Mit: Gary Oldman, Lily James, Kristin Scott Thomas, Ben Mendelsohn, Ronald Pickup, Stephen Dillane, Nicholas Jones, Samuel West, David Schofield u.a.
Kurzinhalt:
Zum Missfallen eines Großteils seiner eigenen Partei – wie auch des englischen Königs George VI – wird Winston Churchill am 10. Mai 1940 zum neuen Premierminister Großbritanniens gewählt. Churchill ist ein Verfechter einer strikten Anti-Appeasemant-Politik in Richtung Hitler-Deutschland, und schließt Verhandlungen mit dem Regime dezidiert aus. Doch als in Dünnkirchen hunderttausend britische Soldaten eingekesselt werden, und immer mehr Politiker und Berater Zweifel kommen, um seine strikte Haltung in einem Krieg den England vielleicht nicht gewinnen kann auch wirklich die richtige ist, gerät er in Bedrängnis. Und selbst seine eigene Überzeugung gerät ob der drohenden Katastrophe bei Dünnkirchen und dem Vormarsch der Deutschen ins Wanken…
Review:
In den letzten Jahren sind mehrere Filme erschienen, die sich mit Großbritannien in der Zeit des Zweiten Weltkriegs auseinandersetzen. Sie alle zeigen unterschiedliche Perspektiven des gleichen Konflikts, und ergeben somit ein interessantes Mosaik, das einen faszinierenden historischen Einblick ermöglicht. "Die dunkelste Stunde" fügt diesem Gesamtbild nun einen weiteren Puzzlestein hinzu. Der Hauptgrund, sich den Film anzusehen, ist dabei ganz klar Gary Oldman, der komplett hinter der großartigen Maske (die kommenden Sonntag wohl auch – verdientermaßen – den Oscar einheimsen wird) verschwindet, und sich der Rolle unterordnet. Teilweise ist er unter all dem Make-Up kaum zu erkennen, und doch schafft er es, die Figur zu prägen und dem Film von der ersten Sekunde an wo er im Bild zu sehen ist seinen Stempel aufzudrücken. Wahrlich eine große Leistung. Der Rest der Besetzung – u.a. Lily James, Ben Mendelsohn (der seinen King George weit weniger stotternd anlegt als Colin Firth ein paar Jahre zuvor) Kristin Scott Thomas kann zwar ebenfalls überzeugen, letztendlich ist "Die dunkelste Stunde" aber Gary Oldmans Show.
Selbst Joe Wright scheint sich dieser unterzuordnen. Ist er in der Vergangenheit schon mal mit einigen beeindruckenden Einstellungen aufgefallen (u.a. mit dem langen Take von der Küste Dünnkirchens in "Abbitte"), verzichtet er diesmal weitestgehend auf Kameraspielereien, und lässt die Geschichte, die Figuren, und die Darsteller für sich sprechen. "Die dunkelste Stunde" erweist sich dabei als Plädoyer für den bedingungslosen Widerstand gegen den Faschismus, und setzt einem der bedeutendsten Politiker des zwanzigsten Jahrhunderts ein würdiges Denkmal. Der Film konzentriert sich dabei auf einen relativ kurzen Zeitabschnitt, und behandelt die Ereignisse zwischen Churchills Ernennung zum Premierminister Großbritanniens am 10. Mai 1940 bis zu seiner denkwürdigen Rede im Parlament am 04. Juni des gleichen Jahres. Somit handelt es sich bei "Die dunkelste Stunde" weniger um ein klassisches Biopic als die Betrachtung eines kritischen Zeitraums aus der jüngeren Weltgeschichte. Nichtsdestotrotz bietet der Film einen interessanten Einblick in das Leben und Wirken von Winston Churchill, wobei man diesen bei solchen dramatisierten Erzählungen natürlich bis zu einem gewissen Grad auch immer mit Vorsicht genießen muss, und ich historisch nicht firm genug bin, um mir diesbezüglich ein Urteil zu erlauben. Doch so interessant der Film stellenweise auch sein mag, so richtig zu packen vermochte er mich leider nie. Ja, es machte enormen Spaß, Gary Oldman dabei zuzusehen, wie er dieser historischen Persönlichkeit Leben einhaucht. Aber für meinen Geschmack war der Film doch eine Spur zu lang, und verlor mit der Zeit ein bisschen an Dampf. Vor allem aber störte ich mich am einen oder anderen überdramatisiert wirkenden Moment. Diesbezüglich sticht vor allem die U-Bahn-Fahrt hervor. Ein solches Ereignis mag es wirklich gegeben haben, aber so wie man es hier umsetzt fühlte es sich (nicht nur weil das die längste Strecke zwischen zwei U-Bahn-Stationen auf der ganzen Welt sein muss) einfach fake an. Was "Die dunkelste Stunde" an anderer Stelle gefehlt hat, war hier wiederum zu viel.
Fazit:
"Die dunkelste Stunde" erweist sich als gelungenes Begleitstück zu "The King's Speech", "Ihre beste Stunde" und vor allem "Dunkirk", jedoch ohne dabei die Qualität der zuvor genannten zu erreichen. Er besticht in erster Linie mit einer grandiosen zentralen Performance von Gary Oldman, der – unterstützt von einer großartigen Leistung der Makeup-Leute – diese historische Figur auf beeindruckende Art und Weise wieder zum Leben erweckt. Interessant auch, dass sich der Film auf einen vergleichsweise kurzen Zeitraum konzentriert, und vor allem die Krise bei Dünnkirchen in den Mittelpunkt stellt. Doch auch wenn "Die dunkelste Stunde" durchaus einen netten und interessanten Einblick in Winston Churchills Persönlichkeit und Wirken bietet, hielten sich die ganz großen Erkenntnisse doch eher in Grenzen. Auch an Spannung lässt es der Film überwiegend vermissen. Und einzelne Szenen, wie insbesondere die U-Bahn-Fahrt, wirkten künstlich und aufgesetzt. Für Geschichts-Enthusiasten ist "Die dunkelste Stunde" zwar allemal empfehlenswert, und zur Vervollständigung des Bildes aus den zuvor genannten Filmen ist er durchaus interessant. So ganz konnte er jedoch den Eindruck einer etwas trockenen Geschichtsstunde leider nicht abschütteln.