Originaltitel: AKA Freak Accident Episodennummer: 2x02 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 08. März 2018 (Netflix) Drehbuch: Aida Mashaka Croal Regie: Minkie Spiro Hauptdarsteller:
Krysten Ritter als Jessica Jones,
Rachael Taylor als Trish Walker,
Eka Darville als Malcolm Ducasse,
J.R. Ramirez als Oscar Arocho,
Terry Chen als Pryce Cheng,
Carrie-Anne Moss als Jeri Hogarth.
Gastdarsteller:
Wil Traval als Will Simpson,
Rebecca De Mornay als Dorothy Walker,
Hal Ozsan als Griffin Sinclair,
John Ventimiglia als Detective Eddy Costa,
Lisa Tharps als Detective Ruth Sunday,
James McCaffrey als Max Tatum,
Cece King als Makayla,
Adaku Ononogbo als Sheena,
Christina Shea-Wright als Amber,
Joel Leffert als Leland,
Joseph Castillo-Midyett als Isaiah,
Jay Klaitz als Robert Coleman/Whizzer,
Jake Boyd als Young Trader,
Chris McGinn als Bartender,
Goldie Zwiebel als Rina Kozlov u.a.
Kurzinhalt:
Bei ihren Nachforschungen bezüglich des Mordes an Whizzer muss Jessica einen Rückschlag hinnehmen, als sich herausstellt, dass Dr. Kozlov – ihre nächste und bislang auch einzige Spur – vor wenigen Tagen bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Als sie die näheren Umstände ihres Todes hört, regt sich sofort der Verdacht, dass es sich dabei in keinster Weise um einen Unfall gehandelt hat. Versucht etwa jemand, das Projekt zu vertuschen, und bringt deshalb alle die davon wissen um? Wenn ja, wäre das Leben ihrer Schwester auch in Gefahr – weshalb sie sofort versucht, diese zu erreichen. Trish ist allerdings gerade damit beschäftigt, sich – gegen den Willen ihrer Mutter – mit Max Tatum zu treffen, einem Regisseur, der sich in ihren Tagen als Kinderstar an ihr vergangen hat. Von ihm hofft sie, an Jessicas Krankenakte aus jenem Hospital zu kommen, an dem diese nach dem Unfall bei dem ihre Familie ums Leben kam eingeliefert wurde. Währenddessen versucht Jeri Hogarth, ihre Sorgen ob der erschütternden Diagnose die sie erhalten hat in Alkohol und Huren zu ertränken…
Review:
Wie die Inhaltsangabe verrät, unterteilt sich die Story der Episode im Wesentlichen in drei parallel verlaufende Handlungsstränge. Auffällig dabei, dass sie allesamt auf Frauen zentriert sind, und Männer wenn überhaupt nur eine Nebenrolle spielen. Das ist jedenfalls erfrischend. Die Geschichten selbst kamen bei mir allerdings etwas unterschiedlich an. So hätte ich es besser gefunden, wenn man uns in der letzten Folge bereits verraten hätte, welche Diagnose Hogarth denn eigentlich genau erhalten hat – dann könnte man als Zuschauer auch stärker mit ihr mitfühlen. Zudem wirkte die Inszenierung ihrer ausgelassenen Feier auf mich stark nach "gewollt, aber nicht gekonnt". Ich mein, ganz ehrlich, das muss die bravste Orgie aller Zeiten gewesen sein. Mir ist nach wie vor nicht klar, warum man sich was nackte Tatsachen (und Schimpfworte) betrifft so zurückhält, wenn die Marvel-Netflix-Serien ja ohnehin nie fürs normale Fernsehen gedacht sind. Bei anderen Serien schöpft Netflix ja auch aus den Vollen – und eben nicht nur bei der Gewalt, wie das bei den Marvel-Serien der Fall ist. Nicht falsch verstehen, ich brauche jetzt keine nackten Tatsachen rein der nackten Tatsachen willen, bzw. als Selbstzweck. Aber im vorliegenden Fall drückte die entsprechende Zurückhaltung nun mal auf die Wirkung der Szene.
Wesentlich besser konnte mir da schon die Trish-Handlung gefallen, wo die Folge (wie die Serie insgesamt) starke feministische Töne anschlägt bzw. auch die #metoo-Debatte in den Vordergrund stellt, mit der Szene, wo sie Max konfrontiert. Danach wähnt man sie in Gefahr, nur um dann zu offenbaren dass sie gut auf sich selbst aufpassen kann und Will im Alleingang zur Strecke gebracht hat. Das war definitiv ein großer Pluspunkt. Die Haupthandlung rund um Jessica hatte ebenfalls ihre Momente, wie z.B. wenn sie sich von dem Kerl in der Bar anmachen lässt und beschließt, ihn für schnellen, bedeutungslosen Sex zu benutzen – der dann jedoch eher unbefriedigend verläuft ("I'm so close." "That makes one of us."). Nett fand ich zudem, wie sie die Teilnahme an Kozlovs Trauerfeier an das Begräbnis ihrer Eltern und ihres Bruders erinnert. Der Spruch "With great power comes great mental illness." auf den sie im Zuge ihrer Ermittlungen stößt war auch witzig. Vor allem aber mochte ich, wie Wills Worte darüber, dass er ein Monster sei, ihre eigenen Gefühle widerspiegelten. Als Privatdetektivin zeichnet sie sich diesmal aber nicht unbedingt aus, wie z.B. wenn ihre entsprechende Tätigkeit daraus besteht, Google zu verwenden (!). Und wenn es etwas gibt, dass ich heutzutage in Serien und Filmen nicht mehr sehen kann, dann ist es, wenn man einerseits versucht, eine andere Person zu erreichen und dies nicht gelingt, man es andererseits allerdings verabsäumt, daraufhin ganz einfach eine Nachricht zu schreiben – weil das ist selbst bei vergleichsweise belanglosen Ereignissen im Alltag nun mal gang und gäbe, und hier geht's immerhin potentiell um Leben und Tod! Klar, "Jessica Jones" ist bei weitem nicht der einzige diesbezügliche Übeltäter unter den aktuellen Serien, aber es steht mir nun mal mittlerweile bis hier oben. Last but not least: Will hat in der ersten Staffel derart keinen Eindruck bei mir hinterlassen, dass ich echt gebraucht habe bis ich endlich kapiert habe, wer das eigentlich ist. Angesichts der langen Pause zwischen den Staffeln nicht unbedingt optimal.
Fazit:
"Ein Unfall" ließ es an den ganz großen Höhepunkten, Offenbarungen und/oder Entwicklungen vermissen. Gut fand ich in erster Linie alles rund um Trish, sowohl die Konfrontation mit ihrem früheren Peiniger, als auch, dass sie auf Jessicas Hilfe nicht angewiesen war und sich problemlos selbst verteidigen konnte. Die Storyline rund um Jessica bot zwar auch einzelne nette Momente, allerdings hatte ich jetzt nicht unbedingt den Eindruck, dass sie bei ihren Ermittlungen einen wesentlichen Schritt nach vorn machte und/oder die Folge einen guten Job dabei machte, ihre detektivischen Fähigkeiten zu vermitteln (weil Google kann ich auch verwenden). Vor allem aber der Hogarth-Handlungsstrang hat für mich nur bedingt funktioniert. Ohne die genaue Diagnose zu kennen fällt es schwer, mit ihr mitzufühlen und/oder sich in sie hineinzuversetzen, und die Orgie war wohl die bravste aller Zeiten und verfehlte aufgrund der mir unverständlichen Selbstzensur innerhalb der Marvel-Netflix-Serien die gewünschte Wirkung, bzw. wirkte teilweise gar unfreiwillig komisch. Vor allem aber störte ich mich daran, dass sich wieder einmal eine Figur in einer modernen Serie unfähig zeigte, bei mangelnder telefonischer Erreichbarkeit der Person der man etwas Wichtiges mitzuteilen hat, einfach eine Nachricht zu schreiben, wie es im Alltag selbst bei Banalitäten gang und gäbe ist. Es mag kleinlich wirken, aber ich halte so etwas mittlerweile einfach nicht mehr aus. Insgesamt war "Ein Unfall" aber ok.