Mit: Andy Nyman, Martin Freeman, Paul Whitehouse, Alex Lawther, Paul Warren, Kobna Holdbrook-Smith, Nicholas Burns, Louise Atkins u.a.
Kurzinhalt:
Professor Goodman hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Scharlatane zu entlarven. Zuletzt z.B. einen angeblichen Hellseher, der durch ein verstecktes Mikrofon im Ohr Informationen von einer Kollegin eingeflüstert bekam. Eines Tages erhält er jedoch ein geheimnisvolles Paket, das von seinem großen Vorbild Charles Cameron stammt. Auch dieser ließ in den 80ern Berichte über angebliche übernatürliche Phänomene als Humbug auffliegen – ehe er von einem Tag auf den nächsten spurlos verschwand. Goodman findet ihn nun in einem Wohnwagen, wo Cameron ihm drei Fälle übergibt, die er nach eigenen Angaben nie knacken konnte. Daraufhin besucht Professor Goodman jeden der drei Männer, um sich ihre angeblich übersinnlichen Erlebnisse schildern zu lassen: Tony Matthews, der als Nachtwächter in einem Sanatorium arbeitet. Simon Rifkind, der bei einer nächtlichen Autofahrt durch den Wald eine unheimliche Begegnung der übernatürlichen Art erlebte. Sowie Mike Priddle, der während des Krankenhausaufenthalts seiner hochschwangeren Frau von einem Poltergeist heimgesucht wurde…
Review:
Mit "Ghost Stories" buhlt mal wieder ein Episodenfilm um die Gunst der Horror-Fans – und doch ist dieser in manchen Belangen ungewöhnlich. Während viele andere Vertreter des Subgenres sehr unabhängige Geschichten von unterschiedlichen Autoren und Regisseuren zusammenfassen, waren bei "Ghost Stories" Jeremy Dyson und Andy Nyman für das Gesamtpaket verantwortlich – also nicht nur die Rahmenhandlung, sondern auch die einzelnen Geschichten. Dabei adaptierten sie zudem ihr eigenes Theaterstück – ein solches als Vorlage für einen Horrorfilm, auch das erlebt man nicht alle Tage. Und insgesamt sind die einzelnen Episoden stärker miteinander verwoben, als man das sonst oft erlebt. Das allein sagt aber natürlich noch nichts über die Qualität, sowohl der einzelnen Geschichten, als auch des Films. Was das betrifft, nutzt das Autoren- und Regie-Duo einerseits die Möglichkeiten solcher episodischer Erzählungen im Bereich der gebotenen Abwechslung, bleiben sich jedoch was Ton und Stil betrifft größtenteils treu, so dass alles wie aus einem Guss wirkt. Eben deshalb war zumindest mein Eindruck zu den einzelnen Geschichten ähnlicher, als dies bei einigen anderen Horror-Episodenfilmen in der Vergangenheit der Fall war.
Immerhin, über leichte Nuancen unterscheiden sie sich dann doch noch voneinander. Sieht man von der Rahmenhandlung ab, macht den Anfang die Geschichte des Nachtwächters, dargestellt von Paul Whitehouse. Es ist eine schöne, atmosphärische und sehr klassische Gruselgeschichte, von der man sich inhaltlich nicht zu viel erwarten sollte, die jedoch vom inszenatorischen Talent von Dyson und Nyman profitiert, die genau die richtige Mischung aus atmosphärisch dichten Momenten und gut aufgebauten, effektiven Schockeffekten finden. Der zweiten Story wird dann durch einen bereits sehr seltsamen Einstieg und einer beunruhigenden Stimmung perfekt der Weg geebnet, ehe es dann mit Alex Lawther in der Wald geht. Dieser sticht mit seiner sowohl unheilvollen als auch komischen Performance hervor, und generell ist dieses Segment das amüsanteste, und bietet so manch gelungenen Gag, der die sich bis dahin aufgebaute Anspannung entweichen lässt. Das dritte Segment profitiert dann in erster Linie vom bekanntesten Namen der Besetzung, Martin Freeman, der mich vor allem in der Rahmenhandlung in der Gegenwart begeistert hat. Die Rückblende an sich ist wenig hervorstechend, und trotz einigen Spannungsmomenten und netten Einfällen würde ich persönlich seine Poltergeist-Geschichte wohl als die Schwächste einstufen. Und dann ist da noch die Rahmenhandlung. Diese beginnt sehr generisch, ehe sie dann ebenfalls übernatürliche Töne einschlägt. Vor allem in diesem Teil fand ich Freeman dann wirklich fantastisch, und auch den Ausflug in Professor Goodmans (in dessen Rolle Co-Autor und -Regisseur Andy Nyman gleich selbst geschlüpft ist) Vergangenheit fand ich interessant. Dann jedoch kommt nochmal ein Twist, den ich doch eher entbehrlich fand, und der, so denke ich, letztendlich die Gemüter im Hinblick auf den Film spalten wird. Die Idee bzw. die Aussage dahinter ist wenn man darüber nachdenkt ja eh erschreckend. Mal stelle sich vor, sich selbst in dieser Situation wiederzufinden, und dies zu erleben. Trotzdem wirkt es unnötig drangetackert, und ist letztendlich eine Variante eines altbekannten und ausgelutschten Twists, den ich doch eher kritisch sehe.
Fazit:
Bei "Ghost Stories" konnten mich vor allem die ersten beiden Episoden in ihren Bann ziehen. Erstere ist zwar inhaltlich sehr dünn, was jedoch angesichts der gelungenen Inszenierung nicht ins Gewicht fällt. Und die zweite Episode bot dank genau der richtigen Prise Humor – und in Verbindung mit Alex Lawthers toller Performance – für mich den höchsten Unterhaltungswert. Die dritte Episode lebt hingegen in erster Linie von Martin Freeman, der dann auch die Rahmenhandlung für mich enorm aufwertete. Von ihm abgesehen ist diese nämlich nichts Besonderes, und mündet zudem in einem Twist, wo zwar der Gedanke dahinter verstört, dies jedoch in meinen Augen den Schaden den er im Hinblick auf die 90 Minuten davor anrichtet nicht ausgleichen kann. Sprich: Mir wäre es lieber gewesen, wenn Nyman und Dyson einen anderen Weg gefunden hätten, um ihre Episoden zu einem stimmigen Abschluss zu führen. Davon abgesehen bieten sie mit "Ghost Stories" jedoch solide Genreware mit einigen effektiven Gruselszenen, einem gut aufgelegten Martin Freeman, sowie einer wenn auch problembehafteten so doch zumindest in Erinnerung bleibenden Auflösung.