Originaltitel: Waltz Episodennummer: 6x11 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 03. Januar 1998 Erstausstrahlung D: 18. Juli 1998 Drehbuch: Ronald D. Moore Regie: Rene Auberjonois Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Michael Dorn als Lt. Commander Worf,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Marc Alaimo als Dukat,
Jeffrey Combs als Weyoun,
Casey Biggs als Damar u.a.
Kurzinhalt:
Captain Sisko befindet sich an Bord der U.S.S. Honshu, die Gul Dukat zur Sternenbasis 621 bringt, wo in Kürze sein Prozess stattfinden soll. Während Sisko seinen cardassianischen Widersacher in der Brigg besucht, wird das Schiff plötzlich von einem cardassianischen Zerstörer angegriffen. Als Benjamin Sisko Stunden später erwacht, findet er in der Höhle eines unwirtlichen Planeten wieder, mit Gul Dukat an seiner Seite. Dieser hat ihm das Leben gerettet und auch seine Wunden versorgt. Da er ein gebrochenes Bein erlitten hat, ist Sisko dem Cardassianer hilflos ausgeliefert – was sich vor allem deshalb als überaus gefährlich erweist, als Dukats psychische Instabilität mit jeder Minute die sie auf dem Planeten verbringen immer stärker zu Tage tritt. Währenddessen hat man auf Deep Space Nine vom Angriff auf die Honshu erfahren, und schickt unter anderem die U.S.S. Defiant aus, um nach Überlebenden zu suchen. Doch das diesbezügliche Zeitfenster ist recht kurz, da die Defiant dafür gebraucht wird, in Kürze einen Konvoi zu beschützen. Verzweifelt sucht man unter dem Kommando von Worf nach Lebenszeichen, in der Hoffnung, Captain Sisko zu finden, ehe sie die Suche abbrechen müssen…
Denkwürdige Zitate:"Ziyal was a very special young woman. It was a pleasure to have her with us, even if it was only a short time." "A short time is all she ever had."
(Dukats melancholische Worte über seine Tochter.)
"We all know what Major Kira's orders were. It would be dishonorable to ignore them." "You will forgive me if I don't consider your honor to be worth Captain Sisko's life."
(Julian setzt sich dafür ein, die Suche fortzusetzen.)
"You should have killed them all." "Yes! Yes! That's right, isn't it? I knew it! I've always known it! I should have killed every last one of them. I should have turned their planet into a graveyard the likes of which the galaxy had never seen! I should have killed them all…"
(Dukats Wahnsinn wird enthüllt.)
Review:
Sieh mal einer an: Ich hätte schwören können, dass diese Episode erst in der siebenten Staffel kam. So kann man sich irren. Jedenfalls ist "Das Gute und das Böse" eine der wenigen Episoden, die mir von meiner DS9-Erstsichtung damals bei der Erstausstrahlung in Sat.1 noch in (guter) Erinnerung waren. Auch diesmal hat sie mir wieder sehr gut gefallen, es gibt jedoch auch einen markanten Kritikpunkt der für mich eine höhere Wertung verhindert: So großartig die Entwicklung hier grundsätzlich auch umgesetzt ist, so finde ich es rückblickend doch etwas schade, dass man hier eine der bis dahin interessantesten, vielschichtigsten und ambivalentesten Figuren der Serie nun erst recht wieder auf einen schlichten, eindimensionalen, (größen-)wahnsinnigen Bösewicht reduziert. Und auch wenn er diese Rolle sowohl in der Vergangenheit, hier in dieser Folge als dann auch in Zukunft zweifellos großartig ausfüllt, finde ich dies letztendlich schon ein wenig schade. Ein bisschen fehlt es mir hier schon an Graustufen, und gerade auch bei DS9, wo man sich bemüht hat, eben solche zunehmend ins "Star Trek"-Universum zu bringen, ist dieser Rückfall ins altbekannte – und verbrauchte – Schwarz/Weiß-Muster schon etwas bedauerlich.
Von diesem nicht unerheblichen Manko abgesehen war "Das Gute und das Böse" aber großartig. Sisko und Dukat sind einfach ein großartiges Duo, und ihr Konflikt erreicht hier nun seinen vorläufigen Höhepunkt. Und auch wenn ich es wie gesagt ein bisschen schade finde, dass Dukat hier gänzlich zum Bösewicht mutiert, so wirkt dies zumindest wie der nächste, logische Schritt in ihrer Entwicklung, und intensiviert ihr Duell – denn nun steht das Schicksal ganz Bajors auf dem Spiel. Generell mag ich mit der Entwicklung zwar nicht 100%ig glücklich sein, muss und kann aber anerkennen, dass diese für sich genommen grandios umgesetzt war. Angefangen beim Weyouns erstem Auftritt, wo man (zumindest bei der Erstsichtung) kurz glaubt dieser würde sich tatsächlich auf dem Planeten befinden, über den Besuchen von ihm, Damar und Kira, die dem Zuschauer Dukats Fall in den Wahnsinn veranschaulichen, bis hin zu Marc Alaimos grandioser Darstellung dieser Entwicklung. Vor allem die letzte Szene, wo Dukat sowohl Sisko als auch sich selbst seinen tiefen Hass auf die Bajoraner eingesteht, ist ein ungemein eindringlicher und intensiver Moment. Das war wirklich phantastisch. Die Ausgangssituation steigert zudem die Spannung im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Serie. Die B-Story rund um die Suche nach Sisko ist zwar recht deutlich als Füllstoff zu erkennen, als solcher aber immerhin gut genug, um nicht störend zu wirken, oder gar die Episode runterzuziehen. Vor allem Worfs Entschlossenheit, zwar die Frist bis zum letzten möglichen Moment auszureizen, ansonsten aber Kiras Befehl folge zu leisten (auch wenn dies bedeutet, Sisko im Stich zu lassen), sticht positiv heraus. Weil wie oft haben wir bei "Star Trek" schon gesehen, dass Befehle aus persönlichen Gründen einfach ignoriert wurden? Das war mal was anderes. Trotzdem, die Höhepunkte der Folge waren ganz klar in der Höhle des unbenannten Planeten zu finden.
Fazit:
"Das Gute und das Böse" ist zweifellos eine starke und vor allem für die weitere Entwicklung der Serie absolut essentielle Folge. Mein einziger – nicht unwesentlicher – Kritikpunkt ist dabei, dass ich Dukats Entwicklung hier doch ein bisschen bedaure. Aus einer bislang angenehm ambivalenten Figur wird hier endgültig ein eindimensionaler Bösewicht, und der große Widersacher der Geschichte. Graustufen, statt dieser Schwarz/Weiß-Zeichnung, hätte ich vorgezogen. Davon abgesehen war aber alles rund um Sisko und Dukat großartig, und präsentierten uns die "Star Trek"-Macher hier ein packendes und stellenweise ungemein intensives Kammerspiel, dass uns Dukats Verfall in den Wahnsinn veranschaulicht, und vor allem mit dem grandiosen Zusammenspiel zwischen Marc Alaimo und Avery Brooks begeistert. Die B-Story fällt im direkten Vergleich zwar recht deutlich ab, ist aber immer noch gut genug, um zumindest nicht störend zu wirken. Insgesamt ist "Das Gute und das Böse" eine außergewöhnlich charakterorientierte Folge mit einigen starken Momenten, die zudem dem Rest der Serie die Bühne bereitet und das große Duell zwischen Sisko und Dukat, dessen Ausgang das Schicksal Bajors bestimmen wird, einläutet.