Mit: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Daniella Pineda, Ted Levine, Rafe Spall, James Cromwell, BD Wong, Toby Jones, Geraldine Chaplin, Justice Smith, Isabella Sermon, Jeff Goldblum u.a.
Kurzinhalt:
Isla Nublar droht durch einen Vulkan zerstört zu werden. Einige Tieraktivisten – darunter auch Claire Dearing – setzen sich dafür ein, die Dinosaurier von der Insel zu befreien und sie an einem anderen Ort anzusiedeln, doch die US-Regierung lehnt einen entsprechenden Antrag ab. Die letzten Hoffnungen der Dinosaurier ruhen nun auf Benjamin Lockwood, der einst zusammen mit Dr. Hammond das Jurassic Park-Projekt auf den Weg brachte. Vertreten durch seinen Schwiegersohn Eli Mills schickt er eine Expedition zur Insel, die einzelne Dinosaurier-Exemplare retten soll. Claire Dearing wird dazu rekrutiert, die Rettungsmission anzuführen, und holt wiederum Owen Grady an Bord, um auch das Raptorenweibchen Blue zu retten. Doch nachdem sie auf der Insel angekommen sind, werden sie von Mills Team verraten: Dieser möchte die Dinosaurier nämlich nur retten, um sie bei einer großen Auktion an den Meistbietenden verkaufen zu können. Zudem braucht er Blue, um die Forschung einer neuen Spezies voranzutreiben, die als Killermaschine gedacht ist, und auf menschliche Kommandos hören soll: Den Indoraptor…
Review:
Kurz zur Erinnerung meine Meinung zu den bisherigen Filmen der Reihe: Den ersten "Jurassic Park" halte ich nach wie vor für ein Meisterwerk des Unterhaltungskinos. "Vergessene Welt" war auch noch ganz gut, fiel jedoch im direkten Vergleich doch eher ab. "Jurassic Park III" war eine einzige, herbe Enttäuschung. Und "Jurassic World" war ein guter Reboot (fast) auf dem Niveau von "Vergessene Welt", der gelungen den Spagat zwischen Nostalgie und Innovation schaffte – und mich vor allem mit der Idee begeisterte, John Hammonds ursprüngliche Vision doch noch realisiert zu sehen. Zur Vorbereitung auf "Das gefallene Königreich" habe ich mir die komplette Reihe nun noch einmal angesehen, und meine bisherigen Eindrücke wurden voll und ganz bestätigt (wobei ich mich vor allem fragte, warum ich mir eigentlich den dritten noch einmal angetan habe; ist ja nicht so, als würde der auf wundersame Weise plötzlich besser werden). "Das gefallene Königreich" ist nun eine gute Fortsetzung zu "Jurassic World", der diesen teilweise sogar übertrifft, im Gesamtpaket kurioserweise aber doch etwas schwächer abschneidet, als der Auftakt zur neuen Trilogie. Die Probleme von "Das gefallene Königreich" liegen dabei hauptsächlich beim Drehbuch sowie beim Aufbau des Films. Denn die spektakulärsten Momente findet man – mit dem Untergang der Insel – bereits zum Ende der ersten Stunde hin.
Danach schläft der Film doch etwas ein, und vor allem alles rund um die Auktion sowie generell die Machenschaften von Mills und Wu fand ich nur bedingt interessant. Abseits des gelegentlich auflebenden "sense of wonder" war und ist "Jurassic Park" immer dann am besten, wenn Menschen vor Dinosauriern flüchten, und man die Spannungsschraube entsprechend andreht. Auf eben dies wird bei "Das gefallene Königreich" nur leider über weite Strecken vergessen – und das, womit man die mangelnde Spannung ersetzt (seien es Charaktermomente, der Gentechnik-Plot, die wirtschaftliche Ausbeutung der Natur), war trotz des einen oder anderen netten Ansatzes letztendlich nicht interessant genug, um mich bei Laune zu halten. Auffällig ist zudem, wie sich "Das gefallene Königreich" von Konzept und Aufbau an "Vergessene Welt" orientiert. Die frei auf der Insel herumlaufenden Dinosaurier, die "Wilderer" die sie einfangen, der Geschäftsmann, der die Dinosaurier aus Profitgründen ausbeuten will, sowie natürlich, dass diese prähistorischen Wesen schließlich in unserer modernen Welt ankommen (was jedoch für mich in "Lost World" besser funktionierte, da der T-Rex dort in einer Großstadt – statt einem abgelegenen Anwesen – tobte). Aber auch einzelne Elemente und Szenen erinnern an den zweiten "Jurassic Park"-Film, wie z.B. die Operation an einem gefährlichen, fleischfressenden Dinosaurier auf engstem Raum, oder auch der Einstieg in Lockwoods Anwesen, der Malcolms Besuch bei John Hammond widerspiegelt. Auf der einen Seite fand ich diese Parallelen zwischen den zweiten Filmen der jeweiligen Trilogie ja durchaus interessant, andererseits war ich mir aber auch nicht sicher, ob das Hommagen sein sollten, bzw. den Machern diese denn überhaupt bewusst waren, oder ihnen einfach sonst nichts eingefallen ist. Da und dort konnte ich jedenfalls den Eindruck nicht abschütteln, dies schon mal so ähnlich gesehen zu haben. Vor allem aber hat man auch den Problempunkt der wechselnden Loyalität von "Vergessene Welt" übernommen. Damit meine ich, dass man die Dinosaurier im einen Moment anfeuern (wenn sie sich über die abscheulichen Jäger, Geschäftsleute etc. hermachen) und im nächsten wiederum auf Seiten der (menschlichen) Helden stehen und um ihr Leben zittern soll. Dies macht "Das gefallene Königreich" teilweise zu etwas schizophrenen Erfahrung – nicht zuletzt, als dies im Verlauf des Films gleich mehrmals wechselt.
Ein ziemlich großer Patzer findet sich auch im Dilemma, dem man sich zu Beginn des Films gegenübersieht: Lang und breit wird darüber diskutiert, dass man die Dinosaurier nicht einfach wieder aussterben lassen kann – und zwar weniger, weil man für sie verantwortlich sei, sondern eher, weil sich die Menschen (und dabei insbesondere die Kinder) an sie gewöhnt hätten. Sollen unsere Kinder nun etwa wieder in einer Welt ohne diese wundersamen Wesen aufwachsen? Leider erklärte mir bei dieser Diskussion niemand, was sie daran hindern würde, die Dinosaurier nachdem sie neuerlich ausgestorben sind einfach wieder mit Hilfe der Gentechnik zurückzuholen. Stichwort Gentechnik: "Das gefallene Königreich" führt eine ziemlich große neue Idee in die Reihe ein (in einer Wendung, die derart vorhersehbar war, dass ich nicht von einem Twist im klassischen Sinn sprechen will) – macht dann aber leider nichts daraus. Mal davon abgesehen, dass die Figuren das ohnehin offensichtliche für das vermeintlich dumme Publikum aussprechen müssen, scheint dies lediglich dafür da zu sein, um eine bestimmte Entscheidung zum Ende hin vorzubereiten. Ich finde, da hätte man nicht nur mehr draus machen können, sondern eigentlich müssen. So wirkt das ganze nämlich schon ziemlich zweckmäßig.
Dass sich "Das gefallene Königreich" trotz dieser teils eklatanten Drehbuchschwächen noch wacker schlägt, ist in erster Linie Regisseur J.A. Bayona ("Das Waisenhaus", "The Impossible", "Sieben Minuten nach Mitternacht") zu verdanken. Denn was die Inszenierung betrifft, ist der Film dem Vorgänger haushoch überlegen. Colin Trevorrow (der bei der Fortsetzung aufgrund seines vermeintlichen "Star Wars"-Auftrags verhindert war) leistete bei "Jurassic World" zwar solide, jedoch eher unauffällige Arbeit. Der Film war unterhaltsam, aber selten wirklich packend, und auch optisch nicht übermäßig beeindruckend. Eben da setzt Bayona an: Seit Steven Spielberg der Reihe den Rücken gekehrt hat, hat sie optisch nicht mehr so eindrucksvoll ausgesehen wie hier. Es gibt zahlreiche wunderschöne Bilder, die sich als Hintergrundbild anbieten würden, und die ich stundenlang betrachten könnte. Vor allem aber versteht er es – angesichts seiner Erfahrung im Horrorgenre wenig überraschend – Spannung zu erzeugen. Schon allein die erste Szene vor den Credits sticht den Vorgänger was das betrifft aus. Die Flucht von der Insel ist dann in erster Linie spektakulär, bietet aber ebenfalls ein paar packende Momente, nicht zuletzt mit der Gyrosphäre unter Wasser (eine Szene, die ohne ersichtlichen Schnitt präsentiert wird – wofür ich ja ein Faible habe). Aber vor allem das Finale in Lockwoods Anwesend ist dann ungemein mitreißend. Hier geht "Das gefallene Königreich" dann schon fast in Richtung Horrorfilm (wie es ja auch die beiden Spielberg-Filme in einzelnen Szenen taten). Ähnlich spannend war die "Jurassic Park"-Reihe seit der Wohnwagenszene in "Vergessene Welt" nicht mehr. Das war wirklich phantastisch. Umso bedauerlicher, dass die anderen Aspekte der Produktion an Bayonas toller Inszenierung nur bedingt anknüpfen können. Bryce Dallas Howard (deren Figur eine der besten Eröffnungs-Einstellungen des Jahres bekommt; herrlich selbstironisch!) und Chris Pratt tun zwar ihr Möglichstes, doch ihre Rollen sind doch eher dünn und hinterlassen somit keinen Eindruck. Zudem schien mir der Funkenflug zwischen ihnen beim Vorgänger ausgeprägter zu sein. Der Rest der Cast fällt überhaupt erst gar nicht auf, und von Jeff Goldblums Gastauftritt sollte man sich auch nicht zu viel erwarten.
Michael Giacchinos Filmmusik hat mich für seine Verhältnisse auch etwas enttäuscht. Er komponiert ein bis zwei neue Themen, und zitiert (wenn auch für meinen Geschmack zu sporadisch) Williams ikonische Leitmotive, aber insgesamt war sein Score eher unauffällig. Zwar wird auch der "Fallen Kingdom"-Soundtrack wieder den Weg in meine Sammlung finden, aber der Vorgänger hatte mich da doch die Spur mehr beeindruckt. Dafür können die Effekte – wie man es sich allerdings bei solch einem großen Blockbuster auch nicht anders erwartet – voll und ganz überzeugen, und setzen ebenfalls im Vergleich zum Vorgänger noch einmal eins drauf. Die CGI-Dinos sind mittlerweile wirklich makellos, wobei man vor allem auf Blue, den T-Rex sowie den neuen Indoraptor viel Aufmerksamkeit geschenkt (und Rechenleistung aufgewendet) hat. Sehr schön fand ich aber vor allem, dass man für einzelne Szenen auf mechatronische Puppen setzt. Beim Vorgänger war dies ja nur beim sterbenden Brachiosaurus der Fall (und sorgte für eine der besten Szenen des Films), diesmal kommen uns "echte" Dinosaurier etwas öfter unter. Ich finde es sehr schön, dass man diese Kunstform nicht aussterben lässt und nicht ausschließlich auf CGI setzt – denn so gut diese mittlerweile auch ist, die mechanischen Dinos wirken trotz allem noch den Tick lebensechter. Und genau dafür gehen wir ja letztendlich in die "Jurassic Park"-Filme: Um "echte" Dinos zu sehen!
Fazit:
"Jurassic World – Das gefallene Königreich" überzeugt vor allem in Einzelszenen. Der packende Einstieg während des Unwetters, die spektakuläre Flucht von Isla Nublar zur Mitte des Films, sowie vor allem das ungemein spannende Finale im Anwesen waren dabei für mich ganz klar die Highlights des Films. Das war alles nicht einfach nur sehr gut, sondern stach auch locker alles aus, was man uns im unmittelbaren Vorgänger bescherte (von "Jurassic Park III" ganz zu schweigen). Aber auch optisch war "Das gefallene Königreich" überaus fein. Zudem freute ich mich über die vermehrte Verwendung animatronischer Puppen – wobei die CGI-Effekte eh auch keinen Grund zur Beanstandung liefern. Im Gesamtpaket lässt "Das gefallene Königreich" allerdings ein wenig zu wünschen übrig, und fällt insgesamt auch knapp hinter den Vorgänger zurück. Der war einfach durchgängig unterhaltsam, während der zweite Teil der neuen Trilogie in erster Linie von den oben genannten Höhepunkten lebt. Zwischen diesen schleichen sich jedoch einige Längen ein. Der eine ganz große Twist war zudem derart offensichtlich, dass er die gewünschte schockierende Wirkung bei mir verfehlte (was die Macher dennoch nicht davon abhielt, es eine Figur noch einmal ganz deutlich aussprechen zu lassen, für alle, die's nicht gecheckt haben). Michael Giacchinos Filmmusik fand ich zudem im Vorgänger die Spur gelungener. Da und dort ließ man sich in meinen Augen auch etwas zu sehr von "Vergessene Welt" inspirieren. Und generell hat mich der Handlungsaufbau des Films nur bedingt überzeugt. Das wirkte teilweise auf mich mehr wie einzelne, zusammenhanglose Episoden, als eine durchgängige Geschichte (ein Eindruck, den er sich mit "Jurassic Park III" teilt – den er jedoch ansonsten klar hinter sich lässt). Immerhin hinterlässt uns der Film mit einer spannenden Ausgangssituation für das Finale der zweiten "Jurassic"-Trilogie, bei dem hoffentlich wieder J.A. Bayona auf dem Regiestuhl Platz nehmen wird – und das dann idealerweise mit einem besseren Drehbuch in der Hand.