Kurzinhalt:
Prinzessin Leia wird von Prinz Isolder der Hof gemacht. Eine Hochzeit der beiden würde auch das Hapes-Konsortium in die Neue Republik bringen – und damit auch militärische Ressourcen für den Kampf gegen die Überreste des Imperiums, sowie unabhängige Kriegsherrn wie Zinsj. Han ist daher zunehmend von Sorge erfüllt, dass sich Leia dazu gezwungen sehen könnte, Isolders Heiratsantrag anzunehmen. Als er sie damit konfrontiert, wird jedoch rasch deutlich, dass es sogar noch viel schlimmer ist als gedacht: Leia scheint sich in Isolder tatsächlich langsam aber sicher zu verlieben, und somit die Hochzeit nicht nur zum Wohle der Neuen Republik, sondern auch aus persönlichen Gründen ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Das kann und will der gute, alte "Schurke" nicht einfach so hinnehmen, und entführt sie kurzerhand zu einem Planeten, den er kurz davor bei einem Sabacc-Spiel gewonnen hat. Blöd nur, dass sich Dathomir im Territorium von Kriegsherr Zinsj befindet, und zudem dort finstere Machthexen ihr Unwesen treiben. Als Luke und Isolder den beiden zum Planeten folgen, geraten auch sie in Gefahr…
Review:
So wie die meisten EU-Romane zwischen "Der Pakt von Bakura" und "Die Abtrünnigen" habe ich auch "Entführung nach Dathomir" vor rund 15 Jahren gelesen, als ich mir einen Großteil des Erweiterten "Star Wars"-Universums (teilweise zum ersten Mal) vorknöpfte. Damals war ich von Dave Wolvertons einzigem "Star Wars"-Roman alles andere als begeistert, und hielt ihn für lange Zeit neben "Der Kristallstern" und dem unsäglichen "Palpatines Auge" (wobei auch diese beiden im Verlauf dieser Buchbesprechungen noch eine zweite Chance erhalten werden) für so ziemlich den schwächsten Eintrag ins Expanded Universe. Dennoch war ich schon gespannt, wie er wohl diesmal bei mir ankommen würde, schloss ich doch nicht aus, dass mein Missfallen zumindest bis zu einem gewissen Grad auf spätpubertäre Unreife zurückzuführen gewesen sein könnte. Bedauerlicherweise, sowohl für mich als auch für den Roman, muss jedoch mein heutiges meinem damaligen Ich recht geben: "Entführung nach Dathomir" ist in der Tat ziemlich furchtbar. Das beginnt schon bei der Charakterisierung der Figuren, die sich teilweise nicht wirklich so verhalten, wie man sie aus den Filmen kennt. Vor allem Leia wird furchtbar dargestellt. Auch Hans Taten wollen sich mit der geläuterten Figur am Ende der Trilogie nicht in Einklang bringen lassen. Hier wirft Wolverton weil es ihm in den Kram passt einfach mal so dessen Charakterentwicklung aus der Filmreihe beim Fenster des Millennium Falken raus. Einzig für Luke beweist er Gespür – wie generell alles rund um den Jedi-Meister, der versucht, seiner Bestimmung gerecht zu werden und einen neuen Orden der Jedi-Ritter aufzubauen noch am besten gelungen ist. Bedauerlicherweise kann aber selbst das kaum mehr etwas retten.
Die Story ist absolut hanebüchen und teilweise zum Haare raufen. Dass Han Leia auf einen Planeten entführt – der noch dazu in Zinsjs Territorium befindet, und er sie somit in Gefahr bringt – will überhaupt nicht zu ihm passen, und ist generell eine Schnapsidee (hat sich Wolverton etwa tatsächlich vor die Tastatur gesetzt und gedacht "Hach, es gibt doch nichts Romantischeres als eine kleine Entführung"?!?!). Störend auch, dass Wolverton die Übereinkunft ihrer Gefühle im Laufe der Trilogie negiert, und hier nun so tut, als wäre sich Leia nicht mehr sicher, was sie für Han empfindet nur weil ihr ein fescher, reicher Prinz den Hof macht. Überhaupt, Isolder. Eine fürchterliche Figur wie aus einem Groschenroman. Die Geschichte ist zudem teilweise viel zu vorhersehbar, was vor allem auch die Entwicklung der gegenseitigen Gefühle zwischen Isolder und der Machthexe gilt, damit am Ende sowohl Han und Leia als auch Isolder und sie glücklich werden können. Das ist alles so klischeehaft, und nicht überzeugend. Was Wolverton leider auch nicht versteht ist, packende Action zu beschreiben. Die – ohnehin wenigen – entsprechenden Einlagen auf dem Planeten lassen keine Spannung aufkommen, und vor allem auch der Showdown im Weltraum gegen Zinsjs Flotte ist dann enorm enttäuschend. Wie sich "Entführung nach Dathomir" einfach generell hinten und vorne nicht wie ein "Star Wars"-Roman anführt, und teilweise echt in schlimmste Liebesroman-Klischees abdriftet – wie eben auch das Liebesdreieck, mit den beiden Männern, die um Leias Gunst werben. Neben Lukes Charakterisierung und Entwicklung sticht als einzig Positives an diesem Roman noch einzelne nette Ideen wie die auf Rancors reitenden Machthexen hervor. Dieses Bild hat schon einen gewissen Charme, und bleibt in Erinnerung. Für den restlichen Roman gilt das hingegen – hoffentlich! – nicht.
Fazit:
Ok, zugegeben, "Entführung nach Dathomir" bietet vereinzelte nette Ideen, und alles rund um Luke ist nicht einmal so schlecht. Beides ist jedoch letztendlich zu wenig, um gegen den teils katastrophalen Rest anzukommen. Für mich hat an diesem Roman nämlich leider so gut wie gar nichts funktioniert, angefangen bei Hans Konkurrenten um Leias Gunst, über dessen zufälligen Gewinn eines Planeten und seiner Entscheidung, die Prinzessin dorthin zu entführten (und sie damit in Gefahr zu begeben) bis hin zum ebenso vorhersehbaren wie bequemen (da auch Isolder nicht leer ausgeht) Ausgang. Die Action war zudem bestenfalls uninspiriert und schlimmstenfalls langweilig beschrieben, wobei vor allem der Showdown enorm enttäuscht. Die Figuren – vor allem Han und Leia – sind teilweise nicht wiederzuerkennen, zumal Dave Wolverton zugunsten der von ihm gewünschten Erzählung gänzlich die Entwicklung, die beide sowohl individuell als auch was ihre Beziehung betrifft im Verlauf der "Star Wars"-Trilogie durchgemacht haben, negiert. Vor allem aber ist die Story teilweise hanebüchen, nicht sonderlich gut geschrieben, und gleitet teilweise in schlimmste Liebesroman-Untiefen ab. Jedenfalls hat auch die "Zweitlesung" nichts an meiner Meinung geändert, dass "Entführung nach Dathomir" zu den dunkelsten Stunden des Erweiterten "Star Wars"-Universums zu zählen ist.
Bewertung:
1/5 Punkten
Christian Siegel
Kommentare (4)
1. 18.12.2017 22:07
Dieses Buch würde ich - wie auch die Hambly-Bücher Palpatines Auge und Planet des Zwielichts, die etwas später "spielen" - noch nicht mal mit der Kneifzange anfassen. Die Rezensionen waren seit jeher wahnsinnig mies und per Wookieepedia erfährt man alles, was in irgendeiner Form tatsächlich eine Rolle für spätere Handlungen spielt. Die obige Rezension bestätigt mich natürlich nur. Frohes Leiden bei Hambly wünsche ich ;-)
Ich hab die beiden Hambly-Bücher eh vor Jahren schon mal gelesen. Planet des Zwielicht hab ich sogar als halbwegs ok, Palpatine's Auge dafür als den absoluten Tiefpunkt des EU in Erinnerung. Jetzt freue ich mich aber erstmal auf die Zahn-Trilogie
Oha, eine Perle wartet also. Dann viel Spaß damit. Ich lese seit Sommer meinen gesamten EU-Bestand chronologisch durch und bin derzeit bei der New Jedi Order Reihe. Der vierte Band davon kann, was Anspielungen auf frühere Bände betrifft, locker mit dem Anspielungs-Reigen von Episode VII mithalten