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Star Wars - Episode VIII: Die letzten Jedi Drucken E-Mail
Unsere Meinung zur nicht unumstrittenen Fortsetzung Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 16 Dezember 2017
 
 
Die letzten Jedi
Originaltitel: Star Wars - Episode VIII: The Last Jedi
Produktionsland/jahr: USA 2017
Bewertung:
Studio/Verleih: LucasFilm/Walt Disney Studios
Regie: Rian Johnson
Produzenten: U.a. Ram Bergman & Kathleen Kennedy
Drehbuch: Rian Johnson
Filmmusik: John Williams
Kamera: Steve Yedlin
Schnitt: Bob Ducsay
Genre: Science Fiction/Abenteuer
Kinostart Deutschland: 14. Dezember 2017
Kinostart USA: 15. Dezember 2017
Laufzeit: 152 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD, Soundtrack, Filmroman
Mit: Mark Hamill, Carrie Fisher, Daisy Ridley, Adam Driver, Oscar Isaac, John Boyega, Kelly Marie Tran, Andy Serkis, Lupita Nyong'o, Domhnall Gleeson, Anthony Daniels, Benicio Del Toro, Gwendoline Christie, Laura Dern u.a.


Spoiler-Hinweis: Das nachfolgende Review ist, soweit es "Die letzten Jedi" betrifft, spoilerfrei, geht jedoch auf Entwicklungen aus dem Vorgänger "Das Erwachen der Macht" ein.

Kurzinhalt: Zwar ist es dem Widerstand gelungen, die Starkiller-Basis zu zerstören, jedoch ist die Neue Ordnung den Rebellen bis zu ihrem Stützpunkt auf D'Qar gefolgt. Nach einer hastigen Evakuierung heften sich die Kreuzer der Neuen Ordnung an die Fersen der Rebellen. Ein Sprung in den Hyperraum würde insofern nicht helfen, als die Neue Ordnung einen Weg gefunden hat, um die Flotte selbst dort zu verfolgen. Die kleine Flotte des Widerstands sucht daher ihr Heil in der Flucht, allerdings wird ihnen in wenigen Stunden der Treibstoff ausgehen. Poe Dameron, der wieder aus dem Koma erwachte Finn sowie die Technikerin Rose Tico, halten jedoch nichts davon, einfach so auf das unvermeidliche Ende zu warten und auf ein Wunder zu hoffen. Sie setzen einen Plan in Gang, um das Hyperraum-Tracking-System der Neuen Ordnung auszuschalten. Doch dafür müssen sie zuerst eine Code-Knacker besorgen, und sich danach in die Höhle des Löwen begeben. Währenddessen hat Rey auf Ahch-To Luke Skywalker gefunden. Sie bittet ihn einerseits darum, sie auszubilden, und andererseits, zum Widerstand zurückzukehren und den Kampf gegen die Neue Ordnung aufzunehmen. Doch Luke hat sich von der Macht abgewendet…

Review: Szenenbild. Im Gegensatz zum Großteil der "Star Wars"-Fans – zumindest man es mir damals so vor, als würden die wenigen kritischeren Stimmen unter den allgemeinen Begeisterungsstürmen doch eher untergangen sind – war ich nicht unbedingt der größte Fan von "Das Erwachen der Macht". Er war ok, mir persönlich aber "Eine neue Hoffnung" zu ähnlich, hatte einige wirklich markante Schwachpunkte (wie z.B. dem meines Erachtens auf emotionaler Ebene völlig verhunzten Tod von Han Solo), und roch für mich auch zu sehr nach Filmemachen nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Ein möglichst großes Publikum ansprechen, ja nichts riskieren – so als hätte Disney J.J. Abrams aufgetragen, die Kosten für die LucasFilm-Übernahme gleich mit dem ersten Film wieder hereinzubekommen. Bei "Die letzten Jedi" traut man sich hingegen wieder was. Und ja, das wird – wie auch schon die bisherigen Reaktionen zeigen – nicht allen gefallen. Und auch mir hat nicht alles gefallen. Grundsätzlich sehe ich diese Entwicklung aber schon positiv, und hat mich "Die letzten Jedi" wieder wesentlich mehr begeistert, als "Das Erwachen der Macht" ("Rogue One" bleibt hingegen von ihm als bisher bester Disney-"Star Wars"-Film unangetastet.

Wenden wir uns jedoch zuerst jenen Kritikpunkten zu, die ich teile. Hier ist zuerst einmal der Humor zu nennen, der einerseits wieder einmal größtenteils nicht meinen Geschmack traf, und mir vor allem in der ersten halben Stunde zu dominant war. Gags wie Lukes Reaktion als Rey ihm das Lichtschwert hinstreckt wirkten mir zu aufgesetzt, und teilweise wähnte ich mich in einer Komödie bzw. einer Parodie wie "Spaceballs", statt in einem "Star Wars"-Film. Das Gelächter im Kinosaal zeigt zwar, dass nicht alle meine Meinung teilen, aber in den meisten Fällen konnte ich in eben dieses nicht einstimmen; kurioserweise fand ich stattdessen Dinge witzig, die bei anderen nicht so ankamen, und lachte dann meistens allein. Nicht, dass es unfreiwillig komisch gewesen wäre, aber z.B. das mit dem Abschaum der Galaxis fand ich – im Gegensatz zum Großteil des Publikums mit dem ich den Film sah – lustig. Insgesamt war mir der Humor jedoch eben vor allem zu Beginn zu übermächtig, weshalb ich diese Kritik durchaus nachvollziehen kann. Fast noch schwerer wiegt, dass der Film definitiv zu lang ist. Und zwar nicht zu lang im Sinne von zu ausgedehnt, sondern aufgrund von einigen völlig unnötigen Subplots, welche die Handlung nur unnötig aufhalten. Den Ausflug nach Canto Bight hätte man z.B. völlig spritzen können, wenn man einfach Rose die entsprechenden Codeknacker-Fähigkeiten gegeben (und damit zugleich auch noch ihre Figur aufgewertet) hätte. Ich verstehe, warum Johnson den Teil drin haben und was er dem Zuschauer dabei sagen wollte, aber aus Storytelling-Sicht war's ein ziemlicher Fehlgriff. Einige mögen argumentieren, dass man diese Szenen brauchte um das Ende vorzubereiten, aber auch da würde ich widersprechen. Nicht nur hätte die letzte Szene ohne Kontext auch funktioniert, ich bin sogar der Ansicht, dass es so besser funktioniert hätte. Insofern wünschte ich wirklich, man hätte diesen kompletten Subplot hinausgestrichen und so genau jene 15-20 Minuten eingespart, die der Film die Geduld des Zuschauers über Gebühr beansprucht.

Szenenbild. Auch mit dem Setup des Films hatte ich so meine Probleme. Dass die Kreuzer der Neuen Ordnung den fliehenden Rebellen stundenlang hinterhertuckern obwohl sie diese a) mit Kampfjägern hätten abfangen können (wie Kylo Rens Angriff beweist) oder b) einfach in den Hyperraum springen und vor ihnen wieder herauskommen hätten können (im Gegensatz zum Widerstand hatten sie ja keine Treibstoffprobleme) war echt schwer zu schlucken. Da muss man wirklich schon alle Hühneraugen zudrücken, um sich darauf einlassen zu können. Kritisch sehe ich auch, warum man sich mit einer bestimmten rettenden Aktion so lange Zeit gelassen hat. Auch die hier neu vorgestellte Jedi-Fähigkeit der Projektion ist hinterfragenswert, könnte ich mir doch vorstellen, dass diese in den alten Trilogien da und dort auch schon mal hätte praktisch sein können. Auch meine Vorfeld-Skepsis bezüglich der Porgs hat sich bewahrheitet. Ich konnte mit den Dingern nichts anfangen; auf mich wirken sie wie ein viel zu offensichtlicher Versuch, knuddelig-süße Kuscheltiere an Kinder verkaufen zu können. Wer auch immer sich schon an den Ewoks gestört hat, müsste bei denen eigentlich auszucken.

Ein Kritikpunkt, den "Die letzten Jedi" mit "Das Erwachen der Macht" teilt, sind die Parallelen zur alten Trilogie. Während sich Episode VII in erster Linie an "Eine neue Hoffnung" bediente, werden von Rian Johnson diesmal nun quasi "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" in einem Aufwasch verwurstet. Ich nenne hier dezidiert und bewusst nur die Szenen/Themen aus der Original-Trilogie, die in "Die letzten Jedi" – mal in abgewandelter und mal in derart deutlicher Form, dass man schon fast von einem Remake sprechen könnte, wiederverwertet wurden, aber diese waren u.a. die Schlacht von Hoth, die Flucht der Rebellen von einem Planeten, die Jedi-Ausbildung durch einen zurückgezogen lebenden Meister, die Höhle mit der dunklen Seite der Macht, der Verrat, die Thronraum-Szenen, der Flug durch den Schacht des zweiten Todessterns… und ich bin mir sicher, hier sogar noch das eine oder andere schon wieder vergessen zu haben. Und vor allem auch das grundsätzliche Setting ist natürlich 1:1 von der OT geklaut, und eben dies empfinde ich eben auch als Rückschritt für die Saga. Nach dem Fall der Republik in der PT und der Rebellion gegen das Imperium in der OT wäre mir für die ST eine durch die Neue Ordnung bedrohte Republik, und wie man diese verteidigen muss, vom Setup her lieber gewesen. Weil es etwas anderes/neues gewesen wäre, weil ich es zu verkrampft finde, wie man die OT hier mit dem David gegen Goliath-Kampf des Widerstands gegen die Neue Ordnung kopiert, vor allem aber, weil man damit den Sieg von Luke, Leia und Han aus der Original-Trilogie für wertlos erklärt. Wozu haben die Rebellen gekämpft und sind so viele von ihnen gestorben, wenn die weit, weit entfernte Galaxis dreißig Jahre später immer noch von einem bösen, unterjochenden Imperium – nur halt unter neuem Namen – regiert wird? Und, ganz ehrlich: Dass die Republik allein mit der Zerstörung ihres Hauptquartiers nun auf einmal Geschichte sein soll, will mir auch nicht einleuchten. Und kommt mir jetzt nicht mit "Das wird mit den Romanen und Comics erklärt". Eine Filmreihe muss für sich stehen können, und nicht aus Erklärungen aus Zusatzliteratur angewiesen sein, basta. Jedenfalls fühle ich mich (als alter EU-Hase) bei der Sequel-Trilogie auch nach Episode VIII nach wie vor nicht wirklich heimisch.

Szenenbild. Nach diesen klaren und eindeutigen Kritikpunkten jetzt noch ein Punkt, den ich nicht negativ sehe, aber dem ich auch zwei Tage später immer noch sehr zwiespältig gegenüberstehe. Ohne zu viel verraten zu wollen sei gesagt, dass man sich hier von einer Figur verabschiedet, ohne dass wir mehr über sie erfahren. Es gibt zwar zarte Hinweise, aber nichts Definitives. Auch dies geht in die "Ich will nicht Romane und Bücher kaufen müssen, um Antworten zu erhalten"-Richtung, wobei hier festgehalten sei, dass mich dezidiert weder Zeitpunkt noch Art des Abgangs grundsätzlich gestört haben. Im Gegenteil, das fand ich sogar ziemlich erfrischend, und mir gefiel, wie unerwartet es kam. Zumindest mich hat dies jedenfalls völlig überrascht, und es gefällt mir, dass des Film eben dies gelungen ist. Aber ich hätte halt gerne über diese Figur mehr erfahren, bevor man sich von ihr verabschiedet. Uneingeschränkt gefallen konnte mir dafür die Art und Weise, wie man mit einer ganz bestimmten Frage umgegangen ist, welche das "Star Wars"-Fandom seit "Das Erwachen der Macht" beschäftigte. Ich verstehe jeden Fan, der sich nun zwei Jahre lang Gedanken gemacht hat und diese Auflösung hier nun als großen Mittelfinger von Rian Johnson empfindet. Aber mir hat's gefallen. Weniger, weil auch dies überraschend kam, als von der Aussage her. Näher kann ich jedoch in einem spoilerfreien Review darauf nicht eingehen.

Jedenfalls hätten wir damit nach der ausführlichen Kritik nun endlich die Brücke zu den – meines Erachtens (weil auch das kann man teilweise anders sehen) positiven Aspekten geschlagen, die auch dafür sorgen, dass mir "Die letzten Jedi" wesentlich besser gefallen hat als der Vorgänger. Am besten fand ich dabei alles rund um Luke und Rey. Ich weiß, dass viele Han den Vorzug geben, ihn für den cooleren und interessanteren Charakter halten, aber ich persönlich war halt immer schon "Team Luke". Insofern habe ich mich über das lang erwartete, in "Das Erwachen der Macht" nur angeteaserte (und in dieser Form dort enttäuschend-frustrierenden) Wiedersehen ungemein gefreut. Und das nicht nur im Hinblick auf Luke Skywalker bzw. den von mir ebenfalls sehr geschätzten Mark Hamill (der hier mit einer phantastischen Leistung besticht, die seine Arbeit für die Original-Trilogie bei weitem übertrifft, und schon dort fand ich ihn toll), sondern auch dessen deutscher Stimme Hans-Georg Panczak, welcher der Hauptgrund ist, warum ich mir die Original-Trilogie auch heutzutage immer noch gelegentlich gerne in der deutschen Version ansehe, und auch bei meinem Kinobesuch von "Die letzten Jedi" der Synchronfassung den Vorzug gab. Doch es sind nicht nur die darstellerische Leistung von Hamill und die stimmliche Performance von Panczak, sondern auch die Entwicklung von Luke selbst. Eben diese zählt wohl zu den kontroversesten Aspekten des Films, und ich kann es voll und ganz nachvollziehen. Vor allem eine ganz bestimmte Szene sticht hier hervor, und hat die Figur für viele ruiniert. Ich selbst konnte es aber nicht nur als einen kurzen Moment der Schwäche akzeptieren und anerkennen, sondern fand, dass man Luke dadurch eine ungeheure Tragik verlieh. Der gescheiterte Meister, der sich – von sich selbst enttäuscht – von der Welt zurückzieht und sich von der Macht abwendet. Letzteres hebt ich dann, so sehr seine Entwicklung auch an Yoda erinnern mag (vor allem natürlich das Eremiten-Dasein), von diesem ab. Denn während dieser auf Luke quasi wartete, um durch ihn den Imperator doch noch zu besiegen, hat Luke praktisch mit der Welt abgeschlossen. Rey zwingt ihn nun dazu, sich dieser zu stellen, und Verantwortung zu übernehmen. Ihre gemeinsamen Szenen zählten für mich zu den Höhepunkten des Films.

Szenenbild. Der generell nicht gerade arm an Höhepunkten war. Denn letztendlich begeisterten mich an "Die letzten Jedi" eher bestimmte Einzelszenen als das Gesamtbild. Diese dafür aber eben auch so richtig – etwas, das "Das Erwachen der Macht" in meinem einzigen Moment gelang. "Die letzten Jedi" bot nun hingegen zahlreiche grandiose Szenen, sei es di e Szene mit Leia nach der Explosion auf der Brücke (für viele ein kompletter Blödsinn; ich fand's ungemein beeindruckend und berührend – wobei sowohl diese als auch einige andere Szenen mit Leia von Carrie Fishers Tod insofern profitierten, als sie dadurch eine andere Bedeutung bzw. zusätzliches Gewicht erhielten), die stille Explosion eines Schiffes, die Begegnung von Rey und Ben, ein wundervoller, unerwarteter Gastauftritt (auf den ich im Zuge meines JahresRückblicks noch einmal näher eingehen werde), sowie – vor allem zum Ende hin – dann einige Momente rund um Luke. Generell bot "Die letzten Jedi" teilweise jene Magie, die ich bei "Das Erwachen der Macht" so schmerzlich vermisste.

Neben dem Wiedersehen mit Luke und Leia stachen aber auch die Geschichten rund um die neuen Figuren für mich hervor, die hier allesamt teilweise durchaus interessante Entwicklungen durchlaufen dürfen. Poe Dameron darf z.B. nicht nur endlich so richtig sein Pilotengeschick, sondern auch seine Hitzköpfigkeit unter Beweis stellen, die zudem angenehm ambivalent betrachtet wird. Mit Ben konnte ich hier ebenfalls schon deutlich mehr anfangen als noch beim Vorgänger. Zwar wirken seine Wutausbrüche auf mich nach wie vor etwas albern, aber Adam Driver bringt die innere Zerrissenheit und Gequältheit seiner Figur sehr gut rüber, und insgesamt stellt man mit der Figur in "Die letzten Jedi" ein paar interessante Dinge an. Rey stellt quasi seinen Gegenpol dar, und erweist sich wie schon beim Vorgänger als das Herz und die Seele der neuen Trilogie. Einzig mit Finn schien sich Rian Johnson etwas schwer zu tun, weshalb er ihn kurzerhand mit dem Neuzugang Rose zusammentat, die ihn jedoch schon bald aussticht, und wesentlich mehr Eindruck hinterlässt. Nicht zuletzt auch mit einer Aktion am Ende, und ihrer Begründung dafür. Ansonsten sticht von den neu hinzugekommenen Figuren in erster Linie noch Laura Dern als Vizegeneral Holdo hervor, die sich auf andere Art und Weise entwickelt, als man das im ersten Moment vielleicht vermuten mag. Einzig Domhhall Gleeson tut mir nach wie vor leid, da ich ihn einerseits nach wie vor in der Rolle fehlbesetzt halte, und man ihn generell auch hier wieder eher zur Witzfigur degradiert. Echte Bedrohlichkeit strahlt er jedenfalls nie aus – das bleibt einzig Kylo und Snoke überlassen. Auch die Inszenierung durch Rian Johnson stach für mich positiv hervor. Zwar sah auch "Das Erachten der Macht" schon gut aus, letztendlich finde ich aber, dass sich die Disney-"Star Wars"-Filme soweit es die Optik betrifft von Film zu Film steigern. "Rogue One" hatte ein paar echt wunderschöne Bilder zu bieten, und "Die letzten Jedi" setzte nun mit zahlreichen visuell imposanten Momenten hier noch einmal eins drauf. Da war so manches Bild darunter, das mir noch länger in Erinnerung bleiben wird.

Szenenbild. Auch der Soundtrack von John Williams hat mir wieder besser gefallen. Zwar kommt er aus meiner Sicht auch mit "Die letzten Jedi" nicht an seine Arbeit für die ersten sechs Filme der "Star Wars"-Saga heran, setzt gerade auch das Macht-Thema etwas gar inflationär ein, und bietet genau genommen wohl sogar noch einmal weniger neue Leitmotive als bei "Das Erwachen der Macht". Insgesamt wirkt die Musik auf mich aber frischer und lebendiger, und generell so, als wäre er diesmal wieder mit mehr Elan bei der Sache gewesen (während sein Soundtrack zu Episode VII für mich etwas von einer ungewollten Pflichtübung hatte). Und vor allem die eine oder andere Neuinterpretation bekannter Themen konnte mir sehr gut gefallen. Jedenfalls trug er mit seiner Musik wesentlich zur emotionalen Wirkung so mancher Szenen bei. Und damit wären wir dann abschließend auch am für mich größten Pluspunkt von "Die letzten Jedi" angelangt. Der Vorgänger hat mich ja leider emotional völlig kalt gelassen; ja selbst bei Han Solos Tod. "Die letzten Jedi" gelang es hingegen mehrfach, mich zu berühren. Die Actionszenen und Duelle waren packend, viele Momente jagten mir eine Gänsehaut ein, und vor allem zum Ende nahm mich das eine oder andere emotional wirklich mit. Und wenn einem Film dies gelingt, bin ich halt auch eher dazu bereit, ihm Schwächen im Narrativ zu verzeihen.

Fazit: Nach dem massenkompatiblen "Erwachen der Macht", wo man mir persönlich zu sehr auf Nummer sicher gegangen war, und einen "Star Wars"-Film von der Stange präsentierte (was viele begeisterte, mich persönlich aber nicht so recht ansprechen wollte) kehrt "Die letzten Jedi" wieder zum "Autorenkino" zurück – und scheint nun die Gemüter ähnlich zu spalten wie die Prequel-Trilogie. So manchen Kritikpunkt teile ich da durchaus. Der Humor war – insbesondere in der ersten halben Stunde – zu übermächtig, wirkte teilweise aufgesetzt, und hat vor allen Dingen bei mir auch leider größtenteils nicht gezündet. Mit dem Setup des Films tat ich mir sowohl im größeren (die kleine Widerstandsgruppe gegen die übermächtige Neue Ordnung – was ist mit der Republik geschehen?) als auch im kleineren (die Flotte, die stundenlang vor den feindlichen Schiffen davonfliegt) Rahmen schwer. Die eine oder andere offen bleibende Frage ist etwas unbefriedigend. Auch in "Die letzten Jedi" gab es wieder zu viele Szenen, die an frühere "Star Wars"-Filme – vor allem die Episoden V und VI – erinnerten. Vor allem aber ist der Film zweifellos zu und unnötig lang, wobei sich vor allem alles rund um den Besuch auf Canto Bight als überaus entbehrlicher und überflüssiger Abstecher erweist. Und doch überwiegen für mich ganz klar die positiven Aspekte. Wie z.B. dass Rian Johnson im Vergleich zu J. J. Abrams einige mutige Entscheidungen trifft, und dabei auch das Risiko eingeht, den einen oder anderen Fan vor den Kopf zu stoßen. Optisch ist der Film ungemein imposant und bietet so manches einprägsame, wunderschöne Bild, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Dem gesamten Film haftet zudem eine nette Schwere an, die mir sehr gut gefallen konnte – und steht damit auch im starken Widerspruch zu Abrams luftig-lockerer Popcorn-Unterhaltung. John Williams' Soundtrack hat mir – trotz des neuerlichen Mangels an markanten neuen Themen und dem etwas inflationären Einsatz des Macht-Leitmotives – ebenfalls wieder wesentlich besser gefallen als bei "Episode VII". Die Figuren aus der neuen Trilogie profitieren davon, dass man mit ihnen mittlerweile vertraut sind, und dürfen zudem die eine oder andere interessante Entwicklung mitmachen. Das (bedauerlicherweise letzte) Wiedersehen mit Leia hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, wobei ihr Johnson so manchen Moment beschert, der hervorstach. Wobei ihre Szenen zugegebenermaßen teilweise auch durch Carrie Fishers Tod zusätzliche Bedeutung und Gewicht erhalten.

Szenenbild. Vor allem aber konnte mir alles rund um Luke gefallen, der halt trotz allem immer noch meine Lieblingsfigur aus "Star Wars" ist. "Die letzten Jedi" zeichnet von ihm nun ein überaus düsteres Bild, als gefallenen Helden, der durch Rey eine letzte Chance auf Erlösung erhält. Manche mag seine Entwicklung hier verärgern, mich persönlich hat es emotional enorm berührt, ihn derart gebrochen zu sehen. Zumal Mark Hamill hier die vermeintlich beste Leistung seiner Karriere zeigt (und ihm die von mir geliebte Synchronstimme Hans-Georg Panczak in nichts nachsteht). Womit wir auch schon beim letzten wesentlichen Punkt und der mit Abstand größten Stärke wären: "Die letzten Jedi" bietet einige famose Höhepunkte, die mir noch lange in Erinnerung bleiben werden, und von denen es so manchem gelang, mich zu berühren. Und als jemand, dem emotionale Resonanz immer wichtiger sein wird als narrative Schlüssigkeit, konnte mich "Die letzten Jedi" – trotz aller unbestreitbarer Kritikpunkte – eben genau damit begeistern. Für mich persönlich erhielt nach dem zwar oberflächlich unterhaltsamen, aber doch eher enttäuschendem "Erwachen der Macht" hier nun endlich die Magie Einzug in die "Star Wars"-Fortsetzungstrilogie. Aus meiner Sicht hat Rian Johnson J.J. Abrams mit "Die letzten Jedi" für den abschließenden Teil der Saga jedenfalls ordentlich was vorgelegt.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 Walt Disney Motion Picture Studios)


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Weiterführende Links:
Review zu "Star Wars - Episode VII: Das Erwachen der Macht"
Review zu "Rogue One - A Star Wars Story"
35 Jahre "Star Wars"-SPECiAL mit Reviews zu allen älteren Filmen




Kommentare (5)
RSS Kommentare
1. 18.12.2017 22:33
 
Schaut man sich die Reaktion Rian Johnsons in Interviews an, wenn er auf die Porgs angesprochen wird, ist eigentlich alles gesagt ;-) 
Die Frage der Fragen mag zwar angeblich beantwortet worden sein, ich halte sie aber nur für aufgeschoben. Die Antwort kann sehr wohl noch in Ep. IX erfolgen, meinst du nicht? Gleiches gilt für die "ausscheidende" Person, auch über sie könnte man ggf. noch was erfahren. 
 
Die Szene mit Leia und der Brücke war für mich in der Tat völliger Blödsinn. Wäre ich kein EU-Nerd würde ich sagen ja ok, gut, können Jedi das eben. Allerdings... nein. Blödsinn, furchtbarer. Ich konnte nicht so viel die Augen rollen wie ich wollte in dem Moment. 
Ebenfalls albern war die Szene mit den Bombern am Anfang. Das ist eine Weltraumschlacht und der Angriff erfolgt im Stil eines Weltkriegsgeschwaders anno 1945. Die Bomben werden tatsächlich einfach nur aus den Halterungen gelöst und fallen - weswegen? die Schwerkraft kanns nicht sein - gen Zerstörer. Ja ich weiß, es kann da zig technische Erklärungen geben, aber das Vorbild dieser Szene ist deutlich und empfand ich als völlig unpassend. Dabei waren die sonstigen Weltraumschlachtszenen wirklich sehr gelungen. 
 
Davon abgesehen war der Teil für mich wirklich ein Genuss im Kino. Wenn der Main title loslegt und der Fließtext einschwebt zu Beginn bekomme ich nach wie vor Gänsehaut und grinse wie ein kleines Kind :-)
 
Thandor
2. 20.12.2017 08:53
 
Ich bin mir sicher, dass die Antwort auf die Frage der Fragen von Rian Johnson ernst gemeint war, und hoffe auch, Disney/Abrams retconnen sie nicht, weil ich dies sehr gelungen fand. Es ist eine Rückkehr zur klassischen Heldengeschichte "vom Farmer zum Retter der Galaxis" aus dem allerersten "Krieg der Sterne", die ja ab ESB durch Lukes Herkunft verwässert wurde. Ich fand das wunderbar, und hoffe, das bleibt so.  
 
Ich liebe die Leia-Szene. Gerade auch nach ihrem Tod letztes Jahr ist das so ein bewegender Moment, wenn die Finger plötzlich wieder zum Zucken anfangen, und ihr Leitmotiv anschwellt. Wundershcön. Und so durfte auch zumindest 1x beweisen, dass sie stark in der Macht ist :)
 
Mit den Bombern hast du recht.  
 
Lukes Entwicklung hat dich also (so wie auch mich) nicht gestört? Die scheint ja - neben dem Humor und der Leia-Szene - für viele der größte Knackpunkt zu sein.
 
3. 20.12.2017 23:24
 
Ich hätte auch keine Probleme damit, wenn es bei der Antwort bliebe. Nach dem Hype darum in Ep. VII ist die Antwort ja eigentlich recht charmant, wie du schon schreibst. 
 
Vielleicht muss ich die Szene nochmal sehen, um mich damit irgendwie anfreunden zu können. Im ersten Durchgang wars für mich aber ne Niete. 
 
Nö, wieso? Warum muss Luke der heldenhafte Idealist bleiben? Warum kann oder darf ein Held nicht scheitern? Fand ich gut, zumal Hamill das Weltklasse spielt. Und den Humor fand ich im Gegensatz zu dir eigentlich ganz gut, musste aber zugegeben auch an Stellen lachen, wo es sonst im Kino still blieb. ^^
 
Thandor
4. 21.12.2017 00:07
 
Das mit dem Lachen hatte ich auch. Ich fand z.B. den Abschaum der Galaxis köstlich - jedoch scheinbar so ziemlich als einziger. Dafür war ich wiederum bei so Sachen wie dem Lichtschwert-Schulterwurf still, bei dem das halbe Kino vor Lachen gelegen ist.  
 
Das mit Luke sehe ich genauso. Zumal er es ja nicht durchgezogen hat (das wäre mir nämlich wohl auch zu viel gewesen). Es war einfach ein Moment der Schwäche. Viele bringen ja das Vader-Argument, aber damals hat er nur sein eigenes Leben riskiert; ganz andere Situation.
 
5. 31.12.2017 00:33
 
Was bin ich froh...
... über Deine Kritik! 😉 
Da wir ja bei den Prequels sehr unterschiedlicher Auffassung sind, hatte ich schon Angst Du würdest den Film verreißen. Denn - sind wir ehrlich - es gäbe viele einzelne Szenen. Ich will nicht spoilern, also nur so viel: Plotholes, überflüssig, übertrieben! 
 
Man könnte viel kritisieren. Aber der Film ist halt gut! War gerade das 2. Mal drin und fand ihn besser als beim 1. Anschauen.  
 
Wenn wir ehrlich sind hatte die Original-Trilogie doch genauso viele Fehler und Seltsamkeiten: wie einfach sich der Supersternenzerstörer ausschalten ließ, warum nur 3 Jäger den ersten Todesstern verteidigen usw. ! 
 
Aber die Filme machen so vieles richtig! Ich freue mich auf den Abschluss!
 

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