Kurzinhalt:
Han, Leia und ihre üblichen Begleiter Chewbacca und C-3PO reisen nach Tatooine, um in Mos Espa an der Versteigerung eines der größten alderaanischen Kunstwerke aller Zeiten teilzunehmen: Dem Gemälde "Killik-Zwielicht". Neben dem künstlerischen Wert ist die Neue Republik vor allem deswegen an dem Bild interessiert, da darin die Codes für ein bisher geheimes Kommunikationsnetz der Neuen Republik versteckt wurden. Falls das Bild dem Imperium in die Hände fallen sollte, und diese die darin gespeicherten Codes entdecken, droht hunderten von Agenten der neuen Republik der Tod. Als Han und Leia die Auktion gegenüber einem imperialen Offizier zu verlieren drohen, sehen sie keine andere Möglichkeit, als das Kunstwerk trotz dessen unschätzbaren künstlerischen Werts zu zerstören. Doch Kitster, der ehemalige Freund von Anakin Skywalker, ist vom Bild so fasziniert, dass er es in letzter Sekunde stiehlt, um so dessen Zerstörung zu verhindern. Nun müssen Han und Leia versuchen, ihn zu erwischen und das Gemälde wieder in ihren Besitz zu bringen, bevor die Imperialen ihn aufspüren. Eine Aufgabe, die Leia dazu zwingt, sich näher mit der Vergangenheit ihres Vaters auseinander zu setzen…
Review:
Ein Roman, in dem sich Leia auf die Spuren ihres Vaters begibt, hätte wie ich finde viel Potential geboten. Leider aber gelang es "Der Geist von Tatooine" aus meiner Sicht kaum, dieses auch auszuschöpfen. Dabei ergeben sich aus meiner Sicht drei Grundprobleme. Erstens: Als Leser erfährt man nichts Neues über Anakin. Stattdessen lesen wir nur Leia dabei zu, wie sie häppchenweise Informationen über das Leben ihres Vaters serviert bekommt, die dem "Star Wars"-Fan bereits aus "Die dunkle Bedrohung" und "Angriff der Klonkrieger" bestens bekannt sind. Was diese Reise nun mal leider nicht wirklich interessant macht, weil es ist halt immer spannender, selbst etwas zu erfahren, als nur anderen dabei zuzuschauen, wie sie etwas lernen, dass wir eh schon wissen. Zumal sich – und da sind wir auch schon bei zweitens – Leias Reaktionen ständig wiederholen: Schock, Unglauben und Erstaunen. Leia tut dabei so, als hätte sie bislang geglaubt, Anakin wäre schon mit der Darth Vader-Maske auf die Welt gekommen. Wie sie sich wieder und wieder und wieder davon überraschen lässt, dass diese Geißel des Universums – der mit seiner letzten Tat den Imperator tötete und damit einen wesentlichen Teil dazu beitrug, um der Galaxis wieder Frieden und Freiheit zu bringen – eins ein netter, unschuldiger, freundlicher und hilfsbereiter kleiner Junge war, nervt mit der Zeit einfach nur. Leia wirkt hier bestenfalls naiv und schlimmstenfalls dämlich und begriffsstutzig. Gerade jemand, der mit einem ehemaligen "Schurken" verheiratet ist, sollte eigentlich wissen, dass sich Menschen ändern können – sowohl zum Guten als auch zum Schlechten. Und drittens: Die Art und Weise, wie die Suche nach dem Gemälde chronologisch Anakins Vergangenheit auf Tatooine aufrollte, wirkt extrem konstruiert und unglaubwürdig. Nun hat George Lucas für eben solche Fälle die allumfassende Macht geschaffen, und wie wir ja wissen, sind die Wege der Macht unergründlich. Eine potentielle Erklärung für alles, die auch Troy Denning dankend annimmt. Auf mich wirkte es aber höchst einfallslos und billig, und machte es sich der Autor hier viel zu leicht.
Irritierend fand ich zudem, dass Leia davon auszugehen scheint, dass jeder in der Galaxis Vaders Identität kennt. Nun wäre zwar grundsätzlich nicht auszuschließen, dass sich das nach "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" herumgesprochen hat, aber falls dies im Expanded Universe mal thematisiert wurde, habe ich es verpasst. Ich fand's jedenfalls schon ziemlich seltsam, ging ich doch davon aus, dass dies auch weiterhin ein gut gehütetes Geheimnis bleibt. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass die Story rund ums Gemälde leider auch nicht übermäßig prickelnd ist. Trotz des Geheimcodes und der potentiellen Gefahr für die Agenden der Rebellion wollte sich bei der Jagd nach dem Killik-Zwielicht nie wirklich Spannung einstellen. Es half auch nicht, dass mir die Verbindung zur Mission der Gespensterstaffel, und warum diese dadurch ebenfalls gefährdet sind, nie so recht klar wurde. Und auch der eine oder andere Umweg, der doch recht überflüssig erscheint, und aufs Tempo und damit die Dringlichkeit drückt, stört. Man nehme nur die kurze Runde mit dem Speeder, die Han drehen muss. Wenn sie dafür Zeit haben, ist das mit dem Gemälde ja vielleicht doch nicht so wichtig – so war zumindest mein Eindruck. Es wirkte einfach sehr beliebig und trug nicht wirklich was zur Handlung bei – und ähnliche Umwege geht die Geschichte halt öfter. Dennoch hatte der Roman auch seine guten Seiten. Mir gefiel, wie er sich mit zahlreichen Anspielungen und Referenzen auf andere Werke, wie die "X-Wing"-Reihe, "Entführung nach Dathomir" sowie die Zahn-Trilogie ins EU einfügt. Dabei gefiel mir vor allem der Prequel-Aspekt zu "Erben des Imperiums" – kurzer Gastauftritt von Großadmiral Thrawn inklusive. Nett waren auch die Tagebuchaufzeichnungen von Shmi, die uns zwar nichts Neues über Anakin erfahren ließen, und was mit Shmi passiert ist konnte man sich zugegebenermaßen nach "Angriff der Klonkrieger" eh auch schon ca. zusammenreimen. Aber das war zumindest ein Punkt, wo Troy Denning mit ein paar kleineren Details die Lücke zwischen den ersten beiden "Star Wars"-Episoden füllte. Zudem waren die Figuren soweit gut getroffen (von Leias ständigem Schock ob Anakins guter Seite abgesehen), gab es einzelne nette Momente (wie den kurzen Auftritt von Luke), und die Action war zwar nicht unbedingt packend, aber doch zumindest recht abwechslungs- und einfallsreich. Letztendlich stellt sich mir gegenüber "Der Geist von Tatooine" allerdings schon ein bisschen die Sinnfrage.
Fazit:
Die Idee, dass Leia etwas mehr über ihren Vater erfährt, fand ich eigentlich recht reizvoll. Was Troy Denning in "Der Geist von Tatooine" damit gemacht hat, jedoch leider weniger. Anstatt auf dem Leser neue Details über Anakins Leben anzuvertrauen, werden nur die bekannten Informationen aus "Die dunkle Bedrohung" und "Angriff der Klonkrieger" wieder aufgerollt. Und Leia dabei zuzusehen, wie sie Sachen erfährt, die wir schon wissen, war nun wirklich nicht unbedingt spannend. Zumal sich ihre immer gleichen Reaktionen auf jede neue Information rasch abnutzten, und mich generell ihr Unvermögen irritierte, sich vorzustellen, dass Anakin bevor er Darth Vader wurde auch gute Taten vollbracht haben könnte. Immerhin wird kein Monster als solches geboren. Der größte Knackpunkt war jedoch die konstruierte Art und Weise, wie die Suche nach dem Gemälde Anakins Spuren in Tatooines Sand folgte. Ja, ich weiß, "die Macht". Mir persönlich war das als Begründung aber zu einfach; und generell überzeugte mich dieser "Zufall" einfach nicht. Zwischendurch gibt es zwar kleinere interessante Details (vor allem rund um Shmis Leben nach Anakins Abschied), die Figuren sind überwiegend gut getroffen, einzelne Momente waren schon gelungen, und vor allem gefielen mir die Anspielungen auf andere Werke des Erweiterten Universums. Während viele andere Werke relativ für sich stehen, macht "Der Geist von Tatooine" deutlich, sich als Teil des großen Ganzen zu verstehen. Leider aber machte das Leias Erforschung von Anakins – uns bereits bekannter – Vergangenheit auch nicht interessanter.
Bewertung:
2/5 Punkten
Christian Siegel
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