Originaltitel: Serenity Episodennummer: 1x01 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 20. Dezember 2002 Erstausstrahlung D: 12. September 2009 Drehbuch: Joss Whedon Regie: Joss Whedon Hauptdarsteller:
Nathan Fillion als Captain Malcolm 'Mal' Reynolds,
Gina Torres als Zoë Washburne,
Alan Tudyk als Hoban 'Wash' Washburne,
Morena Baccarin als Inara Serra,
Adam Baldwin als Jayne Cobb,
Jewel Staite als Kaylee Frye,
Sean Maher als Dr. Simon Tam,
Summer Glau als River Tam,
Ron Glass als Shepherd Derrial Book.
Gastdarsteller:
Carlos Jacott als Lawrence Dobson,
Mark A. Sheppard als Badger,
Andy Umberger als I.A.V. Dortmunder Captain,
Philip Sternberg als Inara's client,
Eddie Adams als Bendis,
Colin Patrick Lynch als Radio Operator,
Bonnie Bartlett als Patience,
Domingo Vara als Ensign u.a.
Kurzinhalt:
Sechs Jahre nachdem die Browncoats genannten Rebellen den Krieg gegen die Allianz verloren haben, befehligt der Veteran Malcolm "Mal" Reynolds das Frachtschiff Serenity. Zu seiner Crew gehören seine rechte Hand Zoe Washburne (die im Krieg schon an seiner Seite gekämpft hat), der mit ihr liierte Pilot Hoban "Wash" Washburne, der Söldner Jayne Cobb, sowie die Schiffsmechanikerin Kaywinnit Lee "Kaylee" Frye. Nachdem sie von einem verlassenen Schiff Güter gestohlen haben, heftet sich ein Kreuzer der Allianz auf ihre Fersen. Daraufhin flüchtet die Serenity nach Persephone, wo sie ein paar dringend benötigte Ersatzteile besorgen, und darüber hinaus ein paar Passagiere mitnehmen. Dauergast Inara Serra, ihres Zeichens Companion – sprich: Prostituierte", die von Mal auch gerne als die Botschafterin der Serenity bezeichnet wird, sowie den Priester Sheperd Derrial Book, den Arzt Dr. Simon Tam, sowie den geheimnisvollen Dobson. Letzterer stellt sich, nachdem sie Serenity in Richtung Whitehall aufgebrochen ist – wo sie die gestohlenen Allianzgüter verhökern wollen – als Spion der Allianz herausstellt. Doch eigentlich hat er es gar nicht auf Mal und seine Crew abgesehen, sondern vielmehr auf den Doktor – genauer gesagt, seine mysteriöse Fracht, die sich als seine in einer Kühlkapsel eingefrorene Schwester River herausstellt…
Review:
Würde man die klassischen, zwischenmenschlichen Beziehungsstati auf TV-Serien anwenden, wäre jener zwischen mir und "Firefly" – zumindest bislang – wohl das berühmt-berüchtigte "Es ist kompliziert". So lernten wir uns insofern unter nicht gerade optimalen Bedingungen kennen, als ich mir den abschließenden Film "Serenity" als er ins Kino kam ansah, ohne noch eine Episode der Serie zu kennen. Danach unternahm ich bislang zwei Versuche, mir die Serie vorzuknöpfen – kam jedoch in beiden Fällen jeweils nur bis "Jaynestown". Dass ich über diese Episode nicht hinauskam, ist indes reiner Zufall; es ist also nicht etwa so, als ob mir die Folge so überhaupt nicht gefallen hätte. Gleiches ist im Übrigen auch im Hinblick auf die Serie an sich festzuhalten. Stimmt schon, wenn sie mich voll und ganz begeistert hätte, dann hätte ich es wohl einrichten können, sie früher schon mal zu Ende zu sehen. Aber grundsätzlich war ich von "Firefly" eigentlich bei beiden Versuchen gut unterhalten. Letztendlich war es in beiden Fällen eine Kombination aus akutem Zeitmangel sowie einigen Serien und Filmen, die mir in dem Moment dann halt wichtiger waren – weshalb ich den Anschluss verlor. Nun ist es aber an der Zeit, bisher versäumtes nachzuholen, und diese für einen Genre-Fan wie meiner einer ja eigentlich unverzeihliche Bildungslücke endlich zu schließen.
"Serenity" ist zwar der Pilotfilm der Serie, wurde jedoch ursprünglich von FOX in den USA nicht als erstes ausgestrahlt. Da "Firefly" eine Serie der modernen Machart ist – sprich mit einer fortlaufenden Handlung, statt unabhängigen Einzelepisoden – ist mir diese Entscheidung absolut unverständlich. Und tatsächlich denke ich auch, dass diese hauptverantwortlich dafür gewesen sein könnte, dass der Serie leider kein langes Leben beschienen war – wurde man doch so als US-Zuschauer quasi ins kalte Wasser geschmissen. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass ich "Serenity" im direkten Vergleich für die bessere Folge halte. Was FOX da geritten hat, werde ich somit nie verstehen. Sei's wie's sei, "Serenity" erweist sich jedenfalls als sehr guter und überaus vielversprechender Einstieg in die Serie. Die Rückblende zum Krieg sorgt gleich einmal für einen explosiven Einstieg, und ist zudem wichtig, um Mals Charakter (und seine Verbindung zu Zoe) verstehen zu können. Danach erweist sich "Firefly" dann als sehr gefälliger und interessanter Mix aus Science Fiction und Western, bei dem das Weltall den Wilden Westen abgelöst hat. Als jemand, der schon immer ein Faible für beide Genres hatte, eine denkbar günstige Kombination. Und tatsächlich ergibt es ja auch irgendwie Sinn, dass wenn wir eines Tages ins All vordringen und damit beginnen sollten, dieses zu kolonialisieren, sich dies mit der Eroberung des Wilden Westens vergleichen lassen wird, und dann halt eben dieser die neue, letzte Grenze darstellen wird. Mir gefiel diese Kombination jedenfalls auf Anhieb. Was ebenfalls als ungewöhnlich hervorsticht ist, dass man – zugunsten der wissenschaftlichen Akkuratesse – auf Geräusche im All (die man als Fan des Genres seit jeder gewohnt ist) verzichtet. Die Schwerelosigkeit zu Beginn war ebenfalls gut umgesetzt. Und auch wenn man den CGI-Effekten nur 15 Jahre später ihr Alter schon anmerkt (man Vergleiche sie z.B. man mit jenen aus "The Expanse" oder "Lost in Space"), für damalige Verhältnisse sahen diese ebenfalls sehr gut aus. Und das stylische Intro hat mir immer schon ebenso gefallen, wie die wundervolle Musik von Greg Edmonson, die – wie ja auch die Serie – stark auf Western-Elemente setzt.
In erster Linie ist es aber natürlich Joss Whedon, der "Firefly" seinen Stempel aufdrückt. Dieser hat zweifellos eine große Fanbase (mehr noch seit seinen Erfolgen mit "Avengers"), jedoch durchaus auch ein paar Kritiker. Was mich betrifft, so muss ich hier gleich zu Protokoll geben, serientechnisch bislang nicht viel von ihm zu kennen. Kein "Buffy", kein "Angel", kein "Dollhouse". Der Kinofilm "Serenity" war somit damals im Großen und Ganzen meine erste Begegnung mit ihm, und auch wenn seine Gags bei mir nicht immer 100%ig zünden (manchmal sind mir diese zu aufgesetzt; im Film gibt es dafür mit – aus dem Gedächtnis zitiert – "Wenn ich in einer Stunde nicht zurück bin… wartet noch eine Stunde" ein treffendes Beispiel), liegen mir sein Humor und sein Zugang grundsätzlich durchaus. So gibt es auch hier beim Pilotfilm einige Gags, die mich zum Lachen brachten ("Mind if I say grace?" "Only if you say it out loud."). Und generell zeichnet sich das ganze durch einen eigenen, hervorstechenden Ton aus, und strotzt zudem nur so vor Energie. Die Handlung im Pilotfilm entwickelt sich zudem flott weiter, bietet bereits einige Höhepunkte, und schafft es auf bestechende Art und Weise, einerseits eine eigene, in sich abgeschlossene Geschichte zu erzählen, und andererseits dem Rest der Serie den Weg zu ebnen, Köder auszulegen (River!), und das Universum und die Figuren vorzustellen.
Eben diese Figuren sind für mich dann auch die letzte wesentliche Stärke der Serie. Klar, Mal ist schon recht eindeutig an Han Solo angelegt. Der Frachterkapitän Schrägstrich Schmuggler mit rauer Schale, aber letztendlich eben doch einem weichen Kern, der jedoch auch nicht zögert, skrupellos zu agieren, wenn es die Situation erfordert (Mal shot first). Seine Vergangenheit im Krieg zusammen mit seinem verlorenen Glauben gibt ihm dann aber doch noch die nötige Abgrenzung von der offensichtlichen Vorlage. Man könnte fast sagen, Mal ist jene Person, die Han geworden wäre, wenn die Rebellen den Krieg gegen das Imperium verloren hätten. Zudem wird er halt auch von Nathan Fillion überaus charismatisch dargestellt – auch das hilft enorm. Doch es ist nicht nur er, die gesamte Crew besteht aus sehr verschiedenen, interessanten Persönlichkeiten, deren jeweilige Eigenheiten dem Zuschauer auf Anhieb vermittelt werden – was auch dafür sorgt, dass sie alle praktisch auf Anhieb Eindruck machen. Da ist der knallharte Söldner Jayne Cobb, der noch einmal deutlich skrupelloser ist als Mal, und dessen Loyalität zur Serenity-Crew nur soweit zu reichen scheint, solange es seinem eigenen Vorteil dient. Mals ehemalige Kriegskameradin und nunmehrige rechte Hand, Zoe Washburne, und ihr sanftmütiger Ehemann Hoban (der als wir ihn zum ersten Mal sehen mit Dinosaurier-Puppen spielt), die beide Mal treu ergeben sind. Die herrlich aufgedreht-fröhliche (man könnte auch "shiny" sagen) Kaylee, die den Zuschauer sofort mit ihrem enthusiastischen Charme für sich einnimmt (was die Szene, als sie angeschossen wird, obwohl wir sie erst kurz zuvor kennenlernten, ungemein effektiv, schockierend und mitreißend macht). Inara Serra, durch deren Profession man ein bisschen Pfeffer (und Erotik) in die Serie hineinbringt, und die vor allem mit ihrem herrlichen Geplänkel mit Mal besticht. Der Priester Shepherd, der auf dem ersten Blick überhaupt nicht in diese Gruppe Gesetzloser zu passen scheint, sich aber genau deshalb so gut in die Gruppe einfügt. Die geheimnisvolle River, die hier noch ein bisschen wie ein "damsel in distress"-Hascherl wirkt, was sich jedoch in weiterer Folge als Trugschluss herausstellen soll. Und ihr Bruder Simon, der tatsächlich der einzige aus dem Ensemble ist, der nicht weiter heraussticht – was auch an Sean Mahers farbloser Darstellung liegen mag. Der Rest des Ensembles beeindruckt hingegen, und schafft es praktisch auf Anhieb, ihre jeweiligen Figuren zum Leben zu erwecken. Eben dieses Ensemble – und die Dynamik zwischen ihnen – ist letztendlich für mich dann auch die wahre Geheimwaffe der Serie.
Fazit:
"Serenity" ist ein toller Pilotfilm für eine leider viel zu kurzlebige Serie, bei der die Entscheidung, diesen in den USA nicht als erstes auszustrahlen, einen wesentlichen Anteil eben daran gehabt haben könnte. Denn anstatt mit "Schmutzige Geschäfte" ins kalte Wasser gestoßen zu werden, wird hier dem Rest der Serie auf gelungene Art und Weise der Weg geebnet. Trotz der vielen Hintergrundinformationen die es zu vermitteln und Charaktere die es vorzustellen gilt, wirkt der Pilotfilm dabei nie überladen, bzw. vergisst Joss Whedon zu keinem Zeitpunkt darauf, eine eigenständige, packende und interessante Geschichte zu erzählen, die auch für sich stehen kann, zugleich aber auch bereits zahlreiche effektive Köder auswirft, um den Zuschauer zu angeln. Es hilft, dass die Figuren so klar gezeichnet sind, sich deutlich voneinander unterscheiden, und wir sie nicht nur durch ihre Worte sondern vor allem auch ihre Taten und ihr Verhalten, aber auch den Umgang untereinander, kennenlernen. Zudem wurden – eventuell mit Ausnahme des eher blassen Sean Maher – tolle DarstellerInnen gefunden, die ohne Aufwärmen von Beginn an in ihren Rollen aufgehen. Den Effekten sowie dem – grundsätzlich ja spektakulären – Einstieg mag man zwar das Alter der Serie anmerken, zumindest für mich wird das jedoch durch die herrlichen, teils auch schön schrulligen Figuren, die packende Handlung, dem überaus reizvollen Mix aus Western und Science Fiction, die wunderbare Musik, die größtenteils gelungenen Gags sowie generell einen hohen Unterhaltungswert mehr als nur kompensiert. Der Grundstein für eine tolle Science Fiction-Serie ist mit "Serenity" auf jeden Fall mal gelegt!