Originaltitel: Treachery, Faith and the Great River Episodennummer: 7x06 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 04. November 1998 Erstausstrahlung D: 09. Oktober 1999 Drehbuch: Philip Kim, David Weddle & Bradley Thompson Regie: Steve Posey Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Michael Dorn als Lt. Commander Worf,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Nicole de Boer als Ensign Ezri Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Jeffrey Combs als Weyoun,
Casey Biggs als Damar,
J.G. Hertzler als Martok,
Aron Eisenberg als Nog,
Max Grodénchik als Rom,
Salome Jens als Female Changeling u.a.
Kurzinhalt:
Odo verlässt die Raumstation Deep Space Nine, um sich – wie er glaubt – auf einem abgelegenen Mond mit seinem Kontaktmann von Cardassia Prime zu treffen. Stattdessen erwartet ihn dort Weyoun, der ihn unter Vortäuschung falscher Tatsachen zum Treffpunkt gelockt hat, und ihn nun mit der Offenbarung überrascht, zur Föderation überlaufen zu wollen. Odo ist zuerst skeptisch und wittert eine Falle. Dann jedoch nimmt man von Cardassia Prime aus Kontakt zu ihnen auf. Neben Damar steht ein weiterer Weyoun, und es stellt sich heraus, dass es sich bei Odos Begleiter um die sechste Version des Klons halten, welche von den anderen aufgrund seiner Überläufer-Tendenzen als fehlerhaft angesehen wird. Spätestens dies überzeugt Odo, dass Weyoun 6 die Wahrheit sagt, und gemeinsam versuchen sie, im Runabout die Station zu erreichen. Doch das Dominion macht Jagd auf sie, und drängt sie schließlich in einen Asteroidengürtel. Währenddessen verzweifelt Chief O'Brien an Captain Siskos Anweisung, binnen drei Tagen einen Gravitonstabilisator zu besorgen, um die U.S.S. Defiant reparieren zu können – bis sich Nog einschaltet und sein Verhandlungsgeschick als Ferengi in die Waagschale wirft…
"Aren't you being a little paranoid?" "Of course I'm paranoid, everyone's trying to kill me!"
(Wie heißt es so schön: Dass du paranoid bist, heißt nicht automatisch, dass sie nicht hinter dir her sind.)
"Founder, how may I serve you?" "By answering my question."
(Die Gründerin lässt sich von Weyoun7 nicht so leicht um den Finger wickeln.)
Review:
Bei den letzten Episoden hatte ich mich ja darüber beschwert, dass der Krieg gegen das Dominion irgendwie völlig in Vergessenheit zu geraten schien. Nach der entsprechenden Waffenruhe geht die betreffende Story mit "Verrat, Glaube und gewaltiger Fluss" (aus meiner Sicht ein unnötig sperriger und hochtrabender Episodentitel) nun endlich wieder weiter. Dies beschert uns u.a. auch endlich wieder ein bisschen Action (nachdem man effekttechnisch zuletzt doch eher den Sparstift anzusetzen schien). Dabei finde ich nach wie vor erstaunlich, wie gut sich die CGI-Effekte bei DS9 (im Vergleich zu den späteren "Voyager"-Staffeln, sowie insbesondere "Enterprise") gehalten haben. Klar sind diese nicht mehr ganz auf dem Niveau der früheren Modellaufnahmen (diesen Sprung hat die CGI aus meiner Sicht erst in den letzten Jahren geschafft), und gerade auch den Meteoriten am Ende ist ihre Computerherkunft anzumerken. Insgesamt scheint man aber bei den früheren "Star Trek"-CGI-Effektaufnahmen mehr Budget und/oder Rechenleistung gehabt zu haben, was sich gerade auch in der Rückschau auszahlt, da die entsprechenden Szenen eben selbst heute noch immer noch überaus nett aussehen. Und vor allem auch einzelne Einstellungen, wie der Schwenk vom Heck des Runabouts hin zum verfolgenden Jem'Hadar-Schiff, ohne Schnitt, gefielen mir, und machten auch von der größeren inszenatorischen Freiheit, die CGI im Gegensatz zu klassischen Modellaufnahmen bietet, Gebrauch.
Letztendlich sind die Effekte aber natürlich nur Schaufensterdekoration. Wesentlich wichtiger ist die zentrale Story, die mir im Falle von "Verrat, Glaube und gewaltiger Fluss" ebenfalls gut gefallen konnte. Unser bisheriger Eindruck von Weyoun wird dabei durch den (aus Sicht des Dominion) defekten Klon Nummer sechs aufgebrochen. Den Gründern treu ergeben waren zwar auch seine früheren Exemplare (und sein Nachfolger), doch Weyoun 6 ist der erste, der den Krieg mit der Föderation hinterfragt, und doch tatsächlich der Ansicht ist, dass seine "Götter" damit einen Fehler begehen. Auf ihrer gemeinsamen Flucht bedient man sich dann dem klassischen Buddy Movie-Muster von anfänglicher Skepsis, Misstrauen und Ablehnung hin zu Respekt, Akzeptanz und fast so etwas wie Freundschaft – was den erwartbar unglücklichen Ausgang des Geschehens doch ansatzweise tragisch macht. Jedenfalls war diese Entwicklung nett (und nachvollziehbar) gemacht, und von Auberjonois & Combs auch sehr gut gespielt. Sehr interessant waren zudem die Hintergrundinformationen und Offenbarungen, die wir hier erhielten, wie z.B. zum Ursprung der Vorta, oder auch der Krankheit, unter der die Gründer leiden. Mit letzterer wird auch ein wichtiger Grundstein für den weiteren Verlauf der Handlung gelegt. Schade fand ich hingegen, dass sich durch die Szenen mit Weyoun 7 und Damar früh auch nur der kleinste Zweifel, ob Weyoun 6 die Wahrheit sagt, verflüchtigte. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob die Gefahr für Odo so groß war, wie die Figuren annahmen, und die Macher uns glauben lassen wollten. Immerhin sollte er als Formwandler die Explosion des Runabouts eigentlich überstehen können. Auch die B-Story rund um O'Brien und Nog fiel doch eher ab – vor allem auch deshalb, da von vornherein kein Zweifel daran bestehen konnte, dass Nog mit seinen Tauschgeschäften erfolgreich sein würde. Etwas mehr Vertrauen in das Geschäftsgeschick eines Ferengi hätte Miles ruhig haben dürfen. Vor allem aber hätte ich das Glaubens-Gespräch zwischen Kira und Odo am Ende nicht gebraucht. Ist halt nun einmal als Atheist nicht meins, und stößt mir gerade auch bei "Star Trek" sauer auf. Das drückt die Episode dann doch noch einmal leicht runter.
Fazit:
Nachdem der Konflikt mit dem Dominion in den letzten drei Folgen Pause hatte, rückte er hier nun wieder ins Zentrum. "Verrat, Glaube und gewaltiger Fluss" beschert uns einerseits wieder ein bisschen Action, gute (CGI-)Effekte, ein paar Informationen rund ums Dominion, sowie vor allem eine nette zentrale Handlung rund um Weyoun 6 und Odo, die den Graben zwischen den beiden Seiten hier überwinden und zu gegenseitigem Respekt und Anerkennung finden. Der etwas andere Weyoun zwingt uns zudem dazu, unsere Ansichten über den Feind der Föderation zu hinterfragen, und fügt dem bislang recht schwarz/weiß gezeichneten Bild ein paar willkommene Graustufen hinzu. All dies führt zu einem schönen, tragischen Ende, dass mich doch ansatzweise berühren konnte. Leider fällt die B-Story rund um Nogs Versuche, einen Gravitonstabilisator aufzutreiben, doch eher ab – was vor allem auch an O'Briens Zweifel liegen, die mir aufgesetzt erschienen, und sich auch partout nicht auf mich als Zuschauer übertragen wollen. Aber auch die Haupthandlung ist nicht ganz perfekt. So hätte man den Zuschauer über Weyouns Absichten doch noch eine Spur länger im Unklaren lassen können. Und auch mit Odos und Kiras Abschlussdialog über Glauben tat ich mir schwer. Insgesamt war "Verrat, Glaube und gewaltiger Fluss" aber eine gute Episode, die vor allem auch dank einiger wichtiger Entwicklungen dem Rest der Serie den Weg ebnet.