Originaltitel: Delta-V Episodennummer: 3x07 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 13. Mai 2018 Erstausstrahlung D: - Drehbuch: Naren Shankhar Regie: Kenneth Fink Hauptdarsteller:
Steven Strait als James Holden,
Cas Anvar als Alex Kamal,
Dominique Tipper als Naomi Nagata,
Wes Chatham als Amos Burton,
Frankie Adams als Roberta "Bobbie" Draper,
Shohreh Aghdashloo als Chrisjen Avasarala,
Thomas Jane als Joe Miller.
Gastdarsteller:
David Strathairn als Klaes Ashford,
Cara Gee als Camina Drummer,
Nadine Nicole als Melba Koh,
Elizabeth Mitchell als Anna Volovodov,
Raven Dauda als Namono Volovodov,
Anna Hopkins als Monica Stuart,
Zach Villa als Manéo,
Brandon McGibbon als Cohen,
John Kapelos als Ren,
Ari Millen als Stanni,
Andrew Rotilio als Diogo Harari,
Bo Martyn als Evita,
Brock Johnson als Grigori,
Chris Owens als Kolvoord u.a.
Kurzinhalt:
Das Protomolekül hat im Orbit von Uranus ein ringförmiges Gebilde erschaffen. Daraufhin entsenden Erde und Mars Delegationen bestehend aus Wissenschaftlern, Diplomaten und religiösen Würdenträgern zum Ring, um gemeinsam das außerirdische Konstrukt zu erforschen. Im Auftrag von Fred Johnson schließt sich Drummer mit der Behemoth, dem nun zum Kampfschiff umgerüsteten ehemaligen Generationenraumschiff der Mormonen, den Flotten von Erde und Mars an, um am Rande des Sonnensystem die Outer Planets Alliance und die Belter zu vertreten. Allerdings untergräbt der erfahrene und ihr von Anderson Dawes aufgezwungene erste Offizier Klaes Ashford auf Schritt und Tritt ihre Autorität. Unter der Vielzahl an Raumschiffen, die sich dem Ring nähern, befindet sich auch die Rocinante mit einer sensationslüsternen Reporterin an Bord. Unterdessen möchte sich ein junger Belterpilot einen Namen machen und seine Freundin beeindrucken, indem er als erster Mensch den Ring durchfliegt…
Review:
Mit "Delta-V" schlägt die Serie ein neues Kapitel auf. Aber anders als in der 2. Staffel, die die Handlung um die Hybriden nur sehr zögerlich begonnen hatte, verlieren die Autoren hier keine Zeit und präsentieren den Zuschauern nach einem Zeitsprung von mehreren Monaten eine völlig andere Situation als noch in der Episode zuvor. An und für sich ist dieses Hineinstürzen in die neue Handlung um den Ring eine willkommene Abwechslung vom bisherigen Erzähltempo, die dafür sorgt, dass sich die Serie jetzt, nach 30 Episoden, frischer denn je anfühlt. Allerdings kommen so die Veränderungen etwas sehr plötzlich und ich vermisse vor allem die Aufarbeitung des vorigen Handlungsbogens. Avasarala ist nun zur Generalsekretärin der Vereinten Nationen befördert worden und hat Sorrento-Gillis abgelöst. Errinwright und Mao sitzen in Haft. Bobbie dient wieder bei den Marsmarines. Und Prax ist mit seiner Tochter zurück auf Ganymed. Gesehen hat man davon leider so gut wie nichts. Nicht mal für eine Abschiedsszene zwischen Prax und der Roci-Crew hat es gereicht. Das ist etwas schade, da diese Charaktere die Serie teilweise seit den ersten Folgen begleitet haben. Die Folge widmet zwar eine sentimentale Szene der Freundschaft zwischen Amos und Prax, trotzdem kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Figuren hier etwas unter den Tisch gekehrt werden. Da Macher der Serie mit dem Finale der dritten Staffel dieses Mal ein richtiges Ende ansteuern, statt wie üblich die Zuschauer mehr oder weniger mitten in der Handlung in die Pause zwischen den Staffel zu entlassen, ist wohl keine Zeit mehr für ein paar Blicke zurück.
Davon abgesehen macht "Delta-V" so gut wie alles richtig. David Strathairn als Commander Ashford hinterlässt sofort Eindruck und dürfte in den kommenden Folgen zum Problem für Drummer und Naomi werden. Ebenso ist Diogo wieder mit von der Partie, den die Serie nicht wie die Bücher einfach so fallen lässt. Überhaupt demonstrieren die Autoren in schöner Regelmäßigkeit die Vorteile einer durchgeplanten Reihe an Büchern als Blaupause für die Serie. Zugegeben, die Handlung der Bücher wie auch der Serie ist weder sonderlich kreativ oder gar anspruchsvoll und bedient sich mal mehr und mal weniger offensichtlich bei den etablierten Genregrößen. Was es beispielsweise mit dem Ring auf sich hat, dürfte auf der Hand liegen. Aber im Gegensatz zur TV-Konkurrenz weiß die Serie bisher die Fallgruben des serialisierten Geschichtenerzählens zu umgehen. Das was in der Serie passiert macht in der Regel Sinn und kommt nicht aus dem Nichts. Das habe ich so zuletzt bei Babylon 5 erlebt. Beispiel gefällig? Während die Vorlage das Slingshot-Rennen als den Volkssport der Belter erst in dem Moment etabliert, wo dieses wichtig für die Handlung wird, haben die Schreiber der Serie Weitsicht bewiesen und bereits während der ersten Staffel genügend Vorarbeit geleistet, so dass sich Manéos Szenen ohne größere Erklärungen organisch in die Episode einfügen, um damit den Zeitsprung einzurahmen und natürlich um ein für alle Mal anschaulich die Frage zu beantworten, wie sich das Fehlen von Trägheitsdämpfern auf den menschlichen Körper auswirkt. Lecker.
Die Serie ist voll mit Andeutungen auf zukünftige Ereignisse und falls "The Expanse" in den kommenden Staffeln Gelegenheit bekommen sollte, sich diesen Stellen in der Handlung anzunehmen, dann stehen uns einige Aha-Momente ins Haus. Zuletzt sah es um die Zukunft der Serie düster aus. Der ausstrahlende US-Sender Syfy hatte verkündet, dass die 3. Staffel auch die letzte auf dem Network sein würde. Durch eine kreative Fankampagne (u.a. wurde Bannerwerbung mit Hashtag #SaveTheExpanse über das Amazon-HQ geflogen und ein Modell der Rocinante an einem Ballon in die oberen Etagen unserer Atmosphäre geschickt) konnte man aber das Interesse von Amazon gewinnen. Vor ein paar Tagen hat Amazon-Chef Jeff Bezos persönlich die Übernahme der Serie und die Bestellung einer 4. Staffel verkündet. Die genaueren Details dieses Deals wurden zwar noch nicht bekannt gegeben, aber ich hoffe auf eine Finanzspritze des neuen Distributors, da die Serie mit den zur Verfügung stehenden Geldmitteln langsam aber sicher an die Grenzen des Machbaren gelangt. Die Designer zeigen sich zwar bemüht, jeden Handlungsort mit markanten Besonderheiten auszustatten, aber besonders in dieser Episode ist das Recycling bestehender Sets leider sehr deutlich. So muss für das Aussichtsdeck der "Thomas Prince" das CIC der "Agatha King" herhalten, wo vor einigen Folgen noch Admiral Souther seinen Tod gefunden hat und auch das CIC auf der "Behemoth" entspricht fast 1:1 Fred Johnsons Kontrollzentrum auf Tycho. Das ist sicher (noch) kein Genickbruch für die Serie, obwohl ich mich kurz gefragt habe, was Anna als Zivilist im CIC zu suchen hat, die Handlung in den späteren Büchern neigt aber dazu, noch etwas in die Breite zu wachsen und wartet darüber hinaus auch noch mit einigen extravaganten Schauplätzen auf, die sich nur schwer auf einem TV-Budget umsetzen lassen.
Fazit:
Mit "Delta-V" stürzt sich die Serie in die nächste große Geschichte und etabliert äußerst effizient die Grundlagen für die neuen Handlungen und Figuren. Das neue Szenario ist reizvoll und bringt frischen Wind in die Serie. Die Schlussszene der Episode wird in Erinnerung bleiben. "The Expanse" blickt aber an dieser Stelle auch fast ausschließlich nach vorn und kehrt mit ein paar Halbsätzen die Aufarbeitung des vorigen Handlungsbogens und den Abschied von gehassten wie auch liebgewonnenen Figuren unter den Tisch.