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Alien Intruder Drucken E-Mail
Trashige Billig-SF für Hardcore-Fans Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 05 Dezember 2017
 
Advents-SPECiAL

 
Flucht ins 23. Jahrhundert
Originaltitel: Alien Intruder
Produktionsland/jahr: USA 1993
Bewertung:
Studio/Verleih: PM Entertainment Group
Regie: Ricardo Jacques Gale
Produzenten: U.a. Joseph Merhi & Richard Pepin
Drehbuch: Nick Stone
Filmmusik: Miriam Cutler
Kamera: Michael Pinkey
Schnitt: Ron Cabreros, Lorne Morris, Paul volk & Peter Volk
Genre: Science Fiction/Erotik/Thriller
Kinostart Deutschland: -
Video-Premiere USA: 24. Februar 1993
Laufzeit: 90 Minuten
Altersfreigabe: keine Einstufung
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: Tracy Scoggins, Billy Dee Williams, Maxwell Caulfield, Gary Roberts, Richard Cody, Stephen Davies, Jeff Conaway u.a.


Kurzinhalt: In der fernen Zukunft des Jahres 2022 verliert man auf der Erde den Kontakt mit einem Raumfrachter, nachdem es an Bord scheinbar zu einer Meuterei kam. Commander Skyler setzt für die nun anstehende Rettungsmission auf Verbrecher, die nichts zu verlieren haben, und die auch niemand vermissen würde. Nick ist Navigator, DJ ein Computer-Hacker, Lloyd Mechaniker, und Peter Ingenieur. Zusammen mit diesen vier Männern bricht er auf, um das Schicksal der U.S.S. Holly zu ergründen. Er ködert sie mit dem Angebot, dass sie in ihrer Freizeit ein nigelnagelneues Virtual Reality-System nutzen dürfen, dass ihre kühnsten Träume wahr werden lässt. Cowboy im Wilden Westen sein? In den 70ern mit Freunden den Highway entlangcruisen? Im Casablanca der 40er einen Nachtclub leiten? Oder einfach mit der Geliebten in einem paradiesischen Haus am Strand leben? All diese Möglichkeiten stehen den vier offen. Schon bald sind sie jedoch überrascht, in all ihren unterschiedlichen Simulationen immer wieder der gleichen, verführerischen Frau über den Weg zu laufen. Was keiner von ihnen ahnt: Bei Ariel handelt es sich um einen außerirdischen Computervirus…

Review: Szenenbild. Ich denke, es dürfte mittlerweile kein Geheimnis sein, dass ich ein Herz für Science Fiction-Trash habe. Ein Film kann nicht billig genug produziert sein oder bescheuert genug klingen, als dass ich ihn mir wenn er mir mal günstig in der 1-2 Euro-Schütte bei der Comic- & Filmbörse unterkommt nicht kaufen würde. Selbst, wenn das Ergebnis dann enttäuschender Mist wie "Starship Rising" ist. Wobei mein Herz zugegebenermaßen auch eher für älteren Trash, und dabei insbesondere der 80er und 90er schlägt, als für aktuelle Produktionen (die sich halt meist durch billige CGI auszeichnen). Bei "Alien Intruder" war es nun in erster Linie die Besetzung, die mich ansprach. "Star Wars"-Veteran Billy Dee Williams in einem trashigen SF-C-Movie mit den "Babylon 5"-Alumni Tracy Scoggins und Jeff Conaway? Gekauft! Als zusätzlicher Pluspunkt kam dann auch noch die durchaus interessant klingende Inhaltsangabe dazu. Letztendlich habe ich bei ihm ziemlich genau das bekommen was ich erwartet habe. "Alien Intruder" ist – wie ja auch schon die Wertung zeigt – beileibe kein guter Film. Angesichts meiner Vorliebe für SF-Trash sowie die Besetzung bereue ich es jedoch keinesfalls, ihn gesehen zu haben.

Etwas, dass mich selbst an den schlechteren SF-Trash-Filmen immer wieder fasziniert, ist der Widerspruch zwischen den unverkennbaren Ambitionen und dem letztendlich dabei herausschauendem kümmerlichen Ergebnis eben dieser; sei es aufgrund von fehlendem Talent oder mangelndem Budget. In "Alien Intruder" ist beides zu beobachten. Der Film ist einerseits überaus dilettantisch und sieht andererseits extrem billig aus. Ich habe Amateur-Fanfilme gesehen, die einen hochwertigeren Eindruck machten, als das hier. Vor allem die Sets der Raumschiffe und vom Gefängnis stechen hier negativ heraus. Die oftmals grauen Hintergründe und Wände ohne jeglichen Details oder generell die sehr kleinen Räume machen deutlich, dass nach der Besetzung und der Buchung der erforderlichen Außenlocations kein Geld mehr für Set-Design und -Konstruktion vorhanden war (immerhin beweist man mit dem knappen Kommentar, dass ihr aktuelles Schiff ein genaues Duplikat des verschollenen wäre, insofern Selbstironie, als man damit zugleich erklärt hat, warum das Innere beider Schiffe völlig ident aussieht). Gleiches gilt auch für die Effekte, die man selbst in Filmen, die 40 Jahren vor ihm entstanden hat, auch schon wesentlich besser gesehen hat. Und auch bei der Musik bekleckert man sich nicht gerade mit Ruhm. Synthie-Mucke in allen Ehren, aber wenn sie derart billig gemacht ist wie hier, erstickt sie leider das Aufkommen jedweder Atmosphäre im Keim. Das Drehbuch wiederum hat zwar die eine oder andere nette Idee zu bieten (dazu gleich), aber die Dialoge sind überwiegend furchtbar, und nicht selten unfreiwillig komisch. Und generell ist "Alien Intruder" einer jener Filme, die – abseits der bekannten Gesichter und der Location-Aufnahmen– so wirkt, als wäre er übers Wochenende in einer Garage entstanden.

Szenenbild. Schauspieltechnisch ist "Alien Intruder" ebenfalls kein Highlight. Billy Dee Williams wirkt so, als hätte er eine Wette verloren, und holt sich hier einen kleinen Gehaltsscheck für gefühlte fünf Tage Arbeit ab, ohne sich einen Haxn auszureißen. Jeff Conaway ist – wie sein "special appearance"-credit schon andeutet – sogar noch kürzer dabei. Und bei der vierköpfigen Knacki-Crew mangelt es abwechselnd an Einsatz und/oder Talent. Einzig Tracy Scoggins sticht mit ihrer engagierten Performance positiv heraus, und scheint Spaß mit ihrer Rolle gehabt zu haben. Womit wir auch endlich die positiven Aspekte erreicht hätten. So sorgen die vier Simulationen, welche die vier Crewmitglieder besuchen, für Abwechslung; wobei für mich vor allem das eindeutig an "Casablanca" angelehnte ("Peter, I'm afraid this is the end of a beautiful friendship.") und in schwarz/weiß gehaltener 40er-Jahre-Setting hervorstach. Der starke Erotik-Einschlag inklusive nackter Tatsachen schafft es zudem, den Film einerseits noch billiger und trashiger zu machen, ihm andererseits aber doch auch einen gewissen Reiz zu geben. Und das Konzept mit dem außerirdischen Virus, dass sich in die Simulationen reinhackt und so die Männer für sich gewinnt, hat auch einen Charme. Die dürftig-billige Ausführung macht "Alien Intruder" allerdings wirklich nur für die hartnäckigsten SF-Trash-Fans empfehlenswert.

Fazit: Ein Herz für billigsten SF-Trash ist Grundvoraussetzung, um überhaupt darüber nachzudenken, sich diesen Videothekenschund aus den frühen 90ern in die Sammlung zu holen. Eine Affinität zu den hier vertretenen bekannteren Gesichter – Billy Dee Williams, Tracy Scoggins, Jeff Conaway – schadet auch nicht. Und über amateurhafte Inszenierung, laienhafte darstellerische Leistungen, grottige Effekte und billig Sets sollte man ebenso hinwegsehen wie über grauenhafte Synthie-Mucke hinweghören können. Schafft man all das, ist das Ergebnis immer noch kein guter Film – aber ein nicht uninteressanter. Die einzelnen VR-Simulationen sorgen für Abwechslung, das Grundkonzept hat durchaus einen gewissen Reiz, und Tracy Scoggins wertet den Film mit einer engagierten Performance unter vollem (wenn auch im Schatten verborgenen) Körpereinsatz auf. Von ähnlich gelagerten Filmen wie "Lifeforce" oder "Species" ist "Alien Intruder" zwar Lichtjahre entfernt. Als großer Genre-Fan bereue ich es jedoch auch nicht, mir dieses billigst-trashige Kuriosum angeschaut zu haben.

Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1993 PM Entertainment Group)


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