Originaltitel: Virtuoso Episodennummer: 6x13 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 26. Januar 2000 Erstausstrahlung D: 23. Februar 2001 Drehbuch: Raf Green & Kenneth Biller Regie: Les Landau Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Robert Beltran als Chakotay,
Tim Russ als Tuvok,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Robert Picardo als The Doctor,
Jerry Ryan als Seven of Nine,
Ethan Phillips als Neelix,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Kamala Lopez-Dawson als Tincoo,
Ray Xifo als Abarca,
Paul Williams als Koru,
Marie Caldare als Azen,
Nina Magnesson als Vinka u.a.
Kurzinhalt:
Als die Voyager ein fremdes Schiff mit ihren Sensoren scannte, wurde dessen Impulsantrieb beschädigt, und ein paar Crewmitglieder erlitten Verletzungen. Anfangs erweisen sich die Qomarianer als recht arrogant und hochnäsig; gerade auch, dass sie sich von einem "primitiven" Hologramm behandeln lassen müssen, schmeckt ihnen gar nicht. Dann jedoch beginnt der Doktor aus einer Laune heraus, zu summen. Sofort sind die Qomarianer fasziniert von den Tönen, die er von sich gibt, und der mathematischen Präzision dahinter – haben sie doch auf ihrem Planeten noch nie von Musik gehört. Von dieser Entdeckung in den Bann gezogen, laden sie die Voyager zu einem Besuch auf ihrem Heimatplaneten ein. Zuerst gibt der Doktor nur Konzerte auf der Voyager, kurz darauf wird er jedoch dazu eingeladen, auf dem Planeten selbst aufzutreten. Der Doktor beginnt den Ruhm, der ihm dadurch zu Teil wird, zunehmend zu genießen. Dies geht schließlich sogar so weit, dass er erwägt, der Voyager den Rücken zu kehren, und auf den Planeten zu ziehen – wo seine künstlerischen Fähigkeiten in einer Art und Weise geschätzt werden, von der er bislang auf der Voyager nur träumen konnte…
Denkwürdige Zitate:"When we agreed to be examined by this ship's medical officer, we didn't know that you were a primitive computer matrix." "I assure you there is nothing primitive about me."
(Auf die Einschätzung der Qomarianer reagiert das MHN doch eher ungehalten.)
"Lieutenant, I'll need some help with my wardrobe." "I'm an Engineer, not a costume designer."
(B'Elanna gibt dem Doktor ein bisschen was von seiner eigenen Medizin.)
"I wanted to see you before I left. I've downloaded some social lessons we haven't covered yet. There are seventeen new chapters." "Does one of them include instructions for ending a friendship?"
(Seven trifft der Entschluss des Doktors, die Voyager zu verlassen, hart.)
Review:
"Der Virtuose" ist eine ziemlich seltsame Folge. Zuerst hatte ich lange Zeit keine Ahnung, wo das Ganze hingehen soll, dann dachte ich "Ah!", nur im mitzuerleben wie die Episode danach erst recht wieder mehrmals die Richtung wechselte. Das Ergebnis ist ein wildes Potpourri verschiedener Ideen, die nur bedingt etwas miteinander zu tun haben, und von denen kaum eine genug Zeit bzw. Aufmerksamkeit geschenkt bekommt, um wirklich Eindruck zu hinterlassen. Die ersten knapp fünfzehn Minuten werden auf eine recht nichtssagende Einführung ver(sch)wendet, während der ich – wie gerade erwähnt – noch keine Ahnung hatte, wo das Ganze eigentlich hinführen soll. Natürlich bot sich da bereits der eine oder andere amüsante Moment, dank der Faszination der Qomarianer mit dem Doktor bzw. der Musik, und wie ersterer in seinen Auftritten aufgeht war ebenfalls nett mit anzusehen. Trotzdem kratzte ich mir nach dem ersten Viertel noch verwirrt den Kopf, und wusste nicht so recht, was das Ganze eigentlich soll.
Dann kam Thema Nummer eins: Ruhm und Fans. Und die Art und Weise, wie man dies behandelte, stieß mir gleich mal sauer auf. Vor allem den Spruch "People have always fantasised about knowing celebrities personally. I suppose it's a way of making themselves feel more important." von Janeway fand ich extrem respektlos allen Fans der "Star Trek"-Serien und/oder -Stars gegenüber. Schätzen uns die echt so ein, dass wir deshalb zu Conventions pilgern und teilweise 100 Euro oder mehr für ein vermaledeites Autogramm zahlen, nur damit wir uns wichtiger vorkommen? Fuck you! Wer so von seinen Fans denkt, hat sie nicht verdient. Und dabei hätte eine ausführliche Betrachtung davon, was Ruhm mit einem macht, und gerne auch den Schattenseiten des Fandoms (Stalker usw.), durchaus interessant und lohnenswert sein können. Stattdessen hakt man den betreffenden Punkt nach fünf Minuten ab, und wendet sich des Doktors Wunsch zu, die Voyager zu verlassen und auf den Planeten umzuziehen. Jetzt dachte ich, dass seine Rechte als Individuum in den Mittelpunkt rücken und wir quasi eine Fortsetzung zu "Wem gehört Data?" erhalten würden, aber nein. Nach einem längeren Gespräch mit Captain Janeway ist dies abgehakt (was mir angesichts der medizinischen Bedürfnisse der Crew, die von Tom Paris beim besten Willen nicht abgedeckt werden können, auch viel zu schnell ging. Man denke nur an "Tuvix" zurück, wo sie das Wohl der Crew über die Rechte eines Individuums stellte. Was ist diesmal anders?). Danach setzte man sich kurz mit der Reaktion der Crew, insbesondere Seven of Nine, und ihrer betreffenden Enttäuschung auseinander, aber auch da blieb's bei einer sehr oberflächlichen Betrachtung. Und am Ende zerplatzen dann die Träume des Doktors, als er von den Qomarianern kurzerhand durch ein verbessertes Modell ersetzt wird. Das war dann noch so ziemlich das Netteste und Beste an der Folge, aber um so richtig mit ihm mitfühlen zu können, hätte man sich mit seiner Freude ob des plötzlichen Ruhms stärker beschäftigen müssen.
All dies heißt jetzt nicht, dass "Der Virtuose" eine schlechte Folge war, sondern nur, dass sie leider hinter den Möglichkeiten zurückbleibt, und aus den meisten der Ideen die sie aufwirft bei weitem nicht das Optimum herausholt, und das ist halt schade. Trotzdem verstand sie es zumindest ansatzweise, mich zu unterhalten. Robert Picardo hatte beim Singen offenkundig wieder Spaß (wenn auch bei den Arien deutlich war, dass diese nicht von ihm selbst gesungen wurden). Die Idee einer Gesellschaft ohne Musik hatte ebenfalls einen gewissen Reiz (bzw. sollte ich wohl eher von Schrecken sprechen, weil ich finde, das ist ein furchterregender Gedanke; ich kann – und will – mir das gar nicht vorstellen). Die sprunghafte Handlung verhinderte zwar, dass jede der hier vorgestellten Ideen echten Eindruck hinterließ, machten die Folge aber zumindest abwechslungsreich, und ließen keine Langeweile aufkommen. Und effekttechnisch stach ebenfalls die eine oder andere Einstellung – insbesondere vom Heimatplaneten der Qomarianer – hervor, und ließ keine Wünsche offen. Ich wünschte nur, ich könnte das gleiche auch über das Drehbuch sagen.
Fazit:
Zwar war "Der Virtouse" soweit ganz unterhaltsam – oder wenigstens nicht langweilig – dennoch hätte man aus der Folge weitaus mehr machen können. Einzelne interessante Thematiken werden nur gestreift, anstatt sich näher mit ihnen auseinander zu setzen und sie zu vertiefen. Das macht die Folge zwar sehr abwechslungsreich und lässt sie auch recht flott wirken, ändert aber auch nichts daran, dass zahlreiche vielversprechende Ansätze verschwendet werden, da man sich keinem von ihnen ausführlich genug widmet. Zudem dauert es auch ziemlich lange, bis ich mal langsam eine Idee hatte, worum es denn eigentlich geht – nur um die Ausrichtung dann erst recht fast im Minutentakt wieder zu verändern. Und auch Janeways Satz über Fans – gerade auch im Hinblick auf das große und langjährige, treue Fandom von "Star Trek" – stieß mir doch ziemlich sauer auf. In erster Linie ist aber das verschenkte Potential dafür verantwortlich, dass mich "Der Virtuose" – trotz allem oberflächlichem Unterhaltungswert – doch ein bisschen frustriert hat.