Originaltitel: Rocks and Shoals Episodennummer: 6x02 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 06. Oktober 1997 Erstausstrahlung D: 16. Mai 1998 Drehbuch: Ronald D. Moore Regie: Mike Vejar Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Michael Dorn als Lt. Commander Worf,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Andrew J. Robinson als Garak,
Phil Morris als Remata'Klan,
Christopher Shea als Keevan,
Aron Eisenberg als Nog,
Paul S. Eckstein als Limara'Son,
Lilyan Chauvin als Yassim,
Sarah MacDonnell als Lisa Neeley,
Joseph Fuqua als Paul Gordon u.a.
Kurzinhalt:
Nachdem es ihnen gelungen ist, das Ketracel-White-Lager zu zerstören, wird die Einsatztruppe unter dem Kommando von Captain Sisko in ihrem erbeuteten Jem'Hadar-Jäger von feindlichen Schiffen des Dominion angegriffen. Mit letzter Not flüchtet man sich in einem Weltraumnebel, in diesem verbirgt sich jedoch ein Planet. Garak kann die Bruchlandung im Wasser nicht mehr verhindern, und so schleppt man sich danach an den nahegelegenen Strand, und zieht sich daraufhin in eine Höhle zurück. Am nächsten Morgen werden Garak und Nog als sie die Gegend erkunden von Jem'Hadar gefangen genommen. Auch deren Schiff ist auf dem Planeten abgestürzt, wobei ihr Vorta schwer verletzt wurde. Dieser schickt daraufhin den Kommandanten der Jem'Hadar, Remata'Klan, um mit Captain Sisko über einen Austausch der Geiseln zu verhandeln: Garak und Nog gegen Sisko und Bashir. Als der Captain zustimmt und nachdem Keevan von Bashir verarztet wurde, wendet sich der Vorta mit einem unmoralischen Angebot an Sisko: Er will ihm den Angriffsplan der Jem'Hadar für den nächsten Morgen verraten, da er sie aufgrund des ausgehenden Ketracel-Whites nicht mehr lange unter Kontrolle halten kann. Captain Sisko sieht sich daraufhin mit der schwierigen Entscheidung konfrontiert, sich auf einen offenen Kampf mit den Jem'Hadar einzulassen, oder sie in die Falle zu locken und abzuschlachten…
Denkwürdige Zitate:"Don't be too hard on him, young man. He just saved your life."
(Keevan zu Nog, nachdem Garak gerade zugegeben hat, dass sich unter ihnen ein Arzt befindet.)
"Sounds like he wants to trade two low-ranking prisoners for two more valuable ones. Would you make a deal like that?" "No." "Then why should I?" "You shouldn't."
(Remaka'Klan gibt sich im Gespräch mit Sisko erstaunlich offen.)
"Once you've take care of the Jem'Hadar, I'll give you the com-system and surrender to you as a prisoner of war." "And you spend the war resting comfortably as a Starfleet POW while your men lie rotting on this planet." "I see we understand each other."
(Keevan macht deutlich, wie wenig ihm am Überleben seiner Truppen gelegen ist.)
Review:
Meine Zweitsichtung von "Deep Space Nine" hat mir gezeigt, dass ich mich an die meisten Episoden, wenn überhaupt, dann nur mehr sehr flüchtig erinnern kann. "Entscheidungen" bildet da eine Ausnahme. Es war zwar nicht so, dass ich den Titel gelesen und gleich gewusst hätte, worum es geht, aber das mit dem Gefecht zwischen der Sternenflotte und den Jem'Hadar in dieser überaus nett gewählten Location hatte ich ebenso noch im Gedächtnis, wie das Treffen mit dem verletzten Vorta, und wie dieser seine eigenen Soldaten verrät. Ich war bei der Erstausstrahlung ja nicht der größte Fan der Serie – und das hat sich bislang auch beim neuerlichen Durchlauf nicht geändert – aber das ist mir damals doch positiv hervorgestochen, und erinnerte in vielerlei – und positiver – Hinsicht an "Babylon 5" (vor allem der Angriff auf die Station durch die Truppen der Erdregierung drängt sich hier als Parallele auf). Dahingehend, dass der Krieg bzw. Action hier mal nicht als cool dargestellt werden, sondern die Verluste, die Tragik und der Horror einer solchen Begegnung im Mittelpunkt stehen.
Nirgends wird dies deutlicher als am Ende, wo sich Captain Sisko und seine Mannschaft gezwungen sieht, die Jem'Hadar abzuschlachten. Vor allem Avery Brooks vermittelt den Preis, den seine Figur dafür zahlt, mit seiner steinern-verhärmten Mine ausgesprochen gut. Aber auch den anderen ist anzumerken, dass sie der Ausgang des Kampfes – wie hoffentlich auch den Zuschauer – nicht kalt gelassen hat. Und die Inszenierung durch Mike Vejar, welche die Dramatik des Moments durch den gezielten Einsatz von Zeitlupen noch einmal verstärkt, trägt ebenfalls viel zum Gelingen der Szene bei. Jedenfalls war der tragische Ausklang mit Abstand das Positivste an der Folge. Gut fand ich darüber hinaus die Leistung von Christopher Shea. Zwar mag Weyoun mehr Spaß machen, dafür wirkt Keevan sogar nochmal eine ganze Ecke schäbiger und verschlagener als dieser. Da bekommt "ein Kerl, bei dem man es liebt, ihn zu hassen" gleich eine ganz neue Bedeutung. Nett fand ich zudem der Respekt, der im Verlauf der Folge zwischen Sisko und Remata'Klan entsteht – was natürlich notwendig war, damit das Finale dann die gewünschte Wirkung erhält. Die Locationauswahl stach für mich ebenfalls hervor, sowohl die Klippen an der Küste, als auch die Grube, in der die beiden größeren Auseinandersetzungen stattfinden. Die Effekte – vor allem zu Beginn, mit dem fliehenden Dominion-Schiff und dem Weltraum-Nebel – konnten sich ebenfalls wieder sehen lassen. Und auch wenn ich die Haupthandlung insgesamt schon stärker fand, trug auch die B-Story ihren Teil zum Gelingen der Folge bei. Wie Kira langsam aber sicher in Routine verfällt und ihr gar nicht mehr auffällt, dass sie scheinbar aufgegeben hat und dem Dominion bereitwillig hilft – bis der Selbstmord der Vedek sie wieder wachrüttelt. Dass mich die Folge trotz dieser positiven Aspekte nicht noch mehr begeistert hat, liegt in erster Linie an den zwar ebenfalls schon recht unterhaltsamen, aber für sich genommen noch nicht übermäßig spannenden, interessanten und/oder dramatischen ersten dreißig Minuten. So richtig dreht "Entscheidungen" eben erst am Ende auf. Der Rest war zwar auch ok, aber eben kein Highlight.
Fazit:
"Entscheidungen" besticht in erster Linie mit dem starken Finale, wo sich Captain Sisko und seine Leute schließlich dazu gezwungen sehen, Remata'Klan und seine Soldaten – die nachdem Keevan sie verraten hatte keine Chance mehr hatten, das Gefecht zu gewinnen, abzuschlachten. Auch wenn die Jem'Hadar ihnen keine andere Wahl gelassen haben, so war es dennoch eine sehr harte Entscheidung, und die Folge macht auch deutlich, dass sie niemandem leicht gefallen ist – vor allem Sisko nicht. Aber auch abseits des hochdramatischen Ausklangs fand ich die Haupthandlung recht gelungen. Sie braucht zwar etwas, ehe sie Fahrt aufnimmt, und die erste halbe Stunde ist noch nicht übermäßig begeisternd, bot aber bereits kurzweilige Unterhaltung – und gefiel mir vor allem dank Christopher Sheas herrlich schmieriger Darstellung von Keevan. Auch die Handlung auf Deep Space Nine fand ich hier schon deutlich gefälliger als im Staffelauftakt. Selten haben wir Kira so unterwürfig gesehen wie hier, doch der Selbstmord der Vedek zwingt sie dazu, aus ihrer Apathie zu erwachen und ihren Kampfgeist zu wecken. Damit wird auch dieser Handlungsstrang endlich interessant. Die für sich genommen noch nicht übermäßig packende erste halbe Stunde hat eine (noch) höhere Wertung zwar verhindern, dennoch zähle ich "Entscheidungen" – vor allem aufgrund des Finales – zu den besseren DS9-Folgen.