennenlernten, und der sowohl in der Ablegerserie "Crusade" als auch der bislang letzten Veröffentlichung aus dem Serien-Universum, "The Lost Tales" (jetzt habe ich doch tatsächlich ursprünglich unbewusst "The Last Tales" geschrieben) mit von der Partie war. Nun muss ich gestehen, persönlich nie der allergrößte Fan der Technomagier gewesen zu sein. Klar, bei ihrem ersten Auftritt in "Eine Frage der Farbe" (wo wir Elric kennenlernten, der sich hier nun als Galens Lehrer offenbart) fand ich die Idee rund um sie schon ganz nett. Und Galen als Figur fand ich bei seinen TV-Auftritten ebenfalls ganz nett. Aber ich verspürte nie den Drang, jetzt unbedingt mehr über sie erfahren zu wollen – weshalb ich damals im Vorfeld, ehe ich mir die Trilogie zum ersten Mal vorknöpfte, doch eher skeptisch war. Zugleich gab es aber halt nun mal auch viele, die von den Technomagiern sehr fasziniert waren. Da zudem Galen zu den beliebtesten Figuren von "Crusade" zählte – eine Einschätzung, die ich wiederum durchaus teile – machte es somit durchaus Sinn, die dritte (und bedauerlicherweise zugleich letzte) Romantrilogie um sie herum aufzubauen, und zugleich Galens Vorgeschichte (deren Grundzüge aus der Serie schon bekannt waren) im Detail aufzurollen. Darüber hinaus sollte die Trilogie in weiterer Folge die eine oder andere Antwort im Hinblick auf den Ursprung der Technomagier liefern, die wir wohl ursprünglich in "Crusade" erfahren hätten (was mich zugleich auch wieder bedauern lässt, dass "Crusade" nie in einer ähnlichen Form fortgesetzt wurde; zumindest eine abschließende Trilogie, welche die Geschichte rund um die Drakh-Seuche abgeschlossen hätte, hätte man uns ruhig gönnen können).

"Casting Shadows" ist jedenfalls ein überaus gelungener Einstieg in die Trilogie, dem es tatsächlich gelang, mein bis dahin nicht übermäßig großes Interesse an den Technomagiern zu wecken bzw. zu steigern – fand ich doch die Beschreibungen ihrer Kultur, ihrer Bräuche, ihrer Gesellschaft, sowie der einzelnen neuen Technomagier, die wir hier kennenlernen, sehr interessant. Nett fand ich darüber hinaus die Idee, hier nun eine direkte Verbindung zwischen Galen und Elric herzustellen. Oftmals stehe ich solchen nachträglichen Verknüpfungen ja doch eher skeptisch gegenüber, und natürlich ist es genau genommen halt schon ein sehr großer Zufall, dass just die beiden Technomagier, die wir in den Serien persönlich kennenlernten (von Alwin jetzt mal abgesehen), auf diese Art und Weise in Beziehung zueinander stehen. Allerdings besteht ihre Verbindung nun mal nicht aus reinem Selbstzweck, sondern erlaubt es Jeanne Cavelos, uns neben Galen auch Elric näher vorzustellen. Eben deshalb war es das aus meiner Sicht in diesem spezifischen Fall durchaus wert. Auch die hier erzählte Geschichte konnte mir sehr gut gefallen. Wir erhalten hier nun zu den Rückblicken aus "Crusade", was den Tod der von ihm geliebten Isabelle betrifft, den nötigen Kontext, und generell wird diese Wendung für mich dadurch, dass wir Isabelle hier nun auch näher kennenlernen, rückwirkend aufgewertet. In erster Linie ist "Casting Shadows" aber Galens Roman. Wer die Figur aus seinen TV-Auftritten kennt und diesen dort mochte, muss sich hier auf einen Schock gefasst machen: Denn Cavelos begnügt sich nicht damit, ihn hier bereits so darzustellen, wie man ihn von dort kennt, sondern zeigt im Verlauf der Trilogie vielmehr, wie er zu eben dieser Figur wurde. Der Galen hier ist von Unsicherheit, Minderwertigkeitskomplexen, dem Verlust seiner Eltern (über den er nie wirklich hinweg kam) sowie in weiterer Folge auch schweren Schuldgefühlen geplagt bzw. geprägt. Vom charmant-humorvollen Charakter aus "Waffenbrüder", "Crusade" und "Vergessene Legenden" ist hier erstmal noch nicht viel zu bemerken.

Nun ist Galen grundsätzlich sehr gut und eindringlich beschrieben, und mir gefällt auch der Grundgedanke, uns hier in eine derart problemgebeutelte Figur eintauchen zu lassen, jedoch… mit der Zeit droht es doch ein bisschen zu viel zu werden. Die ständige Trübseligkeit drückt mit der Zeit doch etwas auf den Unterhaltungswert, und vor allem zum Ende hin drohte Galen da und dort mit seinen extremen Schuldgefühlen doch auch ein wenig zu nerven. Zumindest gelegentlich den späteren Galen durchblitzen zu lassen hätte ebenso wenig schaden können, wie da und dort etwas mehr auflockernden Humor hineinzubringen. Davon abgesehen ist "Casting Shadows" aber, wie bereits "The Shadow Within" vor ihm, von Jeanne Cavelos wieder einmal großartig geschrieben. Sie versteht es einerseits, uns einen tiefen Einblick in die Figuren zu verschaffen, jedoch andererseits auch nie auf die nötige Vorwärtsbewegung der Handlung zu vergessen. Darüber hinaus schaffte sie es auch hier wieder, eine dichte Atmosphäre zu erzeugen, und neben einer generell den Roman beherrschenden Grundspannung vor allem auch in entscheidenden Szenen die Spannungsschraube anzuziehen, und damit den Roman mit einigen wirklich packenden Momenten zu bestücken. Und auch die Geschichte selbst konnte mir sehr gut gefallen. Als ich den Roman das erste Mal las, war ich von einigen späteren Entwicklungen durchaus überrascht, da ich diese niemalsnimmernicht im ersten Teil der Trilogie erwartet hätte. Das einzig nennenswerte Manko im Hinblick auf die Story des Romans ist für mich, dass der Bezug zur fortlaufenden Handlung auf "Babylon 5" erstmal nur sehr marginal ist. Was das betrifft, ist "Casting Shadows" sicherlich nicht mit den anderen beiden Trilogien, oder auch "The Shadow Within" bzw. "To Dream in the City of Sorrows" vergleichbar. Der faszinierende Einblick in die Kultur der Technomagier, die tiefgehende Betrachtung von Galen, sowie die mitreißende Handlung vermochten es jedoch, dieses Manko weitestgehend zu kompensieren.

Fazit: Eine gewisse Faszination gegenüber den Technomagiern zu verspüren, schadet sicherlich ebensowenig, wie eine bestimmte Vorliebe gegenüber der Figur Galen zu empfinden, ehe man sich die Technomagier-Trilogie vorknöpft. Da "Casting Shadows" jedoch von Jeanne Cavelos wieder großartig geschrieben ist, und auch die Handlung an sich gefallen kann, ist beides aus meiner Sicht dennoch keine essentielle Grundvoraussetzung, um ihn genießen zu können. So fand ich persönlich die Technomagier zwar nett, die große Begeisterung für sie die ein kleiner Teil des B5-Fandoms empfand konnte ich aber noch nie so recht nachvollziehen. Wenn überhaupt, so gelang es Cavelos mit ihrer Erzählung hier, und dem faszinierenden Einblick in ihre Gesellschaft, mein Interesse für sie zu steigern. In erster Linie besticht "Casting Shadows" aber mit einer mitreißenden Handlung, die bereits im ersten Teil der Trilogie mit einigen hochdramatischen Wendungen aufführt, Jeanne Cavelos tollen Schreibstil, der ausführlichen Aufrollung von Galens Vorgeschichte, sowie der tiefergehenden Betrachtung der Figuren, insbesondere natürlich von Galen. Letzterer droht zwar zum Ende hin etwas mühsam zu werden, und ist mit seiner ständigen Emo-Trübseligkeit generell kein Spaßlieferant. Zudem ist die Bedeutung für bzw. Verknüpfung zur fortlaufenden Handlung der Serie(n) hier nicht so groß wie bei den anderen beiden Trilogien, sowie den Einzelromanen "The Shadow Within" und "To Dream in the City of Sorrows". Von diesem Manko abgesehen ist Jeanne Cavelos mit "Casting Shadows" aber ein gelungener und absolut lesenswerter Einstieg in die leider letzte literarische "Babylon 5"-Trilogie geglückt.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel





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