Kurzinhalt:
Über Subraumwellen wird die Crew der Voyager auf dem Planeten Birsiba aufmerksam. Wann immer es zu einer solchen kommt, scheint es eine dimensionale Verschiebung zu geben – denn auf einmal sieht man eine unendlich wirkende Zahl an Planeten, und bei jedem zweiten davon findet sich ebenfalls eine Voyager im Orbit. Des Rätsels Lösung: Die Bewohner des Planeten haben kürzlich ein neues Transportersystem in Betrieb genommen. Dabei kam es jedoch zu einer verheerenden Fehlfunktion, und nun wird alle zweieinhalb Stunden (Erdstandardzeit) die gesamte Bevölkerung des Planeten ins jeweils nächste Paralleluniversum transferiert. Besonders grauenhafte Folgen hat dies in mehrere tausend Dimensionen weiter, wo Birsiba durch eine Katastrophe zerstört wurde. Dementsprechend materialisiert in regelmäßigen Abständen die gesamte Zivilisation des Planeten im Vakuum, um dort auf grauenvolle Art und Weise zu verenden. Als es Captain Janeway von der dortigen Voyager gelingt, mit ihren Gegenparts über die Parallelwelten hinweg in Kontakt zu treten, suchen sie gemeinsam nach einem Weg, um dem Massensterben Einhalt zu gebieten…
Review:
An "Echos" gefiel mir vor allem die Grundidee einer derartigen – eigentlich von der Dimension her ja unvorstellbaren – planetenweiten Katastrophe, die sich über unzählige Parallelwelten hinaus erstreckt. Diese wird vom Autorentrio auf den ersten paar Seiten extrem eindringlich beschrieben, vor allem natürlich in jener Parallelwelt, wo der Planet Birsiba nicht mehr existiert. Insofern gelang es "Echos" bereits auf den ersten paar Seiten, meine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Was die drei AutorInnen in weiterer Folge aus dieser packenden Ausgangssituation gemacht haben, wusste zwar überwiegend ebenfalls zu gefallen, kam jedoch nicht mehr ganz an diesen heran. Positiv stach für mich in erster Linie noch ins Auge, dass wir das Geschehen nicht nur aus der Perspektive von einer oder zwei Voyagers betrachten, sondern über mehrere Paralleldimensionen hinweg. Die subtilen Änderungen zwischen den einzelnen Welten werden uns dabei erst mit der Zeit beschrieben – und machen auch deutlich, dass es schwer möglich gewesen wäre, die Geschichte als TV-Episode umzusetzen, da diese kleinen Änderungen wohl doch ziemlich mühsam gewesen wären. Insofern macht "Echos" auf subtile Art und Weise Gebrauch von der künstlerischen Freiheit, welche sich den Romanautoren im Vergleich zu ihren Drehbuch-Gegenparts bietet. Positiv fällt zudem auf, dass die Figuren sehr gut getroffen sind, und sich wie aus der Serie bekannt verhalten. Und das grundlegende Dilemma sowie die einzelnen Herausforderungen, denen sich die verschiedenen Voyager-Crews über die Dimensionen hinweg gegenübersehen, machten aus "Echos" einen kurzweiligen Roman.
Allerdings hat der Roman auch seine Schattenseiten. Einer der größten davon war, wie begriffsstutzig sich Captain Janeway und ihre Crew – vor allem zu Beginn – teilweise verhalten müssen. Da kommt es zu einem Dimensionsschub, die Person mit der sich Janeway unmittelbar davor verhalten hat sie auf einmal anders aus, und sie glaubt tatsächlich, der Kerl hätte die Gelegenheit genutzt, um sich schnell mal umzuziehen? Ernsthaft? Das ist in dieser Situation ihr erster Gedanke? Das kann doch bitte schön nicht der Ernst der AutorInnen sein. Mir ist echt unklar, was sie damit beabsichtigten; den Zuschauer länger im Unklaren zu lassen, kann ja nicht der Grund sein, immerhin machen sie diesem ja bereits auf den ersten Seiten klar, was hier vor sich geht. So dämlich hätte man Janeway jedenfalls nun wirklich nicht darstellen müssen – weshalb es auch nicht einer ordentlichen Portion Ironie entbehrte, wenn Chakotay in weiterer Folge erfreut feststellt, dass diese Janeway über eine ebenso schnelle Auffassungsgabe verfügt, wie seine. Wo wir schon dabei sind: In dieser unklaren Situation ein Außenteam auf den Planeten zu schicken war ja wohl auch nicht gerade intelligent. Davon, sich dann zu wundern, als diese plötzlich verschwunden sind, ganz zu schweigen. Zudem haben die vielen verschiedenen Voyager-Crews, die wir über die Paralleldimensionen hinweg kennenlernen, auch einen Nachteil: Der Roman wirkt teilweise etwas zerfahren, bzw. bleibt da man das gleiche Ereignis in mehreren Dimensionen betrachtet nicht ausreichend Platz, um was die Handlung betrifft zu sehr in die Tiefe zu gehen. So verschwindet z.B. auch Janeways gerade angesprochener Kontaktmann auf dem Planeten sehr unzeremoniell von einer Seite auf die nächste. Last but not least: Die Lösung, die man am Ende für das Problem findet, fand ich schon etwas dürftig. Nicht zuletzt, da dort munter auf den Resetknopf gedrückt und die Katastrophe von vornherein verhindert wird. Aus meiner Sicht ein eher bedauerlicher Rückzieher, der dem Roman doch nochmal ein wenig schadete.
Fazit:
"Echos" überzeugte mich vor allem mit dem großartigen Grundkonzept, das dem Leser gleich auf den ersten Seiten so anschaulich wie eindringlich vermittelt wird. Diese Idee war erschreckend und faszinierend zugleich. Interessant war zudem, die kleinen Unterschiede zwischen den verschiedenen Parallelwelten kennenzulernen. Die AutorInnen erzählen ihre Geschichte zudem sehr flott und flüssig, und lassen so keine Langeweile aufkommen. Und die Figuren sind ebenfalls sehr gut getroffen. Umso störender fand ich allerdings das teils ungewohnt begriffsstutzige Verhalten, dass die Voyager-Crew (insbesondere Captain Janeway) vor allem zu Beginn des Romans teilweise zeigt. Auch die Entscheidung, das Außenteam nicht rechtzeitig vor der nächsten Subraumwelle wieder an Bord zu holen, könnte man kritisch hinterfragen. Vor allem aber fand ich die letztendlich gefundene Lösung für das Problem, inklusive des Drückens auf den allseits bekannten Reset-Knopf, doch eher enttäuschend. Insgesamt würde ich "Echos" aber zu den besseren frühen (durchnummerierten) Voyager-Romanen zählen.
Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
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