Originaltitel: Fury
Episodennummer: 6x23
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 03. Mai 2000
Erstausstrahlung D: 11. Mai 2001
Drehbuch: Bryan Fuller & Michael Taylor
Regie: John Bruno
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Robert Beltran als Chakotay,
Tim Russ als Tuvok,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Robert Picardo als The Doctor,
Jerry Ryan als Seven of Nine,
Ethan Phillips als Neelix,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Jennifer Lien als Kes,
Nancy Hower als Samantha Wildman,
Scarlett Pomers als Naomi Wildman,
Vaughn Armstrong als Vidiian captain,
Josh Clark als Joe Carey,
Kurt Wetherill als Azan,
Cody Wetherill als Rebi,
Tarik Ergin als Security Guard,
Majel Barrett als Computer Voice u.a.
Kurzinhalt:
Kes, deren telekinetische Fähigkeiten sich in der Zwischenzeit potenziert haben, wendet sich mit einem Notruf an Captain Janeway. Ihr Schiff ist kurz davor, auseinanderzubrechen, und sie ersucht darum, an Bord der Voyager kommen zu können. Janeway willigt ein, bereut ihrer Entscheidung jedoch, als Kes nachdem man sie an Bord gebeamt hat aufgrund ihrer außer Kontrolle geratenen telekinetischen Kräfte eine Spur der Verwüstung durchs Schiff zieht, und nachdem sie im Maschinenraum angekommen ist B'Elanna Torres kurzerhand tötet. Daraufhin nutzt sie die Energie des Warpantriebs, um in die Vergangenheit zu springen, rund zwei Monate, nachdem es die Voyager in den Delta-Quadranten verschlug. Dort schaltet sie zuerst ihr jüngeres Gegenstück aus, und verfolgt danach einen Plan, mit dem sie an der Voyager-Crew Rache nehmen und zugleich dafür sorgen will, dass ihr jüngeres Ich wieder zum Heimatplaneten der Ocampa zurückkehrt. Doch Tuvok erlebt immer wieder kurze Visionen der Zukunft, durch die er auf Kes' Absichten aufmerksam wird – und daraufhin zusammen mit Captain Janeway versucht, ihren Plan zu vereiteln…
Denkwürdige Zitate:
"Neelix to Security, Kes' frown is losing its structural integrity!"
(Neelix versucht, Kes aufzumuntern.)
"What should we tell the others?"
"A friend got lost. We helped her find her way."
(Tuvok und Janeway am Ende der Folge.)
Review:
Kurz nach Seven of Nines Ankunft an Bord der Voyager – und nachdem in der Staffel zuvor immer deutlicher wurde, dass es den Machern zunehmend schwer fällt, sich Geschichten für Kes auszudenken – wurde Jennifer Lien relativ sang- und klanglos aus der Serie hinausgeschrieben. Die entsprechende Episode – "Die Gabe" – kam bei mir zwar ganz gut weg, den Abschied von Neelix hat man dort jedoch völlig vermasselt; gab es doch de facto keinen. Darüber hinaus bedauerte ich damals in erster Linie die durch ihren Weggang entstandenen Kontinuitätsprobleme mit "Ein Jahr Hölle" und "Temporale Sprünge". An letzteren ändert natürlich auch "Voller Wut" nachträglich nichts, dafür nutzte man aber immerhin die Gelegenheit, um den Schnitzer rund um Neelix auszubessern. So gibt es diesmal am Ende der Folge eine wirklich schöne Szene, in der sich die beiden voneinander verabschieden. Warum nicht gleich so? Jedenfalls lag darin für mich die größte Stärke der Folge.
Aber auch davon abgesehen hat mir "Voller Wut" durchaus gefallen. Vor allem die doch recht düstere Art und Weise, wie man Kes hier zurückbrachte, stach dabei hervor. Wie sie hier als Carrie-ähnlicher Racheengel mit ihren telekinetischen Kräften eine Spur der Verwüstung zieht, und dabei sogar nicht davor Halt macht, B'Elanna zu töten, war (selbst wenn man natürlich weiß, dass die Chefingenieurin nicht tot bleiben wird) doch überraschend, und bei einer solch beliebten Figur auch durchaus mutig. Zudem gab es Jennifer Lien bei ihrer Abschiedsvorstellung wieder einmal Gelegenheit, ihre schauspielerischen Muskeln spielen zu lassen und eine ganz andere Kes als man sie aus der Serie bislang kannte darzustellen. Sehr interessant fand ich auch die Idee, zu den Anfängen der Serie zurückzuspringen. Die betreffende Zeitreise war dabei überwiegend gut und überzeugend umgesetzt, angefangen beim damals noch nicht in Ungnade gefallenen Lieutenant Paris über die Dynamik innerhalb der damals noch recht frisch zusammengewürfelten Crew bis hin zu den damaligen Frisuren. Ich fand, hier hat "Voller Wut" sehr schön den Bogen zu den Anfängen der Serie geschlagen. Und vor allem auch die Konfrontation der älteren Kes mit Captain Janeway, und wie letztere schließlich keine andere Wahl hat, als diese zu töten, stach für mich hervor – nicht zuletzt auch dank der starken Leistungen von Lien und Mulgrew in dieser Szene. Die CGI kann sich zwar grundsätzlich auch wieder sehen lassen, allerdings haben wir die bei "Voyager" auch schon mal besser gesehen (hat man sich vielleicht übernommen?). Zumal das ein Bereich ist, wo man optisch mit der Zeit die man heraufbeschwört bricht, weil in der ersten Staffel waren alle Effekte noch mit Modellen umgesetzt. Vor allem aber fand ich das mit Tuvoks "Flash Forwards" doch sehr beliebig und bequem. Ist ja immerhin nicht das erste Mal, dass bei "Star Trek" durch die Zeit gereist ist – warum hat just Tuvok und gerade bei dieser Gelegenheit solche Visionen (noch dazu teilweise von Ereignisse, bei denen er nicht mal persönlich zugegeben war?) Wirklich überzeugt hat mich das nicht.
Fazit:
Nachdem sie bei ihrem ursprünglichen Ausstieg in "Die Gabe" gemeinsam mit Seven of Nine um die Aufmerksamkeit des Zuschauers buhlen musste, schenkt man Kes hier nun doch noch eine richtige, eigene Abschiedsfolge – und korrigiert dabei zugleich das Versäumnis, ihr und Neelix eine emotionale letzte Lebwohl-Szene zu schenken. Allein das war die Episode aus meiner Sicht schon wert. Darüber hinaus gefiel mir aber auch der überaus düstere Zugang, den man für ihre kurzzeitige Rückkehr wählte – denn mit der alten, immer freundlichen und hilfsbereiten Kes hat jene verbitterte Person, die hier die Voyager heimsucht, wenig bis gar nichts mehr zu tun. Und auch die Idee, zusammen mit ihr in der Zeit zurückzuspringen und den Anfängen der Serie einen Besuch abzustatten, fand ich interessant. Die CGI-Effekte spießten sich allerdings mit dem ansonsten spürbaren Anspruch, die Zeit der ersten Staffel wieder aufleben zu lassen. Vor allem aber fand ich alles rund um Tuvoks "Vorahnungen" sehr konstruiert – da machten es sich die Autoren aus meiner Sicht doch ein bisschen zu leicht. Insgesamt hat man Jennifer Lien mit "Voller Wut" nun jenes Abschiedsgeschenk gemacht, dass sie sich schon bei "Die Gabe" verdient gehabt hätte.
Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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