Originaltitel: Nightingale Episodennummer: 7x08 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 22. November 2000 Erstausstrahlung D: 03. August 2001 Drehbuch: André Bormanis, Robert Lederman & Dave Long Regie: LeVar Burton Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Robert Beltran als Chakotay,
Tim Russ als Tuvok,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Robert Picardo als The Doctor,
Jerry Ryan als Seven of Nine,
Ethan Phillips als Neelix,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Ron Glass als Loken,
Manu Intiraymi als Icheb,
Beverly Leech als Dayla,
Paul F. O'Brien als Geral,
Scott Miles als Terek,
Alan Brooks als Annari Commander,
Bob Rudd als Brell u.a.
Kurzinhalt:
Die U.S.S. Voyager ist auf einem Planeten gelandet, um dringend erforderliche Reparaturen durchführen zu können. Währenddessen wurden einige Shuttles ausgeschickt, um nach dafür benötigtem Material – wie u.a. Dilithium – zu suchen. Eines davon, unter dem Befehl von Harry Kim, gerät mitten in ein Raumgefecht, und greift auf Seiten der Attackierten ein. Bei dem Schiff handelt es sich um Aussage der an Bord befindlichen Kraylor um ein mobiles Krankenhaus. Die Kraylor befinden sich seit längerem in einem militärischen Konflikt mit den Annari – eben diese stecken hinter dem Angriff. Dem Delta Flyer gelingt es, die Angreifer zurückzuschlagen, und Harry sagt den Kraylor sicheres Geleit bis zu ihrem Heimatplaneten zu. Als Fähnrich Kim Captain Janeway diesbezüglich Bericht erstattet, ist diese zwar über die Einmischung in einen militärischen Konflikt nicht besonders glücklich, erteilt jedoch aufgrund des humanitären Aspekts ihre Zustimmung, und überträgt Harry während des Fluges zum Kraylor-Heimatplaneten auch das Kommando über das Lazarettschiff, der es daraufhin auf den Namen Nightingale tauft. Harry genießt die Gelegenheit, endlich sein erstes, richtiges Kommando zu haben – jedoch zeigt sich Seven mit seinem Kommandostil schon bald unzufrieden. Vor allem aber stellt sich heraus, dass sich die Kraylor die Hilfe der Voyager-Crew unter Vortäuschung falscher Tatsachen erschlichen haben. Währenddessen schreiten die Reparaturarbeiten auf der Voyager stetig voran. Eine kleine, persönliche Komplikation ergibt sich allerdings, als Icheb den Eindruck gewinnt, B'Elanna wäre in romantischer Hinsicht an ihm interessiert…
Denkwürdige Zitate:"What would you have done?" "Probably exactly what you did." "I guess I learned from the best."
(Dem Argument hat Captain Janeway wohl nichts entgegenzusetzen.)
"I've discovered a serious flaw in one of the ship's systems." "Which one?" "The captain."
(Das hört Harry verständlicherweise gar nicht gern.)
Review:
Beginnen wir mit der Nebenhandlung. Bei der handelt es sich aus meiner Sicht um klassischen Füllstoff, um die Laufzeit voll zu bekommen. Es erübrigt sich, festzustellen, dass Ichebs Ansicht, B'Elanna würde für ihn Gefühle hegen, für den Zuschauer nicht glaubwürdig ist. Leider fand ich die Nebenhandlung aber auch nicht wirklich humorvoll. Grundsätzlich kann aus so einem Missverständnis, wenn man es gut und verständlich aufbaut, schon eine amüsante Geschichte erwachsen, aber im Falle von "Nightingale" wollte das Ganze für mich einfach nicht funktionieren – was jedoch auch daran liegen mag, dass ich mit Icheb generell noch nie viel anfangen konnte. Immerhin, die beiden spielen das gut. Dennoch kam Ichebs Vermutung für mich völlig aus dem Nichts, und auch der "Gag" am Ende, dass B'Elanna ihn im Glauben lässt, sie hätte ja eigentlich eh romantische Gefühle für ihn, kann diesen aber halt wegen ihrer Ehe zu Tom nicht nachgeben, hat für mich nicht funktioniert. Es mag auch an der heutigen Zeit liegen, wo immer stärker Fälle thematisiert werden, wo Männer ein "Nein" nicht akzeptieren wollen oder behaupten, es partout nicht als solches erkannt zu haben – was dem Ausgang einen bedenklichen Beigeschmack gibt. So oder so: Aufgewertet hat die B-Story die Episode aus meiner Sicht jedenfalls mal nicht; eher im Gegenteil.
Die Haupthandlung schneidet da schon ungleich besser ab, und profitiert vor allem davon, dass man sich nach längerer Zeit endlich mal wieder Harry Kim zuwendet, und ihm Raum gibt, um als Figur – aufgrund der hier gewonnenen Erfahrungen – zu wachsen. Zwar hat man ihn in einer früheren Folge eh schon als Kommandant der "Friedhofsschicht" an Bord der Voyager gesehen, hier bekommt er jedoch zum ersten Mal das Kommando über ein Schiff, und damit den Titel des "acting captains" (also, behauptet zumindest die Folge; weil eigentlich müsste er auf dem Delta Flyer als ranghöchster Offizier ja auch schon das Kommando gehabt haben?!). Dass sich Harry nach einer solchen Chance sieht, ist absolut verständlich – nicht zuletzt, da es auch für mich ob der zahlreichen Heldentaten der Voyager-Crew unverständlich ist, dass Harry nicht schon längst eine "field promotion" zum Lieutenant erhalten hat. Andererseits zeichnet er sich aus meiner Sicht von Anfang an – nämlich schon lange, bevor er das Kommando über die Nightingale übernimmt – nicht unbedingt auf, wirkt er doch viel zu naiv und leichtgläubig. Dass er sich in diesen Konflikt einmischt und die Zerstörung des Kraylor-Schiffes verhindert, von mir aus, aber bevor ich mich auf eine Mission wie den Flug zum Heimatplaneten einlasse, höre ich mir doch bitte schön beide Seiten an (und versuche bestenfalls noch, zwischen beiden zu vermitteln). Ich meine, ich habe keine Sternenflottenausbildung genossen, aber bei einem medizinischen Schiff, dass über eine Tarnvorrichtung verfügt, klingelten bei mir sofort alle Alarmglocken. Klar, könnte es geben, ist aber aus meiner Sicht verdächtig genug, um es zumindest mal zu hinterfragen, und nicht allein aufgrund der Aussage der Passagiere für bare Münze zu nehmen.
Als Captain zeichnet er sich dann zwar auch nicht unbedingt aus, darin sah ich aber wiederum eine gute Lektion für die Zuschauer. Wer sich schon mal in einer Führungsposition befunden hat, kennt das Problem, dass man seinen Mitarbeitern bis zu einem gewissen Punkt vertrauen und eigene Aufgaben "loslassen" muss – was manchen leichter und manchen schwerer fällt. Jedenfalls, während mir Harry bei der Aussage zum Kraylor-Schiff zu leichtgläubig war, konnte ich das wiederum nachvollziehen. Zumal ihm dies auch die Gelegenheit gab, etwas über sich selbst zu lernen, und aus der Erfahrung zu wachsen. Schön auch, dass er die Mission letzten Endes, trotz der kurzzeitigen Meuterei, doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss führt. Und generell war es, wie ich finde, nach den ganzen Seven- und Doktor-Folgen wieder mal höchste Zeit für eine Harry-Episode. Darüber hinaus wusste auch die Effekte wieder zu gefallen. Klar sind die Aufnahmen der Voyager auf dem Planeten als CGI zu erkennen, allerdings sind sie derart detailliert animiert (mit kleinen Menschen, die auf der Oberfläche herumspazieren), dass ich sie nichtsdestotrotz als sehr hochwertig empfand. Und auch die Effekte zum Einstieg (Angriff der Annari) und beim Finale im Orbit des Kraylor-Heimatplaneten wussten zu gefallen. Insgesamt ist "Nightingale" eine weitere zwar wenig hervorstechende, aber doch zumindest recht kurzweilige Episode.
Fazit:
Mäßige B-Story, solide Haupthandlung – so in etwa könnte man meine Meinung zu "Nightingale" zusammenfassen. Mit der Story rund um B'Elanna und Icheb konnte ich persönlich herzlich wenig anfangen. Ich fand das Missverständnis weder sonderlich glaubhaft, noch interessant, geschweige denn amüsant. Lediglich die netten Leistungen von Dawson und Intiraymi retten diesen Handlungsstrang noch so halbwegs. Deutlich besser schnitt da schon alles rund um Harry ab. Zwar scheint es sehr naiv, wie schnell er den Kraylor die Geschichte des getarnten (!) Lazarettschiffs glaubt; zudem hat er sich natürlich auch in der Vergangenheit schon mal in Kommandopositionen wiedergefunden, weshalb für mich schwer nachvollziehbar war, was an der Nightingale-Mission jetzt gar so besonders war. Allerdings war es dann doch schon wieder länger her, dass Harry mal im Mittelpunkt stand, weshalb ich die Episode schon allein deshalb mochte. Vor allem aber gab sie ihm Gelegenheit, sowohl als Person als vor allem auch als Sternenflottenoffizier zu wachsen, aus dieser Erfahrung zu lernen, und gestärkt aus ihr hervorzugehen. Und als Zuschauer konnte man, soweit es Führungspositionen betrifft, aus seinen Fehlern hier auch ein bisschen was lernen. Insgesamt bot "Nightingale" zwar wenig Denkwürdiges, verstand es aber immerhin überwiegend, mich gut zu unterhalten.