Originaltitel: Fair Haven Episodennummer: 6x11 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 12. Januar 2000 Erstausstrahlung D: 22. Dezember 2000 Drehbuch: Robin Burger Regie: Allan Kroeker Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Robert Beltran als Chakotay,
Tim Russ als Tuvok,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Robert Picardo als The Doctor,
Jerry Ryan als Seven of Nine,
Ethan Phillips als Neelix,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Fintan McKeown als Michael Sullivan,
Richard Riehle als Seamus,
Jan Claire als Frannie,
Henriette Ivanans als Maggie,
Duffie McIntire als Grace u.a.
Kurzinhalt:
Tom Paris hat eine neue Holodeck-Simulation programmiert. Bei Fair Haven handelt es sich um eine idyllische irische Kleinstadt im 19. Jahrhundert. Die Crew nimmt das neue Freizeitangebot mit Freude an. Auch Kathryn Janeway stattet Fair Haven einen Besuch ab, und trifft dort auf den Wirten Michael Sullivan, den sie auf Anhieb interessant und sympathisch findet. Als die Voyager einen Neutronensturm durchfliegt, gibt Captain Janeway nicht nur die Erlaubnis, die Simulation auf Holodeck zwei zu erweitern, sondern auch, sie dauerhaft laufen zu lassen, und damit der Crew zu ermöglichen, so viel Zeit wie möglich dort zu verbringen, da auf dem Schiff während man den Sturm durchfliegt ohnehin gerade nicht wirklich etwas zu tun ist. Auch Kathryn kehrt ins Holodeck zurück, und verbringt einen angenehmen Abend mit Michael – erfährt dann jedoch, dass dieser verheiratet ist. Daraufhin nimmt sie ein paar Änderungen an der Simulation vor: Sie ändert seine Figur, macht ihn belesen, neugierig, und auch eine Spur größer. Vor allem aber löscht sie seine Frau, und macht ihn somit zu einem Junggesellen. Ein paar Tage später bricht sie plötzlich mitten in der Nacht aus dem Holodeck auf, und lässt einen liebeskranken Michael zurück. Doch Kathryn hat sowohl Angst vor ihren Gefühlen bekommen, als auch der Macht, ihn nach Belieben zu verändern und so de facto den Mann ihrer Träume zu erschaffen…
Denkwürdige Zitate:"I've noticed that humans usually try to change the people they fall in love with. What's the difference?" "In this case, it works."
(Captain Janeway bringt ihr Dilemma auf den Punkt.)
Review:
Mit "Fair Haven" folgt auf das Highlight rund um das Pfadfinder-Projekt die nächste Enttäuschung. Positive Aspekte lassen sich in erster Linie bei Betrachtung der Produktionsqualität finden. Das Set von Fair Haven (wenn es auch ein bisserl sehr an die französische Kleinstadt in "Das Tötungsspiel" erinnert). Die schauspielerischen Leistungen, allen voran von Kate Mulgrew, können wie immer gefallen. Die Effekte sind ebenfalls wieder gelungen, und so bietet uns "Fair Haven" zumindest ein paar nette Aufnahmen der durch den Neutronensturm fliegenden Voyager. Die Musik von David Bell ist ebenfalls nett. Und grundsätzlich steckt in "Fair Haven", mit Kathryns Dilemma, ja eine interessante Thematik, der man sich bei "Star Trek" wohl in Wahrheit schon längst – nämlich seit der Vorstellung des Holodecks – hätte kümmern sollen, nämlich der Möglichkeit, sich einfach seinen Traummann – oder seine Traumfrau – zu erschaffen. Leider aber verabsäumt es "Fair Haven" fast gänzlich, das darin schlummernde dramaturgische Potential auszuschöpfen, und ist insgesamt gesehen leider extrem belanglos, und vor allem auch schrecklich langweilig.
Ich habe es in der Vergangenheit in meinen Reviews immer wieder gern betont: "Star Trek" und Romantik, das ist eine Kombination, die in den seltensten Fällen wirklich gut funktioniert – und dann in erster Linie, soweit es längerfristige Entwicklungen und Beziehungen betrifft (wie z.B. zwischen Jadzia und Worf). Zwar gibt es auch vereinzelte Ausnahmen für diese Regel, wie die sehr gute TNG-Episode "Der Feuersturm", zumeist ist eine Folge allein aber halt einfach zu wenig, um uns einen "love interest" vorzustellen, diesen sympathisch zu machen, und uns sowohl das Verlieben, die innige Beziehung, als auch deren unweigerliches Ende zu zeigen – und vor allem auch, all dem emotionales Gewicht zu geben. Auch "Fair Haven" scheitert daran wieder. Es hilft auch nicht, dass die Romanze wie aus einer Rosamunde Pilcher-artigen Liebesschnulze wirkt. Zumindest in meinem Fall gelang es der Autorin nicht, mir Michael sympathisch zu machen, und mir Kathryns Gefühle für ihn plausibel zu vermitteln und damit nachfühlbar zu machen. Auch die sprunghafte Entwicklung – plötzlich ist Kathryn schon tagelang nicht mehr im Holodeck gewesen, und hat einen liebeskranken Michael zurückgelassen – hilft der Episode nicht. Insgesamt fand ich aber diese ganze Liebesgeschichte – und auch die Folge an sich – ungemein langweilig. Dazu kommt dann eben noch das verschwendete Potential, da man davor zurückschreckt, sich ernsthaft mit den moralischen Implikationen von Holodecks auseinanderzusetzen, und der Macht, die der "Programmierer" über die Geschichte und die Figuren hat. Damit dies funktioniert hätte man Michael nämlich zu einem jener Hologramme machen müssen, die sich – wie Moriarty oder der Doktor – ihrer Existenz bewusst sind. Aber so registrierte zumindest ich Michael nie als echte Persönlichkeit, sondern immer nur als Hologramm bzw. als Figur in einer Geschichte, weshalb der zentrale moralische Konflikt für mich nicht wirklich funktioniert hat. Letztendlich ist die Folge in dieser Hinsicht ein bisschen so wie Kathryn bei Michael: Ein bisschen flirten, aber es nicht zu weit kommen lassen.
Fazit:
Liebesgeschichten funktionieren bei "Star Trek" ja in den seltensten Fällen – und "Fair Haven" ist leider keiner davon. Die Folge hatte irgendwie etwas von einer grauenhaften Liebesschnulze, hat aber selbst als eine solche insofern nicht so recht funktioniert, als es der Episode nie gelang, mich Kathryns Gefühle für Michael nachempfinden zu machen, oder mir diese auch nur glaubwürdig zu vermitteln. Generell war die Liebesgeschichte einfach nicht interessant genug. Vor allem aber fand ich es schade, dass man aus der zentralen moralischen Frage rund um die Veränderung von Holo-Figuren nicht mehr gemacht hat – denn welches dramaturgisches Potential darin steckt, hat ein paar Jahre später "Ruby Sparks" auf eindrucksvolle Art und Weise bewiesen. "Star Trek" hätte hier Vorreiter sein und ein paar schwierige Fragen im Hinblick auf die Holodeck-Technologie und künstliche Intelligenzen stellen können – lässt diese Möglichkeit aber leider ungenutzt verstreichen. Lediglich einzelne gute, amüsante Momente und die wie immer hohe Produktionsqualität (schauspielerische Leistungen, Effekte, Musik) verhindern einen Totalausfall.