Kurzinhalt:
Die U.S.S. Enterprise reagiert auf einen Notruf, findet auf dem schwer beschädigten Schiff jedoch nur mehr einen einzigen Überlebenden vor. Dieser warnt die Enterprise davor, den Sektor so rasch als möglich zu verlassen, ehe jenes Ungeheuer, welches über ihr Schiff hergefallen ist, wieder zurückkommt. Dabei soll es sich um einen regelrechten Koloss handeln, der ganze Sonnen verschlingt. Kurz darauf steht die Enterprise dem Behemoth praktisch Auge in Auge gegenüber. Nachdem es ihnen mit Hilfe des überlebenden Außerirdischen gelungen ist, die Gefahr zu bannen, dabei wird sie jedoch in den Delta-Quadranten geschleudert. Um wieder nach Hause zu kommen, müssen die Dilithium-Vorräte aufgefrischt werden. Eine vermeintlich freundlich gesonnene Händlerin bringt sie zu einer Raumstation, auf der interstellarer Handel betrieben wird. Dort jedoch offenbaren sich Eurydices wahre, unhehre Absichten…
Review:
Die "neue Zeit"-Comics sind bei mir jeher eher durchwachsen angekommen – und statt nun nach dem überhaupt nicht meinen Geschmack treffenden "Qs Schachzug" wieder eins draufzulegen, konnte ich auch mit dem neunten Sammelband zur fortlaufenden (jedoch in den USA mittlerweile beendeten) Reihe nicht viel anfangen. Die erste Geschichte ist eine seltsame Mischung aus "Der Planeten-Killer" (statt Planeten werden hier halt nun Sonnen gefressen; darüber hinaus erinnert vor allem der Flug mit einem Shuttle ins Innere, um den Behemoth von innen heraus zu zerstören, an die besagte Folge) und "Das Loch im Weltraum" (da es sich hier eben nicht um ein Raumschiff, sondern ein Lebewesen handelt). Nun wäre das für sich genommen noch kein Problem; tatsächlich fand ich den ursprünglichen Grundgedanken, alte TOS-Episoden neu zu interpretieren, ja nicht einmal so uninteressant (wenn es halt auch insofern keinen rechten Sinn ergab, als Kirks erste Fünfjahresmission in der Kelvin-Zeitlinie wesentlich früher begann). Aber die daraus gesponnene Geschichte war einfach völlig uninteressant und langweilig. Und selbst aus dem einen interessanten Denkansatz – nämlich dass das Wesen grundsätzlich ja auch ein Recht auf Leben hat, da es ja nicht aus böser Absicht handelt, sondern einfach nur seinen Instinkten folgt – macht man überhaupt nichts.
Fast noch schlimmer ist jedoch die zweite Geschichte, wo ich einfach nicht darüber hinweg kam, dass es die Enterprise hier in den Delta-Quadranten verschlägt, und die nichts weiter brauchen als Dilithium-Kristalle, um aus diesem binnen weniger Wochen wieder in die Heimat zurückzukehren. Wenn das Captain Janeway wüsste! Sorry, aber das ist ein derart eklatanter Kontinuitätsbruch, dass man sich echt fragt, ob Mike Johnson eigentlich jemals irgendwas von "Star Trek" gesehen hat, außer der Kelvin-Filme. Sieht man davon ab (ich konnte es halt leider nicht), wäre die Geschichte ja nicht einmal so schlecht – allerdings auch wenig einfallsreich, originell und/oder spannend, Wir haben eine zwielichtige Figur, deren schlechte Absichten sich schließlich offenbaren, die dann jedoch in weiterer Folge moralische Gewissensbisse bekommt und alles daran setzt, Kirk und seiner Crew wieder zu helfen. Die Idee mit dem Netzwerk mag zwar kurz mal nett gewesen sein, davon abgesehen hatte aber auch "Eurydice" nichts zu bieten. Was hingegen – wie gewohnt – gefallen kann, ist die künstlerische Gestaltung. Detaillierte Illustrationen, knallbunte Farben, und in der Optik der Darstellung aus der Kelvin-Timeline folgend (Lens Flares auf der Brücke inklusive), kann sich auch "Die neue Zeit 9" wieder durchaus sehen lassen. Zudem sind zumindest die Dialoge gut geschrieben, und fangen den im Vergleich zum Original noch einmal deutlich gewitzteren Ton der Kelvin-Filme sehr originalgetreu ein. Die gute Übersetzung von Christian Humberg, die eben diesen Humor bewahrt, tut ihr übrigens. Leider aber habe ich von all dem nicht viel, wenn ich die Geschichten an sich langweilig finde.
Fazit:
"Die neue Zeit 9" hat mich leider wieder einmal in meiner Überzeugung bestätigt, dass sich diese Comicreihe in erster Linie (wenn nicht gar ausschließlich) an jene richtet, die "Star Trek" nicht einfach nur erst über den J.J. Abrams-Reboot kennengelernt haben, sondern auch seither keine anderen Berührungspunkte zum Universum haben. Denn zumindest ich als alteingesessener Fan kam über die Art und Weise, wie es die Enterprise hier in den Delta-Quadranten verschlägt, und sie mit normalen Warpantrieb binnen weniger Wochen wieder nach Hause zurückkehren, einfach nicht hinwegsehen. Aber auch davon abgesehen waren die beiden hier enthaltenen Geschichten sehr schwach, und haben mich größtenteils gelangweilt. Optisch war der Comic zwar wieder eine Augenweise, und die Dialoge sind wieder einmal gewitzt geschrieben, und fangen den Ton der Kelvin-Filme sehr gut ein. Inhaltlich fand ich "Die neue Zeit 9" aber wieder einmal enttäuschend.
Bewertung:
1.5/5 Punkten
Christian Siegel
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