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Der gute Hirte Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Good Shepherd
Episodennummer: 6x20
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 15. März 2000
Erstausstrahlung D: 20. April 2001
Drehbuch: Dianna Gitto & Joe Menosky
Regie: Winrich Kolbe
Hauptdarsteller: Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway, Robert Beltran als Chakotay, Tim Russ als Tuvok, Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres, Robert Duncan McNeill als Tom Paris, Robert Picardo als The Doctor, Jerry Ryan als Seven of Nine, Ethan Phillips als Neelix, Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller: Zoe McLellan als Tal Celes, Jay Underwood als Mortimer Harren, Michael Reisz als William Telfer, Kimble Jemison als Engineer, Tom Morello als Junction Operator, Majel Barrett als Computer Voice u.a.

Kurzinhalt: Seven of Nine hat die gesamte Besatzung der Voyager einer Beurteilung unterzogen, und dabei drei schwarze Schafe identifiziert, deren Leistungen aus ihrer Sicht zu wünschen übrig lassen. Einerseits Tal Celes, deren Arbeit im Maschinenraum laufend überprüft werden muss, da ihr immer wieder Fehler unterlaufen. Dann ist da William Telfer, ein grundsätzlich kompetenter junger Mann, der jedoch alle paar Tage mit neuen Symptomen zum Doktor läuft, und der sich auch wenn er Außenmissionen zugeteilt wurde immer krankschreiben ließ. Bei Mortimer Harren liegt der Fall insofern anders, als seine Talente im Plasmarelaisraum auf einem der untersten Decks der Voyager verschwendet werden. Mortimer, der sehr kontaktscheu ist und am liebsten mit sich selbst allein gelassen wird, will jedoch gar nicht auf einem anderen Posten eingesetzt werden – denn die wenig herausfordernde Tätigkeit gibt ihm die nötige Zeit, um an seinen physikalischen Theorien zum Universum zu arbeiten. Als Captain Janeway von diesen drei Crewmitgliedern hört, die bislang durch den Rost gefallen sind, macht sie es sich zur Aufgabe, sie im sprichwörtlichen Sinne an Bord zu holen. Sie wählt sie deshalb aus, um sie auf eine – vermeintlich ungefährliche – Außenmission zu begleiten. Als dann jedoch während des Einsatzes der Delta-Flyer beschädigt wird, müssen die drei sowohl Captain Janeway als auch sich selbst beweisen, aus welchem Holz sie wirklich geschnitzt sind…

Denkwürdige Zitate: "If we were still in the Alpha Quadrant, would that be enough to keep me on board?"
"I can't answer that."
(Janeways ehrliche Antwort an Celes.)

"I've seen things I've never imagined. Grown closer to people than I ever thought possible. I wouldn't call myself a victim, and I wouldn't trade the last six years for anything."
"Then you've been deluded by the inexhaustible human capacity to avoid the truth."
(Harrens Diagnose von Janeway.)

"Shock wave approaching. Contact in four, three, two, one… more or less."
(Celes' Kalkulation war wieder einmal nicht ganz exakt.)

"The good shepherd went after some lost sheep, and ran into a wolf."
(Janeways Missionsbericht an Chakotay.)


Review: Episodenbild (c) CBS Das Grundkonzept von "Der gute Hirte" weckt natürlich sofort Erinnerungen an die TNG-Episode "Beförderung" (deren Originaltitel "Lower Decks" sich in dieser Folge mit dem Crewmitglied auf Deck 15 sogar wortwörtlich wiederfindet), sowie die VOY-Folge "Erfahrungswerte", wo die Performance von ein paar ehemaligen Maquis-Mitgliedern zu wünschen übrig ließ. Sprich: Man wendet sich hier wieder Gastfiguren aus der dritten Reihe zu, um so einen Blick auf einen Teil des Raumschiffs zu werfen, den wir sonst – da man üblicherweise ja mit der Brückenbesatzung beschäftigt ist – nicht zu Gesicht bekommt. Der Einstieg veranschaulicht diese Verschiebung des Fokus auf wunderbare Art und Weise: Wir zoomen langsam auf die (CGI-, aber wirklich gut getrickste) Voyager zu, sehen Captain Janeway in ihrem Warteraum, wo sie von Chakotay besucht wird, der daraufhin auf die Brücke geht und Kim einen Befehl gibt, der diesen wiederum an Seven of Nine weiterleitet, die daraufhin ein PAD an Celes aushändigt, über den wir dann schließlich den Dienstweg über den Maschinenraum bis hin zum in Deck 15 (ein Set, das mir übrigens sehr gut gefallen hat, weil es auch mal eine weniger glamouröse Seite der Voyager zeigte) seinen Dienst verrichtenden Mortimer, von wo aus die Kamera die Voyager durchs Fenster des Decks wieder verlässt. Wirklich eine coole erste Szene!

Auch der Rest der Folge hat mir ganz gut gefallen. Alle drei Figuren die wir hier kennenlernen waren recht interessant, wobei für mich in erster Linie Tal Celes hervorstach. Weil einer solchen Person, die zwar bemüht ist, deren Leistung jedoch zu wünschen übrig lässt, und die bis zu einem gewissen Grad mit ihrem Posten überfordert ist, haben wir bei "Star Trek" in dieser Form noch nicht kennengelernt. Die Wahrheit ist aber nun einmal: Wir können halt nicht alle Genies sein, und dass die Episode mit Tal hier einen (weiblichen) Normalo beleuchtet, fand ich sehr erfrischend. Aber auch Mortimers Darstellung gefiel mir. Auch hier wieder: Wir sind nun mal nicht alle unbedingt super-sozial, und hier mal einen Einzelgänger einzubinden gefiel mir sehr gut. William Telfer war zwar auch ok, aber seine Hypochondrie erinnerte mich doch etwas an Barclays entsprechende Anfälle, weshalb ich seine Figur nicht ganz so neu, originell und erfrischend fand, wie die anderen. Was man der Episode darüber hinaus vorwerfen kann ist ihre Vorhersehbarkeit. Denn natürlich muss just bei dieser Außenmission etwas schiefgehen, damit sich die "Versager" behaupten können. Ich hätte es auch vorgezogen, wenn Janeway nur zu zwei von den dreien vorgedrungen wäre, wie man es mit Mortimers Ankündigung, er würde sich mit der Rettungskapsel absetzen, auch kurz andeutete. Das hätte ich irgendwie realistischer und glaubwürdiger gefunden. Am kritischsten sehe ich aber, dass wir keine Epilogszene mit den drei mehr bekommen – ganz egal, ob diese nun plötzlich als Freunde beieinandersitzen, oder halt einfach ganz normal (und vielleicht mit ein bisschen mehr Selbstvertrauen) ihren Dienst verrichten. Z.B. Mortimer am Ende wieder an seinem Posten zu zeigen, hätte auch schon gereicht. Aber dadurch, dass man nach Janeways Bericht an Chakotay abblendet, bekam ich den Eindruck, dass die Folge an den drei Gastfiguren gar nicht mal so sehr interessiert war, und es vielmehr um Captain Janeway (wobei man allein das schon kritisch hinterfragen kann; wäre das nicht eher ein Job für den ersten Offizier Chakotay?) und ihre Versuche, die verlorenen Schafe ins Rudel zurückzuholen, ging, und die drei somit letztendlich nur Mittel zum Zweck waren. Was ich dann doch etwas schade fand.

Fazit: Episodenbild (c) CBS Zugegeben, der Ansatz sich auf niederrangige Nebenfiguren zu konzentrieren, ist auch bei "Star Trek" mittlerweile nicht mehr allzu neu. Ab und zu finde ich solche Episoden aber durchaus interessant, nicht zuletzt da sie einen netten Perspektivwechsel bieten und so für Abwechslung sorgen. Zumal mir die drei Figuren die man hierfür ausgewählt hat auch recht gut gefallen konnten. Ok, der hypochondrische William erinnerte teilweise etwas gar an Barclay, aber mit dem asozialen Mortimer sowie der überforderten Tal bot man uns auch zwei Charaktere, die man bei "Star Trek" nun wahrlich nicht allzu oft zu sehen bekommt. Vor allem letztere hatte es mir angetan: Sie ist keinesfalls faul, aber halt einfach für diese Art Aufgabe nur bedingt geeignet – und tut nun mal trotzdem ihr Bestes, um diesen so gut als möglich gewachsen zu sein. Aber auch die Effekte waren wieder einmal überaus nett (wieso nur hat man das bei "Enterprise" nicht ähnlich gut hinbekommen?). Negativ bemerkbar machte sich allerdings, dass man uns keine abschließende Szene rund um die drei "Problemfälle" bot – was in mir den Verdacht aufkommen lässt, dass diese nichts weiter waren als ein Mittel zum Zweck, damit Janeway in die titelspendende Rolle des guten Hirten schlüpfen konnte. Jedenfalls schien die Folge von einer Sekunde zur nächsten an ihnen überhaupt nicht mehr interessiert zu sein – was ich schon enorm schade fand. Zudem war die Folge doch ziemlich vorhersehbar. Und wenn Janeway nur bei zwei von ihnen Erfolg gehabt hätte, wäre mir das auch lieber gewesen. So wie Janeways "Schafe" hat sich aber auch die Episode wacker geschlagen.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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