Kurzinhalt:
Eigentlich dachte Dana Scully, dass es ihr gelungen sei, Gibson Praise aufzuhalten. Wie sich jedoch herausstellt, hat sie lediglich einen seiner Klone zur Strecke gebracht. Bei einer Anhörung muss sie sich für ihr eindringen in Guantamano Bay – einem gesperrten Bereich – rechtfertigen. Fox Mulder wurde indes von Gibson Praise für seinen Plan rekrutiert. Es scheint, als hätte Gibson vor, eine Nachricht ins All zu schicken. Doch will er die Außerirdischen rufen, um die Invasion einzuleiten, oder sucht er vielmehr nach einem Weg, um diese zu verhindern?
Review:
Lange bevor von FOX die erste Event-Serie zu "Akte X" angekündigt wurde, nahm es Joe Harris auf sich, eine Fortsetzung zur Serie in Comicform vorzulegen. Vergleicht man seine Staffel 10 mit der offiziellen, schneidet sein Ansatz im Großen und Ganzen deutlich besser ab. Mit der Ankündigung einer offiziellen zehnten Staffel wurde seine Geschichte aber ins Reich der Legenden verbannt – und angesichts der Tatsache, dass sich einzelne Punkte seiner Story nicht wirklich mit der offiziellen Fortsetzung in Einklang bringen lässt (wie z.B. die Wiederbelebung der Lone Gunmen; aus meiner Sicht sein einziger gröberer Fehler), war auch von vornherein auszuschließen, dass es ihm gelingen würde, mit seiner Season 11 nochmal die Kurve zu kratzen und allfällige Kontinuitätsbrüche auszuräumen. Insofern muss man seine Season 10 & 11-Comicsc auch nach diesem Sammelband hier als inoffiziell bzw. alternative Fortsetzung ansehen. Dennoch finde ich es positiv, dass ihm IDW Publishing zumindest die Möglichkeit gaben, seine Geschichte abzuschließen – und im Gegensatz zu Chris Carter, der sich selbst heute noch von einem Cliffhanger zum nächsten hangelt und es verabsäumt, dem Zuschauer klare Antworten und einen eindeutigen, befriedigenden Abschluss zu liefern, nutzte Joe Harris diese auch. Eben dies hat seine Version einer Fortsetzung zur "Akte X"-Serie den offiziellen Eventserien jedenfalls schon mal voraus. Über den gesamten Verlauf dieses dicken Sammelbands, der alle neun Ausgaben aus denen seine elfte Staffel besteht in sich vereint, baut sich eine nette Spannung auf, und im Gegensatz zur Serie selbst, wo diese dann oft wirkungslos verpuffte, liefert Joe Harris auch wirklich einen zufriedenstellenden Abschluss seiner Geschichte, der die wichtigsten offenen Fragen beantwortet. Da könnte sich Chris Carter ruhig ein Beispiel nehmen!
Die Qualität der Einzelausgaben schwankt dabei jedoch ein bisschen, wobei dies natürlich auch immer Geschmacksache ist. Ich hätte z.B. nicht unbedingt eine Fortsetzung zu "Blutschande" gebraucht; selbst wenn Joe Harris hier nachträglich versucht zu erklären, warum das denn überhaupt eine X-Akte war, und damit rückwirkend einen meiner Hauptkritikpunkte an der Folge zu beheben versucht. Allerdings zählt die Folge zu den am besten bewerteten auf der IMDB, sprich ich sehe mit meiner Meinung offensichtlich ziemlich alleine da. Insofern machte es natürlich Sinn, in Comicform an die Ereignisse dort anzuknüpfen und eine Fortsetzung zur Episode zu erzählen. Ich selbst hätte halt nur darauf verzichten können. Darüber hinaus gestaltete sich auch noch der Einstieg ein bisschen holprig. Und das Christmas Special war zwar soweit ganz witzig, ist aber eher als unabhängige Comedy-Folge zu werten, die sich nicht wirklich mit der hier erzählten fortlaufenden Geschichte in Einklang bringen lässt. Davon abgesehen war dieses jedoch wirklich sehr unterhaltsam. In erster Linie waren es aber "My Name is Gibson" sowie der abschließende Dreiteiler "Endgames", die mir wirklich gut gefallen konnten. Auch optisch ist der Comic nicht uninteressant. Zwar darf man sich keine fotorealistischen Bilder, detailgenaue Illustrationen und knallbunte, kräftigen Farben erwarten, letztendlich passt der Stil mit den teilweise skizzenhaften Zeichnungen (die den Leser dazu einladen, das Bild in seinem Kopf zu "vervollständigen"), den starken Schatten und den dunklen Bildern sehr gut zur Stimmung der Serie. Und vor allem jene Momente, wo einzelne starke Farbelemente das dominierende blaugrau durchbrechen, stechen hervor. Mir hat der Stil jedenfalls, wenn er auch zweifellos recht eigenwillig ist, sehr gut gefallen.
Fazit:
Wenn man damit leben kann, dass die Geschichte hier der offiziellen Fortsetzung zur Serie widerspricht, bekommt man als "Akte X"-Fan mit Joe Harris' Version einer elften "The X-Files"-Staffel lohnendes Comic-Lesefutter serviert. Nach seinem enttäuschend-frustrierenden Rückzieher auf den letzten zwei Seiten seiner "Staffel 10"-Comics schließt er die dort begonnene Handlung hier nun endlich und endgültig ab – das allein hebt ihn wohltuend von Chris Carters Endloskonzept ab. An die künstlerische Gestaltung scheine ich mich zwischenzeitlich auch gewöhnt zu haben, den der ganz eigenwillige Stil schien mir letztendlich sehr gut zu "Akte X" zu passen, auch wenn die Bilder keinen Schönheitspreis gewinnen werden und eher Wert auf Stimmung denn auf Fotorealismus und optische Imposanz legen. Klar schwankt die Qualität im Verlauf dieses dicken Sammelband mitunter ein wenig, wobei ich persönlich vor allem die "Home"-Fortsetzung nicht gebraucht hätte. Insgesamt schließt Joe Harris seine Version der "Akte X"-Fortsetzung mit "Season 11" aber auf befriedigende Art und Weise ab.
Bewertung:
3.5/5 Punkten
Christian Siegel
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