FilmRückblick 2017 - Die besten Filme des Jahres: Das Verfolgerfeld
Die Plätze 25-11 werden enthülltKategorie: DVD & Kino - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 20 Januar 2018
Die besten Filme des Jahres 2017 – Das Verfolgerfeld
Bevor wir zu den Plätzen 25 bis 11 der meines Erachtens besten Filme des letzten Jahres kommen, möchte ich zuerst – als weitere kleine Neuerung – fünf Filme vorstellen, die mir 2017 untergekommen sind, die jedoch aktuell noch über keinen Veröffentlichungstermin hierzulande besitzen (sprich: Wir reden hier nicht von Filmen wie "Three Billboards Outsing Ebbing, Missouri", den ihr euch hoffentlich eh alle vorgemerkt habt), die es aus meiner Sicht aber wert sind, dass ihr sie im Hinterkopf behaltet und die Augen im Hinblick auf einen möglichen zukünftigen Release offen haltet. Die da wären: "Prevenge" (ein schwarzhumoriger Rachethriller von und mit der hochschwangeren Alice Lowe, der sich ein bisschen wie eine inoffizielle Fortsetzung von "Sightseers" anfühlt), "Dave Made A Maze" (ein wundervoll origineller Film über einen Künstler, der sich in seinem eigenen Werk verfängt), "Mayhem" (ein zugleich brutaler wie saukomischer Büro-Thriller mit Ex-"Walking Dead"-Star Steven Yeun), "Respire" (beeindruckendes und ungemein packendes Regiedebüt von Melanie Laurent, famos bebildert und gespielt, und mit einem bedrückenden Ende, dass bei mir noch lange nachgehallt hat) sowie "The Insult" (grandiose Dramödie rund um den Nahost-Konflikt, dessen Beobachtungen und Wahrheiten sich jedoch teilweise auch auf unsere Gesellschaft übertragen lässt, und den ich im aktuellen politischen und gesellschaftlichen Klima für ein absolutes Must See halte. Sowohl einer der besten als auch wichtigsten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe). Nun aber ohne weitere Umschweife zu den meines Erachtens besten fünfundzwanzig jener insgesamt 148 Filme, die für diesen FilmRückblick berücksichtigt wurden:
Platz 25: The Monster
Obwohl ich – vorsichtig ausgedrückt – nicht der größte Fan von "The Strangers" war, hatte ich an diesen Film – vom selben Regisseur – doch einige Erwartungen. Dies lag in erster Linie an der Besetzung, und da vor allem an Zoe Kazan, die ich einerseits als Darstellerin enorm schätze, und die mir andererseits noch in keinem schlechten Film untergekommen ist. Und tatsächlich konnte mir "The Monster" verdammt gut gefallen. Toll gespielt von der besagten Zoe Kazan sowie Newcomerin Ella Ballentine, ein wunderbar atmosphärischer, ruhiger Thriller der seine Spannung langsam aufbaut und diese dann aber zunehmend verdichtet, und vor allem ein Horrorfilm, der sehr viel Wert auf die Figuren legt, und insbesondere die angespannte Mutter-Tochter-Beziehung – in Rückblenden – wunderbar thematisiert. Einzig dem Ende stehe ich sehr zwiespältig gegenüber. Auf der einen Seite wirkt es irgendwie "lebensnah", dass der Plan nicht aufgeht, auf der anderen Seite war halt eine bestimmte Entwicklung letztendlich völlig überflüssig und für die Katz. Das hatte zwar auch wieder eine gewisse Tragik, trotzdem wirkten die Figuren hier rückblickend nicht wirklich glücklich. Aber davon abgesehen gibt's für "The Monster" von mir eine klare Empfehlung. 8/10
Platz 24: Battle of the Sexes - Gegen jede Regel
Zugegeben, im Vergleich zu so manch anderem Film auf dieser Liste ist "Battle of the Sexes" schon ziemlich seicht. Allerdings gelang ihm etwas, dass so einigen anderen, vermeintlich anspruchsvolleren Filmen verwehrt blieb, nämlich mich von der ersten bis zur letzten Minute bestens zu unterhalten. Er besticht dabei einerseits mit einer überaus gelungenen Mischung aus lustig und tragisch, tollen schauspielerischen Leistungen (vor allem von Emma Stone und Steve Carell), vor allem aber mit der Thematik, wobei er nicht nur Emanzipation und Gleichberechtigung behandelt, sondern auch Toleranz gegenüber homosexuellen Beziehungen. Zudem bietet "Battle of the Sexes" ein paar wirklich starke Momente, wie u.a. den bereits bei den besten Szenen des Jahres erwähnten aufputschenden Ausklang. Und trotz aller unbestreitbarer Seichtigkeit wird er mir insofern noch länger in Erinnerung bleiben, als erschreckend ist, wie aktuell – trotz aller Fortschritte – vieles an ihm auch fast 45 Jahre später noch wirkt. Zumindest das hat mich dann – leider – sehr beeindruckt. 8/10
Platz 23: Die rote Schildkröte
Ich gebe zu, im Vorfeld – obwohl es sich um den ersten europäischen Film des unvergleichlichen Studios Ghibli handelt – skeptisch gewesen zu sein. Ein Film ohne jeglichen Dialog, kann das funktionieren? Es kann. "Die rote Schildkröte" besticht dabei in erster Linie mit der wundervollen, klassisch-altmodischen 2D-Zeichentrick, der uns zahlreihe wunderschöne Bilder beschert, und so wieder einmal beweist, dass diese gute, alte, traditionelle Kunstform trotz 3D-Animationsfilme noch lange nicht obsolet ist. Die Story ist ebenfalls nett – wenn man sich auch im Vorfeld darauf einstellen muss, es mit einem Märchen zu tun zu haben, und keiner Naturdoku. So richtig zu berühren vermochte er mich dann zwar erst zum Ende hin, unterhaltsam war er jedoch bis dahin auch schon. In erster Linie lebt "Die rote Schildkröte" aber zugegebenermaßen von den wirklich wunderschönen Bildern. Zweifellos einer der schönsten Filme, die je über Sodomie gedreht wurden! (Scherz.) 8/10
Platz 22: Detroit
Mit "Detroit" erweitert Kathryn Bigelow ihre eindrucksvolle Filmographie um einen weiteren packenden Thriller. Neuerlich beweist sie, dass sie es wie wenige andere Regisseure – egal welchen Geschlechts – versteht, eine dichte Atmosphäre aufzubauen und so für nervenzerreißende Spannung zu sorgen. Wie schon bei "Zero Dark Thirty" wendet sie sich bei "Detroit" historischen Ereignissen zu, und erzählt die bedrückende und schockierende Geschichte einer Hausdurchsuchung, die aufgrund der rassistischen Cops für die sich dort gerade aufhaltenden – überwiegend afroamerikanischen – Gäste zu einem Alptraum wird. Mein einziger Kritikpunkt ist die Länge des Films. Auch wenn es zweifellos wichtig ist, die damaligen Umstände näher zu beleuchten, ehe es dann zur Sache geht, und sich zudem den Nachwehen zu widmen, so ist doch die Hausdurchsuchung die zentrale Stelle des Films. Hätte man Einstieg und Ausklang etwas gekürzt, hätte der Film auf mich wohl noch effektiver gewirkt. Davon abgesehen ist "Detroit" aber ein wirklich starker Film mit einigen eindringlichen Momenten. 8/10
Platz 21: First Girl I Loved
"First Girl I Loved" ist ein schönes, berührendes und vor allem höchst sensibles Coming of Age-Drama über die erste große Liebe. Dem Film gelingt es sehr gut, das Gefühl der Pubertät einzufangen; die Unsicherheit, die mit dieser Zeit einhergeht, und wie diese durch das erste Aufkommen solcher Gefühle nochmal verstärkt wird. Er arbeitet auch sehr schön heraus, dass selbst in der heutigen Zeit es - gerade auch in der Pubertät - noch einmal schwerer ist, sich auf eine gleichgeschlechtliche Liebe einzulassen, als das bei einer heteronormativen Liebe der Fall ist. Sehr gefühlvoll erzählt, und wunderbar geschauspielert, liegt die größte Stärke des Films für mich aber in einer erschütternden Szene, die es nur haarscharf nicht unter die besten Momente des Jahres geschafft hat, und in der Regisseur und Autor Kerem Sanga mit dem klassischen Bild des Vergewaltigers als in finsteren Gassen auf Opfer wartenden Schimaskenträgers aufräumt, und dies stattdessen dorthin verlegt, wo es mehrheitlich (und viel zu oft) vorkommt: In die eigenen vier Wände. Für die besten Filmmomente des Jahres mag es knapp nicht gereicht haben, dennoch zählt diese Szene für mich ganz klar zu den wichtigsten aus dem abgelaufenen Filmjahr. 8/10
Platz 20: The Edge of Seventeen – Das Jahr der Entscheidung
"The Edge of Seventeen" ist einer dieser Filme, die man am liebsten Umarmen möchte. Süß, traurig und lustig zugleich, sollte der Film sowohl für jene, die sich gerade in Nadines Alter befinden, ebenso funktionieren, wie bei jenen – wie meiner einer – bei denen die Teenagerzeit schon ein bisschen her ist. Wie "First Girl I Loved" fängt auch "The Edge of Seventeen" das Gefühl dieses Lebensabschnittes sehr gut ein, und ist dabei zudem – trotz aller tragischer Momente – teilweise ungemein lustig, und mit so manch coolem und/oder wahrem Spruch, der mir nach der Kinosichtung noch eine Weile im Kopf herumgespukt ist. Zudem ist der Film auch sehr gut gespielt, wobei vor allem Hailee Steinfeld (wieder einmal) hervorstickt. Insgesamt ist "The Edge of Seventeen" eine wunderschöne und vor allem zutiefst herzerwärmende Coming of Age-Dramödie. 8/10
Platz 19: The Big Sick
Zugegebenermaßen hätte ich mir nach den großen Vorschusslorbeeren aus Übersee ein bisschen mehr (bzw. zu viel) erwartet, aber "The Big Sick" ist schon zweifelsohne ein überaus lustiger, süßer, romantischer, melancholischer als auch berührender Film. Er sticht dabei aus dem Genre der romantischen Komödien in erster Linie mit der gewissen Portion Bodenständigkeit und Realismus hervor – kein Wunder, basiert der Film doch auf realen Ereignissen. Sprich: Der Film folgt einerseits nicht unbedingt der typischen Struktur solcher Filme, und ist auch längst nicht so kitschig, wie das für die meisten anderen Vertreter des Genres gilt. Generell ist sehr interessant, wie sich der Film durch Emilys Krankheit zunehmend mehr zu einer Charakterstudie entwickelt, bzw. die langsam wachsende Freundschaft zwischen Kumail und Emilys Eltern (toll: Holly Hunter und Ray Romero) ins Zentrum rückt. Aber auch Zoe Kazan (zum zweiten Mal in der Top 25-Liste anzutreffen) leistet in den vergleichsweise wenigen Szenen wieder einmal tolle Arbeit. Und dann behandelt der Film neben ihrer romantischen Beziehung sowie Emilys Krankheit und Kumails Beziehung zu ihren Eltern auch noch die Problematik von Einwanderern der zweiten Generation. Im Vergleich zu ähnlich gelagerten Filmen wie "Me and Earl and the Dying Girl" fehlt zwar der letzte emotionale Punch, dennoch ist "The Big Sick" nicht nur eine angenehm ungewöhnliche, sondern auch klar die beste romantische Komödie, die mir 2017 untergekommen ist.
8/10
Platz 18: Manchester by the Sea
So kurzweilig können 140 Minuten sein. Kenneth Lonergans Vorgänger "Margaret" hat mich zwar noch eine Spur mehr berührt, dennoch war auch "Manchester by the Sea" wieder sehr gut. Glaubt man anfänglich, Lonergan würde diesmal das Thema Trauer behandeln, kehrt er mit der Offenbarung nach ungefähr einer Stunde Laufzeit doch wieder zur Schuld-Thematik zurück. Immer wieder eingestreute witzige Momente sorgen zudem dafür, dass der Film trotz der traurigen Thematik sowie einigen erschütternden Momenten nie zu bedrückend und trist wird. Auch die lockere (und natürliche) Art und Weise, wie der Film mit dem sexuellen Erwachen von Teenagern umgeht, hat mir sehr gut gefallen (zumal man dies heutzutage in amerikanischen Filmen nicht mehr oft so sieht). Insgesamt ist "Manchester by the Sea" ein schöner, ehrlicher und unterhaltsamer Film über schwierige Themen, ganz ohne Kitsch, Pathos, oder übertrieben glückliches Ende, das den Zuschauer mit dem Wissen entlassen würde, dass alles gut wird. Vielmehr ist die Message hier: "Everything will not be alright - but that's ok". Sehr erfrischend! 8/10
Platz 17: Blade Runner 2049
Ich kann mir vorstellen, dass den einige von euch wesentlich weiter vorne erwartet hätten, aber wie in meinem ausführlichen Review schon dargelegt, hat mich "Blade Runner 2049" nicht ganz so begeistert wie der Vorgänger, bzw. wie dies bei vielen anderen Genre-Fans der Fall war. Dafür fehlte ihm ganz einfach, abseits der bestehenden Optik, das Besondere. Zudem ist er, bei allem Verständnis für eine langsame Erzählweise zugunsten der Spannung, definitiv zu lang. Mit einer halben Stunde weniger wäre eine Top 10-Platzierung drin gewesen. Aber auch so ist er zweifellos zu den Genre-Highlights des letzten Jahres zu zählen. Er mag mich nicht umgehauen haben, war jedoch zweifellos wesentlich besser als befürchtet, und erwies sich als zwar nicht gleichwertige, aber doch zumindest würdige Fortsetzung von Ridley Scotts Meisterwerk, das sehr gut auf diesen aufbaut und die eine oder andere Idee daraus näher beleuchtet und/oder konsequent weiterführt. Zudem überzeugt Ryan Gosling mit einer tollen Leistung, und auch Harrison Ford war hier wieder einmal mit vollem Elan bei der Sache (was man bei den Filmen aus seiner späteren Schaffensperiode ja leider nicht immer behaupten kann). In erster Linie ist es aber der unvergleichlichen visuellen Brillanz zu verdanken, dass es "Blade Runner 2049" trotz der Schwächen noch in meine Top 25 geschafft hat. 8/10 >> Zum Review
Platz 16: Star Wars – Episode VIII: Die letzten Jedi
Sieht man davon ab, dass "Blade Runner 2049" natürlich eine viel spätere Fortsetzung war, haben diese beiden Filme sehr viel miteinander gemeinsam. Beide sind optisch brillant und bieten einige Höhepunkte, sind aber zu lang geraten und verlieren dadurch an Intensität. Bei "Die letzten Jedi" störte ich mich diesbezüglich in erster Linie am Ausflug nach Canto Bight, der narrativ höchst überflüssig war. Zudem störte ich mich am vor allem in der ersten Hälfte noch zu übermächtigen, teils aufdringlich und störend wirkenden und zu allem Überfluss meinen persönlichen Geschmack überwiegend verfehlenden Humor. Dafür begeisterte mich der Film mit einer grandiosen schauspielerischen Leistung von Mark Hamill, einer höchst interessanten Fortführung der Geschichte aus der "Star Wars"-Saga, und vor allem mit zahlreichen emotionalen Höhepunkten, von denen mir nicht wenige Gänsehaut bescherten. Alles weitere ist auf Wunsch in meinem ausführlichen Review nachzulesen. 8/10 >> Zum Review
Platz 15: Die Taschendiebin
"Die Taschendiebin" ist ein weiteres großartiges Werk des südkoreanischen Regie-Virtuosen Chan-wook Park. Ich habe den Roman auf den der Film basiert noch nicht gelesen, und kann daher nicht sagen, ob der Aufbau auf diesen zurückzuführen ist, oder dem Drehbuch entstammt, aber neben Parks gewohnter, visuell bestechender Inszenierung lag genau darin für mich seine größte Stärke. Wie wir die Geschichte zuerst aus der Sicht von Sook-Hee erleben, und dann nach einer bestimmten Wendung wieder zurückspringen, und uns dann viele dieser Momente aus Lady Hidekos Perspektive gezeigt werden, und sich erst daraufhin langsam ein Gesamtbild ergibt (und das ohne, dass man davor das Gefühl gehabt hätte, dass etwas fehlt), war ungemein interessant, und wirklich sehr gut gemacht. Aber auch vom Aufbau abgesehen hat mir die Geschichte wirklich gut gefallen. Und die zahlreichen Twists und Offenbarungen trugen ebenfalls viel zur Spannung bei. Zudem ist das Ganze nicht nur gewohnt phantastisch inszeniert, sondern auch sehr gut gespielt. Einzig mit der "Bücherverbrennung" hatte ich meine Probleme, und konnte daher den befreienden Charakter dieser Szene nicht so recht nachempfinden. Zudem ist er eine Spur zu lang, und das mit dem Tintenfisch war ein bisschen unfreiwillig komisch. Davon abgesehen ist "Die Taschendiebin" aber ein grandioser, hocherotischer Thriller, der mich vor allem mit der lentikularen Erzählweise beeindruckt hat, und wirklich nur haarscharf an einer 9er-Wertung vorbeischrammt. 8/10
Platz 14: John Wick – Kapitel 2
"John Wick: Kapitel 2" ist einer der seltenen Filme, wo die Fortsetzung für mich im Vergleich zum Original noch einmal eins draufsetzt. Die Action ist ähnlich brillant und packend inszeniert wie beim Vorgänger, jedoch noch eine Spur abwechslungsreicher. Vor allem aber fand ich die Story noch einen Hauch interessanter. Wo der erste Film eine klassische Rachegeschichte war (nicht, dass dagegen etwas einzuwenden wäre), wird John Wick hier vielmehr von seiner Vergangenheit eingeholt. Das fand ich klasse. Davon abgesehen ist alles so (gut) wie beim Vorgänger, sei es Keanu Reeves (der sich in diesen Rollen wo er nicht zu viel schauspielern muss immer noch am wohlsten zu fühlen scheint), die Inszenierung der Action (wenn er auch was die beste Actionszene 2017 betrifft den Kürzeren zog), die interessante Welt (in die wir hier noch etwas tiefer eintauchen), der hochkarätige Cast, sowie ein paar optisch wirklich nette Bilder. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls jetzt schon auf das dritte und abschließende Kapitel, und hoffe, dass dieses wenn schon nicht noch einmal eins draufsetzen so doch zumindest das Niveau von "Kapitel 2" halten wird. 9/10 >> Zum Review
Platz 13: Life, Animated
Ich bin jetzt nicht unbedingt der große Doku-Schauer, aber "Life, Animated" hat sich echt mal ausgezahlt. Ein ebenso schwieriges wie wichtiges Thema, sehr sensibel und zugleich auch angenehm ehrlich aufbereitet, mit zahlreichen interessanten Szenen und – für mich, der mit der Thematik jetzt nicht so vertraut ist – Erkenntnissen. Schon allein zu sehen, wie Owen Suskind über die Disney-Filme wieder einen Bezug zur Welt da draußen herstellen kann, war ungemein faszinierend. Generell wurde die Geschichte der Familie phantastisch aufgearbeitet. Und die Animationssequenzen – vor allem die "Verfilmung" seiner Sidekick-Story – waren ein Wahnsinn. Gänsehaut pur! Insgesamt ein wichtiger und sehr interessanter Film, bei dem sich die bedrückend-berührenden Szenen mit den erhebend-hoffnungsvollen Momenten die Klinke in die Hand gaben, und zu einer wahnsinnigen emotionalen Achterbahn führten. So man sich auch nur ansatzweise für das Thema erwärmen kann, eine ganz klare Empfehlung! 9/10
Platz 12: Under the Shadow
Von mir bei der Viennale gesehen, wurde er Anfang 2017 auf Netflix veröffentlicht, und falls ihr ihn nicht eh schon gesehen habt, sei er euch hiermit wärmstens ans Herz gelegt. Im kriegsgebeutelten Teheran der 80er angesiedelt, gefiel mir vor allem die Art und Weise, wie eben dieses Setting zu einem der zentralen Punkte des Grauens wurde. Schon allein dies hebt ihn vom üblichen Horrorfilm aus Hollywood ab. Zudem gab es einige hocheffektive Schockmomente (ich mag nicht deren größter Fan sein, aber wenn sie derart gut umgesetzt sind wie hier kann ich sie einem Horrorfilm, wo diese nun Mal zur Grundausstattung des filmischen Baukastens gehören, schwerlich vorwerfen) und einige atmosphärisch enorm dichte und packende Momente. Auch der eine oder andere originelle Einfall stach für mich positiv hervor. Zudem überzeugt der Film mit sehr guten schauspielerischen Leistungen – insbesondere von Narges Rashidi – und bietet einige visuell nette Momente. Für mich persönlich ist "Under the Shadow" einer der ganz großen Horror-Geheimtipps des letzten Jahres. 9/10
Platz 11: Guardians of the Galaxy Vol. 2
Als Fortsetzung eines Überraschungserfolgs hat man es natürlich immer schwer. Denn wo der erste im Vorfeld doch eher skeptisch beäugt wurde und dann viele eben genau deshalb so richtig umhauen konnte, fehlt "Vol. 2" einerseits das Überraschungsmoment, und sahen sich James Gunn und sein Team zudem mit einer deutlich höheren Erwartungshaltung konfrontiert. Aus meiner Sicht ist es ihnen jedoch sehr gut gelungen, ein Sequel zu erschaffen, das dem Vorgänger ebenbürtig ist. Zugegeben, die Handlung war dort etwas geradliniger und die Action nicht ganz so überzogen und dadurch packender. Auch was die Songauswahl betrifft kann sich maximal ein Lied mit dem Mix aus "Vol. 1" messen; dem Rest fehlt der Kult-Faktor. Und natürlich lernte man dort die Figuren zum ersten Mal kennen, was ebenfalls seinen Reiz hatte. Und dennoch sehe ich "Vol. 2" auf dem Niveau des Vorgängers. Er versteht es wieder glänzend zu unterhalten, bietet einige originelle Einfälle, zahlreiche lustige Szenen, baby groot ist genau so süß wie nach den Trailern vermutet, der Film bringt die Handlung weiter und beantwortet einige offene Fragen, und vor allem kompensiert er die zuvor erwähnten Defizite mit größerer Charaktertiefe, einer interessanten Weiterentwicklung der Figuren, und der mit Abstand bislang emotionalsten Szene des Marvelverse. Bestes Popcorn-Kino! 9/10 >> Zum Review