Originaltitel: Honor Among Thieves Episodennummer: 6x15 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 21. Februar 1998 Erstausstrahlung D: 15. August 1998 Drehbuch: René Echevarria & Philip Kim Regie: Allan Eastman Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Michael Dorn als Lt. Commander Worf,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Nick Tate als Bilby,
Michael Harney als Chadwick,
Carlos Carrasco als Krole,
John Chandler als Flith,
Leland Crooke als Gelnon,
Joseph Culp als Raimus,
Brad Blaisdell als Yint u.a.
Kurzinhalt:
Miles O'Brien wird vom Geheimdienst der Sternenflotte damit beauftragt, sich ins Orioner-Syndikat einzuschleichen, und die Identität jenes Maulwurfs innerhalb der Föderation herauszufinden, der dieses seit einiger Zeit mit vertraulichen Informationen versorgt. Dafür schickt man ihn nach Farius Prime, wo es eine Zweitstelle der Organisation gibt. Dessen Anführer, Bilby, findet an Miles rasch gefallen, und nimmt ihn sowohl wegen seiner technischen Fähigkeiten als auch seinem vertrauenswürdigen Wesen unter seine Fittiche. Und so entsteht zwischen dem Gauner und den Spion schon bald eine Freundschaft, die schließlich auch dazu führt, dass Bilby vor dem Syndikat für O'Brien bürgt. Kurz darauf findet O'Brien heraus, dass das Syndikat mit dem Dominion im Bunde steht. Als er erfährt, dass das Syndikat in Kürze in deren Auftrag den klingonischen Botschafter auf dem Planeten ermorden soll, setzt er sich mit seiner Kontaktperson vom Geheimdienst der Sternenflotte in Verbindung – und erhält den Befehl, Bilby ins offene Messer laufen zu lassen. Nun muss er sich zwischen der Loyalität zu Starfleet und jenem Mann, der ihm das Vertrauen geschenkt und mit offenen Armen bei sich aufgenommen hat, entscheiden…
Review:
Beginnen wir mit dem Positiven, und was das betrifft, sticht in erster Linie das Ende heraus. Klar war selbst das nichts Neues oder gar originell, aber es ist "Ehre unter Dieben" in der halben Stunde davor durchaus gelungen, auch dem Zuschauer Bilby sympathisch zu machen, weshalb man O'Briens Zwiespalt nachempfinden kann. Klar ist er ein Gangster, aber zwischen "dafür sorgen, dass er verhaftet wird" und "dafür sorgen, dass er umgebracht wird" besteht dann halt doch nochmal ein wesentlicher Unterschied. Insofern kann man verstehen, dass Miles ihm schließlich die Wahrheit sagt, selbst wenn er damit die Mission – und sein eigenes Leben – gefährdete. Noch besser als dies gefiel mir dann jedoch Bilbys Reaktion darauf, und dass er, sowohl zum Wohle von Miles als auch seiner Familie, offenen Auges in den Untergang geht. Sagt über den Kerl was ihr wollt, klar war er ein skrupelloser Verbrecher, aber das zeugt von Ehrgefühl, und verdient Respekt. Zusammen mit der Nachricht, dass Bilby tatsächlich gestorben ist, hatten die letzten paar Minuten dann jedenfalls einen ordentlichen emotionalen Punch.
Leider war "Ehre unter Dieben" davon abgesehen leider überhaupt nichts Besonderes. Also ja, klar, bei "Star Trek" mag es so eine Geschichte noch nie gegeben haben – in Film und Fernsehen im Allgemeinen aber halt leider zur Genüge. Nur wenige Monate vor der Episode kam z.B. "Donnie Brasco" ins Kino, dem die Episode auch stark ähnelt – es ist wohl nicht unverschämt zu behaupten, dass sich Philip Kim und René Echevarria von diesem stark inspirieren ließen. Leider aber ist die Geschichte völlig 08/15, und arbeitet in bester "Malen nach Zahlen"-Manier auch wirklich alle üblichen Punkte solcher Erzählungen ab. Der Gangsterboss, der ja vielleicht gar nicht einmal so böse ist, den Spion bei sich aufnimmt, ihm das Vertrauen schenkt, und eigentlich ja doch ziemlich sympathisch rüberkommt – woraufhin zwischen den beiden dann eine richtige Freundschaft entsteht. Der Befehl, der Miles dazu zwingt, seinen neuen Freund zu verraten und ans offene Messer zu liefern, und das daraus resultierende Dilemma, was seine Loyalität betrifft. Aber auch so Momente wie jener, als man in der Organisation einen Maulwurf vermutet, verkrampft die Spannungsschraube anzieht, und dann – wie ja eh von vornherein völlig klar war – einen anderen Verräter als Miles identifiziert. Das alles war halt wirklich nach Schema F umgesetzt, in einer Art und Weise, die man sowohl davor als auch danach schon unzählige Male gesehen hat. Minuspunkte gibt es zudem für Miles teils verdächtiges Verhalten (er ist schon verdammt neugierig), Bilbys unnötigen homophoben Kommentar ("Don't tell me you don't like girls!"; und was wär' so schlimm daran?), sowie die Tatsache, dass es der Episode bis zuletzt nicht gelang, mir plausibel zu vermitteln, warum der Geheimdienst der Sternenflotte just Miles O'Brien für diese heikle Mission auswählen sollte. Und zuletzt sei mir auch noch die Frage gestattet: Wo zur Hölle waren in diesem orionischen Syndikat denn eigentlich die Orioner?
Fazit:
"Ehre unter Dieben" erzählt eine verdeckte Ermittler-Geschichte nach dem Schema F, die wir sowohl davor als auch danach schon unzählige Male in anderen Filmen und Serien gesehen haben. Originalität sieht definitiv anders aus, und da man dem üblichen Muster dann auch noch sklavisch folgt, verfehlte so manche Szene – wie die Suche nach einem Verräter innerhalb Bilbys Organisation – bei mir die gewünschte Wirkung. Zudem war mir bis zuletzt nicht klar, warum die Sternenflotte just O'Brien auf diese Mission schickt. Dieser verhielt sich dann teilweise auch ziemlich naiv und unvorsichtig. Und wenn man schon eine Geschichte rund ums Orionische Syndikat erzählt, hätte man uns ruhig auch ein paar Orioner zeigen dürfen. Und trotzdem hat mir "Ehre unter Dieben" letztendlich ganz gut gefallen. Ja, die Episode ist sehr klischeehaft, setzt eben diese typische Story aber zumindest gelungen um. Denn solche Geschichten stehen und fallen damit, ob man den Gangsterboss sympathisch findet, und somit die sich entwickelnde Freundschaft zwischen diesem und dem Ermittler nachvollziehen kann – und eben dies war bei "Ehre unter Dieben" der Fall. In erster Linie ist es aber die tragische Wendung am Ende, die der Folge dann doch noch eine überdurchschnittliche Wertung einbringt.