Kurzinhalt:
Mehrere Crewmitglieder gratulieren B'Elanna Torres zum Tag der Ehre. Diese ist darüber jedoch alles andere als erfreut, steht sie doch mit ihrer klingonischen Seite auf Kriegsfuß. Zum Glück lenkt sie eine wichtige Außenmission ab, im Zuge derer man eigentlich wichtige Rohstoffe besorgen wollte. Stattdessen stellt sich der Fund vielmehr als Falle der Kazon heraus, die B'Elanna und Harry Kim gefangen nehmen. Kurz darauf wird das Schiff in dem sie verschleppt wurden jedoch seinerseits von unbekannten Außerirdischen angegriffen. Daraufhin werden B'Elanna und Harry in ein Arbeitslager gebracht. Während die U.S.S. Voyager die Suche nach den entführten Crewmitgliedern aufnimmt, suchen Harry und B'Elanna nach einem Weg, aus der Fabrik zu fliehen. Bei der Flucht wird sich dann allerdings just B'Elannas so verhasste klingonische Seite als essentiell erweisen…
Review:
Ach ja, Michael Jan Friedman. Es ist ja schon wieder länger her, dass mir ein Roman von ihm im Zuge meiner "Star Trek"-Literaturbesprechungen vor die Nase gekommen ist, aber wer meine Reviews schon länger verfolgt wird sich vielleicht daran erinnern, dass er jetzt nicht unbedingt zu meinen Lieblingsautoren zählt. Ich finde seinen Schreibstil sehr oberflächlich und seine Plots teilweise richtiggehend hanebüchen. "Ihre klingonische Seele" bildet da leider keine Ausnahme; vielmehr haben wir hier auf dichtem Raum eine Sammlung seiner schlimmsten Tendenzen. Schon allein, dass die Crewmitglieder B'Elanna ständig auf den Tag der Ehre ansprechen, wirkt unglaubwürdig – immerhin sollte doch bitte schön allgemein bekannt sein, dass B'Elanna mit ihrer klingonischen Seite nicht viel anzufangen weiß und es nicht gerade gern hat, an ihre entsprechende Abstammung erinnert zu werden. Warum sollten sie also alle deswegen nerven? B'Elanna selbst scheint zudem in ihrer eigenen Entwicklung wieder einen deutlichen Schritt zurück gemacht zu haben. Die Ereignisse aus "Von Angesicht zu Angesicht" werden zwar referenziert, aber könnte man meinen, sie hätte dort mit ihrer klingonischen Seite Frieden geschlossen, wirkt sie hier jetzt wieder genau so unzufrieden mit sich selbst wie vor diesem Abenteuer. Auch das will nicht so recht zusammenpassen. Zumal "Ihre klingonische Seele" letztendlich genau die selbe Entwicklung/Erkenntnis noch einmal beschreibt, nur ohne den Bonus, dass sich ihre beiden Hälften so direkt gegenüberstehen – was " Von Angesicht zu Angesicht " eben so interessant machte. Hier erkennt sie einfach nur, dass ihre klingonische Seite manchmal halt auch ein Segen statt ein Fluch, bzw. eine Stärke und nicht eine Schwäche, sein kann. Aber eben das, so könnte man meinen, sollte ihr doch eben genau in "Von Angesicht zu Angesicht " schon bewusst geworden sein. Zumindest war genau das der Punkt der Folge. Was "Ihre klingonische Seele" leider völlig überflüssig macht.
Auch die Storyline rund um Harry lud teilweise ordentlich zum Kopfschütteln ein. Zu Beginn trainiert er im Holodeck mit Tom Paris, wie man ein Shuttle durch ein Asteroidenfeld navigiert. Harry stellt sich dabei nicht unbedingt sonderlich gut an, und scheitert jedes Mal. Frustriert denkt er sich, dass so ein Fall ja auch niiiieeee eintreten könnte. Und jetzt dürft ihr 3x raten, was am Ende des Romans passiert. Das ist einfach alles so konstruiert. Und natürlich, obwohl er im Holodeck immer gescheitert ist und am Ende kein flinkes Shuttle, sondern vielmehr einen behäbigen Frachter steuert, gelingt es ihm natürlich. Das ist einfach derart offensichtlich und hanebüchen geplottet, dass es wirklich eine Schande ist. Und zum Drüberstreuen gibt's dann auch noch eine dritte Handlung rund um die einzige Überlebende, die sich nicht behandeln lassen will. Dort fällt einerseits Kes mit ihrer Arroganz unangenehm auf ("Wenn Sie uns Ihre Gründe erklären, sind wir vielleicht imstande, Ihre Meinung zu ändern". – WTF?), und dann die Deus Ex Machina-Lösung, wo es Kes mit dem Hologramm einer realen Figur, wo man sich einfach nur fragt, wo zum Teufel sie die Daten herhaben will um seine Persönlichkeit nachzubilden, natürlich doch noch gelingt, sie umzustimmen. Das ist alles einfach so hirnrissig, dass es zum Haareraufen ist. Das einzige, was den Roman ansatzweise rettet: Er ist kurz und dank der oberflächlichen Schilderung der Ereignisse auch flott erzählt, weshalb zwar da und dort Frust, aber immerhin nie Langeweile aufkommt. Zudem kann und will ich Friedman ein Gespür für die Figuren nicht absprechen. Vor allem B'Elannas inneren Konflikt beschreibt er zwar sehr oberflächlich, aber doch schlüssig. Ändert aber halt auch nichts daran, dass man sich als Leser unweigerlich fragt, warum sie die Lektion aus "Von Angesicht zu Angesicht" unbedingt noch einmal lernen musste.
Fazit:
Michael Jan Friedman und ich werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. Seine Romane sind mir meist zu oberflächlich geschrieben, und die Entwicklungen darin manchmal zu erzwungen. "Ihre klingonische Seele" bietet hier nicht nur keine Ausnahme, sondern vielmehr ein Paradebeispiel. B'Elannas innerer Konflikt negiert die Ereignisse aus "Von Angesicht zu Angesicht", dass sich Harry am Ende in einer fast identischen Situation zu den Holodeck-Simulationen wiederfindet war mir viel zu konstruiert, und bei der Story rund um Kes und die unwillige Patientin bedient er sich einer unsinnigen Deus Ex Machina (und von der Ausführung abgesehen fand ich allein die Idee schon völlig bescheuert). Damit ist in jedem der hier enthaltenen Handlungsstränge der Gagh-Wurm drin. Gerettet wird "Ihre klingonische Seele" einzig von seinem flotten Erzählstil, der keine Langeweile aufkommen lässt, sowie seinem zugegebenermaßen grundsätzlich vorhandenen Gespür für die Figuren. Davon abgesehen lud mich "Ihre klingonische Seele" aber in erster Linie zum Kopfschütteln ein.
Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel
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