Kurzinhalt:
Nach den Ereignissen aus "In fahlem Mondlicht" werden Captain Sisko und Garak zur Erde zitiert, um an einer ersten Lagebesprechung mit den Romulanern teilzunehmen. Eine Reise, die bei Sisko die Schuldgefühle ob seiner Vorgehensweise und dem hohen Preis, der dafür zu zahlen war, um die Romulaner in den Krieg mit dem Dominion hineinzuziehen, wieder hochkommen lässt. Schließlich kann er nicht anders, als sein Gewissen zu erleichtern, und Admiral Ross alles was vorgefallen ist zu schildern. Als dieser Siskos Bericht mit einem Achselzucken abtut, verschärft dies Siskos Krise nur noch – da er eigentlich erwarten würde, für seine Taten bestraft und nicht etwa belobigt zu werden. Garak wird indes vom Sicherheitsdienst der Sternenflotte damit beauftragt, den Anführer der Anti-Kriegs-Bewegung zu ermorden. Und auf Deep Space Nine versucht Odo, den Diebstahl einer großen Menge an flüssigem Latinum zu verhindern – doch der Hamexi Brixhta scheint ihm immer einen Schritt voraus zu sein…
Review:
"In fahlem Mondlicht" gilt als Sternstunde von "Deep Space Nine". Ein paar kleinere Kritikpunkte verhinderten zwar von meiner Seite aus die Höchstwertung, dennoch konnte auch ich den Reiz der Episode durchaus nachvollziehen. Man ist von den "Star Trek"-Helden nun mal nicht gewohnt, dass sie derart fragwürdig agieren, und auch wenn ich DS9 ganz gerne für einige Neuausrichtungen kritisiere, gehören die fehlbareren Figuren – auch wenn diese nicht Roddenberrys Konzept entsprechen mögen – nicht dazu. Una McCormack sah in der Handlung aus "In fahlem Mondlicht" und Siskos Selbstzweifeln ausreichend Stoff, um eine literarische Fortsetzung zur Episode nachzureichen. "Hollow Men" ist dementsprechend ein sehr charakterorientierter Roman, der sich in erster Linie näher bzw. weiter mit Siskos innerem Konflikt auseinandersetzt. Mir gefiel dabei vor allem der Ansatz, dass Sisko die ganze Zeit erwartet oder gar hofft, für seine Vorgehensweise bestraft zu werden – und die Tatsache, dass eine eben solche ausbleibt, es für ihn nur umso schwieriger macht, mit seinen Taten und deren Folgen fertig zu werden. Eben diesen inneren Konflikt stellt Una McCormack sehr plausibel und nachvollziehbar dar – mein einziger Kritikpunkt ist, dass sie mir dabei Siskos Erkenntnis am Ende der Folge, dass er mit seiner Handlungsweise leben kann, zu negieren scheint. Nun kann man natürlich argumentieren, dass er sich damit nur selbst angelogen hat bzw. sich selbst davon überzeugen wollte, aber für mich war eben dieser Moment – und die Tatsache, dass er scheinbar tatsächlich seine Taten nicht bereut – das, was die Folge so auszeichnete. Dass dies durch "Hollow Men" nun ansatzweise verloren geht, fand ich schon etwas bedauerlich.
Wenn ich schon bei der Kritik bin, sei auch gleich noch die sehr überflüssig wirkende Handlung auf Deep Space Nine erwähnt. Ich persönlich hätte kein Problem damit gehabt, wenn sich McCormack rein auf Sisko und Garak konzentriert und die anderen Figuren halt nicht vorgekommen wären. Ihr Versuch, Odo, Dax, Bashir, O'Brien Quark und Co. ebenfalls etwas zu tun zu geben, wirkt etwas verkrampft. Ich fand die Story rund ums Latinum nie sonderlich interessant, und auch ihr Versuch am Ende, durch den Auftritt von Sektion 31 am Ende einen Bezug zum größeren Handlungsrahmen herzustellen und dem Latinumraub so mehr Bedeutung zu verleihen, überzeugten mich nicht wirklich. Insgesamt wirkte das jedenfalls mehr wie Beschäftigungstherapie bzw. ein Lückenfüller; unbedingt gebraucht hätte ich die B-Story aber nicht. Dafür war die Haupthandlung aber, abseits des oben erwähnten Punktes, wirklich gelungen. Nicht nur wegen Siskos innerem Dilemma, das sehr schön zur Geltung kommt, sondern vor allem auch aufgrund seiner wundervollen gemeinsamen Szenen mit Garak. Beide Figuren sind von McCormack sehr gut getroffen, und ihre Interaktionen wunderbar geschrieben, und wirklich interessant. Gerade auch die kulturellen Unterschiede – wie z.B. wenn sich Garak darüber wundert, dass sich die Bürger der Föderation öffentlich gegen den Krieg mit dem Dominion aussprechen dürfen – kamen dabei sehr schön zur Geltung. Garaks eigenes Abenteuer war zwar im direkten Vergleich nicht ganz so interessant, hatte aber ebenfalls ein paar wirklich gute Momente zu bieten. Insgesamt hat mir der erdbasierte Teil der Handlung jedenfalls wirklich gut gefallen.
Fazit:
"Hollow Men" ist eine interessante und überwiegend gelungene Buch-Fortsetzung zur DS9-Episode "In fahlem Mondlicht". Die ganz großen neuen Erkenntnisse halten sich zwar in Grenzen – sprich, unbedingt gelesen haben muss man ihn nicht – die parallel verlaufende B-Story auf Deep Space Nine ist eher überflüssig und zieht den Roman etwas herunter, und ich fand es auch ein bisschen schade, dass Siskos abschießendes "I can live with it" aus der Episode hier zumindest teilweise wieder revidiert wurde. Man kann durchaus argumentieren, dass Sisko hier letztendlich noch einmal genau die gleiche Entwicklung durchläuft, die wir in der Folge während seines Logbucheintrags beobachten konnten. Da diese aber von UnaMcCormack wirklich sehr schön beschrieben wird, hatte ich damit kein großes Problem. Darüber hinaus mochte ich auch den kleinen Einblick in Garak, den sie uns gewährte. Wie die Interaktionen zwischen Sisko und Garak generell für mich hervorstachen, da diese wunderbar geschrieben waren. Eben darin lag letztendlich für mich auch die größte Stärke des Romans, die ihn durchaus lohnens- und lesenswert macht.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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