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Unfall im Weltraum Drucken E-Mail
Nach einem Drehbuch der "Thunderbirds"-Schöpfer Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 09 Dezember 2017
 
Advents-SPECiAL

 
Unfall im Weltraum
Originaltitel: Journey to the Far Side of the Sun/Doppelgänger
Produktionsland/jahr: UK 1969
Bewertung:
Studio/Verleih: Century 21 Television
Regie: Robert Parrish
Produzenten: Gerry Anderson, Sylvia Anderson & Ernest Holding
Drehbuch: Gerry Anderson, Sylvia Anderson & Donald James
Filmmusik: Barry Gray
Kamera: John Read
Schnitt: Len Walter
Genre: Science Fiction
TV-Premiere Deutschland: 07. Januar 1971
Kinostart UK: 08. Oktober 1969
Laufzeit: 101 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Roy Thinnes, Ian Hendry, Patrick Wymark, Lynn Loring, Loni von Friedl, Franco De Rosa, George Sewell, Ed Bishop, Philip Madoc, Vladek Sheybal, George Mikell, Herbert Lom u.a.


Kurzinhalt: Eine Sonde, die zur Sonne geschickt wurde, macht eine verblüffende Entdeckung: Auf der anderen Seite des Sterns scheint sich eine zweite Erde zu befinden, welche die Sonne auf der gegenüberliegenden Umlaufbahn und in genau derselben Geschwindigkeit umkreist – weshalb man bisher auf diesen Planeten unseres Sonnensystems noch nie aufmerksam wurde. Daraufhin bündeln die europäische Raumfahrtkommission und die NASA ihre finanziellen Mittel, um ein Raumschiff zu dieser zweiten Erde zu schicken. Als Piloten werden der NASA-Astronaut Glenn Ross und sein britischer Kollege John Cane ausgewählt. Den monatelangen Flug verbringen sie dabei in Stasis. Aus dieser wieder erwacht, setzen sie mit einem kleinen Gleiter zur Landung an. Dabei kommt es jedoch zu einer verheerenden Fehlfunktion, und der Gleiter stürzt ab, wobei Cane schwer verletzt wird. Während Ross seinen Partner versorgt, wird er von Menschen aufgegriffen – und findet sich kurz darauf im Space Center wieder. Ist das Raumschiff etwa während des Fluges wieder zur Erde zurückgekehrt?

Review: Szenenbild. Nachdem Gerry und Sylvia Anderson mit ihren Puppen-Serien – am bekanntesten und erfolgreichsten davon zweifellos "Thunderbirds" – erste Erfolge gefeiert hatten, versuchten sie sich bei "Unfall im Weltraum" zum ersten Mal an einer Mischform, die in weiterer Folge u.a. den Kultserien "UFO" und "Mondbasis Alpha 1" als Vorlage dienen sollte: Modellaufnahmen kombiniert mit echten Darstellern. Sprich: Alle Landschafts- und Effektaufnahmen wurden mit Miniaturen umgesetzt, statt von Puppen wird die Welt aber von normalen Menschen bevölkert, für die wiederum ganz gewöhnliche Sets gebaut wurden. Eine Kombination, die zuvor u.a. schon beim japanischen SF-Klassiker "Krieg im Weltenraum" Anwendung fand, und auch hier recht gut funktioniert. In beiden Fällen gilt, dass es hilft, wenn man so wie meine Generation mit den gerade angesprochenen Serien aufgewachsen ist und damit mit solchen Miniaturaufnahmen nostalgische Gefühle verbindet – oder aber es schafft, gegenüber eben solchen ein Auge zuzudrücken. Weil natürlich ist das aus heutiger Sicht heillos veraltet. Insofern findet man es entweder unfreiwillig komisch oder charmant. Für mich gilt letzteres.

Was mir auch gut gefiel, ist die grundsätzliche Idee der Spiegelerde. Ganz ganz ganz theoretisch wäre eine solche Entdeckung, zumindest zur damaligen Zeit, ja wirklich (noch) möglich gewesen. Und generell ist die Idee durchaus faszinierend. Sehr gut gefallen konnten mir auch die Sets, die nicht nur einen starken 60s-Touch haben (no na), sondern mich auch an die besten Arbeiten von Ken Adams für die James Bond-Filme erinnerten (u.a. der Verhörraum sticht diesbezüglich hervor). Und das Ende stach für mich dann ebenfalls heraus, weil ich mit diesem Ausgang des Geschehens nun wirklich nicht gerechnet hätte. Gut fand ich zudem die zart angedeutete Romanze zwischen dem Amerikaner und der Russin (und das mitten im kalten Krieg). Und auch, dass man sich an die "kein Sound im Weltraum"-Regel hält fällt positiv auf. Negativ macht sich in erster Linie die sehr langsame und schleppende Erzählweise bemerkbar. Der Film braucht sehr lang, bis er endlich mal zum Punkt kommt und die eigentliche Mission beginnt, und die ganze Vorbereitungsarbeit der Astronauten, ihr Training etc., war leider nicht wirklich interessant. Eben dies macht "Unfall im Weltraum" in der ersten halben Stunde noch zu einer ziemlichen Geduldsprobe, die von unnötigen Subplots wie die anfängliche Spionage-Story rund um Herbert Lom nur zusätzlich verstärkt wird. Aber auch nach der Ankunft auf der zweiten Erde ist nicht alles perfekt. So dauerte es für meinen Geschmack viel zu lang, bis die Figuren endlich dahinter kamen, was hier genau vor sich geht. Mir als Zuschauer war das viel zu früh klar, und danach wartete ich nur noch, bis es die handelnden Personen auch endlich checken. Zumal mir die Tatsache, dass dies so lange dauert, angesichts der Tatsache dass wir es hier mit Astronauten und Wissenschaftlern zu tun haben, unplausibel erschien. Und so gut mir der Ausgang des Geschehens grundsätzlich auch gefallen konnte, aber den Epilog fand ich doch eher unnötig. Und wer bei der allerletzten Einstellung nicht an "2001 – Odyssee im Weltraum" denken muss, hat Stanley Kubricks Meisterwerk noch nicht gesehen (und sollte dies schleunigst nachholen).

Fazit: Szenenbild. "Unfall im Weltraum" ist sicherlich kein unverzichtbarer Klassiker den man als Genre-Fan unbedingt gesehen haben muss. Hat man jedoch so wie ich ein Faible fürs Genre, und verbindet vielleicht sogar mit der Kombination aus Miniatur- und Realaufnahmen (à la "UFO" und "Mondbasis Alpha 1") nostalgische Erinnerungen, so ist "Unfall im Weltraum" zweifellos einen Blick wert. Aus heutiger Sicht zwar sowohl wissenschaftlich (die Stasis!) als auch produktionstechnisch veraltet, gefiel mir die grundsätzliche Geschichte, die der Film erzählte, ganz gut. Und die Modellaufnahmen mögen heutzutage recht eindeutig als solche erkennbar sein, waren für die damalige Zeit aber wirklich verdammt gut gemacht – und sehen auch heute noch nett aus. Bedauerlicherweise leidet der Film aber darunter, dass sich die Andersons scheinbar damit schwer taten, die Geschichte auf einen abendfüllenden Spielfilm zu strecken, was nicht nur in einzelnen unnötigen Subplots sondern vor allem auch einem viel zu ausgedehnten Astronautentraining resultiert, welche die Geduld des Zuschauers doch ordentlich auf die Probe stellen. Zudem war die Auflösung des Ganzen viel zu (früh) offensichtlich und vorhersehbar. Wer jedoch ein Herz für ältere Science Fiction-Filme hat, wird in ihm einen charmanten, nostalgischen und durchaus sehenswerten Eintrag ins Genre finden.

Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1969 Century 21 Television)


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