FilmRückblick 2017 - 11 denkwürdige Momente des Filmjahres
Die besten Szenen des Filmjahres 2017Kategorie: DVD & Kino - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 17 Januar 2018
11 denkwürdige Momente des Filmjahres
Nach der Betrachtung der schlechtesten Leistungen des letzten Filmjahres, kommen wir nun wieder zu den angenehmeren Dingen des cineastischen Lebens. Sprich: Jenen 11 – bzw. mit den jeweiligen Verfolgern sogar 22 – Filmmomenten, die mir 2017 ganz besonders positiv aufgefallen und in Erinnerung geblieben sind. Der mittlerweile auch schon wieder traditionelle Sonderpreis der Jury geht dabei diesmal an die beste Cameo, gab es da doch eine ganz bestimmte Szene, die mir einen wohlig-nostalgischen Schauer über den Rücken jagte. Davon abgesehen gibt es wieder die zehn gewohnten Kategorien, von der Feel Good-Szene bis zum Magic Moment des Jahres. Wie immer gilt, dass die nachfolgende Aufstellung – no na – einige Filmszenen beschreibt und demnach Spoiler enthält. Lesen somit auf eigene Gefahr!
Sonderpreis der Jury – Der beste Surprise-Cameo-Auftritt 2017
In meinem Review konnte ich aus Spoilergründen noch nicht darüber sprechen, aber Yodas kurzer Auftritt in "Die letzten Jedi" war wohl meine Lieblingsszene des Films. Das war so ein wundervoller Moment, angefangen beim lange nicht mehr gehörten Yoda-Thema von John Williams, über die Verwendung einer altmodischen Puppe, der sehr gut gewählten Synchronstimme (die näher an Hugo Schrader ist, der ihn in der Original-Trilogie gesprochen hat, als seine Prequel-Stimme Tobias Meister), dem wundervollen Dialog zwischen ihm und Luke ("We are what they grow beyond" ist auf Anhieb zu meinen absoluten Lieblingssätzen aller "Star Wars"-Filme geworden), bis hin zur wundervollen Art und Weise, die man ihn dargestellt hat, mit seiner herrlich schelmischen Ader, die in der Prequel-Trilogie doch etwas gefehlt hat. Ein wundervoller, nostalgischer und berührender Moment, der für mich definitiv zu den schönsten des letzten Filmjahres zählt!
Runner-Up: "Blade Runner 2049" – Auch in diesem Fall ist es die Rückkehr einer Figur aus dem Vorgänger, nämlich Rachel. Für mich zweifellos eines der Highlights des Films!
Stimmungskanone des Jahres – die "Feel Good"-Szene 2017
Feel Good-Momente sind bei mir fast immer mit Musik verbunden – und so überrascht es nicht, dass das wundervolle Musical "La La Land" diese Auszeichnung für sich in Anspruch nehmen kann. Wobei ich auch gleich gestehen muss, dass es mir nicht einmal so leicht gefallen ist, mich für einen Moment zu entscheiden, gibt es im Film doch einige Szenen, die für gute Laune sorgen, wie die schwungvolle Nummer "Someone In The Crowd", als sich Mia mit ihren Freundinnen auf den Besuch der Party vorbereitet, oder auch "A Lovely Night", in dem Mia und Sebastian zur wunderschönen Kulisse der Magic Hour von Los Angeles tanzen. Letztendlich geht aber, was schwungvolle Szenen im Filmjahr 2017 betrifft, nichts über die ungemein energiegeladene und phantastisch choreographierte Musical-Nummer "Another Day of Sun" gleich zu Beginn – die sich somit auch über die Auszeichnung freuen darf. Schon allein aufgrund des Aufwandes, der mit der Umsetzung dieser Nummer (ohne Schnitt) einhergegangen ist, hochverdient!
Runner-Up: "Battle of the Sexes - Gegen jede Regel" – Der Ausgang des Matchs.
Herzensbrecher des Jahres – die romantischste Szene 2017
Sonderlich viele romantische Filme sind mir im abgelaufenen Jahr irgendwie nicht untergekommen. Schon allein deshalb stach "The Big Sick" für mich 2017 hervor. Allerdings auch damit, keine typische, formelhafte romantic comedy zu sein, sondern eine deutlich bodenständigere, ernsthaftere und auch realistischere und glaubwürdigere Variante – kein Wunder, immerhin basiert er auf wahren Begebenheiten. Insofern geht der Preis heuer nicht an eine übermäßig verkitschte Szene (wobei ich gegen die grundsätzlich auch nichts haben, wenn's gut gemacht ist), denn die ganz großen, klassischen Höhepunkte solcher Filme spart "The Big Sick" bewusst aus (ja selbst am Ende muss man auf die Zelebrierung einer großen Geste verzichten). Insofern fällt meine Wahl auf das erste Kennenlernen zwischen Kumail und Emily, dass sehr schön – und lebensecht – die Aufregung, den Rausch und das Hochgefühl einer solchen Begegnung und gegenseitigen Anziehung einfängt.
Runner-Up: Der Tanz unter den "Sternen" bei "La La Land".
Schenkelklopfer des Jahres – die lustigste Szene 2017
Von mir bereits 2016 gesehen, und sogar letztes Jahr bei der lustigsten Szene bereits erwähnt, geht der Preis heuer – dank einer offiziellen Veröffentlichung im deutschsprachigen Raum – nun endlich und hochverdient an "The Mermaid". Es ist mittlerweile 1-1/2 Jahre her, seit ich den Film gesehen habe, und doch kann ich mich nicht daran erinnern, seither im Kino eine lustigere Szene gesehen zu haben, als jene in der Polizeistation. Wie Liu Xan von seiner Entführung durch die Meerjungfrau berichten, und die Polizisten verzweifelt versuchen, dabei ernst zu bleiben, und letztendlich damit scheitern – ich hab Tränen gelacht! Einfach nur köstlich. Der Film ist ja generell sehr amüsant und bietet zahlreiche komische Momente, aber das übertraf wirklich alles.
Runner-Up: "Guardians of the Galaxy – Vol. 2" – Wenns schon beim Sonderpreis nicht mal als Runner-Up reicht, so sei David Hasselhoffs köstlicher Auftritt zumindest hier erwähnt!
Schock des Jahres – der beste Twist 2017
"Die Taschendiebin" nimmt ja so manch überraschende Wendung, weshalb man allein aus dem Film gleich mehrere würdige Sieger in dieser Kategorie herausgreifen könnte. Wenn es aber um den "Schock" des Jahres geht, so geht zweifellos nichts über den Verrat vor den Toren der psychiatrischen Anstalt. Was für ein Hammer-Twist! Da blieb mir echt der Mund offen stehen. Der Rest des Films war ja ebenfalls noch fantastisch, und konnte mit so einigen Wendungen aufwarten, aber mit DEM Twist hat mich Chan-wook Park nun wirklich eiskalt erwischt – und damit selbst selbst den einstigen König der überraschenden Wendungen, der in 2017 sowohl was die Qualität seiner Filme als auch dieses typische Merkmal seiner Filme betrifft ein erfreuliches Comeback feierte, in die Schranken verwiesen.
Runner-Up: "Split" – Jeder der den Film gesehen hat weiß, worauf ich mich beziehe.
Augenöffner des Jahres – die imposanteste Szene 2017
Ich war von "Blade Runner 2049" bedauerlicherweise ja nicht ganz so begeistert wie einige andere (auch wenn er zweifellos ein würdiges Sequel zu Ridley Scotts Science Fiction-Klassiker darstellt), aber der Sieg in dieser Kategorie war ihm nicht zu nehmen. Tatsächlich hat Denis Villeneuve mit "Blade Runner 2049" nicht nur für den ersten, sondern wohl in etwa die ersten zehn Plätze in dieser Kategorie geholt, einfach weil es so viele wundervolle, optisch imposante Momente gab, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen bzw. aufhören soll. Ein Bild, das mir unter all den bestechenden visuellen Eindrücken des Films aber ganz besonders in Erinnerung geblieben ist, ist jenes des sich aus der Reklametafel an der Hauswand lösende und zu K herunterbeugende Hologramm (welches sich ja auch im SPECiAL-Header finden lässt). Aber, ganz ehrlich, in Wahrheit könnte ich in dieser Kategorie auch einfach den kompletten Film zum Sieger küren.
Runner-Up: "Star Wars – Episode VIII: Die letzten Jedi" – Viele potentielle Kandidaten, ich entscheide mich aber für den "gesplitteten" Sternenzerstörer.
Ohrenöffner des Jahres – der beste Dialog 2017
Der Preis an "Sieben Minuten nach Mitternacht" ist weniger den Worten an sich, bzw. der sprachlichen Qualität des Dialogs, geschuldet, als vielmehr dem Inhalt – also der Bedeutung eben dieser Worte. Denn in der wohl zentralen Szene des Films offenbart Conor dem "Monster" dann schließlich jene Wahrheit, die er nicht nur gegenüber anderen verheimlicht hat, sondern auch nicht einmal sich selbst eingestehen konnte: "I want it to be over!". Es ist so ein brutal-ehrlicher Ausbruch, der nicht nur für die Figur ungemein wichtig ist (da man an dieser Stelle versteht, dass ein Großteil des Zorns den Conor verspürt auf sich selbst gerichtet ist, wegen der Schuldgefühle, weil er so empfindet), sondern den ich generell für einen der wichtigsten aus dem letzten Filmjahr halte. Es ist einfach eine schmerzhafte Wahrheit, und jeder der sich in seinem Leben schon mal in einer ähnlichen Situation wie Conor befand nachempfinden wird können. Dass man dies anhand eines Kindes macht, und ihm für diese – ganz natürlichen – Empfindungen Absolution erteilt, ist dann das Tüpfelchen auf dem "i".
Runner-Up: "Logan" – Der Film zeichnet sich ja durch einige nette Dialoge aus, aber das Gespräch zwischen Logan und Laura in der Hütte war ganz besonders schön geschrieben.
Nägelbeißer des Jahres – die spannendste Szene 2014
Bereits der Einstieg mit dem Soldaten, der versucht, sich bis an den Strand durchzuschlagen, ist bereits ungemein packend – letztendlich aber nur die erste von vielen Szenen, mit denen sich Christopher Nolan anschickt, den gemütlich in seinem Kinosessel oder zu Hause auf der Couch (wo jedoch der Film wohl bei weitem nicht mehr so wirkt) sitzenden Filmfan das Grauen des Krieges erleben zu lassen. Es finden sich unzählige spannende Momente in "Dunkirk", meine Wahl fällt letztendlich jedoch auf jene Szene, wo sich die Soldaten vor einem Scharfschützen in ein Boot zurückziehen – welches dann langsam zu sinken beginnt. Einer von vielen ungemein mitreißenden Momenten in einem der besten Kriegsfilme der letzten Jahre.
Runner-Up: "Detroit" – Die Szene mit den "Gefangenen" an der Wand. Die Polizeibrutalität schockierte, und die Intensität, die Kathryn Bigelow hier wieder einmal auf die Leinwand brachte, war beeindruckend.
Adrenalinlieferant des Jahres – die beste Actionszene 2017
Im Jahr 2017 gab es wieder so manchen Actionkracher, und somit auch einige Momente, die sich um diesen Titel streiten. Die Palette reicht dabei von coolen Gun-Fu-Battles in "John Wick: Kapitel 2" über brutale Kämpfe in "Logan", Weltraum- und Lichtschwertaction in "Star Wars – Episode VIII: Die letzten Jedi" und unzähligen Superhelden-Einsätzen bis hin zu völlig überdrehter Action à la "Fast & Furious 8", wo die "Familie" gegen ein U-Boot kämpft (und Jason Statham Gegner ausschaltet während er ein Baby an der Brust trägt). Angesichts meiner Vorliebe für längere Szenen ohne erkennbaren Schnitt – ein Trend, der in den letzten Jahren auch im Actionkino zunehmend in Mode kam – geht dieser Preis jedoch ganz klar an "Atomic Blonde". Der Film an sich mag zwar schön altmodisch, jedoch nicht unbedingt sonderlich herausragend gewesen sein – aber der Kampf im Stiegenhaus war es. Einfach unglaublich, was Charlize Theron, die Kampfchoreographen, der Kameramann, sowie Regisseur David Leitch da auf die Beine gestellt haben. Hammer!
Runner-Up: "John Wick - Kapitel 2" – Schwer, sich für eine Szene zu entscheiden, aber nehmen wir das Spiegelkabinett.
Tränendrücker des Jahres – die berührendste Szene 2017
Etwas, dass "La La Land" für mich unter anderem so auszeichnet ist, dass er mehr ist als eine reine Hommage an die Musical-Filme von einst. Nirgends zeigt sich dies deutlicher als im Aufbau – denn genau an der Stelle, wo die Klassiker abgeblendet haben, ist bei "La La Land" gerade mal die Halbzeitmarke erreicht. Damien Chazelles Meisterwerk erzählt nämlich, wie es nach dem Happy End weitergeht. Eben dies kulminiert dann schließlich in einer der zugleich schönsten wie auch traurigsten Momente der jüngeren Filmgeschichte, als Mia zusammen mit ihrem Ehemann den Club von Sebastian besucht, er "ihr" Lied spielt, und sie daraufhin eine Reise in die Vergangenheit macht, und vor ihren Augen vorbeiziehen sieht, wie ihr Leben anders verlaufen hätte können. Eben diese Betrachtung des nicht eingeschlagenen (Lebens-)Weges geht mit einem derartigen Gefühl der Reue und des Bedauerns einher, dass es mir das Herz zerriss.
Runner-Up: "Sieben Minuten nach Mitternacht" – Der Abschied im Krankenhaus.
Gänsehautszene des Jahres – der Magic Moment 2017
So viel sei verraten: Im Gegensatz zu vielen Vorjahren geht diese Auszeichnung heuer nicht an den zugleich besten Film des Jahres. Welcher das ist, sei an dieser Stelle noch nicht verraten, aber jedenfalls mag er mich zwar insgesamt am meisten überzeugt haben, was jedoch einen einzelnen Gänsehautmoment betrifft, kam für mich heuer nichts und niemand an "Wonder Woman" vorbei. Ich fand Patty Jenkins Film ja insgesamt phantastisch; er zählt für mich (wie auch "Logan") zu den besten Superheldenfilmen aller Zeiten. Ein Moment stach für mich dabei jedoch ganz besonders hervor, und dass ist jener, wo sich Wonder Woman im ersten Weltkrieg, nur mit ihrem Schild bewaffnet, aufs Schlachtfeld begibt, um die feindliche Stellung zu durchbrechen. Es ist ein Moment der Hoffnung, genau zu jenem Zeitpunkt, wo die Soldaten eben diese verloren hatten, und zugleich ein Zeichen des Mutes, der Tapferkeit und auch der Menschlichkeit im furchtbaren Grauen des Krieges. Einen schöneren heldenhaften Moment hätte man Wonder Woman gar nicht schenken können!
Runner-Up: "Star Wars – Episode VIII: Die letzten Jedi" – Da können manche noch so meckern und mir mit "Mary Poppins" kommen, für mich war die im All schwebende Leia ein wahrlich magischer Moment.
Welche Filmmomente sind euch im abgelaufenen Kinojahr besonders positiv in Erinnerung geblieben? Wir freuen uns über eure ganz persönlichen Lieblingsszenen 2017 in den Kommentaren!