Originaltitel: Wrongs Darker Than Death or Night Episodennummer: 6x17 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 28. März 1998 Erstausstrahlung D: 29. August 1998 Drehbuch: Ira Steven Behr & Hans Beimler Regie: Jonathan West Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Michael Dorn als Lt. Commander Worf,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Leslie Hope as Kira Meru
Marc Alaimo as Gul Dukat
David Bowe as Basso Tromac
Wayne Grace as a Cardassian Legate
Tim deZarn as Halb Daier
Thomas Kopache as Kira Taban
u.a.
Kurzinhalt:
An jenem Tag, an dem Nerys Mutter Kira Meru ihren sechzigsten Geburtstag gefeiert hätte, kauft Nerys um ihr zu Gedenken ihre Lieblingsblumen. Gerade als sie in ihr Quartier zurückkehrt, nimmt Dukat mit ihr Kontakt auf. Auch dieser erinnert sich an diesem Tag an Meru zurück – hatten die beiden doch während der cardassianischen Besatzung eine Liebesaffäre. Nerys kann und will dies partout nicht glauben, und beschließt, die Träne der Zeit aufzusuchen, um sich Gewissheit zu verschaffen. Diese versetzt Nerys daraufhin rund dreißig Jahre in die Vergangenheit, wo sie auf ihre Eltern trifft. Doch nur kurz nach ihrer Ankunft werden sie und Meru von den Cardassianern abgeholt und nach Terok Nor gebracht, wo sie Gul Dukat vorgeführt werden. Dieser beginnt kurz darauf während einer Party, Meru zu bezirzen. Nerys fällt es schwer, mit anzusehen, wie ihre Mutter dem Charme des von ihr so verhassten Cardassianers mehr und mehr erliegt, und zu einem Kollaborateur der Besatzung wird. Als sich der Widerstand auf der Station mit ihr in Verbindung setzt und sie dazu rekrutiert, eine Bombe in Gul Dukats Büro zu legen, ist sie sogar dazu bereit, dafür Merus Tod in Kauf zu nehmen…
Denkwürdige Zitate:"I can see it now. Two hundred people jammed into our quarters, eating, drinking, laughing." "Sounds awful."
(Im Gegensatz zu seiner Frau behagt Worf die Vorstellung einer Party nicht wirklich.)
"You Bajoran women, you're all so bony." "That's because you Cardassians eat all our food."
(Kiras Argument ist nicht von der Hand zu weisen.)
Review:
Ok, ich kann durchaus verstehen und anerkennen, was man mit "Tiefes Unrecht" beabsichtigte, muss aber gestehen, dass sie für mich nicht 100%ig funktioniert hat. Und das lag nicht zuletzt an jenem Plotkonstrukt, dem man sich bedient, um die Geschichte wie gewünscht erzählen zu können. So muss mir zuerst einmal jemand erklären, wie es eine Träne der Zeit geben kann, wenn die Propheten, wie wir seit dem Pilotfilm zur Serie wissen, kein Verständnis von der Zeit haben, da sie eine nichtlineare Existenz leben. Generell hat mich alles rund um die Drehkörpergeschickte als Ausgangsbasis für Kiras Besuch in der Vergangenheit nicht wirklich überzeugt, und teilweise auch ziemlich verwirrt. War sie jetzt etwa tatsächlich in der Vergangenheit? Und wenn ja, ist das so eine "Zurück in die Vergangenheit"-Geschichte, wo sie in den Körper einer anderen Person geschlüpft ist, oder tauchte sie ganz plötzlich auf und war ebenso schnell wieder dahin? Weil in letzterem Fall hätte sich Dukat doch eigentlich noch an sie erinnern und sich bei ihrer ersten Begegnung doch ziemlich wundern müssen.
Auch was den Ausgang des Geschehens betrifft, bin ich unsicher, was ich davon halte. Auf der einen Seite untergräbt man hier, wie schon in der Woche zuvor bei "Wandel des Herzens", wieder mal die Erwartungshaltung des Zuschauers, was ich ja grundsätzlich begrüße. Weil bei TNG wäre das so verlaufen: Kira erfährt erschütterndes über ihre Mutter, reist in die Zeit zurück, und gewinnt dadurch Verständnis für ihre Entscheidung. Dass man diesem vorhersehbaren und doch auch etwas klischeehaften Weg nicht folgt, hat grundsätzlich schon was für sich. Zugleich stellt sich mir aber halt ohne dieses Umdenken doch auch ein bisschen die Sinnfrage. Wenn Kira am Ende immer noch die gleiche Meinung über ihre Mutter hat wie zu Beginn (bzw. nachdem sie von ihrem Verhältnis mit Dukat erfahren hat), wozu war das Ganze dann überhaupt gut? Gerade auch in Verbindung mit der Propheten-Erklärung für die Geschichte, die bislang in ihren Visionen, Drehkörpererfahrungen usw. ja immer Wert auf eine bestimmte Erkenntnis gelegt haben, will das irgendwie nicht so recht zusammenpassen. Und dann ist da noch das Problem, dass ich in diesem "Streit" zwischen Mutter und Tochter halt voll und ganz auf Merus Seite stand, und der Major somit mit ihrer sturen Haltung eher an Ansehen verloren statt gewonnen hat. Trotz dieser Kritikpunkte fand ich "Tiefes Unrecht" aber nicht grundsätzlich schlecht. Die Betrachtung des Zwiespalts von Kiras Mutter war schon sehr interessant (weshalb ich es aber eben auch für keine schlechte Idee gefunden hätte, sich stärker auf sie statt auf Kira zu konzentrieren). Die Verjüngung von Dukats Maske hat mich ebenfalls überzeugt. Zudem durfte dieser nachdem er jüngst in "Das Gute und das Böse" praktisch zum Vollblut-Bösewicht mutiert ist, zumindest in der Vergangenheit wieder ein deutlich ambivalenteres Bild zeichnen. Auch, dass man darauf geachtet hat, Terok Nor im Orbit von Bajor zu platzieren, fiel mir positiv auf. Vor allem aber fand ich Kiras Mutter mit Leslie Hope sehr gut gecastet und von dieser auch toll gespielt.
Fazit:
Ich tat mir leider eher schwer, in "Tiefes Unrecht" hineinzufinden, da mir vieles rund um die Drehkörpergeschichte unklar war. Eine Träne der Zeit macht z.B. von Wesen, die das Konzept der Zeit nicht verstehen, wenig Sinn. Unklar war mir auch, ob Kira denn wirklich in die Vergangenheit zurückgereist ist (weil dann hätte sie Dukat bei ihrem ersten Treffen doch eigentlich bekannt vorkommen müssen), oder es sich lediglich um eine Vision handelte. Und klar kann man jetzt sagen, ich hänge mich zu sehr an den Regeln auf, aber mir ist so etwas nun mal auch wichtig, und vor allem bin ich absolut kein Verfechter der These, dass man im Science Fiction- oder Fantasy-Genre eh keine braucht und alles machen kann, was man will, weil darin aus meiner Sicht eine Geringschätzung gegenüber dem Genre und seinen Zuschauern zum Ausdruck kommt. Auch Kiras Reaktion am Ende sehe ich zwiespältig. Einerseits umgeht man damit die üblichen Klischees und die Erwartungshaltung des Zuschauers, andererseits stellt sich mir mangels eines Umdenkens von Kira ein bisschen die Sinnfrage. Und da ich Merus Handeln voll und ganz nachvollziehen konnte, hat der Major hier auch nicht unbedingt Sympathiepunkte bei mir gesammelt. Immerhin, Merus Dilemma konnte mir gut gefallen, Dukats Verjüngung hat man gut gemacht, der Einblick in die Besatzungszeit war nicht uninteressant, und Meru sowohl gut gecastet als auch gespielt. Und generell fand ich die Idee hinter der Folge grundsätzlich nicht schlecht. Die Umsetzung hätte ich mir aber halt etwas anders gewünscht.